Die Ouvertüre Nr. 3 D-Dur entstand ver mutlich in Köthen, vielleicht in einer kleine ren Besetzung, die eine größere - die jetzi ge - Fassung nach sich zog. Möglich ist es auch, daß Bach dieses Werk direkt für sein Collegium musicum in Leipzig komponiert hat. Man weiß es nicht. Auf alle Fälle aber lagen dem Komponisten reichliche Erfah rungen aus der Köthener Zeit vor, Erfahrun gen, die ihm auch als Thomaskantor und als Komponist der großen Vokalwerke gedient haben werden. In Leipzig aber - und das ist gewiß - hat Bach neben seinen Aufgaben als Kantor auch die eines Kapellmeisters wahr nehmen wollen und Nachdruck darauf ge legt, als Director musices und als Kantor ästimiert zu werden. Als Bach seine Bewer bung für das Thomaskantorat einreichte, hatte er womöglich ein schlechtes Gewissen, nicht, weil er seinen geliebten Fürsten ver lassen wollte, denn der hatte erneut gehei ratet, eine „Amusa“, wie sie Bach bezeichne te. (Sie war durchaus einer der Gründe, Köthen zu verlassen.) Vielmehr glaubte Bach an einen Abstieg in seiner „Karriereleiter“, denn was ist schon ein Schulkantor gegen einen Hofkapellmeister. Und doch nahm er den Posten in Leipzig an, zögerlich zwar, doch letzten Endes mit Bestimmtheit: „Ob es mir nun zwar anfänglich gar nicht an ständig seyn wollte, aus einem Capellmeister ein Cantor zu werden“, habe er es doch „in des Höchsten Nahmen gewaget“, teilte Bach seinem Jugendfreund Georg Erdmann mit. Sicherlich hatte er es auch oftmals bereut, und dennoch hat er unverdrossen an seiner Musik gearbeitet und eine Vielzahl bedeu tender Werke der Nachwelt hinterlassen. Dieses Collegium musicum übrigens, dem Bach zeitweisevorstand (zwischen 1729 und 1737 und nochmals von 1739 bis 1740), Aufführungsdauer: ca. 24 Minuten