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Dienstag. Di. Atinmg «schütt mit ilnln-hnu dc< «r,n»tag« lä-ltch jwe! mal und wird autgegeben In D«tp< Gig Vormittag» ll Uhr, «den»» s Uhr; in »r.ir.n Abend» S Uhr, Vormittag» « Uhr. . Zweite Ausgabe. Abends 6 Uhr. 2. December 185Z. —- Nr. «io -— DcilW Mgemcint Zcitmig Lo dcjirhen durch alle Post- tmter de»Zn- und?lu«lande», sowie durch die Erpeditionen in iveipzig (Querstraße Nr. 8> und Dretdc« (bei L, Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. r). Preis für da» Vierteljahr »>/,Thlr. t jede einzelne Num mer l Ngr. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Erseh!» InsertionSgebühr für den Raum einer Zeile r !)Igr. Deutschland. 1. Dec. Ich komme heute auf die Ansprache des Kö. «igs zursttjk, welche derselbe bei dem Diner, das am 28. Nov. den Kam- mermitgliedern im hiesigen Schlosse gegeben worden ist, an Hrn. v. Beth mann-Hollweg gerichtet hat. Der König äußerte, er fühle sich gedrungen, sich Hrn. v. Bethmann. Hollweg gegenüber bezüglich dessen neuesten Auf- tretens, hinsichtlich d«S von demselben ausgehenden Programms und mit Hin- blich auf die Stellung, welche er in der Kammer einzunehmen im Begriff stehe, auszusprechen. Er achte Rede- und Gedankenfreiheit, dies habe er hinlänglich bewiesen, und er wolle Niemanden in seinen persönlichen Wegen hinderlich sein; er glaube aber, er hätte erwarten dürfen, daß Männer, denen stets seine Gnade in so hohem Maße zutheil geworden sei und die er zunächst als seine Freunde betrachtet habe, sich vorher mit ihm verstän digt hätten, ehe von ihnen ein so oppositioneller Schritt gethan worden wäre; er, der König, billige vollkommen die Grundsätze, welche Hr. v. Bethmann- Hollweg in seinem Programme ausgesprochen habe, bis auf einen Punkt; sie hätten sich daher verständigen können, nun aber drohe Hr. v. Bethmann- Hollweg ihm und seiner Regierung mit dem Gespenst der Revolution, und hierbei »heile er nicht seine Meinung, denn der Weg, den seine Regierung gehe, würde keine Revolution veranlassen, und er, der König, habe diesem Gespenst zu nahe gestanden, um sich noch vor ihm zu fürchten, weshalb er sowol wie seine Regierung sich durch nichts irre machen lassen würden, was in dieser Beziehung gesagt werde. Nach diesen Worten wandte sich der Kü- mg, ohne einx Antwort abzuwarten, schnell von Hrn. v. Bethmann-Hollweg hinweg und richtete an andere Abgeordnete seine Rede. — Bei dieser Gele genheit sst gleichzeitig hier erwähnt, daß verordnet worden war, cs solle je der Lheilnehmer am Diner in Uniform erscheinen. Nun wissen Sie, daß man wesentliche Umgestaltungen bei unserer Landwehr beabsichtigt und daß dieselben namentlich höchsten Orts für nothwendig erachtet werden; es ist deshalb charakteristisch, daß ein Theil der Abgeordneten, unter diesen na mentlich Graf Arnim-Boitzenburg, in der Landwehruniform sich zeigten, ob gleich sie berechtigt waren, eine aüdere Uniform, z. B. die ständische, zu tragen. — Sehr unangenehm ist in der Sitzung am 29. Nov. in der II. Kammer eine Bemerkung de« Abg. v. Kleist-Retzow ausgefallen, welche sich derselbe bezüglich des Abg. Milde erlaubt hat. Letzterer trug nämlich darauf an, Vie Commission für Handel und Gewerbe nicht eher zu ernen nen, bi« sich die Kammcrmitglieder erst näher kennen gelernt hätten und bis der hannoversche Vertrag vorgelegt sei. Abg. v. Kleist-Retzow erwiderte hieraus in sehr unangenehm betonter Weise, die man namentlich seiner jetzi gen Stellung als Oberpräsident nicht sehr angemessen fand, daß die Kam- mer sich ja hinlänglich kenne, und wenn einige geistreiche Mitglieder ganz neu eingetretcn seien, so wären diese ja durch ihre Antecedenticn hinlänglich bekannt, waS offenbar auf den Abg. Milde Bezug haben sollte. — Di« »fficielle Hannoversche Zeitung berichtet über die in unserm ber- UnerBriefe erwähnte Ansprache des Königs an die HH. v. Bethmann- Hollweg und Mathis Folgendes: Der König sprach mit stark accentuirtcr Stimme und steigender Lebhaftigkeit zu diesen Herren in Betreff der von denselben in jüngster Zeit beliebten Demonstrationen. Unter Anderm äußerte «r: „Eher steige ich von diesem Throne, den meine Ahnen errichtet haben, herunter, als ich mich auf solche Gedanken, wie Sie hegen, einlassen werde.".. „Ich habe mit dir Revolution gebrochen und ich weiß, was cs heißt, mit der Revolution gebrochen haben; ich weiß auch, daß Sie mit diesem Bruche moch nicht vollendet haben. Ich dulde solche Ideen bei meinen Unterthanen Nicht, am wenigsten bei solchen, die ich als Obrigkeiten bestellt habe."... „Bedenken Sie, ich bin Ihr Herr und Ihr König und ich denke, daß Sie wissen, waS das heißt —meine Herren, ich weiß, was conservativ ist und will keine halben Freunde." Es wird, fügt der Korrespondent der Hanno verschen Zeitung hinzu, dieser Vorfall voraussichtlich nicht geringe Verwir rung und Bestürzung in gewissen Kreisen verbreiten. Man ist so ziemlich allgemein der Ansicht, daß die Opposition der Bethmann-Hollweg'schen Par- lei gar so böse nicht gemeint war; daß man hauptsächlich nur eine etwas abgeschwächte Nuance der Kreuzzeitungspartei herzustellen beabsichtigte, um bei etwa disponibel werdenden Portefeuilles die Verlegenheit der Krone zu ermä- Hgcn. Diese Rechnung scheint nun freilich ohne den Wirth gemacht zu sein. — Aus Düsseldorf wird in der Hannoverschen Zeitung darüber ge jammert, daß der Befehl des Oberpräsidenten der Rheinprovinz, Hrn. v. Kleist-Retzow, in die schlechte Presse (Kölnische Zeitung) /eine amtlichen In serate zu geben, so wenig geachtet werde. „So findet man", ruft der Corre- spondent auS, „in der in Köln erscheinenden Deutschen Volkshalle nicht ein mal die Anzeigen des dortigen königlichen Bürgermeisteramtes (Stupp), der dortigen königlich«« Regierung (v. Möller), der von ihr abhängigen Pro vinzialanstalten (zu Brauweiler, Siegburg rc.), der Provinzialstcuerdirection und der Steuerämter, der Obcrpostdirection, der Corrcclionshäuser lc. Da gegen hat die Kölnische Zeitung noch fortwährend das Monopol der bezahlten Bekanntmachungen der genannten kölnischen Behörden, sowie der sämmtlichen Oberpostdircctione«, Forstämter, Bergämter, Staatseisenbahnen (Westfälischen Ostbahn rc.), Regimentscommandos, Lazarethcommissionen rc. Sie mögen aus diesen unbestreitbaren Thatsachen schließen, wer hier zu Lande Herr und Meister ist, ob der König und die seinem Willen ergebenen Be amten, oder ob die Kölnische Zeitung und ihr bureaukratisch-liberaler Anhang." — Man schreibt der Allgemeinen Zeitung von der Ostsee vom 21. Nov.- Wir wissen nicht, ob die Allgemeine Zeitung ihren Lesern über den jetzigen Stand der schleswig-holsteinischen Angelegenheit, und namentlich über die Ueberlieferung des deutschen Contingents an dänische Offiziere und die Aufnahme dieser Maßregel bei der Bevölkerung die volle Wahrheit sa gen kann und will. (Die Allgemeine Zeitung erklärt, daß sie das immer gethan habe und hoffe, daß ihr die Möglichkeit dazu nicht werde entzogen werden.) Wenn sie es kann, so sende sie uns eine Feder, welche fähig ist, das klar Aufgefaßte klar wiederzugeben und jenes Gemisch von Indignation und Widerwillen in Worten auszudrücken, welches das Erscheinen der dä nischen Offiziere in jedem Gemüth erregt. Glauben Sie nicht, waS man Ihnen sagen wird, die Holsteiner würden die dänischen Offiziere freundlich oder wenigstens gleichgültig aufnehmcn. Die, welche so sprechen, wissen sehr wohl, daß sie die Unwahrheit sagen. Es sind dänische Stimmen. Un sere Regierung, die sogenannte oberste Civilbehörde, hat auf die Militär- angelegenheitcn gar keinen Einfluß, und hat in ihrer großen Zsolirtheit keine genaue Kunde von der Stimmung des Landes. Und da der Verkehr der Commiffare sich ausschließlich auf die Mitglieder der Civilbehörde beschränkt, so begreifen Sie, daß man mit Recht wird sagen können, die Rücksicht auf die Stimmung im Volke habe in dieser Angelegenheit nichts gebessert und nichts verschlechtert. Es ist vielmehr mit völliger Rücksichtslosigkeit in die ser Beziehung verfahren. Wie in aller Welt war es möglich, daß Deutsch land die bewaffnete Macht auch Holsteins den Dänen überlieferte, ehe die andern, alle andern Verhältnisse geordnet waren? Wir wissen wol, daß Gründe angegeben werden, allein wir wissen auch, daß die Gegengründe viel besser sind, zumal wenn man Kenntniß hat von Verhältnissen und Per sonen. Und hatte der Däne etwa durch ein dersöhnliches Verhalten zum Vertrauen verführt? Nicht einmal das. Im Gegenthcil, er hatte in Schleswig alles Mögliche gethan, von Tag zu Tag mehr, um vor jeder theilweisen Rcgulirung, vor jeder Concession ohne vollständig geleistete Ge- genconcession zu warnen. Das scheußliche Verfahren in Schleswig, wel ches alles Maß der Despotie übersteigt, wird selbst von Hrn. v. Scheel mit der bittersten Schärfe angegriffen, und gleich darauf durch neue Acte der niedrigsten Verfolgungssucht und des unerhörtesten MisbrauchS von Schule und Kirche zur gewaltsamen Danisirung Überboten; von Frankfurt durch die Oberpostamts-Zeitung und von Wien durch officielle und halb- ofsicielle Journale kommen die erfreulichsten Versicherungen, daß Oester reich den illegalen Zustand in Schleswig nicht länger dulden werde, und in demselben Augenblick wird unser deutsches Militär dänischen Offizieren übergeben! » Wien, 3V. Nov. Die Oesterreichische Correspondenz meldet: Infolge der kürzlich erschienenen kaiserlichen Verordnung, welche die Aufhebung der Deutsch-Katholiken ausspricht,wurden von der kaiserl. Stadthauptmann- schäft zu Graz sogleich alle jene Schritte eingeleitet, durch welche die Auf- rechthaltung dieser Verordnung bedingt erscheint. Es wurden der nun auf- gehobenen Gemeinde alle kirchlichen Geräth«, Einschreibe-, Kaffe - Tauf und Todtenbüchcr, sowie ein Theil der Gemeindebibliothck, bestehend aus Flugschriften, Blättern und Broschüren theils religiösen, theils politischen In halts abgcnommen und in gerichtliche Verwährung gebracht. Es ist hier bei zur Kenntniß gekommen, daß der größte Theil der Mitglieder aus Ge sellen bestand. Frankreich Paris, 29. Nov. Die Feuille du Peuple gibt nachstehende zwei Briefe: Domfront, 25. Nov. 1851. Bürger! Diese wenigen Zeilen sind die genaue Abschrift eines mit Bleistift geschriebenen Briefchens, welche« ein Republikaner un serer Stadt in dem Augenblicke von der Erde aufhob, al« es aus einem der Zel lenwagen herauSflog, die bei Domfront den vorigen Sonntag Nachmittag« vor- überfuhrcn. Der darin ausgesprochene Wunsch ist auf das pünktlichste von Dem jenigen vollzogen worden, in besten Hände das Briefchen fiel. Ich sende Ihnen diesen Brief, damit Sie ihn, wenn Sie cs für nöthig halten, zur Verherrlichung der „Verthcidigcr der Familie" der Qeffentlichkcit übergeben können. Eharlc« Domi- nel, Limonadier in Domfront. „Drei vom lyoner Kriegsgericht zur Deportation