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Uckemuer Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag n. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Wtzblaües l,bv Mk. Zkilüüg lm Äkiskrshllkl. Inserate kosten die Spaltenzelle oder deren Naum 10 Ps., sür auswärtige Inserenten 1b Ps. Reklamen 20 Ps. Annahme von Anze! g en sür alle Zeitungen. Klein- und Grohölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Eoßmanusdorf, Lüban, Börlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher PnblillUivnSfrast sür amtliche Bckanntmachimaen. Nummer 103. Fernsprecher: «ml Deuben 212Ü Donnerstag, den 1. September 1910. Fernsprecher: «mt Deuben 2120 23. Jahrgang. Die noch rückständig«'!! Betrüg? an Siadtanlagen, Wasserzins nnd Stempelsteuer sind zur Vermeidung von Weiterungen nunmehr sofort zu entrichten. Nadenau, am 31. August 1910. Der Stadtrat. Aus Nab uns frr« Rabenau, den 31. August 1910. — Die Damen liege des Turnvereins I, deren Hebungen vom 50jährigen Jubiläum her noch in gutem Andenken stehen, feierte am vergangenen Sonntag ihr Stif- tungsflst, d'ssen Anziehungskraft dem Amtshof, als F^stlokal, rin gefülltes Haus zugesührt hatte. DaS Fest selbst, welches durch sinnreiche D-koration des Saales das Bild einer Alpen gegend veranschaulichte, bot eine reiche Menge von Abwechs lungen dar, wie z. B. eine effektvolle Lichte,Polonaise, das Eintreffen einer jodelnden, auf einer Turnfahrt begriffenen fremden Damenriege und einem in Gemeinschaft mit der sie empfangenden Reege vorzüglich ausgesührten Neigen, sowie Zichervortiäge, Alpengesängc und Kurzweil aller Art, so daß gar bald eine gehobene Stimmung Platz griff. In weiterem Verlaus des durch flotten Tanz ausgesüllten Abends, bei wel chem in der Hauptsache die Damen das Engagement ausübten, wurde Seitens der festgebenden Niege ihrem langjährigen Vorturner Herrn Arthur Böttcher, eine anerkennende Widmung in Form «ines wertvollen Trinkglases dargebrachl und so verlief das Fest, welches auch vom Vorturner der Damemiege in Langelnück besucht und durch bissen verschiedene humorvolle Ansprachen belebt wurde, tu heiterster Harmonie, der zweifellos allseitig die wärmsten Erinnerungen hinterlassen haben wird. — Theater. „Die geschiedene Frau", eine moderne Operette, nicht ohne pikanten Beigt^chmack, die am Montag Abend auf der „Albert-Höhe" vor gut besetztem Hause gege ben wurde, bot der bekannten Zahnschen Gesellschaft besondere Gelegenheit zur Entfaltung einer für hiesige Verhältnisse Prächtigen Garderobe. Die Mitwirkenden gaben sich die größt möglichste Mühe, dem Stück die beste Seite abzugewinncn, was ihnen in der Hauptsache auch mit bestem Erfolg gelang. Und so fand die Operette, in der hochkomische und lustige Szenen abwechseln, dank der vorzüglichen Darstellung starken Beifall und warb der von früher her hier beliebten Truppe für die noch in Aussicht genommenen Vorstellungen neue Freunde. — Unter reger Beteiligung der Mitglieder veranstaltete am Dienstag abend im Saale der „König Albert-Höhe" die hiesige Sch ü tz cn g e s e l lsch a f t ein Vergnüg«», besüh nd in Konzert und Ball — einschtüßlich zwangloser Tafel. Nach einigen KonzerlstückiN richtete der Vorsitzende. Herr Kaufmann Eisler, herzliche Begrüßungsworle an die Anwesenden. Ein flotter Ball, bei dem so recht die Gemütlichkeit und Kamerad schaft unter den Mitgliedern zur Geltung kam, beschloß das siohe Fest. — Ueber das Vermögen des Gasthofsbesitzers Karl Otto Seifert in Lübau ist am 29. August 1910 das Konkursverfahren eröffnet worden. Herr Orlsrichler Kunath in Rabenau wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkeussorderungcn sind bis zum 30- Sept. 1910 bei dem Amtsgericht Tharandt anzumelden. — Am 1. Oktober gedenkt Herr Oberlehrer Ihle in Obernaundorf in den Ruhestand zu treten. Nach dem er vocher Lehrer in Cossebaude, Stolpen und Laubig >st gewest-i war, amtiert er seit dein Jahre 1880 hleiorlS. Man sieht drn überaus treuen und gewissenhaften Schulmann, der die hiesige Schule stets auf höchster Höhe gehalten hat, nur ungern mit dem größten Bedauern scheiden. An Ehrungen dürfte eS diesem Lehrelvetcran bei seinem Scheiden aus d«m gesegneten Amte gewiß nicht fehlen, doch was die schönste Ehrung ist, er hat sich im Herzen seiner Gemünds ein Denk mal errichtet, sein Name wird nicht Vergessen werden. Ais sein Nachfolger wurde vom Schulvorstand Herr Lehrer Max Clans aus Braunsdorf bei K-sselsdorf gewählt. — Aus Anlaß der 40. Wiederkehr des Sedantagcs hat der Gcmeindcrat inKreischa beschlossen, jedem dort wohnen den KriegSvelcranen eine Ehrengabe von 10 Mk. zu gewähren. — Ueber den Nachlaß des in Neubannewitz wohn haft gewesenen Schankwirts E«nst Robert Beyer wurde das Konkursverfahren eröffnet. — Nach der Rückkehr vom Friedhöfe wurde dieser Tage eine langjährige Einwohnerin von Kaitz. Frau Krönert, aus Leubnitzer Flur von einem tödlichen Herzschlag betroffen. — Am „Goldenen Löwen" in Pötsch appel geriet ein junges Mädchen unter einen nach Dresden fahrenden Straßenbahnwagen. Sie war trotz Warnung eines Schaffners hinter einem dort stehenden Anhängewagen vorbcigelaufen- Außer einigen Hautabschürfungen trug sie keinen sichtbaren Schaden davon. Ihre Kleider waren völlig zerrissen, da sie etwa 5 Meter von dem Schutzgitter geschleift worden war. — In Dorfchemnitz wird in Kürze die vierte Stuhlfabrik in Betrieb genommen werden, und zwar in dm Räumen der Schloßmühle in welchen sich früher die Kröhersche Stuhlsabrik befand. — In Wilsdruff ist ein Teil der in den Möbel fabriken beschäftigte!« Tischler in den Ausstand getreten. — Die Stadt Wilsdruff hat für ihre neuerrichtete Wasserleitung rin Darlehn von 50 000 Mark von der Lan desversicherungsanstalt erhalten, das in 30 Jahren getilg« sein soll. — Wegen Sittlichkeilsverbrechcn wurde der 67jährige Gelegenheitsarbeiter Jung in Oberlungwitz verhaftet und dem Amtsgericht zugefühct. — Als auf der Station Halsbrücke bei Freiberg «in für das Rittergut Krummenhennersdorf bestimmter Trans port Zuchtvieh ausgeladen wurde, riß sich eine Kuh los und rannte durch verschiedene Straßen. Dem Milchkutscher Her klotz, der das rasende Tier aushalten wollte, rannte die Kuh mit den Hönern gegen den Unterleib und schleuderte ihn rücklings über sich hinweg. Herklotz schlug heftig auf die Straße auf, sodaß er besinnungslos liegen blieb. Ais der inzwischen angekommene Oberschweizer des Rittergutes Krummenhenners dorf die Kuh einfangen wollte, rannte sie mit gesenkten Kopfe gegen ihn los. Dein Oberschwtizer gelang es schließlich noch, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Schließlich sah man sich genötigt, das tolle Tier, das sich bereits ein Horn abgc- stoßen hatte, durch 3 Schüsse uiederzustreckm. Der verunglückte Herklotz hat eine schwere Gehirnerschütterung erlitten. — Kleine Notizen. — Der Glasbcschauer Grund aus Neu-Welzow, der mit seinen beiden Söhnen eine Rad tour unternommen hatte, fiel infolge Herzschlags tot vom Rade. - Zwischen Eibau und Oberoderwitz wurde von einein nach Zittau verkchrenden Güterzuge ein mit Hafer be ladener Ecntewagen überfahren nnd zeitrümmert. Zum Glück haben weder Menschen noch Tiere Schaden genommen. Der Unfall ist dadurch herbeigeführt worden, daß die Pferde bei dem Nahen des Zuges scheuten, durchgingen und dabei die vorschriftsmäßig geschlossene Bahnschranke durchbrachen. — In Olbernhau erhängte sich ein 16jähr. Bäcker lehrling. Der Grund des Selbstmordes ist nicht bekannt. — Lebensgefährliche Brandwunden erlitt die 43- jährige Ehefrau eines Spediteurs in Aue dadurch, daß beim Anzündeu der Hängelampe der gefüllte Ballon herabfiel, daS Petroleum sich entzündete und die Kleidung der Frau in Brand setzte; sie litt an Epilepsie, und bei einem Krampfanfall ent fiel ihr der Ballon. — Daß der Sohu vor der Werkstatt seines Vaters Streikposten steht, dürfte immerhin zu den Seltenheiten ge hören. Daß es aber möglich ist, davon hier ein Beispiel. In Gera streiken in 13 Klempnereien die Gehilfen, weil ihnen die verlangten Löhne nicht- zuteil wurden. Unter den Streikenden btfindcn sich auch zwo Mcisterssöhne, die sich dem Stceikposteustehen unterziehen müssen. Und so ist es vorge- kommcn, daß der Sohn kontrolliert, ob Arbeitswillige die Werkstatt des Vaters anfsuchen. — Ein 21jähriger (!) junger Mann, also ein Mensch, dein etwas mehr Vernunft zuzutrauen ist, goß in Alten burg in eine leere Karbidbüchse Wasser hinein, ohne zu be denken, daß von dem Inhalt doch noch Staub darin liegen mußte. SOn Leichtsinn ist um so größer, als er vorher ge warnt wurde. Die Krone s tzte er seiner Handlungsweise aber schlüßlich noch dadurch auf, daß er durch die Oeffnung der Büchse hiueinsah. Der schreckliche Erfolg blieb natürlich nicht auS: Die Geschichte «xplodierte und verbrannte ihn irn Ge sicht so schwer, daß es fraglich ist, ob ihin daS Augenlicht erhalten bleibt. — W r nicht hören will, muß eben s ü hlen! — Im Mühlgraben der Weinsberger Papierfabrik iir Waldheim hat sich ein aus Hartha stammender Gemüse händler ertränkt. — AlsWahltag fürdie La ndtagsersatzwahlen im 5. Wahlkreis der Stadt Leipzig und im 44. Wahlkieis des Platten Landes ist der 18, Oktober bestimmt wmden. — Nach Unterschlagung von 8000 Mark ist der Filialleiter Max Otto Stohn, der bei der Kontor-Utensilien- sabrik Stolzenberg u-Co. in Leipzig angestellt war, flüchtig geworden. — Ein großer polnisch-deutscherGeheimbund ist nach der „Braunschw. L. Z'g." gegründet worden, um alle Polen im Kriegsfälle zu einer Macht zusammenzuschließen, die das Deutsche Reich im Innern gefährden soll. — Die F l e i s ch t c u e.ru n g ist leichter zu ertragen, Wenn die Hausfrau die zur Bereitung von Suppen, Saucen, Gemüse, Ragouts usw. benötigte Fleischbrühe aus Maggi's Bouillon-Würfeln herstellt. Diese sind bekanntlich mit aller bestem Fleischextrakt hergestelll und enthalten alle Zutaten einer natürlichen, kräftigen Fleischbrühe. — Der vorige Woche in Dresden verstorbene Rentier und frühere Colditzec Fabrikbesitzer Karl Schlegel hat seiner Vaterstadt Döbeln außer den zu einem Marktbrunnen ge schenkten 25 000 Mark ein Vermächtnis von über 300000 Mark hinterlassen. 50 000 Mark sind für das Bürgerheim, je 25000 Mark für die Gottesacker- und Kirchgemeinde und der bedeutende Restbetrag zur freien Bersügung der Stadt gemeinde bestimmt. Dresden. Einen furchtbaren Selbstmord beging am Montag der 38 Jahre Schuhmacher Reinhold Schneider in seiner Wohnung Pfotenhauerstraße 58. Der Unglückliche durchschnitt sich mit einem Schuhmachermesser die Kehle bis auf den Wirbel wegen eines schweren inneren Leidens. — In Dresden sprang, wie bereits gemeldet, aus der Altstädter Seite eine unbekannte Frau von der Albert brücke in die Elbe, schlug auf die Ufermauer auf und wurde darauf vom Strome fortgetrieben, ohne wieder zum Vorscheine zu kommen. Zeugen dieses Vorganges, die mit einer Taschen laterne die fragliche Userstelle absuchten, sanden daselbst eine Blutlache vor. Zweifellos hat die Lebensmüde bei dem Ab sturze schwere äußerliche Versitzungen erlitten. — Die am Altmarkt in Dresden gelegene Manen- Apotheke (Besitzer O. Zielke) ist sür den Preis von 800 000 M. durch Kauf in den Besitz des Apothekers v. Walski, Be sitzer der SalomoniSapotheke, übergegangen. Die Uebernahme erfolgt am 1. Oktober. — In Dresden sand unter zahlreicher Beteiligung des Publikums, das die B-ühlsche Terrasse, den Schloß-und Theateiplatz, sowie die anliegenden Straßen dicht besetzt hielt, in Gegenwart des Königs, des Prinzen und der Prinzessin Johann Georg, der Prinzessin Mathilde, sowie der Spitzen der staatlichen und städtischen Behörden Dienstag vormittag 11 Uhr die feierliche Schlußsteinlegung und Weihe der neuen König Friedlich August-Brücke statt. Oberbürgermeister Dr. Beutler hielt die Weiherede. Nachdem der König mit Ge folge und in Begleitung der Behörden und Ehrengäste die festlich geschmückte Brücke überschritten hatte, wurde diese dem öffentlichen Verkehr übergeben. Die anliegenden Gebäude, sowie die Elbschiffe hatten Flaggenschmuck angelegt. — Das Kgl. Landgericht Dresden hat auf Antrag des Direktors Riemer von der Plauenschen Lagerkeller-Braueret 39 einstweilige Verfügungen auf Grund der Zivilprozeßordnung 8 940 erlassen. Auf Grund dieses aufsehenerregenden Ein- yaltsbefehls ist den 39 streikenden Brauern bei einer Geld strafe bis zu 1500 Mart oder Haftstrafe bis zu 6 Monaten verboten, folgende Behauptungen aufzuflellen oder zu verbreiten: „Einmal: den bei der Antragstellerin beschäftigten Arbeitern seien in diesem Lohnkampfe bisher noch keine Vorteile zuge- stande», obwohl dies bei der Höhe der an ihre Aktionäre verteilten Dividende und der Höhe der ihren Direktor und dessen Sohne zugebilligten Gehälter und Gratifikationen zu rechtfertigen gewesen wäre, zum andern: Der Direktor der Antragstellerin habe in einem früheren Lohnkampfe schonungs los 3 Arbeiter, welche Jahre lang in dem Betriebe tätig ge wesen seien, herzlos, jedem menschlichen Mitgefühls bar, auf die Straße gewoisen." — Vor der 3. Ferienstraskammer des Landgerichts Dresden begann ein umfangreicher Betrugsprvz«ß gegen den 1870 in W i l S d r u f f geborenen Kaufmann Robert Arthur Hempel. Geladen bezw. kommissarisch vernommen sind in der Strafsache nicht weniger als 38 Zeugen. Der Angeklagte wird beschuldigt, von 1906 bis 1909 durch Verschweigung seiner gänzlichen Zahlnngsunsähigkeit 28 auswäitige Firmen zur Lieferung von Waren im Werte bis zu 150 Mk. bewo gen und zur Vereitelung der Zwangsvollstrcckung eine schrift liche Eekiäruug eines Gläubigers gefälscht zu haben. Der Angeklagte gründete 1902 eine Fahrradhandlung, doch wurde das Geschäft nach einander durch die eigenartigsten Schiebungen auf die im Mäz 1909 verstorbene Ehefrau Hempels, dessen Schwager und mindeijährige Tochter übertragen. Die Hem- p-lsch n Eheleute mußten wiederholt den OffenbaruugSeid leisten. Bei der letzten Abrechnung blieben bei 2232 Mk. Aktiven 13 338 M. Forderungen unbeglichen. Unter Verschweigung dieser mißlichen Vermögeusverhältnisse soll Hempel die Lieferanten zur Hergabe von Waren bestimmt, ferner eine Vollmacht unbefugt mit dem Namen seines Schwagers unterzeichnet haben. — ES ist in letzter Zeit wiederholt versucht worden, daS N a t i on al v er mö gen des den ts ch en Vo lk e S ziffern mäßig zu erfassen. Die verschiedenen Berechnungen haben stattliche Endsummen ergeben, und man hat auch Vergleiche mit dem Ausland äugest« llt, die meist zugunsten Deutschlands ausgefallen sind- Aber man täusche sich, so wird in einem Artikel in Richard Calwers Zeitschrift,, Die Konjunktur" aus geführt, nicht über die Bedeutung der erreichten Milliarden an mobilen und immobilen Werten — sie machen den wirk lichen Reichtum des deutschen Volkes nicht aus. Vielmehr steckt der Reichtum und die Kraft des deutschen Volkes in seinen Menschen selbst, vor allem in der Fähigkeit, durch eigenen Nachwuchs das Volk vermehren zu können. Unser jährlicher Bevöikemngszuwachs beläuft sich auf 900000 Köpfe. Er bietet die Gewähr, daß das deutsche Volk noch immer im Aufstieg begossen ist. 90000 Menschen jedes Jahr: das be deutet mindestens eine Steigerung des Nationaleinkommens um 200 Millionen Mark und einen Zuwachs an Vermögen der sich aus mindestens 5 Milliarden Mark beläuft.