Einführung Seit seiner Oper „Lady Macbeth von Mzensk“ (1934) stand Dmitri Schostakowitsch in seiner sowjetischen Heimat unter schwerer Kritik. Die Partei legte ihm „formalistische Verzerrungen und antidemokratische Ten denzen“ im Fahrwasser „übermoderner bür gerlicher Musik Europas und Amerikas“ zur Last. Mehrfach wurde er gescholten, ja arg drangsaliert. „Fast scheint es, als hätten die stalinistischen Kulturbürokraten geahnt, daß Schostakowitsch gerade mit seiner .schwieri gen* Instrumentalmusik eine Sprache ent wickelt hatte, die sich dem Hörer keineswegs durch Kompliziertheit entzog, sondern ihm im Gegenteil mehr von seinen Lebensum ständen verriet als alle redseligen Oratorien über Folkloremelodien oder Opern aus dem sowjetischen Heldenleben“ (Michael Struck- Schloen). Doch Schostakowitsch war auch zum Kampf bereit, nicht in der politischen Arena, sondern mit seinen Waffen, der Mu sik. Er verwendete z. B. in neuen Schöpfun gen ältere Fragmente aus seinen Arbeiten, solche, die seinerzeit offen kritisiert worden waren und weichte damit Verkrustungen auf, die ihn eigentlich hindern sollten, „modern“ zu sein. Seine Tonsprache wurde immer selbstbewußter, fühlte er sich doch auf einem richtigen Weg. Nach der Stalinära kamen ältere, seinerzeit abgelehnte Werke allmählich wieder in die Programme. Unge achtet der mannigfachen Auseinanderset zungen mit dem sowjetischen System blieb Schostakowitsch zeitlebens ein unverbrüch lich loyaler Bürger seines Landes. So hatte er auch „linientreue“ Werke in verständlicherer Tonsprache komponiert, doch gab er seine künstlerische Integrität niemals in einer ihm unverantwortlich erscheinenden Weise preis. geb. 12.{25.)9.1906 in St. Petersburg; gest. 9.8.1975 in Moskau 1919 Studium am Petrograder Konservatorium 1930 - 32 „Lady Macbeth von Mzensk“ (LA 1934) 1936 Beginn einer Kampagne gegen Schostakowitsch (Prawda-Artikel „Chaos statt Musik“) 1937 - 41 Professur für Komposition am Leningrader Konserva torium 1943 - 49 Professur am Moskauer Konservatorium 1948 erneute Kritik der Partei am Schaffen