Volltext Seite (XML)
Memm Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag n. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustriener achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zeiimlß jür Thllrand) Seiser^öks. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 1b Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig en für alle Zeitungen. Klein- rind GroMlsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Goßmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikationskraft für amtliche Bekantttmachrlugen, dtnmmer 66. Kernsprecher: Amt Deuben 2120 Dienstag, den 7. Juni 1910. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 HZ, Jahrgang. ksksnnrmsvkung. Donnerstag, den 9. Juni V. Js. nachmittags 6 Uhr im Nathansgarten Nebnng der Pflichtfenerwehr. Die Mannschaften der Pflichtfeuerwehr haben sich unter Anlegung ihrer Abzeichen (Armbinden) pünktlich um 6 Uhr einzufinden. Ausbleiben ohne genügende Entschuldigung wird auf Grund 8 19 der Feuerlöschordnung bestraft. Rabenan, am 6 Juni 1910, Der Bürgermeister. Mit Genehmigung der Kgl- Amtshaupt- mannschast Dresden-A- wird die Klernölsa—Rabenauer Talstraße am 8. U. 9. Jnni d I. wegen Massenschntt Der Verkehr wird auf die Dippoldis- walderstratze vermiese». Kleinölsa, am 6. Juni 19tO. Der Gemeindevorstand. Moses Hus Nab uns fern. Rabenan, den 6. Juni 1910. — Die Zahl derKonkurse hat im Jahre 1909 gegenüber dem Vorjahr um 575 abgenommen. Sie betrug im Jahre 1909 lt. amtlicher Statistik 10996, währeud sie sich im Jahre 1908 auf 11571 belief. Das ist eine kleine Besserung. Allerdings macht es nicht allein die Zahl der Konkurse, es fällt auch deren Größe ins Gewicht. — Eine traurige Statistik besagt, daß am 1. April dieses Jahres in Sachsen 1292 Menschen im Zuchthaus, 3423 im Ge fängnis und 561 in der Besserungsanstalt unlergebracht waren. Welche Unsumme von Menschenschicksalen, von Unglück, Jammer und Not, von Roheit und gemeiner Verkommenheit liegt, dem Laienauge kaum erkennbar, in diesen Ziffern verborgen! — Bei der Sparkasse Rabenau wurden im Monal Mai ds. Js. 311 Einzah lungen im Betrage von 36 271,13 Mk. geleistet, dagegen erfolgten 129 Rückzahlungen im Be trage Von 28 412,80 Mk. — Der Turnverein Dippoldiswalde beging am Sonntag das Fest seines 50jähr. Bestehens verbunden mit dem diesjährigen Gau- wetturnen. An der Veranstaltung beteiligten sich ca. 25 auswärtige Turnvereine, darunter auch die beiden Rabenauer Vereine sowie die der Umgegend. Das Wetlurnen wies 106 Teilnehmer auf, wovon 64 mit Preisen aus gezeichnet wurden. Hiervon entfielen nach Rabenau drei Preise und zwar an die Herren Paul Geißler, Karl Richter u. Oskar Kühnert, sämtlich vom T.-V. „Vorwärts". — In einem unbewachten Augenblicke er hängte sich am Sonnabend in Oelsa eine seit Jahren an Schwermut leidende ältere Fran. — Bei der Verbands-Sparkasse Hains berg wurden im Mai 11 185,06 Mk. ein gezahlt und 8485,95 Mk. abgehoben. — Der Dippoldiswalder Bezirksausschuß genehmigte eine Aenderung zwischen dem Staats- soistrevier Höckendorf und der Gemeinde durch Ein- und Ausbezirkung der Flurstücke 964, 964a und 964d des Flurbuchs für Höcken dorf, ein Ausnahmebewilligungsgcsuch GsißlerS- Großölsa zu Grundstücksabtrennung und eine Darlehnsaufnahme derGemeindeS cifers- dorf. Abgelehnt wurde ein Konzesstonsgesuch von Fuchs-Oberkunnersdorf. Es wurde Ein verständnis mit einer Bekanntmachung zur Verhütung der Verunstaltung des Orts- ober Landschaflsbitdesdurch Neklamezeichen rc erklärt. — Der 1865 in Kleinkarsdorf ge borene Handarbeiter D. war des Diebstahls angcklagt, insofern er dem Baumeister Haupt in Possendorf ein Stück Drahtgilter im Werte von 2,20 Mk. entwendet halte. Das Urteil des Landgerichts Freiberg lautet auf 3 Monate Gefängnis wegen Nückfallsdiebstahls. — Der Gemeinderat zuKreischa wählte Herrn Gemeindcvorstand Kubenke, dessen Amts periode im Jahre 1912 ablänft, in Anerkennung der bisherigen Tätigkeit schon jetzt auf weitere 6 Jahre. — Von den Festgottesdiensten, welche an läßlich des im Plauenschen Grunde abzuhalten den Jah res festes des Dresdner Gustav- Adolf-Hauptvereins am 22. Juni in Tharandt stallfinden, wird der eine in der dortigen Burg ruine unter freien Himmel und der andere in der daneben befindlichen Kirche abgehalte» werden. In der Ruine wird Herr Pfarrer Dr. Lehmann aus Freiberg und in der Kirche Herr Pastor Ue. Dr. Kühn von der Luther kirche in Dresden predigen. Zwei Festzüge werden die Teilnehmer an diesen Gottesdiensten in die Ruinen bezüglich die Kirche geleiten. — Im landwirtschaftlichen Verein in Wilsdruff sprach man über die Kartoffel- lrocknung. Man kam zu dem Schluffe, daß für die Wilsdruffer Gegend, in der man dank der Großstadt und großen Jndustriezenten die Kartoffet gut verwerten könne, eine genossen schaftliche Kartoffellrocknungsanlage nicht zu empfehlen sei. '— Die erst e u r e i f e n K i r s ch c n wur den in Groß-Tschernoseck gepflückt. Seit dem Jahre 1876 ist keine so schlechte Ernte zu verzeichnen, wie in diesem Jahre. Dasselbe Klagelied kann man auch anderwärts anstim men. So voll die Bäume blühten, so traurig sah der Fruchtansatz aus. Gelbe und braune Büschel hingen an den vollbelaubten Zweigen, aber irgend eine Frucht war kaum zu entdecken. Das naßkalte Welter hat die Befruchtung ver hindert. Bei den Kirschen kann man fast mit einer Mißernte rechnen. — Das Dresdner Landgericht verurteilte Steinbrecher Ernst Max Weichold aus Klein opitz zu 2 Monaten Gefängnis, Wenzel Manlick aus Hainsberg zu 2 Monaten Gefängnis und 40 Mk. Geldstrafe. Die An geklagten, seit mehreren Jahren im Wätzigschen Kalkfteinbruch in Grumbach beschäftigt, nahmen aus der Sprenggrube Dynamit nut. Ferner hatten W. und M. am 9. Februar aus Fahrlässigkeit die Zerstörung des bewohnten Gebäudes 147 in Grumbach, sowie der Körper verletzung mehrerer Personen verursacht. Eine Vorrichtung zum Auftauen gefrorener Patronen war nicht vorhanden, die Arbeiter trugen sie in der Beinkleidertasche. An jenem Tage dauerte dies W. und M. zu lange; sie legten die Patronen in den noch warmen Ofen der Kantine. Als die verehelichte Güldner, dies nicht wissend, zum Kaffeewärmen Feuermachle, wurde durch die Explosion die Decke des Gi- bäudcs in die Luft gesprengt. Weichold, Güld ner, dessen Ehefrari und deren 2 Töchter wur den verletzt. Weichold war über 6 Wochen im Krankenhaus Wilsdruff und ist noch nicht wieder hergestellt. — Der Ausschuß des Gemeinderales in Pot schapp el hat beschlossen, die von der Gemeinde Niedeipesterwitz beantragte Einver leibung zurzeit ans finanziellen Gründen abzulehnen. — Der Selbstmord des 31jährigen Stationsgehtlsen Enge, der sich am Grabe seines vor zwei Jahren verstorbenen außerehe lichen Kindes auf dem Friedhöfe zu Pot- schappel erschoß, hat jetzt seine Auf klärung gefunden. In Leipzig sind nämlich zwei Erpresser festgenommen worden, zwei ganz abgefeimte Burschen, die daS Geschäft schon länger betrieben haben. Sie lauerten in den parlühnlichen, bis in die Stadt reichenden Waldungen und in den flämischen Anlagen abends hauplsächlich auf Liebespärchen, die ja in der Regel recht zärtlich zueinander sind und erpreßten von ihnen Geld. Sie gaben sich dabei meist als Polizeibcamte aus und ver sprachen gegen eine sofort zu erlegende „Strafe" den Ueberraschten, daß sie eine Anzeige nicht erstatten würden. Das Treiben dec beiden Kerle kam durch einen Beamten ans Licht, den sie während der lrtzlen Messe mit einem 13 Jahre alten Mädchen hinter dem Meßplatz ge troffen und beschuldigt hatten, sich an dem Kinde in unsittlicher Weise vergangen zu haben. Obgleich dies nicht der Fall war, schüchterten sie ihn doch derart ein, daß sie sofort einen Geldbetrag von 40 Mark und später noch eine höhere Summe als Schweigegeld erlangten. Als es dem Beamten zu viel wurde, veranlaßte er die Verhaftung der Erpresser. Ec selbst erschoß sich. — Am Uebergang dec Grumbacher Straße stürzte eine Wilsdruffer Schuhmachersfrau aus dem 11,55 in Kesselsdors einfahrenden Personenzug. Glücklicherweise ist sie mit leichten Gesichtsverlrtzungen davongekommm. — Beim Bibellesen vom Blitz getötet wurde in Oberzwehren bei Kassel eine 59jährige Frau. — Eingebrochen wurde in Frauenstein in das auf dem Bauplatze des Baumeisters Göpfert stehende Kontorgebäude. Die Diebe brachen das Effengitter vor einem Fenster aus, drückten eine Glasscheibe ein und gelangten so in das Innere. Daß mehrere Personen, min destens jedoch zwei, den frechen Einbruch ver übten, erhellt daraus, daß der einige Zentner schwere Geldschrank vom Unterbau gehoben worden ist. Die Diebe erbeuteten außer einigen Dutzend Bleistiften keine Wertsachen, den Geld schrank vermochten sie nicht zu erbrechen. — Der Ausbrecher Cha res wurde vom Wilsdruffer Gerichtsdiener Lange nach Chemnitz transportiert. Kleine Notizen. — InEulendorf bei Hainichen setzte ein beim Gutsbesitzer Haubold bediensteter Zögling der Erziehungsanstalt Bräunsdors die Scheune in Brand, um aus dem Dienst zu kommen. Der Brandstifter wurde verhaftet. — Zu einer erregten Szene kam es im Verlause eines Streites irr der Familie des 38 Jahre alten Zigarrenmachers Reinhold in Lengenfeld, wobei der Ehe mann seiner Frau eine ätzende Flüssigkeit ins Gesicht goß, so daß die Augen erheblich ver letzt wurden. Reinhold beging Selbstmord durch Erhängen. — Bei der Arbeit schwer verunglückt ist der 30 Jahre alte Schieferdecker Gebhardt von Oelsnitz i. V, Er stürzte vom Dache des Unterhermsgrüner Rittergutes herab, durchschlug eine starke Veranda-Deckplatte und zog sich dabei lebensgefährliche Verletzungen zu. — Ein 21 Jahre alter Fabrikarbeiter von Schneeberg lockte ein I5jähriges Mädchen nach dem allen Pulverhaus und führte ein Si t tli chkeit s v er b re ch en an ihm aus. Der Unhold ist bereits ermittelt und hinter Schloß und Niegel gebracht worden. — Im Döbelner Muldenbade ertrank am Donnerstag gegen Abend der Sergeant Hartig von der 5. Kompagnie des 139. Jnf-- Negts. Ec war mit dem Rade schnell nach der Badeanstalt gefahren und dann, ohne sich genügend abzukühlen, ins Wasser gegangen, sodaß ein Herzschlag seinem Leben ein Ende machte. — Von drei jungen Burschen, von denen zwei in Elsterwerda, der dritte in Biehla wohnen, sind am Mittwoch auf dem alten Friedhöfe in Elsterwerda mehrere schwere Grab schändungen verübt worden. In die eine Gruft haben die frechen Burschen sich dadurch Eingang verschafft, daß sie in die Decke eine Oeffnung von etwa 50 Zentimeter im Geviert einmeißelten. Jedenfalls haben sie in dem Grabe Wertgegenstände vermutet. Aus einer anderen Gruft haben sie einen Schädel geholt und oben hingcworfen. Für eine rohe Ge mütsverfassung der Burschen spricht auch, daß sie in einer Gruft das Lied: „Im tiefen Keller sitz' ich hier" sangen. Dresden. Die Ankunft desParseval- ballons dürste sich bis etwa 17. Juni verzögern. Der Z Ppelin-Kommers wird im Zoologischen Garten abgehalten. — Für den verstorbenen Abgeordneten Zimmermann stellen die Reformer im 20. sächs. Reichstags Wahlkreise den Kaufmann Fritzsche-Leipzig auf. — Graf Zeppelin wird die Fahrt nach Wien ain 8. Juni antreten; die Rückfahrt über Dresden erfolgt am 11. Juni abends 6 Uhr, am 12. Juni wird auf dem Heller gelandet. — Ein junger Dresdner Kaufmann namens Arno Bretschneider ist in Kamerun, er mordet worden. — Ein bedauernswerter Unglücksfall ereignete sich nachts in Wurgwitz. Angesichts der schweren Gewitter packte die Frau des Bergarbeiters und Hausbesitzer Seidel die Wert sachen zusammen, um im gegebenen Falle die Wohnung verlassen zu können. Frau Seidel bediente sich dabei einer mit Weißöl gespeisten Lampe. Als das Licht versagte, wollte Frau Seidel Weißöl aufgüßen- Die Frau nahm aber die falsche Blechkanne zur Hand, in der sich Brennspirilus befand. Im Nu entstand eine Explosion und die bedauernswerte Frau stand über und über in Flammen. Auch ihr Ehemann, der hinzueilte, um Hilfe zu leisten, erlitt Brandwunden. Frau Seidel trug schwere Verbrennungen im Gesicht, an der Brust und an beiden Armen davon. Zur Hilfeleistung wlirde Herr Sanitätsrat Dr. Fernbacher-Zaucke rode gerufen, der mehrere Stunden bemüht war, die Leiden der unglücklichen Frau zu lindern. Ob es gelingen wird, die Frau am Leben zu erhalten, steht noch dahin. — Der Postassistent Walter Löffler vom Postamt 2 in Leipzig hat am 27. Mai neun beim genannten Postamt aufgelieferte Geldbriefe unterschlagen. Bis jetzt ist ermittelt worden, daß Löffler von dem vorgefundenen, aus 10 000 Mark in barem Gelds und über 10 00O Mk. in Wertpapieren bestehenden In halt 8600 Mark bar und 7000 Mark in Papieren verschiedenen Personen teils zur Be richtigung von Schulden, teils als Geschenk zugewendel hatte. Diese Zuwendungen sind durch freiwillige Rückgabe bereits wiedererlangt worden. Es fehlen noch 1400 Mk. bar und 5 Aktien zu je 1000 Mk. nebst Talons und Dividendenscheinen der Sächsischen Kammgarn spinnerei zu Harthau (Erzgeb.) mit den Num mern 925, 1398, 282, 1602 und 1982. Von dem Austauchen der Aktien pp. erbittet die Kaiserliche Ober-Postdirektion in Leipzig schleu nigste Mitteilung. — Jnseratoder Prospekt? Welches von beiden Hilfsmitteln die erfolgreichere Re klame bedeutet, darüber führen „Financial News" die folgenden Tatsachen an: Von einem Pariser Geschäft wurden 20 000 Prospekte versandt, was einschließlich Marken, Kuverts und Adressen eine Ausgabe von 2295 Franken darstellte. Es liefen daraufhin 29 Anfragen bei ihm ein, die zu einer Anzahl Aufträgen führten, mit einem Gesamtnettoverdienst von 495 Franken. Nun gab die nämliche Firma 1700 Franken für Zeitungsannoncen aus und erhielt hierauf 1107 Anfragen, welche zu 364 Bestellungen Anlaßgaben und zwar mit Brutto gewinn von 5400 Franken lind einem Netto verdienst von 3700 Franken. Das Nettoergeb nis belief sich somit auf 221 vom Hundert der Neklamespesen. Der Wert des Zei- lungsins erates gegenüber anderen Re klamearten ist hierdurch unwiderleglich dargetan. — Die Ueberlegenheit des Berliner Publikums und ein Talent, sich in allen Lebens lagen sogleich sicher zurechtzufinden, haben eine eigentümliche Beleuchtung erfahren durch den Unfall eines Ausflugsdampsers, der in einem Gewitter, das vor einiger Zeit herniederging anflief. Einige Unbesonnene riefen: „Der Blitz hat eingeschlagen, das Schiff sinkt!" und nun entstand eine furchtbare Panik. Die 400 Menschen wurden einfach kopflos, trotzdem die Schiffsmannschaften alles mögliche taten, die Leute zu beruhigen. In ihrer Angst sprangen viele Fahrgäste ins Wasser, sodaß sie in Booten gerettet werden mußten.