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SCH ULKONZERT für die 11. und 12. Klassen Dienstag. 16. Dezember 1986, 16.00 Uhr im Festsaal des Kulturpalastes Dresdner Philharmonie Leitung und Einführung: Georg Christoph Biller, Leipzig Antonln Dvorak (1841-1904) 9. Sinfonie e-Moll op. 95 „Aus der Neuen Welt“ Georg Christoph Biller geboren 1955 in Nebra an der Unstrut, 1965-74 Thomaner in Leipzig, 1976-82 Studium an der Musikhochschule Leipzig (Fach Orchesterdirigieren bei Rolf Reuter und Kurt Masur); ab 1980 Chor direktor am Gewandhaus Leipzig, daneben Leitung weiterer Chöre; Lehrtätigkeit an der Kirchenmusik schule Halle, Wirken als Lied- und Oratoriensänger Herausgeber: Rat der Stadt Dresden, Abt. Volksbildung Text: Prof. Dieter Härtwig Redaktion und Gestaltung: Heinz Linke III 9 28 It 2264/86 2800 5357 Antonln Dvoraks 9. und letzte Sinfonie entstand 1893 in New York während des Amerika aufenthaltes des tschechischen Meisters. Er war 1892 in die „Neue Welt“ gekommen, um drei Jahre lang als Direktor des Konservatoriums in New York tätig zu sein. Die Rationalität und Betriebsamkeit des amerikanischen Lebens, die neuen Maschinen, Wolkenkratzer usw. machten großen Eindruck auf Dvorak, der sich gewiß gerade auf die Gestaltung des ersten und letzten Satzes der 9. Sinfonie, seines ersten „amerikanischen“ Werkes, ausgewirkt hat. Be sonders wichtig jedoch waren die menschlichen Be gegnungen für Dvorak, seine Berührung mit den schlichten Liedern der Ureinwohner Amerikas, der In dianer, und mit den Gesängen dei Neger. Ein Widerhall dieser amerikanischen Volksmusik ist in der Partitur der Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ unmittelbar fest zustellen, ohne daß der tschechische Meister irgend welche fremden Melodien verwendet hätte: „Ich habe von keiner dieser Melodien Gebrauch gemacht. Ich habe nur eigene Themen geschrieben, denen ich die Besonderheiten der Indianermusik verlieh. Indem ich diese Themen zum Vorwurf nahm, habe ich sie mit allen Errungenschaften der modernen Rhythmik, Harmonik und Kontrapunktik sowie des Orchester kolorits zur Entwicklung .gebracht.“ Die Uraufführung der Sinfonie erfolgte am 16. De zember 1893 in der New Yorker Carnegie Hall unter der Leitung von Anton Seidl, einem Freunde Richard Wagners. Als Dvorak von den amerikani schen Kritikern als „Erfinder der amerikanischen Musik“ gepriesen wurde, entgegnete er mit dem ihm eigenen Humor; „Es scheint, ich habe ihnen den Verstand verdreht! Bei uns zu Hause wird man begreifen, was ich meinte!“ In der Tat: Dvorak ließ mit der Sinfonie „Aus der Neuen Welt“ eines seiner besten und zugleich typisch tschechischen Werke in die Welt hinausgehen, das seitdem zu den volks tümlichsten, beliebtesten Schöpfungen des inter nationalen sinfonischen Repertoires gehört. Eine schwermütige, langsame Einleitung ist dem ersten Satz vorangestellt, aus der sich zunächst zaghaft, dann immer bestimmter der Hauptsatz (Allegro molto) mit seinem zweiteiligen markanten Hauptthema, eine plastische Dreiklangs-Melodie entwickelt. Freudig bewegt ist das zweite Thema, vom ersten abgeleitet. Dieses Material bildet die Grundlage des einfach, übersichtlich und vor allem mitreißend gestalteten Satzes.