An seiner Sinfonie Nr. 1 arbeitete Bruckner in Linz während der Jahre 1865 und 1866. Da hatte er bereits die Vierzig überschritten. Es war aber nicht seine eigentliche erste, sondern bereits seine dritte Sinfonie. Nur hielt er die beiden anderen nicht für gelun gen, wollte sie also nicht als vollgültig anse hen und ihnen demnach keine Nummern in seiner Werkliste geben. Aber er hat sie auch niemals vernichtet, was das auch immer be deuten mag. Diese beiden Vorgänger-Werke waren sehr kurz vor der Sinfonie entstanden, die er als seine erste anerkennen wollte, 1863/64. Die f-Moll-Sinfonie war quasi eine Abschlußarbeit seiner Studien in Formenleh re und Instrumentation bei dem Linzer Theaterkapellmeister Otto Kitzler und wird heute auch unter dem Begriff „Studiensinfo nie“ oder „Die Schularbeit“ geführt. Eine weitere komponierte Bruckner - vermutlich jedenfalls - in unmittelbarem Anschluß daran oder parallel dazu. Das ist die Sinfonie d-Moll. Bruckner ließ - wie gesagt - auch dieses Werk schließlich nicht gelten, obwohl er ihm nach einer teilweisen Überarbeitung 1869 sogar die Nr. 2 zu geben gedachte. Später aber notierte er neben einigen annul lierenden Randbemerkungen wie „verwor fen“, „anuliert“, „ganz ungiltig“ eine große Null auf die (neue) Partiturhandschrift. Da her sprechen wir heute auch von der „Null ten“. Zu einer Aufführung war es während Bruckners Lebenszeit nicht gekommen. Erst am 12. Oktober 1924 dirigierte Franz Moißl das Werk erstmals in Klosterneuburg. Diese Sinfonie enthält im Keime schon alles das, was die großartige Formen- und Klang sprache Bruckners ausmacht, nur, daß der Meister späterhin alles noch mehr verfeinerte, verdeutlichte und ausbaute. Die sinfonische Eigensprache des Komponisten war bereits Aufführungsdauer: ca. 45 Minuten