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11. November 18SI DmWt Mgkmciilt Ztttimg Abend« für d»« Vierteljahr »rew «Wahrheit «nd Recht, Freiheit und Gesetz!» JnsertlonSgesühr für de» Raum einer Zeile 1 Ngr. b Uhr, Vormittag« S Uhr. Zu beziehen durch alle Post ämter de«Jn- undAu«lande», sowie durch die Srpedttionen in Leipzig l^uerstraße Nr. «) und lvretden (bei L. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. L). l h^ Thlr.; jede einzelne Num- mer I Ngr. !vi» Z-«»»« erscheint mit »ulnahm« de« Sonntag« täglich zwei mal wir» »»«gegeben in Leip. Vormittag« II Uhr, Abend« « Uhr j in Dread«« Erste Ausgabe. Bormittag« II Uhr. — Nr. 573. De«tschla«d. Das officirlle Dresdner Journal ist aufs neue veranlaßt, der Neuen Preußischen Zeitung entgegenzutreten, und versichert abermals, daß seitens der s-chsischen Regierung in keiner Weise irgend ein Anerbieten oder auch nur eine entfernte Andeutung In Betreff deS Wunsches, den Sitz der Bun desversammlung nach Dresden verlegt zu sehen, nach Frankfurt ge- langt sei. — Die Hannoversche Zeitung bemerkt in Sachen der deutschen Han dels frage: „Sind wir gut unterrichtet, so ist eine neue Rcdaction der in Dresden zu Stande gekommenen HandelSübereinkünfte vereinbart, die von Seilen der Bundesversammlung den Bundesregierungen zur weitern Erklä rung zugestellt werden soll. Nach allem Anschein bereiten sich in diesen Dingen Complicationen und Wirren vor, wobei schließlich die Zoll- und Handelseinheit des nicht österreichischen und überhaupt die Einheit Deutsch lands nicht außer Frage und Gefahr sein dürfte." Die Allgemeine Zeitung daß man in Berlin dem Zollanschluß an Oesterreich auf keine Weise entgegenkommen wolle, während seinerseits Oesterreich zögere, den neuen Tarif zu veröffentlichen, was doch die Vorbedingung der Annäherung sei. Weiche man aber in materiellen Dingen der Einigung aus, wie solle man in den übrigen Angelegenheiten an ein wahrhaftes Zusammengehen glauben? Das schade der konservativen Ordnung und der Achtung Deutschlands mehr als alles Geschrei der Demokratenpreffe. — Die Oberpostamts-Zeitung theilt aus Berlin aus zuverlässiger Quelle mit, daß unter den an den Postcongreß gekommenen Propositionen sich eine über die Spedition der Zeitungen und Zeitschriften befinde, wo- nach künftig alle politischen Zeitungen nur gegen 50 Procent des Abonne mentspreises und zwar mit der Bestimmung spcdirt werden sollen, daß bei Zeitungen, die wöchentlich 6—7 mal erscheinen, die Epeditionsgebühr nicht unter 1 Thlr. 10 Ngr., andererseits aber auch nie niehr als 5 Thlr. be tragen dürfe. Die nichtpolitischen Zeitschriften sollen durchweg, wie bisher alle Zeitschriften, gegen 25 Proc. des Abonnementspreiscs spedirt werden. Für den Modus der Abstimmung sei vorgeschlagen, daß Oesterreich, Preu ßen und Baiern je eine Stimme haben, die übrigen Vereinsgenossen aber in vier Curien stimmen sollen. /V Berlin, 9. Nov. Die Preußische (Adler-) Zeitung bringt diesen Mor gen in Beziehung auf umlaufende Gerüchte über das Verhalten der nor dischen Mächte zur französischen Krisis eine officiöse Berichtigung, die uns Deutsche zu mancherlei Betrachtungen Anlaß geben kann. Das halbofficielle Blatt sagt nämlich, mehre seiner Artikel über die französischen Zustände, sowie ein Artikel des Journal de Francfort über denselben Ge genstand hätten zu allerlei Misverständnissen geführt. Ansichten der Cabinete seien von Absichten derselben wol zu unterscheiden „und", schließt die Notiz, „die Regierungen wissen zu genau, wie empfindlich die französische Nation gegen jeden Schein einer äußern Einmischung ist, um nicht auch diesen Schein auf das sorgfältigste zu vermeiden". (Nr. 571.) Eine solche Scho nung nationaler Empfindlichkeit ist gewiß höchst anerkennenswerth. Allein wir dürfen wol mit Recht fragen, ob die deutschen Negierungen diese Scho nung nur fremden Nationen angcdcihen lassen zu dürfen glauben und ob nicht auch die deutsche Nation einigen Anspruch darauf hat. Daß die deutsche Nation nicht weniger empfindlich als die französische gegen äußere Einmi schung in ihre innern Angelegenheiten ist, das hat sie namentlich in den letz ten drei Jahren deutlich genug an den Tag gelegt. Dennoch ist nicht al lein der Schein äußerer Einmischung nicht vermieden worden, sondern im Gegentheil ist diese äußere Einmischung faktisch herbeigeführt und deren Vor handensein osficiell constatirt worden. Außer verschiedenen Protestnoten in Bezug auf deutsche Angelegenheiten, die von einzelnen deutschen Cabineten 'ei ganz unbetheiligten fremden Höfen eingereicht wurden, ist besonders an oie beiden Warschauer Conferenzen zu erinnern, wo Rußland das Schieds richteramt über rein innere deutsche Fragen übernahm. Hoffen wir, daß das Zartgefühl, welches man jetzt gegen unsere Nachbarn an den Tag legt, künftig auch uns in etwas zu gute komme.— Die Illusionen, welche einige unverbesserliche Phantasiepolitiker auf dem Programm der sogenannten „alt- preußischen" Partei zu errichten begannen, haben im Publicum so gut wie keinen Eingang gefunden. Theils werden die Intentionen jener kleinen Fraktion für nicht sehr ernstlich gemeint gehalten, theils überzeugt man sich, daß diese „Opposition" weniger eine principielle als vielmehr eine persön liche ist. — Die Stellung der Fraktion Bodelschwingh-Geppert in der bevorstehenden Kammersession dürste aus verschiedenen Gründen eine präg nantere werden und namentlich einen sicherem Maßstab zur Beurtheilung der preußischen Centrumspartei gewähren. Die Neue Preußische Zeitung mel dete schon vor einigen Tagen die bevorstehende Ernennung des frühem Mi nisters v. Bodelschwingh, des Chefs jener Partei, zum Regierungspräsi denten in Arnsberg. Berlin, 10. Nov. Der Staats-Anzeiger zeigt die Ernennung des Staalsministers a. D. v. Bode lschwingh-Velmede zum Präsidenten der Regierung in Arnsberg und die des Oberpräsidenten a. D. Bötticher zum Präsidenten der Regierung zu Frankfurt a. O. an. — Die Frau des unglücklichen Corvin, der bekanntlich zu Rastatt in Einzelhaft seine Bctheiligung am badischen Aufstande büßt, soll sich, wie das Constitutionelle Blatt aus Böhmen berichtet, an den Frhrn. v. Manteuffel um Erleichterung dieser Haft gewendet und eine Gewährung ihrer Bitte er fahren haben. * Von der Oder, 7. Nov. Die Thatsachen, aus welchen unser Arti- kel(Nr. 561) schloß, daß Preußen sich militärisch vorbereite, um auf alle Eventualitäten, die von Westen her drohen, gerüstet zu sein, sind mehr fach, auch in diesen Blätter, für blos gewöhnliche, alljährlich vorkommende Maßregeln ausgegeben worden. Man kann sich dies nicht erklären; weder das preußische Publicum noch die französische Negierung soll dadurch alar- mirt werden. Allein dem aufmerksamen Beobachter wird man durch solche Versicherungen keine dauernde Ruhe einflößen. Die Maßregeln selbst, die er vor Augen sieht, die Möglichkeit, ja noch mehr die Wahrscheinlichkeit einer Krisis, die jeder urtheilsfähige Beobachter der Begebenheiten in einem großen Theile von Europa drohen sieht, beunruhigen mehr, als selbst offi- cielle Versicherungen vom Gegentheil beruhigen können. Uebrigens sind alle diese Vorbereitungen ja nirgends für Kriegsrüstungen ausgegeben worden. Es sind Präventivmaßregeln, welche jede Regierung ihrem Lande schuldig ist und welche selbst solche Regierungen, denen sie gelten, gerechterweise nicht für Drohungen oder Herausfoderungcn halten können. -f-München, 8. Nov. Die jüngst vorgenommencn Magistrats- und Gemeindebevollmächtigtenwahlen sind nun, insofern sie conservativ oder — wie Einige zu sagen belieben — liberal-konservativ ausgefallen sind, so ziemlich von dem Könige durch das ganze Königreich bestätigt worden; anders verhält es sich dagegen mit der Wahl liberaler, radikaler oder demo kratischer Gemeindevorstandsmitglieder, welche theils aus Altersrückfichten, theils formeller Versehen halber vorerst beanstandet und über den Wahlact selbst die betreffenden Acten vom Ministerium den Gemeinden abverlangt werden. Ganz besonders interessirt aber hier die Wahlangelegenheit der Stadt Nördlingen, deren Bürgerschaft zum größten Theile demokratisch, auch solche Wahlen getroffen hat, die natürlich nicht bestätigt wurden, allein nicht durch den König nicht, sondern wie ich höre, von vorn herein durch den Regierungspräsidenten der Provinz Schwaben, Frhrn. v. Melden. Deshalb Hal nun ein großer Theil der Bürgerschaft durch die Negierung Beschwerde beim Ministerium geführt, welches dadurch in keine kleine Verlegenheit ge bracht wurde, da cs dem tüchtigen Regierungspräsidenten nicht gern ein De menti geben möchte. Die dabei intcresfirten Parteien Nördlingens stehen indessen in ziemlicher Erbitterung einander gegenüber und die Spalten des dortigen Wochenblattes dienen ihnen als Kampfplatz. Die bereits eingelei tete Untersuchung wegen Wahlumtriebe soll übrigens dem Gerichte dieUeber- zeugung bcigebracht haben, daß die Persönlichkeiten der liberalen Partei sich nicht scheuen, für ihre Handlungen offen und ehrlich einzustehen.— Von dem im Hermarsche aus der Pfalz begriffenen ersten Bataillon des 12. In fanterieregiments hat ein Feldwebel seinen Hauptmann erschossen, und zwar in dem Augenblicke, wo er mit der Frau des Erster» verbotenen Um gang pflog. — Auf den Schrannen zu Baireuth, Schweinfurt, Fürth rc. sind neuerdings die Getreidepreise erheblich herabgegangen. — Der Allgemeinen Zeitung wird aus München vom 8. Nov. geschrieben: „Durch allerhöchste Entschließung vom 5. Nov. wurde der Oberauditor und Referent im Kricgsministcrium, F. Dörrer, vorläufig quicscirt und an des sen Stelle der Oberauditor F. Frhr. v. Neichling-Meldegg zum Referenten ernannt." Gegen Hrn. Dörrer ist wegen eines Vorkommens aus der Zeit, als derselbe Nath am hiesigen Kreis- und Stadtgericht war, kürzlich eine Untersuchung eingelcitet worden. — Aus Ulm wird berichtet, daß die am 5. Nov. stattgehabtc Versamm lung der vier Handelskammern Württembergs nach mehrseitiger Besprechung folgenden Beschluß gefaßt habe: „Den Wunsch des Bestandes des Zoll vereins auszusprechen und den Vertrag mit Hannover allseitig mit Freuden zu begrüßen." Frankfurt a- M., 9. Nov. Der kürzlich wegen Verdachts, Urheber deS gegen den Schöffen v. Heyden gerichteten Mordanfalls gewesen zu sein, eingezogene junge Mann von hier, ist infolge der gegen ihn veranstalteten Untersuchung vollkommen schuldlos befunden und daher gestern seiner Unter suchungshaft entlassen worden.