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Uchmmm Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes I,5V Ml. Zeitung siir Thnean^Seisersdoks. Inserate losten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Ps., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeigen für alle Zeitungen. Klein- nn- Grotzölsa, Obernnnn-orf, Hamsberg, Somsdorf, Eotzmannsdorf, Lnban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publiknlionskraft für amtliche Bekanntmachungen. . . . - Nummer 58. K-rnspr-ch-r: «mt Deuben 2120 Donnerstag, den 19 Mai 1910. Fernsprecher: «mt Deuben 2120 23. Jahrgang. durch einen Komelenschweif mitznmachen. Die ^ Transvort von Haucke unserer Bewegung „relativ« . zum Schweif wird dabei, da die Erde und von? Mai^biS^!' Sevtember in entgegengesetzter Richtung »vinr v»s »11. «kpremver uirbt Niel Meniaer als die Summe bewegen, nicht viel weniger als die Summe in der Zeit von 10 Uhr abends bis 10 Uhr der Geschwindigkeiten beider Himmelsköcper oder rund 65 Kilometer in der Sekunde be tragen. — In Potschappel verging sich ein Glasmacher und Ringkämpfer an einem Schaff ner der Straßenbahn tätlich. Bei seiner Ver haftung machte er sich noch der tätlichen Be- amtmbeleidigung schuldig, sodaß ihm die Affäre teuer zu stehen kommen dürfte. — In der Generalversammlung der A.-G- für Glasindustrie vorm. Friedr. Siemens in Dresden und Döhlen wurde ein Antrag der Verwaltung auf Erwerbung der sämtlichen 1 250 000 Kr. betragenden Aktien der Grazer Glasfabrik, Akt-Ges. zum Beschluß erhoben. Das Grundkapital wird um 1 Million auf 11 Millionen Mark erhöht. — In Rähnitz schnitt sich die Ehefrau des Barbiers Schönleben die Kehle durch. Der Tod ist auf der Stelle eingelreten. Ihr Ehe- leben war immer ein ungetrübtes. Sie ist Mutter mehrerer Kinder. — In der vor dem Amtsgericht Dresden statlgefundenen Zwangsversteigerung wurde das bekannte Etabliffunent „Bergrestaurant" in Cossebaude für das Meistgebot v. 57000 Mark Frau Baugewerke Myer zugeschlagen. Das Anwesen war einschließlich Jnventarwert aus 72 331.52 Mark vom gerichtlichen Sach verständigen geschätzt worden. Von 91 000 Mark Hypotheken fielen 38 000 Mark aus, — Der 16 mal vorbestrafte Arbeiter Otto Oskar Herkner aus Ob er Pesterwitz und der Korbmacher Münch aus Zittau trieben sich im März arbeitslos auf dem alten Annensried hof in Dresden umher. M. stahl aus einem auf einem Grabhügel stehende» Körbchen ein Portemonnaie mit 3 Mark Inhalt. Abends stiegen beide über den Zaun nach dem bereits geschloffenen Friedhof und rafften 30 Grab schutzbleche im Werle von 50 Mark zusammen, wurden jedoch g«stört und mußten die Diebes beute im Stiche lassen. Jeder der Spitzbuben erhält fünf Monate Gefängnis. — In K e s s e l S d o r f ist K u h a u k t i o n. Diese schnell verbreiteten Worte genügten, um am Donnerstag zahlreiche Landwirte der Um gegend zu veranlassen, Kesselsdorf zuzusteuern und möglicherweise die schönste „Mutsche« billig zu erstehen. Der neue Viehhändler hatte sich in Keffelsdorf bereits ganz heimisch einge richtet ; warum auch nicht, meinten optimistisch gesinnte Leute. Aber o weh! Der neue Vieh händler ist nachdem er die unliebsame Situ- akion, den Viehlransport im Betrage von 4—5000 Mk. nur gegen Kaffe zu erhalten, wieder verschwunden wie der kürzlich gefallene Schnee. Gutmütige Leute sowie seine Braut mit respektablem Kapital, die ihm Vertrauen schenkten, waren noch rechtzeitig gewarnt und blieben vor größerem Schaden bewahrt. — Tot aufgefunde» wurde am ersten Pfingstfeiertage im Eisenbahngleise in der Nähe von Gaschwitz ein unbekannter, an scheinend dem Arbeiterstunde angehörender Mann. Ec dürfte den Tod auf den Schienen freiwillig gesucht haben. — In der letzten Sitzung des Chemnitzer Natskollegiums wurde das Projekt seiner zweiten Talsperre im oberen Lauterbachtale ge nehmigt und 2 500 000 Mark aus der Anleihe hierfür bewilligt. — Einen überaus tragischen Verlauf nahm eine Sänger fahrt, die der Musikverein Apollo in Li cht c n st ei n zu Pfingsten nach Gera- Eisenberg unternommen hatte. Eine stattliche Bekatttttmackuua ! zweiten Bedingung genügen wird, ist nach den tag Ka^en von bisherigen Erfahrungen gleichfalls wahrschein- ^aumc vetrcssenv. Wir werden demnach aller Voraussicht chd des Stadtgemeinderates Vergnügen haben, in der Frühe de< -'adtgmieinde bestimmt ^"19. Mai eine allerdings unfreiwillige Fahrt es." e oe 1 ennumi, oap Di? morgens folgen darf. . Außerdem wird darauf hingewieseu, daß 's Transport von Jauche nur in gut ver- Mossenen Kössern zu erfolgen hat, und jede Bernnrcinigung der öffentlichen Ver- ^hrswege verboten ist. , Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe "'»zu 30 Mk oder entsprechender Haft geahndet- Rabenau, am 14. Mai 1910. Der Bürgermeister. Nur Nah una fern Rabenau, den 18. Mai 1910. — Einem hiesigen Bäckermeister wurde """ einiger Zeit ein Sack Mehl bester Sorte der verschlossenen Kammer verdachtlos ge ilen. Jedenfalls handelt es sich um eine den örtlichen Verhältnissen genau vertraute Persönlichkeit. — Weil er ein Jackett hatte liegen lassen ""d schnell wieder zu seinen Angehörigen zu- ^krhren wollte, sprang am 1. Pfingstfeiertag im Gasthof zuEckersd 0 rf eiu junger ^'Mu aus Görlitz die ca. 3 Meter hohe Gar- "»Nauer auf die Straße hinab und brach "bei ein Bein. Dem Verunglückten wurde Schückelschen Gasthofe zunächst ärztliche d'ffc zu teil; später wurde er nach dem Kran- '"haus gebracht. — Bei einem Nadausfluge verunglückte "s der Landstraße in O b e r c a r s d 0 r f der ^ Dresden, W.rderstraße wohnhafte Tischler Liiert am Montag abend schwer. Als er durch ein Signal aufmerksam gemacht, einem sich nahenden Automobil umsah, er gegen einen Baum so heftig an, daß ''ne schwere Gehirnerschütterung und innere ^äktzuugen erlitt. Kröhnert wurde sofort nach "" Krankenhaus gebracht, wo er verschied. . - Im Uebermut rollte am Dienstag gegen ?'»d ein I6jähriger Glasmacher ein leeres ?'"saß zur Zechels Höhe in Deube n ^nuter. Ein mit seinem Vater gehender ^'abe wurde dadurch an dec Schulter verletzt. Ü beltäter wurde zur Anzeige gebracht, h — In Niederbobritzsch wurde das N'Ntlägersche Wohnhaus von einem kalten Uschlag getroffen. Der Schaden beschränkt erfreulicherweise auf einige Dachschiefer. - DieTal er deutschen Gepräges, »och im Umlauf sind, werde» »»»mehr den Reichs- und LandeSkaffen, sowie von Kaffen der Neichsbank, bei denen sie ein ten, unbrauchbar gemacht und dem Einzahler "'^gegeben. .. — Heule Mittwoch nacht von halb 4 Uhr ° ivird der Halleysche Komet mit ''lerer Mutter Erde karambolieren. Das freut '? um des Kometen willen, der nachgerade j Mg, langweilig zu werden, nachdem er sich »och ohne Schweif präsentiert, für nnS Monomische Laien also nichts bietet, was ihn einem anderen Gestirn auszcichnete. Also ber Nacht zum Donnerstag — zwischen */,4 "0 '/,5 Uhr — wird die Erde von dem Schweif ." Kometen gestreift werden. Voraussetzung 2."" >st allerdings, daß der Schweif mindestens Millionen Kilometer lang ist — denn so- beträgt die Entfernung zwischen Komet Zb Erde am 19 Mai — und daß er ziem» genau pon der Sonne abgewendet ist. ' erste Bedingung scheint nach der Beob» /Aung h?r Bamberger Sternwarte reichlich zu sein, und daß der Komet auch der Sängerschar trat am 1. Feiertag früh die Fahrt an und unter den fröhlichen Sanges brüdern befand sich auch der in weitesten Kreisen geachtete und beliebte Fabrikant Eduard Vorsprecher, der an der Schwelle des 56. Lebensjahres stand. Sonntag sollte er in ein neues Lebensjahr treten. Um die Mittagszeit durchwanderte die Sängergesellschast das herr liche Mühlental. Schon winkte aus der Ferne das Ziel der Wanderung, Eisenberg, als plötz lich Herr Vorsprecher, eines der bewährtesten Mitglieder des „Apollo" vor den Augen seiner Sangesbrüder zusammenbrach. Es wurde sofort Halt gemacht, die Wanderung abgebrochen und die Freunde bemühten sich ängstlich um den Bewußtlosen. Doch alle Mittel, die man auch anwandte, erwiesen sich als zwecklos. Hier hatte der Tod sein Opfer gefordert und der sofort herbeigeeilte Arzt konnte nur den Tod konstatieren. Ein Herzschlag hatte dem Leben des rüstigen fröhlichen Sängers ein plötzliches Ende bereitet. — Der 12jährige Sohn des Bahnsteig schaffners Fischer half beim Gutsbesitzer Hahn in Mohsdorf Stroh vom Scheunenboden holen, stürzte dabei aber durch das Scheunen- loch auf die Tenne und war sofort tot. — In der Nähe der Uebigauer Fähre wurde am Sonntag der Bäckergehilfe Herm. Rich. Lohde aus Langeb rück tot aus der Elbe gezogen Dec etwa 28 Jahre alte Mann hatte sich die Pulsader geöffnet und sich dann ertränkt. Kleine Notizen. — I» Pobershau wollte die Ehefrau des Geschirrführers Reichel, der schwer krank lag, diesem Wasser holen, stürzte aber dabei dieTreppe hinunter und zog sich schwere Verletzungcn zu- Unter dessen starb ihr Mann. — Eine in Aue all gemein geachtete Frau hat ihrem Leben selbst ein Ziel gesetzt. Ihr heimkehrendcr Gatte fand sie, nachdem er die Tür gewaltsam hatte öffnen lassen, leblos auf dem Stuhle sitzend vor; sie hatte sich mit Leuchtgas vergiftet. Das Ehepaar führte eine fehr glückliche aber kinder lose Ehe. Der Grund zur Tat ist in Schwer mut wegen Krankheit zu suchen. — Das 2- jährige Söhnchen des Fabrikarbeiters Emil Anders in Neu-Drauschkowitz bei Bautzen fiel mit dem Kopfe in ein im Garten stehendes Wasserfaß und ertrank. — In Plauen stürzte sich nachts ein I7jähriges Mädchen von der König Friedrich August - Brücke auf die Straße. Sie erlitt schwere Verletzungen und starb nach zwei Stunden im Krankenhause. — In der Nacht zum Pfingstsonntag wurde in die beiden Dienstzimmer des Bahn hofsgebäudes Machern eingebr 0 chen und an barem Gelde über 34 Mk. gestohlen. Den Einbrechern ist man auf der Spur. — In Hohen grün bei Auerbach hat sich ein Liebesdr ama abgespielt. Der achtzehnjährige Sticker Paul Neuhorn hat die 17jährige Martha Schädlich durch 2 Schüsse schwer verletzt und sich dann selbst durch einen Schuß getötet. Verschmähte Liebe scheint der Gcund zur Tat gewesen zu sein. — Unter dem Vorsitze des Herrn Land- gerichtsdireklors Dr.Rudert begann am Donners tag vor dem Landgericht Freiberg die Ver handlung gegen den am 19. November 1876 in Ruppendorf geborenen Gutsbesitzer Oskar Ottomar Kästner aus Obernaun dorf, seit dem März d. I. in Untersuchungs haft, wegen Verleitung zum Meineide. Für diese Verhandlung waren zwei Tage angesetzt worden. — Im April 1905 kam der Guts besitzer Dürichen aus Obernaundorf zu ihm, um ihn zum Eintritt in das Milchversorgungs heim zu gewinnen. Nun stand aber der An geklagte mit Dürichen auf dem Kriegsfüße, weil dieser in einer Strafsache wegen Meineids gegen Kästners Vaters belastende Aussagen ge macht Halle. Kästner sen. war auch deswegen 5 Wochen in Untersuchungshaft, das Verfahren mußte jedoch eingestellt werden. Das Verhältnis war daher zwischen beiden ein gespanntes,weshalb auch der Angeklagte dem D. erklärte, er wolle nichts mit ihm zu tun haben. D. ließ sich jedoch nicht so schnell abweisen. Im Laufe dieser aufgeregten Unterredung äußerte Kästner zu D.: „Gehen Sie hinaus, mit so einem Menschen, der meinen Vater aufs Zuchthaus bringen wollte, will ich nichts zu tun haben." Hierauf strengte der durch diese Aeußerung Beleidigte Klage an. Während des später anberaumten Sühnetermins bestritt der Angeklagte, diese Aeußerung getan zu haben. Ec gibt an, er habe es nicht abgeleugnet, wenn ihm seine Mägde vorher nicht versichert hätten, sie hätten nichts gehört. Nach diesem Termine nun nahm er sein in dieser Ange legenheit in Frage kommendes Gesinde noch mals vor und befragte sich, ob jemand etwas gehört habe. Dieses wurde ihm zunächst ver neint; er warnte hierauf nochmals dieselben, indem er sagte: „Wenn ihr nichts gehört ha ben wollt, dann müßt ihr aber auch vor Ge richt so aussagen." Um dieser Klage nun die Spitze abzubrechen, stellte der Angeklagte Straf antrag wegen Hausfriedensbruches gegen Dü richen, weil letzterer bei dieser Angelegenheit sein Haus nach nochmaliger Aufforderung nicht verlassen habe. Dürichen, stellte jedoch in Ab rede, sich gegen das Hausrecht vergangen zu haben und das Verfahren wurde eingestellt. Hier wird ihm nun zur Last gelegt, wissentlich eine falsche Anzeige gegen Dürichen erstattet zu haben. Am Freitag nahm die Verhandlung ihren Fort gang. Der Angeklagte hat 1. sein Dienstper sonal zu beeinflussen versucht, in einem gegen ihn anhängig gemachten Belcidigungsprozesse zu seinen Gunsten auszusagen und 2. hat er, um diesem Prozesse die Spitze abzubrechen, gegen den Kläger vor Gericht eine wissentlich falsche Anzeige erstattet und sich hier ebenfalls Zeugenbeeinflussungen zu schulden kommen lassen. Der Angeklagte hat nun bei seinen früheren Vernehmungen bestritten, daß er weder Gespräche zum Zwecke der Beeinflussung mit den fraglichen Dienstpersonen geführt habe, noch daß er verschiedene ihn belastende Briese an solche Personen geschrieben habe; jetzt muß er es jedoch unter dem Drucke des Beweis materials zugeben. Im dritten Falle handelt es sich um die Mißhandlung seines Dienst knechts Bölke. Dieser war während des Früh stücks etwas zu lange ausgeblieben, worüber der Angeklagte so erzürnt war, daß er den Knecht mehrere Male mit der Faust stieß und nach Angabe des Verletzten sogar auf den Hinterkopf schlug. Aus diesem Grunde kam der Knecht nicht wieder zur Arbeit; am an dern Tage kam er mit seinem Vater zu dem Angeklagten, um diesen zur Rede zu stellen. Kästner stellte jedoch bestimmt in Abrede, Bölke geschlagen zu haben. Der Vater gab sich jedoch hiermit nicht zufrieden, strengte durch Vermitte lung des Arbeitersekretariats Klage gegen Kästner an und gab als Augenzeugen für die Mißhandlung seines Sohnes das Dienstpersonal Kästners an. Vor diesem Prozesse versuchte Kästner dadurch, daß er diese Leute verschiedent lich in Gespräch-, die sich auf den Vorfall be zogen, zog, die Zeugen zu bewegen, anders, als den Tatsachen entsprechend, vor Gericht auszusagen. Einer Dienstmagd soll er sogar gedroht haben, sie aufs Zuchthaus bringen zu wollen, wenn sie nicht zu seinen Gunsten aussagen würde. Der Angeklagte behauptete, er sn auch heute noch in dem Glauben, nichts strafbares begangen zu haben; er habe mit den Zeugen nur noch ein mal darüber sprechen wollen, ob sie von den Vorjällen etwas gehört oder gesehen hätten; auf jeden Fall habe ihm eine Beeinflussung ferngelegen. Die als Zeugen vernommenen Dienstboten bezeugen fast ausnahmslos, daß sowohl die Behandlung als auch die Kost während ihres Dienstverhältnisses bei Kästner sehr zu wünschen übrig ließen. Das Urteil lautet auf 1 Jahr 6 Monate ! Zuchthaus und 3 Jahre EhrenrcchtSverlust. (Teilweise am Sonnabend veröffentlicht.)