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verurthcilte Republikaner wurden vorgestern aut den Gefängnissen d-n Lyon Ze ,ogen, wo sie seit 13 Monaten festgehalten werden, ohne von chxen Familie« ein letzte« mal Abschied nehmen zu können, gestern au« dem Äefangüiß von in Pari« herautgeholt und in jene schmachvollen Galeerenwagen gesteckt, welche sie geradenwegs nach Brest führen, werden st« auf ein Schiff gebracht, welche« sie nach Nukahiva 1500 Meilen weit von Frankreich schaffen wird. Alle Drei sind» sie voll Lebenskraft, voll Hoffnung und Glaublen; allen Verfolgungen, die mach für sie ausbewahrt, werden sie ein Lächeln entgegensetzen, ewig dir (Berechtigkeit des Volks und Gottes vertrauend. Ein einziger Tcdänke betrübt ihre Seelen, der nämlich, daß ihre Familien nicht erfahren haben, welchen Weg man sie führt, nach welcher Stadt man sie bringt, und von denen sie nicht einmal ein letztes Wort des Trostes und der Liebe werden mitnehmen können. Der Ehrenmann, in besten Hände dieses Briefchen fällt, daS wir der Obhut Gotte« und seines Gewis sens empfehlen, wird gebeten, et zu versiegeln und nach einer der zwei Adressen, die hier unten folgen, abzusenden, und zugleich den Ort anzugeben, wo er eS ge funden; er möge cs abschreiben und nach beiden Adressen senden, damit die Fa milien und die Freunde davon unterrichtet werden. Welche auch seine Meinung, seine politische Ueberzeugung sei, er wird dies thun und Gott soll et ihm lohnen. Älph. Gent. An Hrn. B. Gent, Cour de l'Egalite 6 Lyon. An Hrn. Michel (de Bourget) BolkSrepräsentanten, 10 Rue de Berlin in Paris." -f-Paris, 28. Nov. Zu den denkwürdigsten Phänomenen der allgemei nen Verwirrung, die jetzt in Frankreich herrscht und besonders zu den cha rakteristischen Zügen für die Treulosigkeit und Desertion der Parteien, gehört die jetzige Stellung des Journal des Döbats. Es ist von einer Regie rung gar nicht ungeschickt, gewisse Oppositions-Journale zu beschützen, unter der Bedingung, daß sie gerade bei den wichtigsten Fragen auf ihre Seite treten. Ein solche- Organ leistet dann weit größere Dienste als ein rein gouvernementalcs. Nachdem das Journal des De'bats durch sein Vorschie ben der Candidatur Joinville's Oel in die Flamme gegossen und die aggres sive Politik des Präsidenten hatte veranlassen helfen, wendete es sich, als die Krisis für die Regierung begonnen, mit einem Male letzterer zu und sprach sich bei demjQuästorenantrage entschieden gegen denselben aus. Sein altes Gewicht hat nicht wenig zu dem Siege der Negierung bcigetragen. Jetzt ist der Kammer ein letztes Mittel gegeben, ihre Autorität durch schnelles Votiren des Verantwortlichkeitsgesetzes zu retten, und siehe da, das Journal des Debats beschwört die Kammer, diesen neuen Funken der Zwietracht nicht anzüfachen. Die Politik aller Parteien spiegelt sich mehr oder weniger in dieser Haltung ab. Wer nicht eine ganz unabhängige, der Erhaltung des Präsidenten geradezu widersprechende Existenz hat, geht in das feindliche La ger über, und wenn das so fortdauert, wird der Sieg dem Präsidenten leich ter werden, als er selbst hoffen konnte. In seiner Rede an die lon doner Laureaten hat der Präsident die Anklage gegen hie „socialistischen und bonapartistischen Parteien" ganz offen ausgesprochen und wenn man dies mit der Thatsache zusammenstellt, daß der Minister des Innern seine in der Kammer gegebene Erklärung: Das Cabinet glaube nicht an das von Hrn. Cässagnac erwähnte Complot, im Moniteur durch die Worte ändern ließ : das Cabinet habe keine Beweise von dem Complot, wenn man, sage ich, diese beiden Thatsachen zusammenstellt, so kann über die Dispositionen der Regierung kein Zweifel mehr herrschen. Es wird noch dahin kommen, daß man Hrn. Creton, weil er ein Duell mit Hrn. Caffagnac nicht an nahm , für feige und Letztern für den Pfleger der Interessen der Gesell schaft erklärt. — Nach einer hier angelangtcn telegraphischen Depesche aus Portsmouth hat das Dampfboot Geyser Nachrichten von Montevideo ge bracht, welche die vollständige Befreiung der Republik bestätigen. Großvritannie«. London, 29. Nov. Ueberpen muthmaßlichen Einfluß Kossuth's auf die Politik Amerikas äußert sich Mörning Chronicle folgendermaßen: „Der durch sein Redner- talent brillirende Flüchtling wird eS ohne Zweifel vermeiden, der einen oder andern politischen Partei in den Vereinigten Staaten Avancen zu machen; er wird sicherlich mit vollendetem Takte den schmalen Weg zwischen beiden zu finden wissen, obwol dieser an manchen Stellen so enge ist, daß ein selbst im Sondiren sehr geübtes Auge kaum dessen Verlauf erkennen dürfte. Kossuth jedoch ist zu gewandt,,'um über diese Schwierigkeiten zu stolpern.. . Das Schwie- rigste wird allerdings für ihn sein, eine Mittelstellung zkvischen den Aboliti onisten und den südlichen Sklavenstaaten einzunehmen. Aber wir zweifeln gar nicht, daß sich Kossuth auch aus diesem Dilemma mit Geschick heraus- winben wird. Er wird mit Wdrten um sich werfen, wird gefährliche Fra- gen mit' nationalen ConipliMenten pariren. Wo er mit den Partisanen des freien Bodens zu thun hat, wird er von den Bauern, die er selbst cmanci- pirte, wie von Brüdern sprechet; den Sklaveneigenthümcrn gegenüber wird er gewiß nicht vergessen, darauf hinzudeüten, daß sie Weiße, weiße Brüder sind. Aber trotz dieser Neutralität wird der Enthusiasmus, den Kossuth's Auftreten erzeugen muß, nur einer Partei zu Gute kommen. Er wird der Messias jener Partei sein, deren Stichwort ein Angriff nach außen ist, und für Diejenigen, welche eine Razzia auf nachbarliches Gebiet misbilligen, wird seine Ankunft ein schwerer Schlag sein... Die kräftigen Reden Kossuth's werden trotzdem nicht im Stande sein, Amerika zum Kriege gegen Rußland oder Oesterreich aufzustacheln. Denn die Republik wird wie jener griechische Führer sagen: Es liegen Meilen nebelbedeckter Berge und eine wiberhallende See zwischen uns — aber Mejico, Cuba, die unglücklichen kleinen Staaten von Mittelamerika werden darunter zu leiden haben; vielleicht auch Canada, wenn auch mittelbarer. Wenn Kossuth nur die Hälfte de- Erfolg-, den er in England hatte, jenseits des Atlantischen Oceans erringt, dann wird die Masse jener amerikanischen Bürger, die zwischen Whigs und Demokraten hin- und herschwanken, und am Ende in der politischen Wagschale den Aus schlag geben, sich jenem Führer in die Arme werfen, der ihrer Heißblütig ¬ keit dtzrch frische Thaten zu genügen verspricht. Und alle unsere bitherigen Erfahrungen üb-r amerikanische Politik müßten nicht« taugen, wep» diese» Führer, einmal zur Macht gekommen, sein Versprechen nicht «füllen sollte^ indem er die Armeen der Republik nicht auf den nächsten, schwächsttn und« profitabelsten ihrer Feinde lo-läßt." ' — In einigen Tagen endlich! söllen di« Dekrete der Synode vow Thurle- verösftntlicht'werden und die Dmtuer der Propaganda gegen ge- meinsamen Schreib- und Rechntnunterricht katholischer und ketzerischer Kin- der von allen Kanzeln der Insel ertönen. Es ist aber gut zu wissen, daß nicht nur das katholische Publicum, sondern stellenweise auch der untere ka tholische Klerus anfängt, die Bannstrahlcn der Synode für nicht mehr als Kolophoniumblitze zu achten. In Waterford und Galway haben sich die Corporation (die au- lauter katholischen Mitgliedern besteht) und die katho lischen Kirchspielgeistlichen mit den Presbyterianern und Anglicanrrn ver einigt, um die Stadtschulen nach dem Muster der „gottlosen" Queen'S-Col- legeS zu organisiren. Ueberhaupt darf man nicht vergessen, daß die ältere Geistlichkeit lange nicht so ultramontan gesinnt ist (man denke nur an den hochgebildeten greisen vr. Murray in Dublin) wie die ehrgeizige jüngere Priestcrgcneration. Die Bewunderer Wlseman's und Cullen'S übertreffen an- Bigoterie und plumpem Obscurantssmus den italienischen und spanischen Klerus der zwanziger Jahre. Wenn cs nach dem Kopfe des irischen Pri mas ginge, würde Paddy lieber sein Schwein als einen Ketzer zum Abc- lehrer seiner Kinder machen und alle Schulbücher verbrennen, biS eine rein römisch-katholische Geographie, Arithmetik und Kalligraphie erfunden ist. — Die Geldsammlung für die projectirte katholische Universität in Dublin soll glänzende Fortschritte machen. Am reichlichsten steuern die Irländer in Amerika bei. So erhielt vr. Cullen unlängst die frohe Bot schaft, daß i» Ncuyork 1000 Pf. St. gesammelt wurden und daß alle Aus sicht vorhanden sei, in wenigen Monaten vier mal so viel aufzutreiben. BiS- jctzt machen die Gcsammtbeiträge über 30,000 Pf. St. Belgien. Ein cigenthümlicher Bauplan nebst Concessionsgesuch ist diesör Tage der Regierung vom Ingenieur Tarte zugekommen. Es handelt sich uni die Errichtung einer neuen Seestadt, gegenüber von Antwerpen und mit letzterer Stadt durch eine feste Brücke verbunden. Dieselbe soll" 8730 Meter Umfang erhalten, mit einem Vorhafen für 315 Schiffe, einem Bas sin der freien Entrepots für 888 Schiffe, Waärenhäusern, Schiffswerften, einem Handels- und Jndustriepalaste, einem Zollgebäude, einem Carävan- scrai für Auswanderer rc. versehen sein. Die GesammtauSgabe, sowol für Bodenankauf als Ausführung der Häfen und öffentlichen Gebäudd wird auf 80 Mill, veranschlagt. Diese Summe soll durch die Erhöhung des Böden- werthes und durch eine an die Stelle der Stadtzölle einzurichtende Asse- curanzsteucr wieder eingebracht werden. Aus dem Beispiele Liverpool«) daS seit der Errichtung der gegenüberliegenden Stadt Birkenhead im Jähre 1841 (jetzt 18,000 Seelen zählend) seine BevölkerungSzahl um mehr al« 100,000 Seelen hat zunehmen sehen, wird der Schluß gezogen, daß auch die Btdew- tung Antwerpens durch die projectirte Rivalin keine Gefahr lauft. «Königreich Sachse«. * Freiberg, 1. Dec. Daß der Jesuit ismus wiederum sein Haupt erhebt, ist 'eine allgemein bekannte Thatsache; daß seine Träger noch immer die erbittertsten Feinde de- Protestantismus sind, ist nicht Minder bekannt; und daß endlich die Jünger Loyola's als höchst brauchbare Bundesgenossen für eine gewisse politische Richtung herbeigerufen worden sind, wer möchte dies nicht erkannt haben? Zu den Mitteln nun, womit der Protestantis mus jene Feinde zu bekämpfen und selbst in ihrem eigenen Heerlager anzu greifen im Stande ist, gehören unstreitig in der neuesten Zeit die Gustav- Adols-Vereine. Und da Druck Gegendruck erzeugt, wo überhaupt noch Kraft ist, so haben gerade dadurch, daß die Jesuiten so offen wikbrr h«r- vorgetreten sind, jene Vereine auch eine neue Belebtheit erhalten. „Der alte böse Feind, es mit Ernst jetzt wieder meint", hat viel« der Schlum mernden aufgeweckt. Dem Protestantismus ist die ernste Lehre geworden^ daß er sich nicht in Sicherheit einwiegen lassen dürfe, um so wenige«, da in seiner eigenen Mitte in den jüngst verflossenen Jahren sich destruktive Richtungen gezeigt haben, die den Gegnern Blößen darboten?, denen, Be nutzung sie sich nicht versagen zu dürfen glaubten. Doch genug. Auch bei unS hat der Gustav-Adolf-Verein an Frische und TheilNahmr gewonnen. Dies gab die io den jüngsten Tagen- abgehaltcn« Versammlung in erfreu licher Weise zu erkennen. Mit Gesang und Vortrag ward sie enöffM» Der Anwesenden waren mehr als gewöhnlich. Die Einnahme zeigti l eiw namhaftes Steigen gegen da- vorige Jahn. Wir können nfttl wünschen^ daß das Wachsthum kein vorübergehendes sei und daß die Männir, di»,at» der Spitze unsers Verein« stehen, ihr Amt mit Freuden und nicht mit: Seufzen thun. Uebrigens wird im nächsten Jahre eine HauptversamMlüng der Gustav-Adolf-Stiftung bei uns sein, wie in Glauchau beschloffen wovdem > '""»W m." , U H««öes nnA ^«^«skvie» »Leipzig, 2. Dec, Leipzig, DreSdn. I«5'/, Br., 1-15 G.; Sächs.-Bairo87^,«w.>. 87V, G.; Sächs.-Schlesische 100'/, Br., 100^ G.; Löbau-Zittau 2« Br. ; Ma-Hb> Leip,. 211 Br., 2««7, G.; Berl.-Anh. 111 Vr., IIüV, G.; Berl.-Stett. 12-'/, Br., 121'/, Köln-MlndeN 108 Bt., 107^ G.; Thüringer 74Vc Br.„74 G. ; Fr.-W.-Nört>b. - t AltöNa- Meter lO7 Vr.,I0ÜV° 'Änhaft.-Deffautr Mtzttb. IK. X. 145G.; 1K. S.1IS'/,Br., II0GÖ Preuß.Bank.-; WienerÄaNtNE 80 Br., 7SV, G.