Volltext Seite (XML)
Nummer 46. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 Dienstag, den 19. April 1910. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 23. Jahrgang. Henerak-Mrsammkmg. 1910 Tages-Orvnnng: l. Geschäfts- und Kassenbericht. 2. Bericht der Prüfungskommission. 3. Erledigung eingegangener Anträge- 4. Kassenangelegenheiten. überfahrsn. — Das im 2. Lebensjahre stehende Söhnchen eines Zimmerers in Lei p- zi g stürzte aus einem Fenster der dritten Etage in de» Hof herab und war sofort tot. — Einer der besten deutschen Kr ie gS h u » d e, der einen Wert von über 3000 Mk. hatte und sich im Besitz des Pächters des Leipziger „Schützeu- hofeS" befand, ist mittels Arseniks vergiftet worden. Auf die Ergreifung des Täters hat der Eigentümer des Hundes eine Belohnung von 300 Mk. ausgesetzt. — InNeuhaus en b. Sayda wurde das 5 Jahre alte Mädchen des Tischlermeisters Heinrich jun. beim Ucber- schreiten einer schmalen Straßenstellc vom Auto mobil einer Chemnitzer Firma derart ange. fahren, daß es vermutlich einen Schädelbruch davongetragcn hat. — Wegen Unterschlagung in Höhs von etwa 25 000 Mk. war der bei der Görlitzer Filiale von Eichhorn u. Co. früher beschäftigte Kassierer Liebe flüchtig geworden. Nachdem er am 1. April seine Görlitzec Stellung aufgegeben hatte, wurden die Veruntreuungen entdeckt- Dieser Tage nun hat sich Liebe in Zittau den Behörden freiwillig gestellt. Von der unterschlagenen Summe faüd man bei ihm nur noch etwa 100 Mark vor. — Auf dem Bahnhof in Stollberg wurde am Sonnabend der bei dem Sägewerks besitzer Petzhold beschäftigte Arbeiter Vogel beim Oeffnen einer Langholzladung durch ab- rollcnde Stämme am Kopfe getroffen, was seinen sofortigen Tod zur Folge hatte. — Jit Neumanns Zicgelwerk in Plauen i. V. stürzte eine 36jährige böhmische Ar beiterin ans dem ersten Stockwerk mit einem Schubkarren nasser Ziegel in die Tiefe und erlitt lebensgefährliche Verletzungen- — Für die Hinterbliebenen der Familie Oehme und für Frau Manu gingen beim Mittweidaer Tageblatt insgesamt 527,85 Mark ein. Dieser Ertrag ist an den Stadtrat zur Verteilung an die Geschädigten abgeliefert worden. — Das große Los der sächsischen Landis- lotterie hat diesmal ganz besonders einige Ar beiterfamilien glücklich gemacht. Ein Zehntel siel drei Brüdern in Berthelsdorf zu. Je 8000 Mack kamen nach Großschirma und Rothen- furlh in die Hände von Hüttenarbeitern. Ein Ziegeldecker in Herrnsdorf-Hetzdorf gewann ein Zehntel ferner eine Familie in Grimma. — Aussehen erregt in Leipzig die er folgte Festnahme eines 20jährigen Kaufmanns W. aus Berlin, der im vorigen Jähre in einer Nauchwarenhaudlung in Leipzig für 10 000 Mark Rauchwaren, angeblich im Auftrage eines auswärtigen Hauses, angekauft hatte. Der junge Mann hatte die Waren zur Hälfte des Preises verkauft und war dann verschwunden. Nachdem er jetzt aus Berlin nach Leipzig zu rückgekehrt war, erfolgte seine Verhaftung auf Veranlassung der geschädigten Firma. — Aus Furcht vor den Folgen straf barer Handlungen schoß sich in Dresden ein 26jähriger kaufmännischer Angestellter eines dortigen Warenhauses im Bodenräume seines Wohnhauses in der Werderstraßs eine Kugel in den Kopf und wurde in hoffnungslosem Zustande nach dem Friedrichstädter Kranken hause gebracht. — Sius gleichem Beweggründe stürzte sich in der Nacht zum Sonntag ein 18jähriges Hausmädchen in ddr Esicnstuckstcaße aus dein Küchenfenster ein Stockwerk tief in den Hof hinab und erlitt schwere Verletzungen. — Die Beschlußkammer des Allensteiner Landgerichts hat gegen die frühere Frau v. Schoenebcck das H a u p l v e r f a h r e n wegen Anstiftung zum Morde und tätlicher Angriffe auf einen Vorgesetzten vor dem Schwurgericht Allenstein e>öffnet. — Die Leiche des bei der Katastrophe des Ballons „Pommern" vor 14 Tagen bei Saß nitz verunglückten Reichstagabgcordneten Dr. Delbrück ist geborgen worden. — Das Gerüst der im Bau befindlichen Parseval-Ballonhalle in München ist einge stürzt. Ein Arbeiter wurde getötet und sechs schwer verletzt.? — Reichsgericht u. Tarifkämpfe. Eine für Arbeitgeber und Arbeitnehmer wich tige Entscheidung, die angesichts der bevor stehenden wirtschaftlichen Kämpfe besonderes Jntereffe gewinnt, hat das Reichsgericht in einer Klage des Arbeitgeberschutzverbandes der Holzindustrie gegen den Holzarbeilerverband getroffen. Die vom Reichsgericht aufgestellten Nechtsgrundsätzs gehen dahin, daß die Orga nisationen, die ihre Angehörigen zu vertrags widrigem Verhalten veranlassen und sie dabei unterstützen, sich haftbar machen und zwar nach der Richtung, daß auch die einzelnen Arbeitgeber aus dem Tarifvertrags Rechte gegenüber der gegnerischen Organisation und deren Mitglieder erworben haben. Danach kann bei einem Tarifvertragsbruch Schadener satz verlangt und eingcklagt werden und zwar von jedem einzelnen Mitglieds der beteiligten Organisationen. Zahlstellen und einzelne Mit glieder sind haftbar für Schäden aus dem Vertragsbruch, sobald ihnen eine Verlctzusig der Vertragspflicht nachgewiesen wird. Dresden. Eine in der Großen Zwinger straße wohnhafte 60 Jahre alte Kaufmanns- witwe wurde am Freitag vormittag in ihrer Wohnung erhängt ausgefunden. — Die 3. Strafkammer des Landgerichts Dre sden verurteilte den Museums- und Bilderdieb Modrow aus Lodz zu 1 Jahr 6 Monate», Gefängnis und 5 Jahren Ehren rechtsverlust. — Jin Dresdner Holzgewerbe ist der Friede gesichert, nachdem der Arbeit geberverband und die Innungen der Lohner höhung zugestimmt und sich verpflichtet haben, die erhöhten Löhne ab 9. April nachzuzahlen. — Schweres Ballonnnglück. Die Hülle des ain Sonnabend abend ^7 Uhr in Bitterfeld aufgestiegenen Ballons „Delitzsch" wurde bei Nsichensachsen aufgesunden. Der Ballon ist während eines Gewitters von» Blitz getroffen worden. Alle vier Insassen sind tot. Es sind dies der Kaufmann Karl Luft auS Bitterfeld als Führer, der seine 25. Fahrt unternahm, Herr Leuchscnring und die Herren Ho-ckner und Graupner aus Leipzig. Die Fahrt des verunglückten Ballons „Delitzsch" ging über Halle, Delitzsch, Niedereichstädt, Köl leda und Sömmerda. Um 12 Uhr nachts pas sierte der Ballon in 440 Meter Höhe Eisenach. Uin diese Zeit scheint er in einen Gewitter- sturm geraten zu sein. Ueber dein Dorfe Rei chensachsen ist er vom Blitz getroffen worden und mit großer Geschwindigkeit zur Erde ge stürzt. Die Gondel ist wahrscheinlich mit furcht barer Gewalt aufgestoßen, denn die Leichen weisen gräßliche Versitzungen auf. Zwei Lei chen waren herausgeschleudert, während sich zwei in der Gondel befanden. Der Befund der Leichen ließ erkennen, daß die Luftschiffer einen schrecklichen Tod gesunde»! haben. Auf dem Antlitz des einen ist deutlich die Todesangst ausgeprägt. Alle hielten die Hände krampfhaft geballt. Ein Ortsbewohner von Neichensachsen wurde nachts gegen 1 Uhr durch ein Krachen aus dein Schlafe geweckt; er glaubte der Blitz habe Ungeschlagen. Als er jedoch nichts be merkte, begab er sich wieder zur Ruhe. Früh um 6 Uhr, als er nach dm Ställen ging, fand er die Ballonhülle in den Zweigen eines Kirschbaumes hängen and die Gondel zer schmettert am Boden liegen. Die Leichen sind, nach Feststellung des TodeS durch den Kreis arzt, nach Eschwsge gebracht worden. — Die Hamburger Bürgerschaft hat einen Antrag auf Bewilligung von 45 Millionen Mk. zur Erweiterung der Hafenanlagen auf der Elbinsel Walterhof, sowie von Neuhof und Roß angenommen. — Der E k zg ebi r gis che Stein kohlenbauverein in Zwickan hat iin letzten Jahrzehnt 3 075388 Mk. Kohlenzehnlen und 3 168 000 Mark Dividende gezahlt. Nus Nah uns fern Rabenau, den 18. April 1910. — Freitag, den 29. April, findet Vorm, r/i 12 Uhr die K on t r o l l v e r s am m lun g aus der „König Albert-Höhe" statt. Angehörige der Jahresklaffen 1897—1909, Reservisten, Mannschaften der Land- und Seewehr, halb invasive, zeitig ganz invalide, Mililäcrenten- empfänger, desgleichen der Ecsatzbehörde zuge wiesene Maunschastcn und Ecsatzreseivisten, haben pünktlich zu erscheinen. Ausbleiben wird bestraft; Militärpapiere sind mitzubringen. — Der Nabcnanec Jahrmarkt war auch in diesem Jahre, wenigstens was den Haupttag (Sonntag) anbelangt, vom Wetter begünstigt. Der Besuch von auswärts ließ daher nichts zu wünschen übrig nnd auch die Kauflust war eine sehr rege. Der gangbarste Artikel bleibt wie immer Speisen und Ge- lränke und wurden hierin gute Umsätze erzielt Die Frequenz in den Gastwirtschaften war eine lebhafte. Im übrigen zeigte der Jahr markt dasselbe Gesicht wie seine Vorgänger, nur fehlten die zu einem rechten Leben und Treiben unbedingt nötigen Chansonetten. btzuugm am Kopfe zu, sodaß sich die Inan spruchnahme ärztlicher Hilfe nötig machte. — In Spechtritz fand am Sonntag ün Gasthofe Grmeindcratsersatzwahl statt. 30 gültige Stimmen wurden abgegeben, wovon 18 auf Herrn M. Mohn und 11 auf Herrn Karl Henker entfielen. Ersterer ist mithin mit 7 Stimmen Mehrheit als unansässiges Ge- Meinderalsmitglied gewählt worden. Das Man dat war durch Wegzug des bisherige»! Ver treters erledigt. — Zur Warnung! GerichtSaktuar König in Dresden verstarb an Blutvergiftung. Ihm wurde beim Rasieren ein sogen. „Blüt chen" aufgerissen. Er beachtete dies aber weiter nicht. Eist als die Schwellung größer wurde, begab er sich in ärztliche Behandlung. Dies war jedoch bereits zu spät. — In Possen dorf fand man den Hilfslehrer Zwahr in seiner Wohnung bewußt los auf. Ec soll die Gashähne geöffnet haben, um sich zu töten. Man stellt die Behauptung auf, es sei gegen ihn Anzeige wegen Vergehens gegen die Sittlichkeit (Schulkindern gegenüber) erfolgt. — Auch gegen einen verheirateten Be amten der Staatsbahn schwebt ein gleiches Verfahren. — Der 1867 in Oberlungwitz geborene Gelegenheitsarbeiter Friedrich Claus drang am 11. Februar nach Aufwuchten eines Fensters in den Keller des Gasthauses „Gohliser Mühle" e i n, uin sich an den dort aufgestapelten Vor räten zu bereichern, wurde jedoch erkannt und verscheucht. Ec erntet wegen versuchten schweren Diebstahls 6 Monate Gefängnis; 1 Monat gilt als verbüßt. — Einein bedauerlichen Unfälle siel das preisen an den Mann zu bringen sucht. Der Engrosverkauf an Butter und Käse ist so be deutend zurückgegangen, daß zahlreiche Mol kereien von außerhalb die Lieferungen einge stellt haben. — Der unter dem Protektorat Sr. Majestät des Königs stehende Sächsische Militär- Lebensversicherungs-Verein zn Dresden konnte sich in den ersten beiden Monaten des neuen (36) Geschäftsjahres (Fcbr. u- März) eines besonders lebhaften Zuganges neuer Versicherungen erfreuen. Es traten ihm nicht weniger als 1 897 Mitglieder mit 758 900 Mark Kapital bei und erhöht sich somit der Gesamtversicherungsbestand auf 79 601 Ver sicherungen mit 22 877 780 Mk. Versicherungs summe. — Die Auszahlungen an die Mitglieder oder deren Hinterbliebene einschließlich der fällig gewordenen Kapitale betrugen im Monat Februar 20 318 Mk. 43 Pfg. u. im März 30 637 Mk- 93 Pfg; seit Bestehen des Vereins aber ist die stattliche Summe von 3 288 989 Mk. 41 Pfg. ansgezahlt worden. — Auskünfte und Prospekte erteilt bereitwilligst und kostenfrei die Direktion in Dresden, Schulgutstraßs 7. — Eine große Erfindung im Musik- fach hat der zur Zeit sich bei der Stadlkapelle in Frohburg disindtiche Musiker Rödig gemacht, der nach jahrelanger Ausprobierung einen Geigensteg mit Gelenk erfand, wodurch die Töne des Instruments uin die Hälfte verstärkt werden. Rödig stammt aus Karlsbad, hat in Leipzig gelernt, ist auch trotz seines noch jugend lichen Alters bereits in Transvaal gewesen, wo er sich durch Gründung einer Kapelle zum Musikdirektor machte. — Kleine Notizen. — In der Garlen- straße in Roßwein brachten mehrere Kinder Anträge find bis zum 23. April beim Unterzeichneten einznreichen. Rabenau, den 14. April 1910. Der Kassenvorstand. R. W u st l i ch, Vorsitzender- — Am Sonntag nachmittag stürzte das dreijährige Söhnchen des Herrn Polierer Hauk hier von der ain Rathaus ausgestellten Tunnel-^werden können und die man nun zu Schleuder bahn und zog sich nicht unbedeutende Ver- iselbstaufgezogene Fohle»! eines Gutsbesitzers inline» Aschewagen ins Nollen. Hierbei wurde "'^der sechsjährige Knabe Wagner tödlich 's Obercunnersdorf zum Opfer. Dern 1 Kräftige» Tiere sollten in der Schmiede die V i ausgeschnitten werden. Dabei schlug es Rabenau nud Umgegend, !aus und zerschnitt sich die Flechscn an einem M-Nlag, d. SS. April 1910, atds. 8 Uh« pch<nd°n Spchl-Iln,. Da« w--i. 'M Restaurant „SangerhelM , Rabenau^ - Das hochbetagts Ehepaar Holz in Niederoderwitz konnte vor acht Tagen dis goldene Hochzeit begehen. Jetzt sind die beiden alten Lente kurz hintereinander gestorben und gemeinsam in ein Grab gebettet worden. — In Bienenmühle erschoß sich vor den Augen seines Vaters der 17jährige Sohn des Bremsers E. Ain Mittwoch abend kain er von Moldau Per Bahn, stieg in Rechenberg aus und lief dann zu Fuß nach Bienenmühle. Gegen 9 Uhr besuchte er einen Schulfreund und äußerte, er sei auf einein Ausflug begriffen; dabei feuerte er gelegentlich seinen Revolver zweimal in die Luft ab, wahrscheinlich um ihn auf sein Funktionieren zu prüfen. Sein Vater bekam eine Postkarte, worauf sein Sohn ihm »nitteilte, er wolle sich in der Nähe seines Hauses erschießen. Herrn E. wurde die Karte übergebe», als er sich in den Dienst begeben wollte. Ec beurlaubte sich sofort und suchte den nahegelegenen Wald gründlich ab, jedoch mit negativem Erfolg. Dann begab er sich auf den Boden seines Hauses und sah dort den Hut seines Sohnes liegen. Gleichzeitig bewegte sich etwas in dort liegenden» H>u, und kurz darauf fitzte sich der sich ausrichtende Sohn den Revolver an die Schläfe und erschoß sich vor den Augen seines Vaters. Er war j doch noch bis in die fünfte Nachmittagsstunde am Leben, dann verschied er. Das Motiv zu diesem Schritt ist unbekannt. — Am 1. Mai wird der öffentliche Wetter dienst wieder ausgenommen. Außer den Abonne ments werden Einzelanfragen durch Fern sprecher gegen eine Gebühr von 10 Pfg. be antwortet- — Die Folgen des Berliner Butter- boykotts machen sich in außerordentlich starker Weise bemerkbar- In den Markthallen lagern g>oße Mengen von Weichkäse, die we gen des Boykotts der Butter nicht abgesetzt tabenMer Anzeiger Zeitung siü WmO, MerMl's. Klein- nnd Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, CotzmaansSorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Pnblikatiouskrast für amtliche Bekanntmachungen Inserate kosten die Spaltenzelle oder deren Raum 10 Ps., für auswärtige Inserenten 15 Ps. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig en für alle Zeitungen. Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementsprets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk.