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Memim Anzeiger Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspcets einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sotvie eines illustrierten Witzblattes I.5Y Mk. Zkitnng fir Nnrnn^Skiftrsdüks. Inserate kosten die Spaltenzelle oder deren Naum 10 Ps., sür auswärtige Inserenten 15 Ps. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig en für alle Zeitungen. Klein- nnd Grotzölsa, Odernanndorf, Hainsberg, Somsdorf, Eotzmannsdorf, Liiban, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Pnblikntwnskraft sür amtliche Bekanntmachungen. Nummer 11. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 Dienstag, den 25. Januar 1910. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 23. Jahrgang. Aus Nab unü fern Rabenau, den 24. Januar 1910. — Ain Donnerstag, 27. Januar, dem Ge- burtstage Sr. Majestät des Kaisers, wird der Schalter» und Bestelldienst bei den Postanstalten wie an Sonntagen staltfinden. — Herr Sanitätscat Dr- Michauck hier wurde aiNtzSonnlag von Sr. Majestät König Friedrich August in.Audienz empfangen. — Nach einem soeben erschienenen Dekret hat mit der Fortsetzung der elektrischen Straßen bahn P l au e n - H a i ns b e r g bis zur Flur grenze Hainsberg-Coßmannsdorf bisher noch nicht begonnen werden können, weil die von der Sländekammer gebilligten Bedingungen bis jetzt noch nicht erfüllt seien. — Der neugewählte Gemeinde - Vorstand Herr Gutsbesitzer M. Kunath in Lübau ist von der Amtshanplmannschaft Dresden-Ältst, in Pflicht genommen worden. Möge sein Wirken sür die Gemeinde recht segensvoll sein. — Der Kriminalpolizei in Drcsdrn ge langtes eine verdächtige Frauensperson aus Dresden zu ermitteln, welche den Kmdesmord im Niederhäslicher Teiche ausgefühlt hat. Das KindZst in Dresden geboren wor den, hier anscheinend erdrosselt und dann in den Teich geworfen worden- Die Kindcsmutter, welche Verwandte in Deuben hat, ist verhaftet worden. — In Gittersee wurde der Schutz mann Rehmann unter dem Verdachte des Meineides in einer Alimentensache verhaftet. — Gegen den am 27. März 1881 in Lengefeld geborenen Kaufmann Georg Eduard Siegel aus Tharandt verhandelte das Kgl. Landgericht Freiberg. Der Angeklagte ist in Tharandt Kolonialwarenhändler gewesen. In seinem Geschäfte sind ihm verschiedene Waren gepfändet worden, die er veräußert hat. Nach einiger Zeit wurde er zahlungsun fähig und.meldete tun Konkurs an. Er hat zwarlseine Fiun<gerichtlich eintragen lassen, aber nicht die vorgeschriebenen Bücher geführt, so daß der Konkursverwaltung ein klarer Ein blick in den Warenbestand nicht möglich war. Zu seiner Rechtfertigung gibt er an, daß er kein gelernter Kaufmann sei. Herrn Rechtsan walt Dr. Schneider-Tharandt ist die Konkurs- Verwaltung übertragen worden. Es war ihm nicht möglich, die gepfändeten Waren von an deren zu unterscheiden, da sie teilweise über haupt nicht mehr vorhanden, also jedenfalls verkauft waren, und teilweise die Pfändungs- stegel entfernt waren. Nach Ansicht dcS Herrn Sachverständigen Konkursverwalter Metzler ist die Unordnung in seiner Buchführung auf die Unkenntnis der kaufmännischen Praxis zurück zuführen und nicht etwa auf Absicht. Der An geklagte erhält zu der bereits über ihn vom Schwurgericht Freiberg am 31. August 1909 verhängten Strafe von 1 Jahr 9 Monate eine Zusatzstrase von 1 Monat Gefängnis we gen Konkursv^rgehens und Arrestbruchcs. — Das Landgericht Freiberg verhan delt gegen den am 29. Mai 1868 in Halsbach geborenen Hausdiener Franz Louis Malthek aus Reichenbach. Dem Angeklagten wird zur Last gelegt, sich am 3. Okiober 1909 in Dippoldiswalde in ein Gut einge- schlichcn zu haben, bei dessen Besitzer er früher landwirtschaftlicher Arbeiter war, sodaß er mit den Oertlichkeiten genau vertraut war. Ec öffnete gewaltsam eine Kammer und nahm fast sämtliche darin befindlichen Kleidungsstück. Wäsche, Zigarienetui u. a. mit. Ec bestreitet, den Diebstahl selbst ausgeführt zu haben; dei Täter sei der große Unbekannte, den er zu fällig kennen geleint und dem er alles beschrie ben habe. Am andern Tage seien die Sachen geteilt worden. Der Angeklagte wird wegen schweren Nückfalldiebstahls zu 3 Jahren Zucht haus, 5 Jahren Ehrenrechlsverlust und Zu lässigkeit der dauernden Stellung unter Poli zeiaufsicht verurteilt. — Ueber Putzzeuggeld für N e - k ru te n veröffentlicht,das Armee-Verordnungs blatt einen kaiserlichen Erlaß, wonach — auf Grund der Beschlüsse des Reichstages — den Rekruten in Zukunft für die erstmalige Be schaffung von Putzzeug eine Entschädigung gewährt wird. Wenn bisher Mille Oktober die Rekruten zu ihrem Truppenteil einrückten, war das erste, daß sie sich eine Putzzeugaus rüstung kaufen'mußten. Ganz Schlaue brachten sich zwar schon Kleider- und Schuhbürsten, sowie Schürzen mit, immerhin mußten sie aber noch sür 5 bis 8 Mark Putzzeug dazu^kaufen. Manchem armen Teufel fiel das schwer genug, denn viele Rekruten brachten kaum 10 Mark als Vermögen mit. Der Zustand wurde lange Zeit zwar als Ungerechtigkeit erkannt, aber erst jetzt kommt die Abhilfe. Von nun an er hält jeder in das Herr zur Ableistung der Dienstpflicht Einberufene Putzzeuggeld, und zwar ist dies-für Beciltene auf^.8,80 Mk., für alle übrigen aus 7,10 Mk. normiert worden. Mit Ausnahme der Einjährig-Freiwilligen erhallen alle Eingestellten die Gebühren, die'als „Geld- enlschädigung znr erstmaligen Beschaffung solcher Gegenstände, die ihnen von der Heeresver waltung ^nicht^geliefert werden. — Der älteste SoldatSachsens feiert an Kaifirs Geburtstag, 27. Januar, seinen 97. Geburtstag. Der ehrwürdige Alte, Herr Ferdinand,, Straaß in, Mülsen Sankt Niclas, ist im Jahre 1813 geboren, 1834 kam er zum 2. Bataillon des Schützenregiments nach Leipzig, wo er sechs Jahre diente- Str- war früher Webermeister, seit langer Zeit ist er indes bereits Besitzer des Bierschanks,,Zur Weintraube" in Mülsen Sankt Niklas; er ist geistig und körperlich noch wohlauf, macht selbst noch das im Haushalt gebrauchte Holz klein. — Unweit derL Mehirerr'schen Mühle in Hainsberg wurde am Sonntag abend gegen r/,7 Uhr ein Mann auf der Straße aufge hoben, dem anscheinend ein Unfall zugestoßm sein mußte. Auf Veranlassung des Herrn Dr. Schmelz wurde der Mann dem Deubener Krankenhaus zugeführt. — Sämtliche sechs auf der Zeche „Holland" bei Gelsenkirchen verschütteten Berg leute sind am Sonnabend gerettet worden. — Der Zweiten Sländekammer lagen am Freitag zwei P etit ionen zur Beratung vor, welche das Verbot des Verhängens der Schau fenster,'an^Sonn- und Feiertagen ^aufgehoben wissen wollen. Obwohl sich die Negierung durch den Slaatsminister Graf Vitzthum sür ate Aufrechterhaltung des Verbotes erklärte und auch von konservativer Seite die Rücksicht auf die Kleingewerbetreibenden, die durch die Reklame der Warenhäuser erdrückt würden, geltend gemacht wurde, beschloß die Kammer gegen die Stimmen der Konservativen die Petitionen der Staatsregierung zur Erwägung zu überweisen. — Vom Schicksal schwer verfolgt wird Sladtrat Floß in Netzschkau- Vor sechs Jahren wurde ihm im städtischen Kcankenhause in Plauen ein Bein abgenommen. Trotzdem ging der treue Beamte mit Hilfe eines künst lichen Fußes täglich seiner Beschäftigung nach und erledigte sein Amt als Vizebürgermeister in gewissenhaftester Weise. Jetzt mußte ihm das andere Bein noch abgenommen werden. — Kleine Notizen.—EinOpfer seims Berufs als Feuerwehrmann ist der langjährige Brandmeister der Feuerwehr in Meißen, Klempnermeister Louis Lochmann, geworden. Ec starb an den Folgen einer Rauchvergiftung und eines Brustkeampfcs, die er sich beim Brande am Heinrichsplatze zuaezogen hatte. — Unter dem Verdachte, an einem 14jährigen Schulmädchen ein Sittlichkeitsver brechen verübt zu haben, sind in Riesa vier Personen verhaftet worden. Drei von den Verhafteten sind vecheiratet. Das ihnen zur Last gelegte Vergehen liegt angeblich bereits U/s Jahre zurück. — Ein 30 Jahre alter Eisenbahngehilfe aus Dresden wurde in L ipzig als Heiratsschwindler ermittelt und in Hast genommen. Mit zahlreichen jungen Mäd chen hatte der Schwindler Bekanntschaft ge schlossen. Ihnen allen hatte er die Ehe ver sprochen. Nachdem er den Ahnungslosen größere Geldbeträge in Höhe von 450 Mk-, 200 Mk. usw. abgeschwindelt hatte, brach er den Ver kehr mit ihnen ab. Die Sache kam.schließlich zur (Kenntnis der Kriminalpolizei, die ihn hinter Schloß und'^Niegel brachte. — Der seit November vor. I- (fahnenflüchtige" Kanonier Merkel von der 1. Batterie des 32. Feldar- tillerie-Negiments in Riesa wurde j.tzt von Schiffern unterhalb der Militärschwimmanstalt in Torgau jals^ Leiche aus der Eibe( gezogen. -- Am 19. d. M. wurde eine Frau, die soeben ihrem Manne und ihren beiden Kindern aus Wiltgensdorf auf dem Chemnitzer Hanpt- bahnhofe eingetroffen Ivar, durch die Geburt eines Zwillingspärchens, zweier Mädchen, über rascht. Mutter^nnd^Neugeborene) wurden^in das Krankenhaus gebracht. — Demonstrationen gegen hohe F lefi-schp r e i sfe. Wegen der hohen Fleisch preise von Rind- und Schweinefleisch haben in Kansas Cüh (Nordamerika) viele Tausende ein schristliches Versprechen unterzeichnet, sich jeder Fleischspeise zu enthalten. Besonderen Nach druck erhält die Bewegung durch den Anschluß von 300 000 Mitgliedern der Arbeiterver einigungen, die erklärt haben, sich 30 Tage lang jeder Fleischspeise enthalten zu wollen. Einige Unternehmungen haben infolge^der Be wegung bereits einen geringen Preisnachlaß gewährt. Dresden. Die Pachtangebote sür den Hauptbahn Hof sind in sehr reicher Zahl eingelaufen. Während der verstorbene letzte Pächter „Papa John" 40000 Maik Pacht zahlte, liegt jetzt ein Angebot für den doppelten Preis, also 80 000 Mk., als Höchstgebot vor. Unter den Bewerbern befindet sich, wie ver lautet, der Pächter des Frankfurter Haupt bahnhofes und ein Koch aus der Königl. Hof küche in Dresden- Die Entscheidung derGeneral- direklion der sächsischen.Staalsbahnen ist in den allernächsten Tagen zu erwarten. — Die VerhandlungPegen die 11 Maurer und Zimmerleute, die sich am 9. August v- I. an dem schweren Exzeß im Gasthause „Zu den Linden" in Dresden-Cotta beteiligten, hatte ein Bild von großer Roheit, Gewalt tätigkeit und Beutalilät gezeigt, der ganze Ex zeß grenzte an Aufruhr und Landfriedensbruch. Nach längerer Beratung des Gerichtshofs wurden verurteilt: Jansen zu 1 Jahr, Coltin zu 8 Monaten, Gölte zu 1 Jahr 6 Monaten und 3 Wochen Haft, Schumann zu 1 Jahr 10 Monaten, Kanowski zu 6 Monaten, Piehn zu 4 Monaten, Nieswandt zu 1 Jahr 10 Mon., Stoff.eg.il zu 1 Jahr 10 Monaten, Meer zu 1 Jahr 10 Monaten, Sievert zu 4 Monaten Gefängnis; Richter wird freigesprochen. — Der 24jährige Hotelier W. Gandert hat sich.in der Wohnung seines Schwagers, eines Fabrikbesitzers in der Stübelallee in Dresden am Sonnabend erschossen Unglückliche Verhältnisse sollen in der Familie obgehaltet haben. Seine Frau (G. war noch nicht lange verheiratet) hielt sich seit einiger Zeit bei feinem Schwager auf, in dessen Villa sich G. begeben halte, um eine Aussprache herbeizuführen. Im Verlaufe derselben, die wohl sehr erregt gewesen sein mag, richtete er die Waffe gegen sich selbst. Er verstarb sofort. Seine Leiche wurde nach dem Fried hof gebracht. Gandert soll hochgradig nervös veranlagt gewesen sein. — Der in Neugersdorf wohnhafte Fabrikant Ackert erhielt dieser Tage einen anonymen Brief, in dem er aufgefordert wurde, eine giößere Summe Geldes bis 12 Uhr nachts an einem näher bestimmten Platze niederzulegen. Für den Fall der Nichtbefolgung wurde ihm und seiner ganzen Familie der Tod angedroht. Unterzeichnet war das Schreiben mit „Die 8 Möcderhände". iDieWolizei begab sich in der Nacht in die Nähe des angegebenen Platzes und bald kam auch ein Mann, der das ver meintliche Geldpaket abholen wollte. In dem Augenblicke, als er sich mit seiner Beute, die er hastig an sich genommen hatte, entfernen wollte, wurde er von Polizeibeamtcn verhaftet und dem Amtsgericht in Ebersbach zugeführt. ES ist der 18jährige Sohn eines dortigen acht baren Einwohners. Allem Anschein nach ist der junge Mann durch Lesen von Schund romanen auf seine verwerfliche Idee gekommen. — Im Meißner Tageblatt ist zu lesen: Es sind jetzt in Meißen und Umgegend Sloffhausierer bei der Arbeit, um den Leuten ganz minderwertiges Z ug aufzuhängen. So sind sie z. B. bei einer Fcau gewesen, haben ihr ein halbes Dutzend Handtücher, verschiedene Decken, Leinen und Tuchstoff sür 30 Mark angeboren, dann für 20 Mark bis herunter auf 12 Mark- Dabei erzählen sie fast unter Tränen, sie stünden vor dem Konkurs, hätten große Familie und wollten schnell noch Geld schaffen. Mancher ist schon auf diesen Leim gegangen. Es ist das Beste, man läßt sogleich den nächsten Schutzmann holen und zeigt die Sache an, dann ist man solche Nepper los. Denn da das Zeug zusammen keine 5 M. wert ist, kann gegen diese Nepper eingeschritten werden. — Großes Aufsehen erregt in Zwickau der Selbstmord des Fabrikanten Popp, Mitinhaber der Firma Popp und Poppe, der seinem Leben durch einen Schuß ein Ende macht- . Vermutlich hängt der Selbstmord mit den in den Zwickauer Blättern erschienenen Ar tikeln zusammen, wonach der Verstorbene be schuldigt wird, an einer verheirateten Arbeiterin seiner Fabrik ein Sittlichkeilsverbrechen be gangen zu haben. — Landwirtschaftliche Feuer- Vers i ch e r u n g s - G e n o s s e n s ch a f t im Königreich Sachsen zu Dresden. Nach dem veröffentlichten vorläufigen Geschäftsausweis auf das Jahr 1909 hat die Anstalt, die in durchaus gemeinnütziger Weise allen Ständen in Stadt und Land die Feuer- und Einbruch- diebstahlverficherung unter günstigsten Beding ungen und zu billigsten Prämien leistet, wieder einen befriedigenden Geschäftsabschluß zu ver zeichnen. Es wurden 21049 neue Polizen über Mark 167 623031 Versicherungssumme ausgestellt, so daß sich ein reiner Versicherungs bestand Von Mark 1 033 170 631 ergab. Die Prämien- und Gebührcneinnahme betrug Mk. 1651 329.15. Für Brandschäden waren, ob wohl die Bcandverhällnisse gegen das Vorjahr keim Besserung erfahren hatten, Mk.938 091.06, also nicht unerheblich weniger als im Vor jahre, zu vergüten, weil die Zahl der großen Schäden etwas geringer war. Vorsichtiger weise ist die Anstalt mit allen großen oder ge fährlichen Versicherungen rückversichert und empfing daher von ihren Rückversicherern zu den Schädenzahlungen einen Beitrag von Mk. 563382.24. Die Einbruchdiebstahlversicherung ist erst neuerdings ausgenommen und befindet sich noch in ruhiger Entwickelung. Der Ge- schäftsüberschuß beträgt Mark 266 515.47. Daraus empfangen die Versicherten auf die ohnehin schon sehr mäßigen Prämien wieder die seit 20 Jahren übliche Dividende von 15 Prozent. Außerdem werden die Reservefonds ve>stärkt, die in Verbindung mit der reichlich bemessenen Prämieureseive ein Barvermögen von fast 3 Mill. Mark darstellen. — In Lichtenstein ist der 18jährige Wirlschaftsgehilfe Schubert schwer verunglückt. Ais er mit Jauchefahren beschäftigt war, scheute das Pferd seines Wagens vor einem Automobil. Der junge Mann kam beim Ver suche, das Tier zu beruhigen, unter den Wagen, wurde überfahren und erlitt lebensge fährliche Verletzungen. — Der Eiffelturm in Paris ist durch starke Bodensenkungen gefährdet. F e r k et m a r t t zu Wi l s 0 r u f f vom 21. Januar. Am heutigen Markttage wurden 10O Stück Ferkel eingcbracht. Preis pro Stck. je nach der Giöße u. Qualität, 15—23Mk.