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Rllbemukk Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei Mustriener achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes l,50 Ml. Zeitritttz M UjilklUld) Seisersdsks. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., sür auswärtige Inserenten 1S Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig en. für alle Zeitungen. Klein- und Grotzölsa, Obernaundorf Hainsberg, Somsdorf, Cokmannsdorf Liiban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekanntmachungen. Nummer 91. Fernsprecher: Amt Deuben 212« Donnerstag, den 4. August 1910. Fernsprecher: Amt Deuben 212« 23. Jahrgang. Bekanntmachung. Die noch rückständigen Abgaben für elektrische» Strom z» Licht- »nv Kraftzwecke» sind zur Vermei dung von Weiterungen nunmehr sofort an die hiesige Stadt kasse abznführen. Rabenau, am 3. August 1910. Der Bürgermeister. Hus Nah una 7rru. Rabena», den 3. August 1910, — Der Bezirksausschuß bewilligte eine mit Gesuch erbetene Unterstützung von 100 Mark aus Bezirksmitteln für eine lungenkranke Einwohnerin inHainsberg. — Das Gesuch des Karl Otto Seifert in L tt b a u um Ausdehnung der Schankkonzession auf einen Gaststuben- und Saalanbau wurde genehmigt. — Ein Gesuch der Gemeinde Dorfhain um Beihilfe aus Staats- bezw. Bezirksmitteln zu den Kosten sür den Umbau des Verbindungsweges zwischen Groß, und Kleindoi shain fand durch Befürwortung der Hälfte der auf 6300 Mk. berechneten Baukosten Berücksichtigung. — Dem Bezirksausschuß der Amtshauptmannschaft Dres den-Altstadt lag bei seiner ützten (nichtöffentlichen) Sitzung auch eine Generalverordnung des Ministeriums des Innern zur Regelung der Bezüge der Amtsstraßen- meister mit vor, aus der u. a. zu entnehmen war, wie die Dienstbezüge von Staats wegen geordnet sind, und daß jeder Bezirksverband (28 im Lande) sür seine Amtsstraßenmeister Pro Kopf und Jahr 200 Mark beizutragen hat. Die Amts- hauptmannschasl Dresden-Allstadt halte sür ihre drei Amls- straßenmeister bisher pro Jahr 1000 Mark aufzuwenden; künftig sind nur dreimal 200 Mark ---- 600 Mark erforderlich. — Wie wir erfahren, werden zur Zeit Verhandlungen gepflogen wegen Anschluß der Gemeinden Lübau, SPecht- r t tz und Borlas an das Elektrizitätswerk in Deuben. Bei genügender Beteiligung soll mit den Vorarbeiten alsbald be gonnen werden. — Eine Volkszählung im Deutschen Reiche erfolgt am 1. Dezember 1910 nach einem Beschlusse des Bundesrates. Im Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen werden jetzt die Bestimmungen veröffent licht, die bei der Ausführung dieser Zählung sür das König reich Sachsen maßgebend sind. — Vom Schöffengericht Kötzschen broda wurde der 39 Jahre alte Max Pinkert aus Hainsberg wegen Wider- setzung gegen die Staatsgewalt und Beleidigung eines Schutz mannes zu 3 Wochen Gefängnis und 3 Tagen Haft verurteilt. — In der außerordentlichen Generalversammlung der Sächsischen Holzwarenfabrik Max Böhme u. Co. Aktiengesell schaft in Dippoldiswalde in Liquidation wurde be schlossen, daß das Vermögen der Gesellschaft auf Grund des von ihr an die Kalliope-Gesellschaft in Leipzig gemachten Verkaufsangebotes mit sämtliche» Schulden und Verpflich tungen für den Preis von 60 000 M-, das sind 5 Prozent des Aktienkapitals an die Kalliope-Gesellschaft übergeht. Von der außerordentlichen Generalversammlung dieser Gesellschaft wurde das Verkaufsangebot der Sächsischen Holzwarenfabrik Max Böhme u. Co. angenommen. Wie der Vorsitzende auf ^Anfrage aus der Versammlung initteilte, betragen die Schul- ?den und Verpflichtungen des Dippoldiswaldaer Unternehmens nach einer Bilanz vom 31. Oktober 1909 rund 800 000 M. Zur Begründung des Kaufantrags führte der Vorsitzende noch aus, daß die Kalliope-Musikwerke aus der Fabrikation von ' Holzwurm, durch den guten Ruf der Böhme-Firma und die gute Qualität des Fabrikats begünstigt, nur Nutzen ziehen könne. Der Umzng der Gesellschaft, die ihren Sitz nach Drp- , Poldiswalde verlegt, erfolgt in allernächster Zeit und wird keine Storung des regelmäßigen Betriebes vcrurwchen. Ferner beschloß die Generalversammlung die Eihöhung des Grund kapitals voll 1 000 000 M. auf 1350 000 Mk. Das Leip ziger Grundstück der Kalliope-Musikwerke wird für einen dem Werle vollständig glcichkommmden Preis in andere Hände übergehen. Zum Schlüsse teilte die Verwaltung dec Kalliopc- Mktiengesellschaft mit, daß der Geschäftsgang ebenso günstig, "wie im Vorjahre ist, desgleichen sei der Umsatz und Ver dienst mindestens ebenso groß geblieben. Für die nächsten fünf Monate sind Aufträge in genügender Menge vorhanden, die wohl trotz der Kapitalserhöhung um 350 000 M. keine geringere Dividende erwarten lassen. — Dec 1891 in N-tzschkau geborene Schmiedelehrling Max Paul Segner ist trotz seiner Jugend schon erheblich vor bestraft und hat sich wegen Gcnußmittelentwendnng und schweren Diebstahls zu verantworten. In der Nacht zum 13. Juni stieg er in Nöhrsdorf ein, versorgte sich zunächst mit einem gehörigen Vorrat an Eßwarcn, erbrach dann einen Schreibtisch und stahl daraus 2 Geldtäschchen mit 17 Mark, eine Anzahl alle Münzen und Dampfschisikarten. Das Ge richt diktiert ihm 6 Monate Gefängnis und 1 Tag Hast zu. — Unter Mitnahme von 2314 Mark Sportelgeldern ist der beim Magistrat Schandau «»gestellte Beamte Schulze seil Freitag abend flüchtig. Ob der ungetreue Beamte auch die von ihm verwalteten Gelder aus den Holzauktionen hat mit- gehen heißen, ist noch nicht festgestellt, wird aber vermutet. — In Seifhennersdorf wurde die Frau des Be sitzers Reinhold Michel, die in einem Fleischerladen Einkäufe besorgte, dort von einem Hunde angefallen. Das Tier riß die Frau nieder und brachte ihr erhebliche Fleischwunden bei. Aus einem Beine wurde ihr ein großes Stück Fleisch herausge rissen. Nur durch schnelle Hilfe wurde ein großes Unglück verhütet. — In Freiberg ist 46 Arbeitern der staatlichen Erzbergwerke das vom Ministerium des Innern verliehene tragbare Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit durch den Oberbergrat Stephan auf den Gruben im Beisein der Be amten feierlich überreicht worden. — Auf dem Wege von Freiberg nach Kleinschirma erschoß sich im Hospitalwalde der 17jährige Zeichner Paul Weißkopf aus Freiberg. — In der freien Elbe unterhalb Radebeul ertrank beim Baden der 12jährige Knabe Altmann aus Radebeul. Die Leiche konnte bis jetzt noch nicht geborgen werden. — Vor der Ferienstrafkammer des Landgerichts Frei berg hatten sich 6 Schulknaben wegen einfachen und schweren Diebstahls, Genußmittelentwendung und Hehlerei, zu verant worten. Der Haupltäter, auf dessen Konto allein 14 Diebstähle kamen, wurde zu 7 Monaten Gefängnis und 2 Wochen Haft, zwei andere Knaben zu 3 Monaten 3 Wochen bezw. 2 Mon. 2 Wochen Gefängnis verurteilt. Die übrigen kamen mit einem Verweise davon. Kleine Notizen. Aus der Pleiße ist in der Nähe des Kaiscrparkes in Leipzig eine unbekannte Leiche heraus gezogen und nach der Anatomie geschafft worden. — In Löbau stürzte der 32 Jahre alte Arbeiter Menzel vom Fahrrad über eine Brücke in das Bachbett, wo er tot aufge- fuuden wurde. — Das 18jährige Dienstmädchen Rasch, das bei einem Fabrikbesitzer in Löbau beschäftigt ist, erlitt in folge Sturzes in einen Lichtschacht mehrere Arm- und Beinbrüche. — Am Sonntag schlug der Blitz in das Anwesen des Guts besitzers Emil Michael in Nieder-Nossau. Das Wohn haus ging in Flammen auf und eine Kuh wurde getötet- — Ueber das Vermögen der mit großen Hoffnungen ins Leben gerufenen Holz-Nollschuhfabrik, G. m. b. H. in Schletta u ist das Konkursverfahren eröffnet worden. -- Der auf dem Bahnhofe Mehltheuer bedienstete und in Drochaus wohnhafte Güterbodenarbeiter Löschner wurde am Montag morgen zwi schen Mehltheuer und Schönberg im Eisenbahngleis liegend tot aufgefunden. Löschner halte bis halb 1 Uhr nachts Dienst getan, danach dem Verbote Mieder die Strecke als Nach hauseweg benutzt und ist dabei von einem Eisenbahnzuge überfahren worden. Der Verunglückte hinterläßt Frau und fünf Kinder. — Unter dem Verdachte, ihr 5 Jahre altes Söhnchen, das verkrüppelt und blödsinnig war, in die Mulde geworfen und ertränkt zu haben, ist in Kolkau bei Roch litz die aus Galizien gebürtige 36 Jahre alte Dienstmagd Pietrtka, die zuletzt als Wirtschafterin bei einem Gutsbesitzer daselbst lebte, verhaftet worden. — Eine wüste Schlägerei, bei der das Messer eine große Rolle spielte, entwickelte sich am Sonntag anläßlich des Vogelschießens in Giegeugrün. Eme Anzahl von Burschen aus Kilchberg, Hartmannsdorf, Giegengrün und Bärmwalde nahm daran teil und brachten sich gegenseitig blutige Wunden bei, bis das Publikum sich einmischte und den Raufbolden die Dolche, Messer, Gummi schläuche usw. wegnahm. Der Streit soll um die Mädchen entstanden sein. — Der 42jährige Bergmann und Besitzer eines kleinen Anwesens Th. Ritter in Jo ach im st al, der seit zwei Jahren an Lungentuberkulose litt, öffnete sich mit einem Rasiermesser die Halsschlagader und verblutete. Er hinterläßt eine Witwe mit vier kleinen Kindern. — In Kucs- doif bei Schkeuditz wurden auf einem Felde fünf Personen vom Blch getroffen. Eni 18jährig?r junger Manu wurde ge tötet, vier Schulknaben schwer verletzt. — In Graslitz wurde ein Agent ungehalten, der eine förmliche Acbeiterbörse aufgeschlagen hatte. Ec suchte für eine große Musiksirma in Nordamerika Instrumentenmacher für Klarinetten-, Flöten-, und Blechinstrumentenbau und ver sprach ihnen neben freier Rase, Taschengeld usw. einen Wochenlohn von 45 bis 70 Mark. Weiter wurde eine Schöne bacher Firma ersucht, für dieses amerikanische Unternehmen, das angeblich über ein Kapital von 28 Millionen Mark ver- jügt, Arbeiter anzuwerbeu. — Die Ministerien der Finanzen und des Innern haben auf Grund von 8 795 des bürgerlichen Gesetzbuches genehmigt, daß die Stadt Plauen sür eine Anleihe im Nennwerte von 16 Millionen Mark Schrfidverschreibungen ans den Inhaber in Abschnitten von 5000, 2000, 1000 und 500 Mark nach Maßgabe des Anleihe- und Tilgungsplanes ausgcbe. — Die Versicherung gegen Ehelosigkeit ist das Ziel einer Versicherungs-Gesellschaft, die in Dänemark ins Leben gerufen werden soll. Die gegen Ehelosigkeit versicherten Mädchen sollrn aber nicht etwa das Anrecht auf Lieferung eines Ehemannes erhalten, sondern nur, soweit es ihnen nicht glückte, bis zur Vollendung des 40. Lebensjahres unter die Haube zu kommen, eine laufende materielle Unterstützung. Versicherungsnehmerinnen werden da leider nur solche Mädchen sein, die von vornherein wenig Aussicht auf Verheiratung haben- Dresden. Der königliche Musikdirektor und frühere langjährige Leiter des Gewerbehauses August Trenkler ist gestorben. — Nach langem Leiden verstarb der frühere erste Direktor der land- und forstwirtschaftlichen Berufsgenoffen schaft, Oekonomierat Ernst Möbius. — Beim Baden ertrunken ist der 16 einhalb Jahre alle Kaufmannslehrling Kurt Sänger aus Dresden-Neustadt. Der junge Mann hatte in dem Waldteiche hinter Wilschdorf ein Bad genommen. — In der Wilsdruffer Vorstadt in Dresden wurde ein älterer Glasmacher tot aus dem Weißeritz-Mühlgraben gezogen und behördlich aufgehoben. Es liegt Selbstmord vor, begangen in einem Anfalle von Schwermut. — Der auf der Schäferstraße in Dresden gelegene „Kry stallpal ast" wurde in der Zwangsversteigerung von der neugegründeten Krhstallpalast-Gesellschaft m. b. H. für 488 300 Mark erworben. Das Etablissement, zu dem ein großer Saal, zwei Wohnhäuser und ein Gartengebäude ge hören, ist vor 10 Jahren von Herrn Rupprecht mit Hilfe deS Bankhauses Eduard Rocksch Nachf. erbaut worden. Die Landesbrandkasse beträgt 406 740 Mk., die Taxe 519 086 Mk. einschließlich des auf 2086 Mk. geschätzten Inventars. Die auf dem Grundstück ruhenden Hypotheken belaufen sich auf 570 000 Mk.; nur die erste Hypothek in Höhe von 470 000 Mark fand Deckung. — Im Dienste tödlich verunglückt ist aus dun Abstellbahnhofe an der Freiberger Straße in Dresdender in Coschütz wohnhafte, 35 Jahre alte Rangiervormann Rich. Wolf. Der Unglückliche wurde von den Puffer» einer Loko motive gegen eine Wand gedrückt. Sein Tod trat infolge Zertrümmerung des Brustkorbes auf der Stelle ein. Wolf ist verheiratet. — Auf der Leipziger Straße inDresden wurde der 69- jährige, in der Leuckartstraße wohnhafte PcivatuS Louis Brisch vom Herzschlag betroffen und verstarb nach wenigen Augenbl cke». -- Der 9 jährige Schulknabe Martin Händler, der sich in Abwesenheit der Eltern, die ihrer Beschäftigung nachge- gangcn waren, zum Fenster hinausgelehnt hatte, stürzte im Hause Borsbcrgstraße 36 in D r e s d e n vier Stock hoch auf den Bürgersteig hinab und verstarb eine Stunde darauf im Johaunstädter Krankenhaus. Der Knabe des Vaters ist Kutscher, die Mutter geht in eine Zigarettenfabrik. B-inahe wäre der Knabe auf eine» Straßeupassguten gestürzt. — Auf dem Dachboden eines Hauses in der Zahnsgaffe in Dresden wurde der 14jährige Klempnerlehrling Curt Löwe erhängt aufgefundcn. Der Vater des Knaben ist gestorben, seine Mutter befindet sich in einer Heilanstalt. Der Knabe mag sich dies sehr angenommen haben und tiefsinnig geworden sein. — In der Leipziger Raubmord- und Erpresser- Affäre führt eine neue Spur nach Magdeburg. Nach der Mordtat an dem Friedrichschen Ehepaare am 4. November 1908 war der Händler Paul Hemstng verhaftet worden. Damals wurde festgestellt, daß Hemsing vom 20. bis zum 30. Oktbr. 1908 bei den Friedrichschen Eheleuten gewohnt halte, und zwar unter dem falschen Namen Leczinski. Hemsing konnte aber für die Mordtat nicht in Frage kommen, weil er am 31. Oktober, 1. und 2. November in Magdeburg bei seiner Mutter gewohnt und geschlafen hatte. Bekanntlich passierte der Mord am Friedrichschen Ehepaare am 2. November, aber cs ist trotzdem möglich, daß er als Ausbaldoweren sür dieses Verbrechen in Frage kommt, obwohl er damals ent schieden leugnete. Gegen Hemsing, der zurzeit eine längere Strafe verbüßt, ist neuerdings von einem Zellengenossen An zeige erstattet worden, da H. des Mordes dringend verdächtig ist. — Zn der Meldung, England habe esabgelkhnt sich an der Internationalen H y g i e n e - A u S st e l - lung Dresden 1911 zu beteiligen, erfahren wir von zuständiger Seite, daß England in der Tat der einzige europäische Großstaat ist, der die Beteiligung an der Aus stellung abgelehnt hat. Ob, wie vermutet werden kann und in Deutschland von mancher Seite angenommen worden ist, für diese Absage politische Gründe maßgebend gewesen sind, mag dahin gestellt bleiben. Es ist aber wenig wahrscheinlich. Die Ursache ist nur in den besonderen englischen Verhältnissen zu suchen. Die englischen wissenschaftliche» Institute sind nicht in dem Sinne staatliche wie unsere deutschen. Sie tragen vielfach einen privaten Charakter und die Negierung hat nur wenig Einfluß auf sie. Daher hat sich auch England bisher noch nie an hygienischen Ausstellungen beteiligt, wie sie z. B. bei Gelegenheit von hygienischen Kongressen veranstaltet worden sind. Es ist selbstverständlich sehr bedauerlich, daß England mit seinen großartigen hygienischen Einrichtungen auf der Dresdner Ausstellung fehlen wird. Dieses Bedauern ist in den weitesten maßgebenden Kreisen allgemein.