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abemuer Anzeiger Erscheint DienSlag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspcets einschließlich ' zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,S0 Ml. Zkiiiüig sm WiM'MttÄurl. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtig« Inserenten 1b Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig rn für all« Zeitungen. Klein- «nd Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eotzmannsysrf, Liidan, Borlas, Spechtritz re Mit verbindlicher Pubüluriousliafl für amtliche BekalmtmachlUMN. NnMNter 109. Kernsprecher: Amt Deuben 2120 Donnerstag, den 15. September 1910. sernsprecher: «mt Deuben 2120 23. Jahrgang. Hur Nab «na fern. Rabenau, de» 14. September 1910. — Der Ausschuß der deutschen Turuerschafl erläßt an alle Turnvereine eine amtliche Bekanntmachung, wonach die Zulassung der Zöglinge zu Ballvergnügm der Vereine zu unterbleiben bat. Der Jugend bis zum vollendeten 17. Jahre sind andere Unterhaltungen — vor allem B - lehrungen, Spiele, Wanderungen und sonstige Zerstreuungen — zu bieten, nicht aber der Tanz. Für Durchführungen dieser Maßnahme sind Vereinsvorstände in erster Linie ver- anttvortlich. — Festlegung des Osterfestes. Der Deutsche Psarreitag, der in den letzten Tagen in Königsberg versammelt war, nahm eine Resolution an, in der er für die Festlegung dis Osterfesüs auf den ersten Sonntag nach dem 4 Aprit eintritl, ferner für eine Kalcnderreform in dem Sinne, daß jeder Monatstag auf einen bestimmten Wochentag fällt und daß dabei die Häufung von Feiertagen vermieden wird. — Je niedriger das Einkommen, desto höher ist die Miete (immer im Verhältnis zum Einkommen). Dieses Ergebnis hat das statistische Material der Beiliner Slädle- bauauSstellung gebracht. So betrug, um einen O4 auzusüh- ren, in Hamburg 1901 die Miete bei einem Einkommen von 900 — 1200 Mark 24,7 Prozent, bei einem Einkommen von 6000—12000 Mark 14,3 Prozent des Einkommens, in Breslau 1900 31,8 Prozent bei 420 bis 600 Maik Ein kommen, bei 900—1200 Mark 20,0 Prozent, bei 1500 bis 1800 Mark 19,7 Prozent, bei 3000- 3600 Mark 19,9 Prozent des Einkommens. Und das ist überall so, auch in kleineren Städten. — DaS Ostern auS der Schule entlassene, bei Herrn Gasthofsbesttzer Menzer in Kleinölsa dienende Hausmäd chen Frieda R ichel entwendete dem älteren Dienstmädchen einen kleinen Geldbetrag. AuS Furcht vor Strafe hat die Reichel eine giftige Flüssigkeit getrunken, woran sie schwer erkrankt im Dippoldiswalder Krankenhaus daruiederliegt- An ihrem Aufkommen wird gezweifelt. — Die elektrische Lichtanlage in Groß- und Klein öl sa wurde am vergangenen Sonntag, zur allgemeinen Freude der B wohnerschaft, probeweise in Betrieb gesetzt. Angcschlossen sind bis jetzt nur die HauLleiluiigen. Die Straßenbeleuchtung wird erst später fertiggestellt. Bis zur endgültigen Uebergabe der gesamten Anlage an die Gemeinden dürfte noch einige Zeit vergehen. In Opitz ist die Leitung soweit fertig- gestellt, daß sie der Benutzung übergeben werden kann. Mehr als 100 Beleuchtungsanlage» mit über 1000 Glühlampe» sind dadurch an das Elektrizitätswerk Deuben angeschtossen worden. — Lohgerbereibtsitzer Ullrich in Dippoldiswalde wurde an Stelle des verstorbenen Kaufmanns Standfuß als Stadtrat auf Zeit gewählt. — Die Arbeiter der Maschinenfabrik von Friedrich Müller in Potschappel sind in AnSstand getreten. — Das Ministerium des Innern hat soeben die Satzung der Unlerhaltungsgenofsenschast für den Poisenbach (Amts- hauptmannschaft Dresden-Altstadt) genehmigt. Damit ist die erste Unterhaltungsgenossenschaft nach dem neuen Wassergcsetze (88 63 flg.) gebildet worden. — Im Jahre 1908 wurde iu Weimar nach Unterschla gung von 15 000 Mark bei einer Kohlen-EngroS-Firma der 63jährige Buchhalter Georg Bruno Kunze aus Brand bei Freiberg flüchtig. Mittwoch verhaftete ihn die Leipziger Kriminalpolizei in einer Wohnnng in Leipzig-Völkmarsdocf, ko er sich heimlich aufhielt. Geld sand man bei ihm nicht wehr vor. — Als eine Folge der T a b a k st e u e r ist es anzusehen, daß die Filiale der Zigarrenfabrik Heymann u. Co., Zwickau, '» Johanngeorgenstadt geschloffen wurde. Etwa 80 Arbeiter find dadurch brotlos geworden, darunter solche, die länger als 40 Jahre in der Fabrik gearbeitet haben. - - Sehr trübe sind für den Landmann der Obe r- kiesenthaler Gegend die Er n t e a u s s i ch t en. Roggen "»d Hafer sind vielfach noch grasgrün. Die Kartoffeln sangen wi zu faulen oder werden durch de» Einfluß der starke» Feuchtigkeit wässerig und seifig. Und immer noch Tag für Tag Nebel und anhaltender Rege». — Unter Choleraverdacht sind zwei Personen m das Fciedrichstädter Krankenhaus eingeliefert worden, und ikar ein zugereister russischer Auswanderer und eine Frau aus Dresden-Neustadt. — Eine Tischlermeisters-Ehefrau in Neukirchen, öie sich in einem Wafferbassin das Leben nehmen wollte, übergoß am Montag ihre Kleider mit Petroleum und zündete ue an. Hausbewohnern gelang es jedoch, die Flammen sofort iu ersticken und so die bedauernswerte Frau abermals am nben zu erhalten. — In Naundorf bei Kötzschenbroda überfielen drei zugereiste Arbeiter den Nachtschutzmann Gebhardt und euerten auf ihn drei N.volverschüsse ab. Zwei Kugeln ver- schllen ihr Ziel, eine prallte an der Schutzkette des Helmes ab und verletzte den zu Hilfe gekommenen Fablikbeamten Naumann im Gesicht. Die drei Attentäter wurden schließlich kampfunfähig gemacht. Der Gelegenheitsarbeiter Kolbe wurde dabei arg zugcrichtet. Ec hat schon seit langer Zeit dem Ge meindediener Petzold, der Anzeige gegen ihn halte erstatte» müsse», Rache geschworen und den Uebelfall vorbereitet; denn er hat sich, nachdem er mit seiner Fra» erst in der 11. Stunde von Kötzschenbroda heimgekehrt war, von Hause wieder ent fernt und den geladenen Revolver mitgenommen, sich aber in der Person geirrt und den Nachlschutzmaun angegriffen. Die Täter wurden gefesselt abgeführt. — Auf einsamer Höhe, am Rande des Klosterwaldes ge legen, steht in Burkersdorf bei Hiischfelde ein Häuschen, das der Handelsmann Hübel mit seiner Frau und 3 Söhnen bewohnt. Längst schon war eS ausgefallen, daß Hübel einen schwungvolle» Handel mit allen möglichen Artikeln nach dem benachbarten Göclitz-r Kreise betrieb. Auch erregte es Ver dacht, daß besonders einer seiner Söhne selten feste Arbeit halte und dabei doch gut gekleidet ging. Von einem sechs Mann starken Gendarmeriekommando wurde nun dieser Tage das Haus umstellt und durchsucht. Dabei fand sich ei» ganzes Warenlager gestohlener und teilweise durch Einbrüche erbeuteter Sachen. Hübel und seine Frau wurden verhaftet, ebenso später zwei seiner Söhne. Da man vermutet, daß die Fest- genommenen noch Helfelshelfer hatten, dürften noch weitere Verhaftungen bevorstehen. — Aufsehen erregte iu Z'ttau eine vor dem Stan desamt vollzogene Tranuug. Ler Bräutigam zählte 25 Lenze, die Brant hatte dagegen bereits das biblische Alter von 70 Jahren hinter sich. — Nach geheimer Beweisaufnahme wird der 39jährige Former Hermann Otto Kaden aus Nredergobitz wegen Sitl- ltchkeilsverbrechens gegen § 176,3 des Slrasges'tzbuches zu 1 Jahr Gifängnis und 3 Jahren Ehrenrechtsveilust verurteilt. — Der Postscheckverkehr zwischen Deutschland und Belgien wird vom 1. November ab eingefühlt. — Ueber ein massenhaftes Vorkommen von Hamstern wird aus Niedere» la bei Nossen berichtet. Dort sind auf den Fluren des Gutsbesitzers Backofen seit der Ernte nicht weniger als 263 Stück der gefräßigen Schädlinge vorgefun den worden. Kleine Notizen. — Beim Gutsbesitzer Flemming in Paulshain sind nachts mittels Einschleichens verschiedene Gold- und Schmucksachen, unter anderen eine goldene Damenuhr sowie ein Fahrrad gestohlen worden, — Einen schweren Unfall erlitt ein in den 30er Jahren stehen der, unverheirateter Arbeiter in der Plaltenabteilüng der Osinfabrik „Saxonia" in Meiße n. Der Man» stuß mit der Stirn so heftig an das Nüsser einer Tonschneidemaschine, die wegen einer Reparalnr außer Betlieb gefitzt war, daß ihm das Nüsser bis in das Auge drang und dessen Sehkraft vollständig zerstörte. — Der 82jährige Schlossermeister Lip pold von Uuterwiesenlhal wurde in der Nähe seiner Behau sung, un Straßengraben liegend, tot aufgefnuden- Der Arzt hat fistgestellt, daß der Tod durch E frieren eingetreten ist. — Am Sonnabend fielen »durch Nachgeben eines Gc- länders drei Kinder in Zescha bei Königswartha in den Doifbach- Einige in der Nähe befindliche Soldaten, die zur zeit in Zecha veiquartiert sind, bemerkten den Unfall. Es ge lang dem Gefreiten Großer von der 9. Kompagnie vom Schützen-Regiment, durch seine Entschlossenheit die Kinder zu retten. — Der 54 Jahre alle, wegen gleichen Delikls schon vorbestrafte Arbeiter Jul. Lehmann von Radeberg wurde wegeu'schwerer sittlicher Verfehlungen dem Amtsgericht zugeführt. — In einem Gasthause in Meißen ist der Barbier Paul Rother ans Bärenstein i. Schl, beim Verlassen seiner Schlaf kammer jedenfalls infolge eines Schwindelanfalles auf der Treppe gefallen und kopfüber hinabgestüczt. An den Folgen des dabei erlittenen SchävelbruchS ist Rother gestorben.— Beim Abputzen eines Haufes stürzte der Malerlehrling Nü E. aus Buikhardtsdocf vom Gerüst. Er wurde mit gebrochener Wirbelsäule tot aufgehoben. — Die Erörterungen über die Ursachen des Einsturzes des neuen W a j s e r turmes in Oschatz sind im wesentlichen abgeschlossen und haben ergeben, daß nicht, wie ansünglich verbreitet worden, die Gründnng des Bauwerkes an dem Unfälle die Schuld trägt; ebensowenig ist dies der Fall mit der von F. Salbach in Dresden emp fohlenen Konstruktion; das Salbachsche Projekt hat sich bei der Nachprüfung als völlig einwandfrei erwiesen. — Der Fabrikbesitzer Hans Müller in Grott au, der den Prager Studenten Dunzmann durch einen Nevolverschuß tödlich verletzte, hat sich wegen hochgradiger Nervosität in ein böhmisches Sanatorium begeben. — Dem „Bürgst. Anz." zufolge wurde in Burkers dorf das in den 60er Jahren stehende Ehepaar Louis Göller in seiner Wohnung erschlagen aufgesunden. Anscheinend liegt Nanbmord vor, der um die Mittagszeit verübt worden sein dürfte. — Als Nachfolger des in den Ruhestand tretenden Finanzmiuisters Dr.v. Rüger ist der Ministerial- chirektor im Finanzministerium Geh. Rat v. Seydewitz in Aussicht genommen. Dresden. Tot aufgesunden wurde in seinem Zimmer Bienerlstraße 4 der allein dastehende 45 Jahre Kartvffelhändler Kretzschmar. Er war vom Herzschlag betroffen worden. — Auf einem Neubau in Radebeul stürzte der Maurer Jlschner, der ein Faß mit kochendem Teer auf das Dach tragen wollte, über Geröll zu Boden und goß sich den Teer über den Leib. Mit großen Brandwunde» bedeckt, wurde der Unglück liche nach dem Friedrichstädter Krankenhaus gebracht. — Die 49 Jahre alte Tischlersehefrau Wilhelmine Emma Hermann in Dresden, Nordstraße wohnhaft, ver schwand am Sonntag nachmittag bei einem Spaziergange mit ihren Angehörigen in den Anlagen am hohen Stein plötzlich im Gebüsch. Alle Nachforschungen nach ihr blieben erfolglos. Da gelang es Brauereigehilfen von der Felsenkeller-Brauerei, die Unglückliche in einer Felseuschlucht zu entdrcken und sie mit Hilfe von Seilen heraufzubringen. Die Frau hatte sich aus Furcht vor einer ihr bevorstehenden Operation 40 m tief in den Ptauenschen Grund abgestürzt. Sie gab noch schwache Lebenszeichen von sich, doch ist ihr Zustand hoffnungslos. — Erschossen Hal sich auf einer Wiese an der Elbe neben der Vogelwiese ein etwa 42 Jahre alter Arbeiter auS der Johannvorstadt; er wurde von kinem Spaziergänger tot aufgesunden; er soll die Tat begangen haben, weil sich seine Frau im Kcankenhause befindet und er selbst noch obendrein arbeitslos war. — Montag abend ist von dem Zuge, welcher 5,5 ab Dresden nach Reichenbach verkehrt, in der Nähe der sog. Zweipfennigbrücke der Bahnwärter Scholz, welcher sich auf seinem Dienstgange befand, tödlichüberfahren worden. Der Bedauernswerte wohnte auf der Hohen Straße in Dres den. Er war erst seit einigen Tagen auf der genannten Stricke tätig. Um einein Zug auszuweichen, sprang er bei seite; im selben Augenblick nahte in dem anderen Gleise der Schnellzug. — Ein Dresdner Kriminalbeamter verhaftete einen 19 Jahre allen Techniker, der versucht hatte, von einem Brauereibesitzer in einem Dresdner Vororte einen hohen Geld betrag zu erpressen. — In der Lederfabrik Karl Süyer, Freiberg, Meißner- gasse 17, ist rin Kellergewölbe zu s amme ng cstü rz t, wobei 2 Arbeiter verschüttet wurden. In dem Schachte befan den sich 4 Arbeiter, 2 von ihnen kamen mit dem Schrecken davon. Die Verschütteten, die geborgen wurden, sind Maurer Böhme aus Freiberg und der verheiratete 28 Jahre alte Maurer Dittrich aus Tuttendorf. Letzterer war sofort tot, während der andere noch schwache Lebenszeichen von sich gab. Es winden sofort Wiederbelebungsversuche durch die als Samariter ausgebildeten Feuerwehrmänner «»gestellt, die leider ohne Erfolg waren, denn B. erlag den erlittene» Verletzungen. Durch den Eiirsturz des Gewölbes wurde außerdem noch ein Wasserleitungsrohr zerstör«, Um dieses verlöten zu können, wurde von der Straße aus ein Zugang gegraben. — In Schönau i. V- wurden von der Grenzwache vier stattliche Ochsen beschlagnahmt und der Transporteur, ein auS Breitenfeld stammender Gutsbesitzer, festgenommen. Weiter wurde in der Nacht zum Freitag durch einen berittenen Aufseher der bayrischen Grenzoberkontrolle Waidhaus ein bejahrter Viehschmuggler, der 62 Jahre alle Gutsbesitzer Rauh aus Kreuth, auf frischer Tat betroffen und mit einem aus Böhm n herübergeholten Ochsen fistgenommm. Auch der Saccharin-Schmuggel ist in Flor; am Freitag hielt der Grenz ausseher Höllerich auS Bischossreuth die ihm verdächtig er scheinende Tochter eines dortigen Materialwarenhändlers an, und eine Untersuchung des Mädchens förderte zwölf mit Sac- charat gefüllte Kartons zutage, welche in der Innenseite deS UnterrockS deS „süßen Mädels" verborgen waren. Auf die Einschmuggelung des kostbaren Süßstoffes steht eine hohe Strafe. — Neuerung im P o st s ch e ck v e r ke h r. Nach dem Muster der seit dem 1. Juli d. Js. im Verkehr befind lichen Nachnahmekarlen und Nachnahme-Postpaketadreffen mit anhängender Postanweisung werden vorn 1. Oktober ab auch Nachnahmekarten und Pakeladressen mit anhängender Zahl- karte eingesührt zur Erleichierung der Inhaber von Post scheckkonten, welche die für sie eingezogenen Nachnahmebeträge auf ihr Konto überwiesen haben wollen. Die Neuerung wird von den Kontoinhabern, die häufiger Nachnahmekarten oder Nachnahnnpakete zur Post geben, mit Freuden begrüßt wer den. Die Verwendung der billigen Zählkarte zur Ueberweisung von Nachnahmebeträgen auf das Postscheckkonto des Absenders ist seit dem 1. April d. IS. zulässig. Bisher mußte jedoch bei jeder Nachnahmesendung der Absender die mit einer Klebe leiste versehene Zahlkarte auf die Rückseite der Postkarte, der Paketadreffe usw. kleben und an der Sendung mittels Sie- gelmarke oder dergl. befestigen, um sie vor einer Beschädi gung während der Beförderung zu bewahren. Dem wird nun, soweit es sich um die häufigste Art der Nachnahmesendungen handelt (d- s. Karten und Pakete) durch das neue Formular abgeholsen.