zurück. Von dort brachte er eine Kunstrich tung mit, die er in Argentinien auszubauen verstand und mit der er bedeutenden Ein fluß auf die literarische Entwicklung seines Landes nahm. Das war der in Spanien entwickelte Ultraismo, eine Form des im 19. Jahrhundert entstandenen Symbolismus, einer Kunstrichtung, die versuchte, den In halt eines Kunstwerkes in Symbolen wieder zugeben. (Einer dieser Spielarten begegnen wir übrigens im sogenannten Jugendstil.) 1938 - 46 war Jorge Luis Borges Bibliothe kar, wurde aber von der Regierung Perön wegen der aus seinem geistigen Aristokratis- mus herführenden Opposition verfolgt. Nach dem Sturz von Perön (1955) leitete er als Di rektor bis 1973 die Nationalbibliothek und wurde 1956 Professor für englische Literatur an der Universität Buenos Aires. Seit einem Unfall 1938 setzte eine fortschreitende Er blindung ein, die ihn für die Zeit seines wei teren Lebens arg behinderte. Borges hatte als Lyriker begonnen, wandte sich aber später mehr und mehr dem Essay und der Erzählung zu. Unter dem Einfluß von E. A. Poe, G. K. Chesterton und F. Kaf ka wie auch angeregt von L. Lugones Ar- güello und FL Quiroga entwickelte er seine spezifische Form der phantastischen Kurzge schichte. Stilistisch brillant und flexibel, behandelte er die Mysterien menschlicher Existenz, wobei er sich in breiter Skala die Religionen, Mythologien und Philosophien der Welt nutzbar machte. Als einflußreicher Kritiker und Essayist hat sich Borges im we sentlichen mit argentinischer Literatur be faßt und als Herausgeber mehrere Antholo gien und Werkausgaben verdient gemacht. Auch trat er immer wieder als Übersetzer hervor, bevorzugt von Werken Kafkas, Faulk- ners und Gides.