Bela Bartök und Zoltän Kodäly konnte revi diert werden, daß es sich bei den ungari schen Melodien, die Liszt - auch Brahms, z. B. in seinen berühmten „Ungarischen Tänzen“ - benutzte, keineswegs um origina le Volksmusik handelte, sondern um Weisen, vornehmlich im „Verbunkos“-Stil (Musik stücke, die bei der Anwerbung für die öster reichische Armee gespielt wurde), die Zigeu nerkapellen in den Cafes von Budapest und Wien spielten. Liszt schrieb insgesamt 19 „Ungarische Rhapsodien“ für Klavier nach 1850 auf der Grundlage von thematischen Skizzen aus seinen Reisejahren, von denen er einige selbst, andere Franz Doppler für Or chester instrumentierte und eine, seine neunte Sinfonische Dichtung „Hungaria“. Die bedeutendste konzertante Frucht von Liszts Auseinandersetzung mit diesen unga rischen Weisen ist die 1852 komponierte, am 1. Juni 1853 in Budapest durch Hans von Bülow uraufgeführte Fantasie über ungari sche Volksmelodien für Klavier und Orche ster. Es handelt sich um eine freie Bearbei tung der „Ungarischen Rhapsodie“ Nr. 14 für Klavier. Drei Themen liegen dem Werk zu grunde. Das erste ist eine Art festlicher Hym ne, das zweite ein Allegro alla Zingarese, das dritte ein Csardas. Der Klavierpart ist äußerst brillant und imi tiert vielfach mit Hilfe hoher Diskant-Passa gen die Klänge des Zymbals. Temperament voll wird das Wechselspiel von Klavier und Orchester aufgezäumt, ein virtuoser Effekt jagt den nächsten. Auch der Orchesterpart ist sehr farbig angelegt und gibt vor allem den Holzbläsern Gelegenheit, solistisch mit dem Klavier zu wetteifern. Aufführungsdauer: ca. 15 Minuten