Der nachfolgende Ab schnitt ist entnommen „Harenberg Konzert führer“, S. 103/104 (Alfred Beaujean) Im Februar 1935 bat der amerikanische Gei ger Louis Krasner Alban Berg um die Kom position eines Violinkonzerts, dessen Auf führungsrechte für eine gewisse Zeitspanne ihm allein zufallen sollten. Berg nahm den Auftrag um so lieber an, als die Verfemung seiner Musik in Hitlers Deutschland ihn in schwere wirtschaftliche Probleme gestürzt hatte. Aber erst ein schmerzliches persönli ches Erlebnis gab den entscheidenden schöpferischen Impuls: der Tod der 18jährigen Manon Gropius, der Tochter Alma Mahlers aus ihrer Ehe mit dem Architekten Walter Gropius, am 22. April 1935. Die Komposition ging in einer Schnelle vor sich, die für Berg, der an einem Orchester werk mehrere Jahre zu arbeiten pflegte, völ lig untypisch war. Bereits am 11. August lag das Werk fertig vor. Vielleicht wollte er die durch die Komposition notwendig geworde ne Unterbrechung seiner Arbeit an der „Lu- lu“-Oper nicht zu lange ausdehnen, viel leicht spürte er auch insgeheim, „keine Zeit“ mehr zu haben, fünf Monate später war er bereits tot. Das Stück, das zu Bergs „Requiem“ werden sollte - er hat es nicht mehr hören können -, ist in mancher Hinsicht geheimnisumwit tert. Dies und auch der tonale Bezüge ge stattende Aufbau der zugrundeliegenden Zwölftonreihe hat zur raschen Verbreitung des Konzerts beigetragen. So wurde es nach dem Zweiten Weltkrieg zum meistaufge führten Orchesterwerk des Komponisten. Fast alle bedeutenden Violinvirtuosen haben das Konzert in ihrem Repertoire.