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Rabenauer Anzeiger : 09.04.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-04-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191004096
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19100409
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19100409
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-04
- Tag 1910-04-09
-
Monat
1910-04
-
Jahr
1910
- Titel
- Rabenauer Anzeiger : 09.04.1910
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ld -«u verbiß kosck' und^ - .« lM - K->; welü in zcn >rl c>°"5' ,en M« HL Vob^ bu^ iebr^ rs-^! sri, .K »r H ic ben. ifg-sA i er'^ ocrlek^ kind-r" 7^ ni> «r >h^ ü. drad^ ura^nf » Immer »ehr Warenhäuser. Wie das „B. mitteilt, wird der bekannte Warenhausbe- ntzer Wolf Wertheim die Häuser Leipzigerstraße ?Si76 ankaufen, um hier zum kommenden Herbst ein neue» Warenhaus zu eröffnen. Die beiden Grundstücke bildeten das alte Abgeordnetenhaus Preußens. Napoleon« Hans auf Elba unter dem Hammer. Me man der „P. R." aus Paris mitteilt, ist stir den o. April Termin zur Versteigerung der Hauses angesetzi, in dem Napoleon auf Elba die Gefangenschaft verbringen mußte. Mit dem Harr sollen auch noch alle Andenken an diese Zeit veräußert werden. Von rohalistischer Seile, also auch von Anhängern des jetzigen Regie- kuigrsystcmS, wird für eine Sammlung Propa- Mda gemacht, um diese für Frankreich histo rische Stätte zu erhalten. Der neue Oelberg-Orde«. Von dem neu Schifteten Oelberg-Ordcn sind soeben, wie der „P. R" aus Hofkrcisen mitgeteilt wird, die ersten Exemplare fertiggestellt worden. Der Orden weist eine Höhe von 10 Ztm. ruf und hat die Form des JerusalemerKreuzeS. 6r ist in Gold gehalten und mit bunter Emaille ausgelegt. Auf dem goldenen Mittel- sildc befindet sich der Namenszug der Kaise- ri». Dieses Monogramm ist in der Extraklafse in Diamanten auSgeführt- Rechtsprechung auf dem Wasser. Die Ver einigten Staaren bauen ein Schiff, das die ame rikanischen Flüsse befahren wird, um unter dem Echiffsvolk Gerichtstage abzuhalten. Der Kampf im deutschen Baugewerbe wird möglicherweise doch auch noch beigelegt, trotzdem die Zemralverbände der Maurer und Zimmerer in ihrer LicuStagsversammlung zu Berlin die Tarisvorschläge des Arbeitgeberverbandes ablehn- tcn. Gz gewinnt der „Berl. Ztg." zufolge näm lich an Wahrscheinlichkeit, daß außer Hamburg auch Berlin aus dem Kampfe ausscheidet. Die Berliner organisierten Arbeiter siud bereit, nach der Schließung der Arbeiterkongresse und deren Ablehnung des Dresdener Tarifentwurfes, er neut in Verhandlungen, über einen neuen Ta rifabschluß ans anderer Grundlage einzutreten. Die Verhandlungen sollen am Freitag beginne». Der dürftigst; Ort des durstgesegneteu Bay ernlandes ist nach der „Franks. Ztg." die mit telfränkische Stadt Lauf. Nach den von der Stadtoerwaltung gemachten statistischen Zusam menstellungen beträgt der gesamte Bicrkonsum dort 18,780 Hektoliter im Jahre. Da die Ein wohnerschaft nur 55,000 Personen zählt, kommt auf den Kopf der Bevölkerung ein Quantum von 341,5 Liter. Damit ist selbst Nürnberg ge schlagen ; hier betrug der Bierkonsum „nur" 250 Liter pro Kopf. — Ein Gnadengesuch Colanders. Der frühere Hausvater Eolander von der FürsorgeerztehungS- anstalt für Mädchen „Blohmesche Wildnis", der, wie wir seinerzeit meldeten, wegen Verleitung zum Meineid vom Schwurgericht in Itzehoe zu eineinhalb Jahren Zu - thauS verurteilt wurde, Hai durch seinen Rechtsbeistand ein Gnadenge such an den König gerichtet. Er bittet darin um Umwandlung der Zuchthausstrafe in eine Ge fängnisstrafe. - — Von SiLkreteo MoüeilMeile». Pariser Brief. Selbst auf die Gefahr hin, daß eine indis krete Person nennen möchte und selbst in der festen Ucberzeugung, das alte unverheiratete Da men einen Ohnmachtsanfall erleiden oder — simulieren, will ich Ihnen einen Modebrief schreiben, der sich nicht mit reinen „Aenßerlich- keite"n befaßt. Denn nicht nurder Hut, das Kos tüm und der Schirm unterliegen einem Wandel, den man Mode nenut. Es gibt allerdings einen Unterschied, denn die Mode, von der ich sprechen will, kann wohl im Schaufenster, aber nur in AuSnahmefällcn in der Praxis ad oculoS de monstriert werden. — Da ist zuerst das Korsett. ES hat sich für diese Saison wenig geändert. In langen Schößen heruntergehend, soll es auch in leichtem Sommerkostüm das Dircktoire beibe halten. Allerdings hat der „Panzer" mehr Be weglichkeit erhalten, denn unter den Armen findet mau bei modernen Korsetts in Form und wie bei den Gummizugstiefeln der Herren Einsätze von starkem Gnmmi, die es ermöglichen, daß sich das Korsett in gebückter Haltung etwas dehnen kann. Und dann noch eine Neuheit, das Wcstenkorsett. Es hat von die alte übliche Form, besteht aber auf dem Rücken aus weichem Stoff ohne Fischbein und läßt sich — wieder eine Jmportation aus der Herrenmode — mit Band und Schnallen zusammenziehen. Diese Art Büstenhalter kommen aber wegen der kurzen Form mehr zur Bluse mit Rock zur Verwendung, und find am geeignetsten für junge Damen, die die Beweglichkeit de« menschlichen Körper« noch nicht verlernt oder überhaupt vergessen haben. Zum Korsett gehört nun einmal nach der neueren Mode das Strumpfband. ES wird zum LuxuS- gcgcnstand und hat jetzt eine beträchtliche Breite. Um das Zusammenrollen des ,am Korsett be festigten Bandes zu vermeiden, näht man auf den neuen Blustern in Zwischenräumen quer Lederstreifen auf. Besetzt find die Strumpfbänder meist mit Spitzen. Neu ist auch das Befestigen am Strumpf. Man ist da zu einer früheren Sitte zurückgekehrt, indem man am Strumpfband eine Schlaufe festnäht, dir über einen Knopf am Strumpf befestigt wird, damit wären wir zu den Srrümpfen gekommen. Die Mode des weißen Strumpfes unserer Altvordern hat sich nicht eingrbürgert, aber auch der farbige Strumpf ist in den Hintergrund getreten. Schwarz und sehr lang ist jetzt Trumps. Wie früher ist der durchbrochene sehr beliebt, doch darf das Muster nicht über dar ganze Gewebe gehen, sondern in der Richtung de« Beines in Streife» sich er strecken. Diese „Einsätze" sind dafür ober so weitmaschig, daß es für influenza empfängliche Personen besser ist, Uutcistrümpse zu rragen, die jetzt aus Seide in allen Farben des Rcgcn- bogenS sehr beliebt sind, lieber den Strumpf fällt ziemlich eng das moderne Beinkleid. Es gleicht jetzt einem kleinen Jupon, sieht fast ganz über die Fs^o» hinweg, die es eigentlich nach der Linie des Körpers haben müßte, und endet in Spitzenvolants, die nicht nur sehr breit, sondern auch sehr kostbar sein müssen, nm auf der Höhe zu sei«. Da das Beinkleid ,chr eng anschließend ist, so ist dar neuartige Hemd kürzer als früher. ES ist ziemlich tief ausge schnitten, der Achfelausschnitt ist gleichfalls größer, dafür aber mit schmaler Spitze ei-qe- faßt. Sehr beliebt find Hemdes mit kostbare» Stickereien in ganz blassem Rosa oder Bla». Madeleine Torrbier. V Hoffnung. Aeele, du wunde, d» schwergeprüfte W Immer noch hoffst du von Lag zu Meinst, daß am fernen Lebensabend Dir noch ein Glück erblühen mag V — Hast so unendlich viel Leid schon erfahren, Bist du des Kampfer müde noch nicht? Nun denn! so hoffe du Mutige, Hoffe und glaube voll Zuversicht'. E. M. Heide. gegangen, als ihn jemand am Arme berührte. Beim Nmwenden blickte er in das bartlose Gesicht «»es etwa neunzehnjährigen Jüngling«. Er wollte ihn fragen, waS «r »on ihm wünsche, aber der junge Mensch kam ihm zuoor: „Verzeihen Sie, mein Herr — aber eine Dame hat mich edgesandt, Sie heraufzuholen. Sie wartet da oben. Sie hat eine geschäftliche Angelegenheit mit Ihnen zu besprechen." Burkhardt war aufs Aeußerstc erstaunt. Das offene Gesicht des Jünglings gefiel ihm und er dachte nicht an die Möglichkeit, daß man sich etwa einen schlechten Scherz mit ihm machen wolle. Aber er hatte in Berlin gar keine weiblichen Bekanntschaften, von denen er sich solcher Botschaft versehen konnte. Und seit dem Niedergang seiner Glücksumstände hatte er vollends alle die flüchtigen Beziehungen abgebrochen, die er ehedem zu dem schönen, Ge- schlecht unterhalten. Er war von jeher mehr ein SportSmann, als ein Freund der Frauen gewesen, und noch nie hatte ein weibliches Wesen tiefere Bedeutung für sein Leben gewonnen. „Wo ist Ihr „da oben", mein Freund?" fragte er freundlich. „In Herrn Bernardis Bureau," lautete die bereitwillige Antwort. „Die Dame ist eine von seinen Kundinnen." Burkhardt kannte den Namen des berühmten Detektivs, find seine Neugier wurde durch den Namen, den der Bursche da genauut hatte, i^ noch höherem Blaße gereizt. Wenn vier ein Mißverständnis vorlag, so war es jedenfalls der Mühe wert, ihm auf den G-und zu gehen. Darum zögerte er nicht, seinem jugendlichen Führer zu folgen. „Wie heißt denn die junge Dame?" fragte er, während st» die Treppe emporstiegen. Aber der andere erklärte mit einem bedauernden Achselzucken, daß er darüber keine Auskunjt geben könne. Wenige Minuten später wußte er, daß dir Liebe, die in de» Tagen seines Reichtums keine Macht über ihn gewonnen hatte, ihm all ihre süßen Wunder für die Zeit feiner tiefsten Armut und Erniedrigung Vorbehalten hatte Niemals glaubte er ein holdseligeres Geschöpf gesehen zu haben, als das schöne, schlanke Mädchen, das sich bei seinem Eintritt aus ihrem Stuhl am Fenster erhob. Wie gebannt hingen seine Augen an ihrem reizenden Gesicht, und er, der ost ungläubig gelacht hatte, wenn man ihm von einer Liebe auf den ersten Blick gesprochen, erhielt in diesem Augenblick die Gewißheit, daß die hehre Göttin ihre unwiderstehliche Macht nicht ungestraft ver spotten lasse. Herlha aber, für die dieser junge Diann nichts anderes war, als eine Figur in den: Spiel, das sie zu spielen beab sichtigte, sand nach Ueberwindnng einer kleinen Verlegenheit sür ihre Anrede einen ganz geschäftsmäßigen Ton. „Ich hoffe, mein Herr, daß Sie die Freiheit ent schuldigen werden, die ich mir mit Ihnen genommen habe. Wenn Sic geneigt sind, auf verhältnismäßig leichte Art eine größere Summe zu verdienen — sagen wir eine Summe von hrnßiqtauscnd — in werden wir uns. wie ich bo^e, bald verständigen. Im anderen Fall kann ich ^e nur um Vergebung bitten wegen der Unbequemlichkeit, die ich Ihnen bereitet habe." Burkhardt hatte eine Empfindung, als wäre er aus der rauhen Wirklichkeit plötzlich mitten in ein abenteuerliches Märchen versetzt worden. Aber seine Erziehung, die ihn ge lehrt hatte, sich in jeder Lage des Lebens zu beherrschen, ver half ihm auch jetzt dazu, diesem Unerwarteten gegenüber seine Haltung zu bewahren. „Warum sollte ich leugnen, daß ich eine größere Geld summe recht gut brauchen könnte?" erwiderte er mit einem kleinen Lächeln. „Und es ist ja ein recht hübscher Betrag, ben Sie La genannt haben. Zunächst aber möchte ich doch wissen, von welcher Art die Leistung sein soll, die Sie dafür verlangen, und vor allem, wie Sie gerade aus mich verfallen sind." Hertha machte Wolters ein Zeichen, das Zimmer zu ver lassen. Und indem sie selbst ihren früheren Platz wieder ein- nahm, deutete sie mit einladender Handbewegung auf einen anderen Stuhl. „Selbstverstäudlich erwarte ich von Ihnen eine bestimmte Antwort erst, nachdem Sie erfahren haben, um was es sich haudelt. Ich begreife Ihr Erstaunen über die Art, in der ich wich an Ew gewendet. Aber Sie werden meine fcheinbar so mlsamc Handlungsweise leichter verstehen, wenn ick Ihnen f»«k, daß'ich mich für den bewußten Zweck nur eines Herrn »«» ganz bestimmtem Aussehen bedienen kann. Seit Wochen sitze ich beinahe täglich stundenlang an diesem Fenster, um in dem Gewühl der lebhaftesten PMehrsstraße ein Gesicht zu entdecken, das Lem eurer nur seyr nahestehend«, Persönlichkeit ähnlich ist." Burkhardt hatte etwas wie einen Stich durchs Herz gefühlt, als sie vou einer ihr nahestehende» Persönlichkeit gesprochen. So töricht es ihm selbst erscheinen wollte, es ,raren doch ohne allen Zweifel die «ften Regungen der Eifer- sucht, die er da verspürt hatte. „Und Sie glauben, daß mein Gesicht ?" „Es ist dem meines Verlobten so ähnlich, daß mau Sie, wenn nicht sür ihn selbst, so doch sicher für einen Zwillings- bvuder halten kämite. Mit einer geringen Nachhilfe würden Sie in Wahrheit sein Doppelgänger sein." „Sehr wohl! Aber ich verstehe noch immer nicht " „Der Herr, von dem ich spreche, befindet sich als Geistes- kranker in einer Heilanstalt. Aber er ist bei völlig gesundem Verstaube. Und Sie sollen mir dazu helfen, ihn zu befreien." Es ivar für Burkhardt wahrhaftig sehr wenig Verlockendes in diesem seltsamen Anerbieten. Einen Menschen aus dem Jrrenhause zu befreien, nur damit er in der Lage sei, von diesem holdseligen Wesen Besitz zu nehmen, erschien ihm als die ungeheuerlichste aller Zumutungen, die man ihm hätte machen können. Tausendmal eher würde er bereit gewesen sein, den Kamps gegen eine ganze Welt anfzunehmen, um sie damit für sich selbst zu gewinnen. Abe«: waren das sür einen Menschen in seiner Lage nichr sehr rörichre Ievenllichicnen? Er dachte an die dreißigtausend Mark, die sie ihm in Aussicht gestellt, und fragte: „Gnädiges Fräulein haben ohne Zweifel bereits einen bestimmten Plan?" „Ja, ich dachte, daß Sie eine Nervenkrankheit heucheln und, natürlich auf meine Kosten, nntcr irgend einem Namen in der nämlichen Heilanstalt Ausnahme suchen sollten. Ihre Aehulichkeit mit meinem Verlobten würde Ihnen dann gewiß die Möglichkeit gewähren, bei passender Gelegenheit die Wärter zu täuschen und ihm dadurch, daß Sie vorübergehend seine Rolle svielcn, Len Weg in die Freiheit zu erschließen." „Und statt seiner in der Anstalt zu bleiben?" ergänzte Burkhardt. „Das ist wohl etwas mehr Selbstaufopferung, mein gnädiges Fräulein, als man sie von einem gewöhnlichen Menschen erwarten kann." „Wenn Ihnen dreißigtausend Mark nicht genügen, bin ich auch bereit, eine größere Summe zu zahlen." Burkhardt bückte nachdenklich vor sich hin. „Wie lange würde ich Ihrer Meinung nach in der An stalt bleiben müssen?" fragte er nach einem längeren Schweigen. „Sicherlich nicht allzu lange. Es wäre ja ganzin Ihr Belieben gestellt, wann Sie wieder gesund werden wollen Und man würde nicht die Macht haben, Sie gegen Ihren Willen zurückzuhalten, sobald die Symptome Ihrer Krankheit verschwunden sind." Auf Burkhardts Lippen lag die Frage, wie man denn dazu gekommen sei, jenen Anderen, der doch angeblich voll ständig gesund sein sollte, gegen seinen Willen zurückzuhalten. Aber er fühlte, daß er diesem schönen jungen Mädchen weh tun würde, wenn er ihrem anscheinend so festen Glauben an die geistige Gesundheit des geliebten Mannes Zweifel ent gegensetzte. Und er gewann es nicht über sich, ihr auch nur den geringsten Schmerz zu bereiten. Wohl aber erfüllte ibn die Vorstellung, daß ein so herrliches Geschöpf vie llcicht unter seiner Mitwirkung einem Wahnsinnigen ausgeüefert werden sollte, mit einer Art von Entsetzen. Und dies allein war es, was ihn noch immer zögern ließ, eine bestimmte Ant- wort zu geben. Hertha schien etwas von dem, was in seiner Scele vor ging, ans seinen nachdenklichen Zügen zu leien. „Irre ich mich nicht, wenn ich annehme, daß es gewisse Bedenklichkeiten in bezug auf meine Person sind, die «sie zögern lassen, meinen Vorschlag anzunehmen — die Bedenklich keiten eines ritterlich suhlenden Diannes?" Ueberrascht blickte Burkhardt auf. Wie mar eS möglich, daß sie seine geheimsten Gedanken erraten halte! „Ick oeyehc, daß es so ist," erwiderte er freimütig. „Ich befinde mich in einer drückenden Notlage und die Summe, von der Sie da gesprochen haben, würbe für mich nicht mehr und nicht weniger als den Anfang eines neuen Lebens, als die Rettung vor dem sicheren Untergänge be deuten. Aber wenn ich mir später sagen müßte, daß ich amil, daß ich dies Geld verdiente, der Urheber Ihres Unglücks geworden sei, so würde ich mir bis an mein Lebeuscude als der geiviffenloseste aller Menschen erscheinen." Einer plötzlichen warmherzigen Regung folgend, reichte ihm Hertha die Haud. „Ich oanre ^ynen, mein Herr! — Von dem Augen blick an, da ich Sie hier vor mir sah, war ich darüber nicht im Zweifel, eS mit einem Mann von Ehre zu tun zu haben. Und ich will Ihren Bedenken Rechnung tragen, indem ich Ihnen folgende Erklärung abgebe. Wenn Sie bei Ihrem persönlichen Bekanntwerden mit dem Freiherrn Paul von Randow — dies ist der Name meines Verlobten — die ehr liche Ueberzeugung gewinnen, daß man ihn nicht zu Unrecht seiner Freiheic beraubt, daß er wirklich nicht mehr im vollen Besitz seiner Geisteskräfte ist, so gebe ich Ihnen Voll macht, Ihren Auftrag als erledigt anzusehen und die Anstalt zu verlassen, ohne daß Sie einen Versuch zu Pauls Be freiung zu unternehmen brauchen." „Mit diesem Vorbehalt, mein gnädiges Fräulein, nehme ich Ihren Vorschlag an." In den Augen Le- jungen Mädchens leuchtete es freudig auf. „Ich weiß kaum, wie ich Ihnen dafür danken soll. Hier ist meine Karte, und bitte ich Sie, einstweilen diese tausend Mark von mir anznnkhmen — nur damit Sie für die Zeit bis zur Ausführung unseres Unternehmens vor Not und Sorge geschützt sind. — Nein, Sie dürfe« es nicht zurück weisen, sonst könnte ich nicht im Ernst daran glauben, daß es Ihr Wille ist, mir zu helfen. Ich ersuche Sie, morgen früh mit mir und — und eurem Freunde zu frühstücken, damit wir die Einzelheiten unseres Planes besprochen können." „Eine junge Dame, die sehr gut zu wissen scheint, waS fie will," dachte Burkhardt. Laut aber erwiderte er: j „Der Freund ist Herr Bernardi, wie ich vermute.* Hertha errötete ein wenig. „Ja — Sie haben es erraten. — Er ist so geschickt, daß ich unbedingtes Vertrauen zu ihm habe. Er wird alles .m besten arrangieren. — Uebrigens — ich weiß ja noch-nicht einmal Ihren Namen." „Eine Karte besitze ich leider nicht, die ich Ihnen geben könnte. Ich heiße Wolfgang Burkhardt — ehemals Leun wt bei den Husaren. — Herr Bernardi ist selbstverständlich be rechtigt, sich Über meine Person und meine Vergangenheit zu informieren." Hertha nickte und reichte ihm zum Absckied die Land. „ÄUf morgen also, Herr Burkhart! — Wir werden Sie bei Hiller erwarten — um zwölf Uhr, wenn es Ihne» genehm ist." Er war m Versuchung, die keine feine Hand an sein« Lippen zu führen, aber er besann sich noch zur rechten Zeit, daß ihm da« unter den obwaltenden Umständen schlecht an- stchen würde, und beschränkte sich ans eine ehrerbietig tiefe Verbeugung. S. Kapitel. Unter Robert Bernardis bewunderungswürdig umsichtiger Leitung nahmen die Vorbereitungen sür das geplante BejreiuugS- wert wahrend der nächsten Tage ihren ungestörten Fortgang, und Burkhardt hatte immer aus« neu« Gelegenheit, den Scharfsinn, die Menschenkenntnis und den durchdringenden Verstand des Detektivs zu bewundern, der alles in den Kreis seiner Berechnung zog, jede Möglichkeit erwog und an tausend Dinge dachte, die den anderen sicherlich entgangen sein würden. Er hatte damit angefangen, Burkhardt im „Kranksein" zu unterrichten und ihm beizubringen, wie er sich den unter suchenden Aerztcn gegenüber zu verhalten habe, damit sie nicht den Simulanten in ihm zu erkennen vermöchten. Um diese Lektionen ungestört geben zu können, hatte er auf Herthas Kosten ein kleines, möbliertes Landhaus gemietet, das in nicht zu weiter Entfernung von der Hauptstadt bei dem Dorse Vierlindcn gelegen war. Er hatte sich bei der Octsbehörde als ein Privatier Schmidt aus Berlin an- gemclüet und Burkhardt als seinen Neffen, den Bankbeamten Emil Nordenburg, bezeichnet. Der Landarzt von Vierlinde« war der erste gewesen, den er für diesen angeblich nervenkranken Neffen zu Rate gezogen hatte. Und nachdem Burkhardt diesem Doktor gegenüber seine Rolle zu Bernardis voller Zufriedenheit gespielt, hatte er noch einen steinalten Sanitätsrat aus der benachbarten Kreisstadt berufen, dessen Gutachten haargenau mit dem seines Kollegen übercinstimmtc. Auf Swunb der von diese» beiden Aerzten ausgestellten Papiere konnte die Aufnahme beS angeblichen Patienten in die Heilanstalt des Doktar Banmann in Gersdorf ohne weiteres erfolgen Und es waren alle Vorkehrungen genosicn. um seine Ueberführung noch am Abend dieses Tage? s war am Schluffe der zwettrn Woche nach Burkhardts crncc Unterredung mit Hertha — zu bewirke».
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