Sinne formstreng gearbeitet wären. In ihnen bestünde ein „unvermitteltes Nebeneinander von trockener kontrapunktischer Schulweis heit und maßloser Exaltation“. Auch wenn sich ihre Logik von der strukturellen Logik der klassischen Musik unterscheidet, man gelt es ihr keineswegs an musikalischer Fol gerichtigkeit. Deshalb war sie den Zeitge nossen zu kühn, zu originell und zu neuar tig. Eine „maßlose Exaltation“ ist wirklich vorhanden, wenn auch vielleicht nicht in dem von Hanslick gemeinten negativen Sin ne; es ist die Exaltation eines Gottgläubigen, eines Mystikers, der es im Persönlichen schwer hatte, selbst auch vieles schwer nahm, der unsicher war und sich beeinflus sen ließ, der es allen recht machen wollte - nicht immer zu seinem Besten. Uns mag es erscheinen, als habe Bruckner seinen Alltag nur deshalb zu überstehen gehabt, um sei nem Gott näher sein zu können, ihn zu lo ben in seinen Werken. Letztendlich lebte Bruckner in seiner Musik, ein Heiliger oder ein Frömmler mit einer Strichliste für seine Gebete. Wer will da rechten? Aber so war sein wirkliches Leben. Alles andere war not wendiger und quälender Ballast, eine äuße re Hülle. Sicherlich mußte er sich mit dieser ihn umgebenden Welt arrangieren. Er brauchte auch Fürsprecher, oftmals Hilfe. Und die fand er immer wieder, in den Brü dern Franz und Joseph Schalk z. B. Beide hat ten bei ihm an der Wiener Universität stu diert und wurden zu glühenden Verfechtern seiner Musik. Franz vor allem - später Erster Kapellmeister der Wiener Hofoper - machte sich einen Namen als Bruckner-Dirigent. Die Brüder bereiteten auch Ausgaben der Sinfo nien und anderer Werke vor, auch wenn sie - wohlmeinend - nach heutiger Auffassung dabei mehrfach über das Ziel hinaus schos-