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Erscheint Dienstag, Donnerstag u. Sonnabend. Abonnementspreis einschließlich zwei illustrierter achtseitigen Beilagen sowie eines illustrierten Witzblattes 1,50 Mk. IkitlW für Tharand, MkkMks. Inserate kosten die Spaltenzelle oder deren Raum 10 Ps., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Ps. Annahme von Anzeig en für alle Zeitungen. Klein- und Großölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Uokmannsdorf, Whan, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher Publikaiwuskraft für amtliche Bekanntmachungen. Fernsprecher: Amt Deuben 2120 AllhegtUlg. Nummer 17. Kernsprecher: Amt Deuben 2120 Dienstag, den 8. Februar 1910. Hur Nab «ua fern Rabenau, den 7. Februar 1910. — Die hehre Ruhe unseres abendlichen gestirnten Firmaments wurde vom 26.-30- Januar durch eine Erscheinung gestört, die früher ost Anlaß zu dem tollsten Aberglauben gab, der von interessierter Seite nachhaltige Unterstützung fand. Heute läßt sich über das Wesender Kometen folgendes mitteilen: Die Kometen sind materielle Körper, die, den all gemeinen Anziehungsgesetzen folgend, in lang gestreckten Elipsen um die Sonne kreisen. Ihr Kern besteht aus festen Teilen, einem Gemenge von Meteormassen und Sternschnuppenkörpern, die von einer Kohlenwasserstoff- und Kohlen oxydgasatmosphäre wie von Nebel eingehüllt werde». Umgekehrt sind die Sternschnuppen und Meteorschwäcme nur aufgelöste Kometen. Diese Ansicht von der Wesensgleichhcit der Kometen mit den Sternschnuppen wird durch den 1772 entdeckten bekannten Bielaschen Kometen bestätigt. Dieser begann sich nämlich 1845 nach den damaligen Aufzeichnungen vor den Augen seiner Beobachter zu zerteilen. In den folgenden Jahren immer schwächer werdend, entschwand er endlich auch aus dem Beobach- lungsfelde des Fernrohres, bis im November 1872 der wunderliche Irrster» durch ein pracht volles Feuerwerk an seine Existenz erinnerte. Am Ende dcS Novembers schneidet nämlich die Erde die Bahn des Bielasche» Kometen. In dieser Bahn schweben die losgelösten Be standteile des Kamelen als Slernschnuppen- wvlken. Diese Ansicht wird durch die Tatsache gestützt, daß die hauptsächlichsten Sternschnuppen- wolken in den Bahnen einhergehcn, die für bekannte Kometen gefunden worden sind. Bon der Erde aus großer Nähe angezogen, fallen die einzelnen Sternschnuppenkörper als Wrrlithe» (Luflsteine) nieder. Die Untersuchung der Aärrlithen ergab im wesentlichen dieselben Be standteile, aus denen sich unsere Erdkruste aufbaul. Gewöhnlich aber streifen die Wcrlithen nur unsere Atmosphäre. Hier reiben sie sich an dec Luft und leuchten blitzartig auf, wäh rend sie unsere Luft durchqueren. Nach ihrem stärkeren oder geringeren Glanze werden sie als Feuerkugeln oder Sternschnuppen bezeichnet. Bei Annäherung des Kometen an die Sonne entwickelt sich aus der Nebelhülle der Schweif, d'ssen E-kläruug sich schwierig gestaltet. Auf der der Sonne zugewandlen Seite finden in folge kräftiger Wärmewirkungen Ausstiömunaen von Gasen statt. Diese der Sonne e»tgegen- geschleudcrten Komelcngase scheinen von der Sonne abgestoßen zu werden nach der ent» gegengesetzten Seite. So entsteht der Schweif, den man sich durch elektrische Kräfte, die sich beiden mächtige»Ausströmungen bilden, hinaus geschleudert denkt. Also bleibt der Schweif ein „körperloses Nichts". Dafür spricht seine zu beobachtende Durchsichtigkeit, die keinen hinter ihm stehenden Stern verdunkelt. Die Untersuchungen sind »och nicht abgeschlossen, doch wich die Furcht vor de» Kometen, die lange Zeit die Menschen knechtete, der stetig wachsenden Erkenntnis. Heute besitzen wir Stücke dieser umherirrenden HimmelSgeschöpse in unseren Händen und kennen ihre Zusammen setzung. Sie sind denselben unerschütterlichen Gesetzen unterworfen, welche die fchöne Ord nung bis in die fernsten Weltentiefen aufrecht erhalten. Wenn nun eins dieser Geschöpfe unsere Bahnen kreuzt, so wird sich uns an Stelle des gefürchteten Weltuntergangs das er habene Schauspiel eines himmlischen Feuer werkes bieten. So überwältigend dieser An blick sein mag, es werden sich wenige darum ernstlich kümmern, was in großen Fernen ge schieht und wenn Millionen außerirdischer Wesen dabei zugrunde gingen. Wenn nur unser eigenes süßes Ich nicht aus seiner Ruhe gebracht wird. Es sollte alle Menschen viel mehr anregen, mitzudenken über das, was uns der Himmel schickt, eingedenk der Goetheschm Erkenntnis: „Erkennest dann der Sterne Lauf, Und wenn Natur dich unterweist, Dann geht die Seelenkraft dir auf." 0. N, — Einen Winterausflug nach Schloß Herms dorf bei Klotzsche unternahm am Sonntag nach mittag der hiesigeKirchenchori» Stärke von 47 Personen. Daselbst angelangt wurde die Besitzerin des Schlosses, Prinzessin von Schönberg, von dem Chor durch Vortrag einiger Lieder überrascht. Die hohe Frau dankte durch freundliche Bewirtung der Teilnehmer. — Am Sonnabend nachmittag kam auf der Lübauer Straße nahe der Rabenauer Mühle Herr Felix sen. hier zu Fall und stauchte sich einen Arm derartig, daß ärztliche Hilfe zu Rate gezogen werden mußte. — Dieortsüblichen Tagelöhne sind von der König!. Kceishauplmannschaft nunmehr ander weit festgesetzt. Das Tagelohn für erwachsene und jugendliche Arbeiter wurde für den Bezirk der Kgl. Amtshauplmannschafl Drcsden-A. um 30 Pfg. erhöht (auf 2.70 Mk- für männliche und 1.70 Mk. für weibliche Erwachsene, auf 1-40 Mk. für männliche und 1.10 Mk. für weibliche Jugendliche). — Bei der Beschwerde- und Petitions- Deputation der Zweiten Kammer ist die Pe tition um Fortführung der elektrischen Straßen bahn von Deuben nach Niederhäslich eingereicht worden. — Nach der V i e hzä h Iu n g im König reich Sachsen vom 1. Dezember 1909 gab es: 171 623 Pferde, 698 672 Rinder, 656 113 Schweine, 58 913 Schafe und 131 025 Ziegen. — Bei der Verbandssparkasse „Hainsberg mit Nachbarorten" wurden im Monat Januar d. I. 17 503 Mark 09 Pfg. in 229 Posten eingezahlt und 11005 Mark 96 Pfg. in 67 Posten wieder abgehoben. — Von einem Automobil überfahren wurde auf der Dresden-Tharandterstruße der aus Polfchappel stammende Fuhrwerksbesitzer Osw. Seidel. Er wurde von seinem Rad herab geschleudert und an den Beinen nicht unerheb lich verletzt. — Infolge Scheuens vor einer Lokomotive gingen die Pferde eines dem Konsumver ein Potschappel gehörigen Wagens nahe der Finkenmühle in Birkigt durch, wobei dec Kutscher Pöschke zwischen den Wagen und einen Brückenpfeiler geriet und zwei Nippen- brttche und einen Armbruch davontrug. — Ein Einbruch ist nachts in dem Gast haus „Note Schenke" in Polfchappel verübt worden. Die Einbrecher haben sich durch Eindrücken einer Fensterscheibe Eingang in die Gaststube verschafft. Dort wurde von ihnen ein Automat erbrochen; außerdem eig neten sie sich das im Buffett aufbcwahrle Wechselgeld (etwa 15 Mark) cm. Die Ein brecher sind noch nicht ermittelt. — Der in Hintergersdorf wohn hafte Fleischermeister Herr Jltzsche erlitt inso fern einen bedauerlichen Unfall, als er abends auf der Fahrt nach Grillenburg infolge Glätte der Straße von dem ins Nutschen geratenen Wagen geschleudert wurde. Ec erlitt dabei einen Armbruch und äußere Verletzungen. Das Pferd ging mit dem umgeworfenen Wagen durch, wurde aber am Spechlshausener Gast hof aufgehallen. - In Hermsdorf bei Frauenstein starb Gutsbesitzer Gvpfeit im 85. Lebensjahre. Er besaß sein Gut 62 Jahre lang. Vor ihm gehörte cs seinem Vater 40 Jahre lang. Es hat dasselbe Gut in 102 Jahren nur zwei Be sitzer gehabt. r- — Eine gewaltige Kostenüberschrei tung ist in Flöha bei einem Erweiterungs bau der Schule vorgekommcn. Der Schuler weiterungsbau wurde seinerzeit mit 170 000 bis 185 000 Mark veranschlcrgt. Jetzt, nach dem der Neubau in Benutzung genommen ist, erfährt man, daß er über 254 000 Mark ver schlungen Hal! Die Ueberschreitung stellt sich also auf etwa 70000 Mark! — In Freiberg hat sich ein 13 Jahre alter Gymnasiast aus seiner elterlichen Woh nung entfernt und ist noch nicht wieder zu rückgekehrt. — In der Amtshauptmannschaft Pirna wurde beim Rapport der den Lebensjahren »ach älteste Gendarm des Bezirks, N. Pleffe, der als Gendarmerie-Brigadier auf den Bahn hof Schandan kommandiert war, im Schungs- saale vom Schlage gerührt. Am 1. April d. I. beabsichtigte er in den Ruhestand zu treten. Kleine Notizen. — Eine Familie von 200 Personen wanderte aus Rumä nien nach Amerika aus- Vom Urgroßvater bis zum Säugling waren alle Lebensalter vertreten. Ein wehmütiges Bild! — In der Aboctgrube Roseustcaße 33 in Dresden wurde beim Räumen ein vollständig ausgelragener Kindes- leichnam, der höchstwahrscheinlich kurz nach der Geburt in die Grube geworfen worden ist, aufgefunden. Sachdienliche Mitteilungeik über die noch unbekannte Kindesmulter wer den an die Kriminal-Abteilung, Zimmer 37, erbeten. — Einem 25 Jahre alten Handlungsge hilfen, der in einer größeren Buchhandlung in Leipzig beschäftigt ist, sollte bei Besor gung von Geschäftswegen eine Tausendmark note abhanden gekommen sei». Die Kriminal polizei stellte indes fest, daß der Mann den Schein nach seiner Wohnung gebracht hatte, wo er auch gefunden und beschlagnahmt wurde. — Auf der Fahrt von Grimma nach Gölzern Hal sich iw Abend-Personenzuge Großbothen—Wurzen ein beim Postanit Göl zern beschäftigter Postgehilfe erschosseii. — Auf der Annaberger Straße in Chemnitz wurde der 53jährige Handarbeiter Jost vom Unwohlsein befallen und stürzte zu Boden. Durch den Fall zog sich der Mann eine schwere Kopfverletzung zu, an deren Folgen er im Kcankenhause verstarb. — Der Strolch, der der Butlerfrau Göclt auf dem Wege nach Kcüabra über 200 Mark geraubt Hai, ließ bei der Flucht sein Jackett zurück, das er der überfallenen Frau über den Kopf geworfen hatte. Ein Mädchen, das mit einem Stall schweizer namens Baum bekannt war, gibt an, daß diesem das Kleidungsstück gehöre. Wenn daraus auch nicht folgt, daß Baum der Täter ist, so ist damit doch ein wichtiger Anhaltspunkt gegeben. Baum, dessen Aufenthalt unbekannt ist, wird von der Be hörde gesucht. — Auf einem Bockbierfeste in Milkwitz kam es unter jungen Burschen zu einer argen Schlägerei. Dabei wurde der Junggeselle Ernst Frudcnberg aas Luga schwer verwundet. Ec wurde mit einer Zaunlatte, in welcher sich ein großer Nagel befand, über den Kopf geschlagen. Ec liegt hoffnungslos dar nieder. — Die Pferde eines vom Felde heim kehrenden Wagens, der einem Guisbcsitzer in Lossen gehört, wurden scheu und gingen durch. Der das Geschirr führende Knecht Stemberger wurde dabei vom Wagen geschleu dert. Ec erlitt dabei so schwere Verletzungen, daß er bald darauf verstarb. — Aus Annaberg wird gemeldet, daß dort der Uhrmacher Schöne in seiner Wohnung mit einer klaffende» Kopfwunde tot aufgesunden wurde. Es liegt Raubmord vor. — Durch den Brand der Eisendrahlwerke von B. Yliß in Wolverhampton (England) sind 3 000 Arbeiter brotlos geworden. — Die vom Ausland ost belächelte Grü»- dungsmanie von Vereinen in Deutschland hat wieder eine seltsame Blüte gezeitigt. In Mühl hausen i. Els. hat sich ein Antiflnchver- ein gebildet, der, wie sein Name sagt, feinen Mitgliedern das Fluchen abgewöhnen will. — Die s ch l e ch t e L a g e in der deutschen Ansichtskartenindustrie veranlaßt Verschiedene Fabrikanten zur Uebersiedlmig nach Amerika. — Im preußischen Abgeordnetenhaus«! er klärte der Kultusminister mit Bezug auf de» Allensteiner Mord, daß Fran v. Schönebeck nach einen: ärztlichen Obergutachten zur Zeil der Tat geistig nicht erkrankt war. — Der Feuerwerker Paul Richard Garbe vom Artillcriedepot in Riesa befand sich im Herbst vorigen Jahres in sehr bedrängter Lage und schrieb an einen Kaufmann daselbst einen Erp resserb rief, in dem er 300 Mark verlangte, widrigenfalls er den Adressaten samt dessen Familie töten werde. Als er an dem angegebenen Orte das Geld hole» wollte, wurde er festgmommen. Das Kriegsgericht der 4. Division Nr. 40 (Chemnitz) verurteilte ihn jetzt zu 9 Monaten Gefänguis, zwei Jahren Ehren rechtsverlust und Ausstoßung aus dem Heere. Dresden. Im Hofraume eines Grund stücks in der Polierstraße wurde eine 23 Jahre alle ledige Fabrikarbeiterin laut stöhnend und halb besinnungslos vocgefunden. Wie sich herausstellte, hatte sie eine giftige Flüssigkeit, in der Absicht sich zu löten zu sich genommen. — Die im Besitze der Stadt Dresden befindliche Löwenapotheke konnte am Donnerstag auf ihr 350jährigcs Bestehen zurück blicken. Sie ist neben der Marienapolheke die älteste Apotheke Dresdens. Ihre Gründung fällt in die NegierungSzeit des Kurfürsten August; die diesbezügliche Urkunde datiert vom 3. Februar 1560. — Im Bette erstickt ist das einjährige Kind eines Kaufmannes auf der Gohiiser Straße in Dresden, der init seiner Frau im Laden beschäftigt war. Ein Verschulde» an derer liegt nicht vor. — An der Elbe in Dresden in der Nähe der Schleusenmündung wurde ein in de» 50er Jahren stehender Mann aus Kötz sch« nbro da aufgehoben. Dem Manne wa ren beide Beine erfroren. Anscheinend hat er an der Stelle genächtigt. — Die 2. Kammer beschäftigte sich am Sonnabend u. a. mit den Gefängnissen und Korrektionsanstallen. Abg. Fräßdorf teilte mit, daß die Kostprobe» der Speise» im all gemeinen nichts zu wünschen übrig ließen, es müsse aber Erhöhung des BeköstigungspreiseS von 120 auf 140 Mark pro Kopf und Jahr, wie sie der Etat vorsehe, statlfinden. Beim Etatkapitel über die Armeukrankenpflege und sonstige Ausgaben im öffentlichen Interesse traten einzelne Abgeordnete für gewisse An stalten, andere wieder, so besonders Abg. Döhler und Abg. Fräßdorf, warm für die Krüppel fürsorge ein. Ministerialdirektor Rumpelt be merkte, daß angesichts der gegenwärtigen Finanz lage nicht mehr als I5O0O Mk. in den Etat hätten eingestellt werde» können. Die Sozial demokratie stimmte gegen die Unterstützung von 4500 Mark an den Landesverein für innere Mission nnd von 8000 Mk. an den Verein für Arbeiter kolonien. — I» Riesa hat sich die Ehefrau des Restaurateurs Götze durch Erhänge» selbst den Tod gegeben. Der Beweggrund zu dieser Tat ist nicht bekannt. — In Thum brach im Dachstuhl des der Köctingschen Aktiengesellschaft gehörigen Elektrizitätswerkes, jedenfalls infolge Kurzschlus ses, Feuer aus. In kurzer Zeit war das Gebäude ausgebrannt; sämtliche Maschi nen sind zerstört. Der Schaden dürste sehr bedeutend sein. Der Betrieb des Werkes mußte auf mehrere Wochen eingestellt werden. Durch de». Braud ist die Stadt, deren öffentliche Straßen und die meisten Gebäude durch das Elektrizitätswerk mit Licht und Kraft versorgt werden, sowie deren Umgebung in große Ver legenheit geraten. — In Berlin versuchte die Frau des Möbelpolierers Liedke ihren Mann, der von einem Maskenball nach Hause gekommen war, aus Eifersucht im Schlafe mit einem Rasier messer den Hals zu durchschneiden. L., der schwer verletzt wurde, erwachte und schrie um Hilfe. Während dessen sprang die Frau aus dem Fenster in den Hol hinab und erlag bald darauf den erlittenen Verletzungen. — Durch ein Großfeuer in Newyork, das die M e diz i n Vorräte für die Vereinigte Staatm-Armce hcimsnchte, wurde ein Schaden von über 12 Millionen Mark angerichtet.