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Rabenauer Anzeiger : 15.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191001150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19100115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19100115
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-15
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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'achte», mdere» gt an« : Weib« ;rößten den» nt von zu sei», e eine» 45,000 Sticken, Hände n, ver- ilanfc». ic Zahl g" zur >cl>aiip- eist auf Hans" ben be« Hände Mtzahl )cn, die 'manzi- mir lxcmpcl erichtcii, ' Fori» idNMI> Nesnl' och mi« dünge» bessere» nischen« ist mit scheint haneen n, als meiste» haben, n, bei Dienst« )er Ge« vrigste». n Ober er große Nnentcilt bar a»i in Luin« . wurde» igrcichk» n Obcr- ade riud Anfall crlin der 3 Jahre zc Fra« RisricN' hes Lie- Krücke« uplman« erschoß s Piari» c Mauer auf daS >s, weil ad nichts h vieles ast jedes glühen« s willen 'gegnen; en Zer« sie den s thun- tine die die zarte - ruf den« egen fiel fein und rankheit- war er« unen a» Lippen, ntschtust. and und blieb sie, i, über- BaronS ras vor« ne, die r tiefen, i vorlas- -n, war T«g zu nn Auge sie doch isen-; cS immer erster Linie aus den Gardtrcgimcntern genom sich um die Olwnpiabergc ans Von Britisch- rancr Polizei wird sich mit Hilfe der Poüzeiakten § erinnern, daß in den ersten Jannartagcn 1906' lebt, ja, mehrere Tänze früherer Zeiten, Onadrit- lcn, Menuetts etc. finden sich bisweilen in einem Jahre neu im Programm der Hoftänze. Der und das schwache Geschlecht seid ihr'." Die drei letzten ihres Stammes. Ans Ncw- Pork wird geschrieben: Whisky, Krankheit und der „weiße Mann" sind die Ursachen, denen der Stamm der Lumniindiancr seinen Untergang verdankt. Von diesem Stamm, der einst Tausende Kaiser verlangt ein äußerst korrektes und amnu- wehrkrästigcr Männer zählte und zu den mäch tiges Tanzen, stellt daher an seine Vortänzcr die tigstcn Stämmen Nordwcstamerikas gehörte, leben größten Ansprüche. Diese Vortänzcr werden in heute nur noch drei Indianer. Das Territorium, Hofe mehr und mehr zu alter Blüte zu bringen,' oweit es sich nm Figuren- »der Gruppentänze sandelt. Fast jedes Jahr hat der Kaiser irgend einen anmutigen Tanz seiner Vorfahren ncn bc- daS dieser Swmm ursprünglich bcwohmc, dchm men und müssen alradligcr Herkunft sein. Siel sich um die Olympiabergc ans. Von Brilisch- haben wochenlang an den Ncueinschaltungen zu Kolumbien und der Badconvcr-Jn'cl aus wurden mand Glauben. Als die Familie zu Tisch saß, ertönte plötzlich aus dem Zimmer des Familien oberhauptes ein scharfer Knall. Man forschte nach und fand den 10jährigen tot auf dem Fußboden liegen. Mit dem Jagdgewehr des Vaters hatte er sich in die Brust geschossen, indem er die in dem Eckhotcl auf dem Markte ein Künstler wohnte, der mit seinem Apparat in der Stadt und Umgegend Aufnahmen machte, meist Gc- schästsienle, Hotclwirtc, Fleischer usw. besuchte, dicselbigcu, nachdem ihm zehn bis zwanzig Mark Waffe scheinbar mit einem Fuße abgedrückt hatte. Neber die Schreckenstat eines Wahnsinnigen wird aus Vierzon-Bourg-Neuf berichtet: Der verheiratete, 26jährigc Porzellanmaler Fosset be nutzte die Abwesenheit seiner Frau dazu, um sich auf schreckliche Weise zu entleiben. Er setzte sein 4jähriges Kind auf einen Stuhl und forderte es auf, recht gut anfzupasscn. Dann begoß er sich am ganzen Körper mit Petroleum und zündete dieses an. Trotzdem auf die Hilferufe der Kleinen sofort Nachbarn hcrbeiciltcn, gelang es nur noch die verkohlten Reste des Unglücklichen zu bergen. D'e Bitte um eine Fam'licnzctte. Eine ge wisse Frau Audigicr ans Corgnac war wegen eines kleinen Diebstahls ku 17 Sagen Gefäng nis verurteilt worden. Sic erschien nun dieser Tage vor dem Gefängnis in Nsntron, um die Strafe abzusitzen, wobei sie bat, man möge ihr eine „Familienzcllc" zuwciscn, denn sic habe ihre 6 Kinder im Alter von 10 Monaten bis zu 11 Jahren mitgebracht, weil niemand diese neh men wolle, da sie kein Geld für die Kost besäße. Da es jedoch eine „Familicnzclle" in diesem Ge fängnis nicht gibt, entließ man die Frau wieder und versprach ihr dahin zu wirken, daß die Ver urteilung in eine bedingte umgcwandelt werde, wodurch cs ihr bei guter Führung möglich sein würde, um das „Absitzen" zu kommen. wissen wollte. Dann erschoß sich Salgado selbst, wobei er die tote Geliebte innig umarmte. Die Gcsichtszüge beider zeigen einen glücklichen Aus druck, als ob sie mit stoischer Ruhe in den Tod gegangen seien. In einem hinterlassenen Briefe wünschen beide zusammen begraben zu werden. Zweifacke Kjndrsmörderin? Die Tochter eines Oekonomen in Bündingcn i. W. wurde unter dem furchtbaren Verdacht verhaftet, ihre bcidrn im vorigen Jahre unehelich geborenen Kinder ermordet zu haben. Ein ergötzliches Geständnis hat ein der Berliner Kriminalpolizei als Stellenschwindlcr bekannter Thcatergardcrobicr Stanislaus Wey- rencher im Jnstizgefängnis zu Stettin abgelegt. Der Verhaftete hat folgendes Selbstbekenntnis nicdcrgcschriebcn: „Ich habe im Januar 1906 in Siran in der Nicdcrlausitz mit einem unpa- tcmiertcn Pappkarton und einem schwarzen Lappen eine ilnmenge Geld unredlich verdient. Die So ¬ ins Ungeheure. Nicht die Einladung und Teilung kraft über ist. „Moderne Männer, seid auf eurer >er hoffähigen Gäste in 62 verschiedene Rang-! Hut!" ruft Preevost warnend aus. „Niemals lassen macht die meisten Schwierigkeiten, sondern war eure bevorzugte Stellung von ernsterer Gc die Tanzkarte. Der Kaiser liebt nämlich von In- fahr bedroht. Haltet euer Klcincrwcrden auf, oder gend auf die Tanzkunst und beabsichtigt sie bei vas Wachsen der Frau, solange ihr noch die ' größten und stärksten seid! . . Noch einige Zoll, üben, denn das Mißfallen ihres Festvcranstalters ist gleichbedeutend mit dem Ausstreichcu au? der-, Liste der Vortänzcr, die noch regelmäßig durch ihren Berns stets die besten Pa ticn gemach'. ha-' ben. Für das geordnete Abwickcln der Tänze zn j sorgen, für Ordnung auf der Tanzfläche selbst zu sorgen, kein „Mauerblümchen" auskommcnzn lassen und die Lust allzu Tanzwütigcr zu däm men, ist sicherlich keine leichte Aufgabe. Dabei tanzen und immer selbst tanzen, bis cs l halbem Uhr nachlS schlägt. Soweit es den Kaiser selbst angcht, brauchte cs nur Quadrillen, Menuette und Tänze im Schritt zu geben, denn für Rund tänze hat der Monarch sehr wenig übrig. Es wird denn auch wohl wenig Leute gcbcn, die den Kaiser schon einmal haben „Walzern" scheu. D>e große Fran. Die Frau wächst dcm Mann über den Kopf! Die Gegner der Fraucnbcwc- gung haben diesen Alarmruf längst ausgcstostcn. Und jetzt ist auch der wisscuschaftl'chc Beweis für die Wahrheit ihrer Behauptung erbracht. Die cug- lichc Zeitschrift „Health und Strcngth" — zwei schwer auSzusprechcndc, aber schöne Worte, denn sie bedeuten „Gesundheit und Kraft" — teilt die übrraschende Tatsache mit, daß mit dcm Selbst- bcwußtsein der Fraucn auch ihre Körpergröße be ständig wächst. Die jungen Mädchen von fünf zehn bis achtzehn Jahren sind heute um 5 bis 3 Zoll größer, als ihre Mütter im gleichen Al ter waren. Noch 1895 betrug die mittlere Größe eines jungen Mädchens nach englischen Maßen fünf Fuß und drei Zoll. Heute wird sie auf min destens fünf Fuß fünf Zoll berechnet. Dieses be ständige Wachsen ist nach dem genannten Blatt der Frauenwelt aller gebildeten Völker gemeinsam. Den Männern konnte diese Erscheinung als Be weis für Gesundheit und Kraft des ganzen Men schengeschlechts nur Freude machen, wenn sic nicht mit einer unerfreulichen Erscheinung Hand in Hand ginge. Der Manu wird nämlich bestän dig kleiner. Er wächst nicht gleich seiner schöne ren Hälfte. Seine Größe bleibt nicht einmal die selbe. Nein, er wird kleiner und kleiner, und er leichtert es höflich der Frau, ihm über den Kopf zu wachsen. Macrel Preevost untersucht im „Fi garo" die Ursachen dieses Niedergangs der Män nerwelt. Er ist mit der englischen Zeitschrift des Glaubens, daß die Fraucn ihr körperliches Auf- strcbcn dcm Sport verdanken, lind er sieht eine Zeit hcrannahcn, in der die Fran den Mann be herrscht, da sie ihm an Körpergröße und Körpcr- angczahlt waren, in Positur stellte und, nachdem cr seinen Ricscnapparat mit einem großen, schwarzen Lappen bedeckt (unter welchem cr sein Lachen verbeißen mußte, was oft nicht leicht war) zu photographieren vorgtb. Die von mir „Aufgcnommcncn" bekamen ihr Bild nie zn sehen, nur ich ihr Geld, den Vorschuß. Nachdem die Zeitungen mir mein Arbeiten durch ihr Zeter geschrei unmöglich gemacht, suchlc ich anderswo Kundschaft. Der Riescnapparat war nichts anderes als ein Pappkarton, der durch geschickte Hände das Aussehen eines photographischen Ap parates erhalte» halte. Bevor ich die Stadt verließ, bezahlte ich erst meine Hotelrcchnnng. Wegen eines Diebstahls, den ich zu gleicher Zeit bei einem Sorauer Malermeister verübte (W. mietete sich bei diesem als Geometer ein und stahl u. a. zwei Bilder im Weite von 450 Mk. D. Ned.) bin ich in Posen abgeurtcilt. Diese Sa che habe ich immer bestritten, mich auf mein ver ändertes Aussehen stützend, und habe dann nichts weiter gehört. Daß ich auch einen Konkurrenten hatte, der später auch „alle" wurde, ist mir be kannt. Derselbe war mir so nicht ganz fremd, denn ich wohnte oft mit ihm in demselben Ho tel. Bitte um weitere Anzeige an die Staatsan waltschaft. Stanislaus Weyrcuthcr, zurzeit Stet tin, Jnstizgefängnis, ab Januar 1910 in Kiel im Justizgefänguis zu finden." D-m Wahnsinn verfielen ein ungarischer Grundbesitzer und seine Frau, denen infolge einer Diphthcritiscpidcmie alle fünf Söhne von 12 bis 19 Jahren in Zwischenräumen von je einer Stunde starben. » E>» lOjähriger Sclbst>nor»cr. Der 10jäh- rige Sohn Charles der Meyerscheu Eheleute in Marseille erhielt vor einigen Tagen den Auftrag, Grünfntter für die Kaninchen des Haushalts zu besorgen. Er entzog sich aber dieser Aufgabe nnd erhielt dafür von den Eltern Vorwürfe. Darauf hin erklärte er, cr werde sich bei passender Gele genheit das Leben nehmen, doch schenkte ihm nic- Wermischtes. Dir erste rrmntvorsicherin Berlins. Frau Ottilie Hcrndt, wurde am Montag feierlich in ihr Amt eingesührt und verpflichtet. Der Ver treter des Magistrats drückte in seiner Einfüh- rungsrede den Wunsch aus, daß immer mehr Frauen als Mitglieder der Armenkommission sich betätigen möchten. — DcrWunsch dürfte Erfüllung finden. Berliner Millionäre gibt es nicht weniger als 1256. Der reichste Berliner versteuert nach Abzug aller vom Gesetz gestatteten Beträge ein Vermögen von 43 Millionen. 54 Millionen Hochbahnpassagiere. Die Hoch- und Untergrundbahn hat im Jahre 1909 insge samt 54,130,000 Personen befördert. Gegen das Vorjahr bedeutet dies eine Zunahme von fast 10 Millionen Fahrgästen während die Zu nahme in den beiden Jahren vorher nur wenig über 3 Millionen betragen hatte. Wohnungsnot herrscht in München. Es fehl an Tausenden von Kleinwohnungen und die vorhandenen steigen fortwährend im Preise. Da von privater Seite Abhilfe nicht geschaffen werden kann, so wollen Staat und Gemeinde lindernd eingreifen. Der Kaiker und das Tanzen. Mit den imme näher rückenden Hofbällen wächst auch im Ho marschallamt für die Inszenierung dieser große Festlichkeiten, an denen diesmal auch die Prin zessin Viktoria Luise nach ihrer Konfirmation in größerem Umfange teilnehmcn wird, die Arbeit gegen die Jndiancrstämmc des nördichen Ameri kas vielc Kämpfe unternommen. Der plötzliche Untcrganq der Lumniindiancr begann eigentlich erst vor einem Jahre, als 100 Männer infolge einer Herzkrankheit starben. Auch die llcdcrlcbcn- dcn, .150 an der Zahl, starben seitdem rasch hin weg. Sic sielen dcm Fcucrwaffer zum Opfer. Heute leben nur noch eine alte Squaw und zwei junge Männer vom Stamm der L'.imni. Die Lumni waren 'Meister in allen Wassersports und wiesen bei allen Wettkämpfen mit den nördlichen Jndianerstämmen die besten Leistungen auf. T'c Zugspchc in den bayerischen Hochalpcn, der höchst: Berg Deutschlands, soll eine Tr«-Ht- seilschwebebahn erhalte», deren Kosten auf 3 Millionen Mark veranschlagt sind. D'e Fleischbeschau bc HnnSschlochtnmrn Durch Verfügung des Oberpräsidcnicn ist um Inkrafttreten am l. 'März d. I. für die Provinz Brandenburg Schlachtvieh und Fleischbeschau für Hausschlachtmtgen von Rindvieh im Alter von drei Monaten und darüber verordnet worden. Ein Gnadenakt Fallieere». Präsident Fallie- eres hat aus Anlaß des Neujahrsfestes eine um fangreiche Amnestie unterzeichnet, von der haupt sächlich das Militär betroffen worden ist. Nach Vorschlag des Kriegsministerö hat der Präsident 561 Militärgefangenen in Frankreich, Tunis und Algerien die Strafe erlassen. Für Geist und Gemüt. Der Himmel schaut zu uns herein. sU^Ier Himmel schaut zn uns herein, Das Blau durchflammt vomSternen- schein! Wir sitzen da, mein Weib und ich, So wie die Nacht uns überschlich, So hat Hand in Hand, mit stummem Mund Wie Beter in hochheiliger Stund! Wir lauschen. Nah die Wiege steht, Darinnen leis ein Atem gehl, Ein Atem der seit Mondcsfrist Uns zwcin wie Kirchgeläutc ist'. Wir lauschen stumm und andachtschwach, Die Strrne flammen ins Gemach, Und nächtger Himmel schaut herein; Uns aber will zu Herzen sein Wie zwei», die gottgescgnct sind! Wir lauschen. Traumlos schläft dos Kind. Ernst Zahn. „Wenn sie das tat, wäre ihr eine Begegnung mit Horst Spaziergang im Park'?" fragte Baron Totstmg unvermittelt Christine eines Morgens. „Meiner Pflege brauchen Sie doch nicht mehr ganz allein zu leben, ich befinde mich za jetzt schon ziemlich wohl, aber Ihr Aussehen beweist, daß die Stubenluft Ihrer Gesundheit schadet. Ein Stündchen des Tags im Freien würde Ihnen recht gut thun." Christine blickte verwirrt von ihrer Handarbeit auf. Wenn sie das that. wäre ihr eine Begegnung mit Horst über kurz oder lang nicht erspart ZcL'acdm; ras uoer mutzte sie vermelden. „Ach Herr Baron", erwiderte sie befangen, „ich bin ganz Wohl und bedarf wirklich nicht der Lust draußen; vom Fenster aus, das ja immer offen steht, athme ich vollständig genug frische Lust ein; und ich tonnte ja doch keine Ruhe finden, wüßte ich Sie allein hier oben." Gerührt lächelte der Baron. „Nun, so muß ich schon mit Dr. Bär ein Wörtchen sprechen! Vielleicht erlaubt er mir recht bald im Park zu sitzen. Dann können Sie, neben meiner Pflege, auch an sich selbst denken." Christine wurde duntelroth, entgegnete aber Nichts. Nachdenklich folgte der Baron ihren emsigen Bewegungen beim Nähen. Vier Wochen faß sie nun schon am Krankenbett. Und was war die Ursache zu dieser Krankheit gewesen? Ein finsterer Zug breitete sich über des Barons Antlitz aus, als er sich das Geschehene im Geiste vergegenwärtigte. In seiner Empörung hatte er sich damals nach der Galerie zurück gezogen, um Ruhe zu fiudeu, Ruhe und Sammlung inmitten seiner Ahnen, deren dunkle Gestalten ernst zu ihm herabblickten, als thcilten sie seines Herzens Kummer. Unwillkürlich hatte er den schweren Leuchter in die Höhe gehoben, um besser sehen zu können. Alle, die hier versammelt waren, hatten eine rühm» und ehrenvolle Laufbahn durchlebt, und jetzt war der letzte Sproß des alten Geschlechts ein Ehrloser geworden. Langsam schritt der Baron von Bild zu Bild, bis er zu jenen zwei letzten, dem seincr Gattin und dem seinen gelangte. Was war das? Ein Zittern lief durch den Körper des alten Mannes. War es denn denkbar, daß mau gewagt hatte, ihn so zu beschimpfen? Ihn, der noch eben Alles gethan um die Ehre der Familie zu retten! Sein Bild Halle man, gleap a.m eines Geächteten, herumgewendet! Die Erschütterung war zu groß. Ein Schwanken, ein Schrei, der Leuchter fiel zu Boden und er mit ihm. So hatte ihn Lotte gefunden. Was dann geschehen war, stand halb verworren vor seinen Blicken. „Christine!«« — tönte eS plötzlich durch die Stille des Gemachs. Erschrocken fuhr das Mädchen empor. „Herr Baron?" „Haben Sie die Güte, mir Schreibzeug und Papier zu geben. Ich will schreiben.'« Einen Augenblick später war das Gewünschte herbei geschafft. Sorgsam brachte Christine den Baron in bessere Lage, um ihm jede Anstrengung fern zu halten. Nur wenige Worte warf derselbe auf das Papier, brach und faltete es und beauftragte seine Pflegerin, dasselbe zu versiegeln. Dann schrieb er die Adresse. „Ich möchte Sie bitten liebes Kind, diesen Vries persön lich dem Notar Jensen zu übergeben. Ich glaube, es wird Ihnen Freude machen, einmal nach P. ... zu Ihren Eltern zu fahre». Der Kutscher soll den Notar abholen und kann Sie ans dem Hin- und Rückwege mitnehmen. Um 4 Uhr finden Sie sich wieder bei Herrn Jensen ein, bis dahin ist er be schäftigt." Christine erfüllte mit Freuden den Wunsch und nahm den Brief aus des Barons Hand. Bis jetzt war sie noch nicht einmal in den Schloßhof oder nach den Küchenräumcn gekommen aus Furcht, Horst zu begegnen- Daß sie im Schlosse weilte, mußte er wissen, denn es Verging kein Tag, wo nicht der Kammerdiener oes jungen Barons nach des Kranken Befinden gefragt hätte. Jetzt befahl der alte Herr seinem Diener entspannen zu kaffen, und trug Christine Grüße an die Eltern und an den Großvater auf. Dann fuhr die Equipage vor. Wie gehetzt durcheilte Christine die Gänge — grade wie damals, als sie in die Nacht hinaus floh in Verzweiflung und Jammer. Jetzt langte sie unten an, der Kutscher öffnete ihr den Schlag und das Gefährt rollte Vie Allee hinab. Am Fenster ihres Boudoirs stand Baronin Tolsting und blickte überrascht der Davonfahrenden nach. Horst hatte neben ihr Platz genommen. „Unerhört", begann sie zu ihm gewandt. „Diese Dreistig keit übersteigt alle Grenzen! Wie ist so Etwas möglich?" „Was denn, Mama," fragte er scheinbar harmlos, indem seine Finger eine Rote Kin und her wieaten. „Als' ob Du nicht äuch wüßtest, was ich meine? Dir ist doch nicht entgangen, daß diese Person unsere Equipage benutzt," ereiferte sich die Mutter I „Ach so!" machte Horst langgedehnt. „Wie kannst Du dies dulden als Herr des Hauses", sagte sie »och gereizter, da keine Antwort kam, faßte sie ihn scharf ins Auge. „Ich glaube, Du hörst gar nicht, was ich sage!" „Ja, wie kann ich denn Etwas daran ändern? Soll ich vielleicht dem Mädchen verbieten zu fahren, liebe Mama? Gewiß hat Pava dies so bestimmt. Uebrigens ist Fräulein Christine ein sehr LLLöareL Mädchen!" „Wieder Papa! Nichts als Papa. Seit Wochen höre ich nichts Anderes von Dir als dies, und ich will es nicht hören. Bist Du Venn nicht der Herr? Kaum« Du nicht ohne Rücksicht aus Deinen Baier verfügen und anorduen, wie es Dir betievt'?" grollte die Baronin. „Wie es inir beliebt! Ganz recht, Mama, aber mir beliebt es eben nicht." „Ah, also Du opponirst ganz offen gegen mich, oder interessirt Dich vielleicht gar diese Person? Das wäre ja eine recht pikante Entdeckung! Ob aber Deine Braut damit einver standen wäre, bezweifle ich doch," höhnte die Baronin. Horsts Gesicht verfinsterte sich. „Ich habe Dir durchaus keine Ursache gegeben Derartige» zu vermitthen. Wenn es Dir aber Vergnügen macht, mich bei Erna anzuschwärzeu, so soll es mir gleich sein " Einen Augenblick war die Mutter völlig sprachlos. „Mir solchen Ton entgegenzusetzen! Klingt das nicht fast, als ob es Dir lieb wäre, wenn Erna sich zurückzöge?«' fragte sie athemlos. „Möglich!" Jetzt brauste die Baronin auf. Horsts lakonisch« Antwort empörte sie. „Dn bist ja heute von einer ganz besonderen Offenheit! Statt mir dankbar zn sein für das Dir zngeführte Glück, zeigst Du ein mehr als gleichgiltiges Gebühren. Heute erst empfing ich Von Erna ein Schreiben mit so herzlichen Worten, so warmer Theilnahme für Dein Unglück, daß ich von der Leelengröße dieses Mädchens gerührt war und mir Deine Freude über diese Nachricht in den blenvendsten Farben ausmalte. Du bist aber gar nicht werth, ein solches Juwel Dein eigen zn nennen." Erschöpft sank die Baronin in den nächtten Sessel, während ein sarkastisches Lächeln über Horsts Antlitz huschte. „Das sind ja sehr schmcichelhafte Mitteilungen für mich, ich hätte Erna gar nicht zugetraut, daß sie mehr als kühle Höflichkeit für mich empfände. Aber beruhige Dich nur, liebe Mama, meine Wirte waren nicht so böse gemeint, ich war nur etwas gereizt." Tief ausseufzend, fächelte sich die Baronin Luft zu. - „Das bist Du leider jetzt fortwährend." Nach einer kleinen Pause begann Horst wieder: „Wenn ich nur erst Gewißheit hätte über die Entscheidung in der miß» lichen Angelegenheit. Bis jetzt ist nicht die geringste Mittei lung an mich gelangt. Mein Abschied fft eingercicht, aber noch nicht genehmigt. Wird mir der Prozeß gemacht oder nicht, ich habe von alledem keine Ahnung. Und Papa zürnt mir zu sehr, als daß ich wagen dürste, ihn aufzusuchen." Frau von Tolsting machte eine verächtliche Haudbewcgung. „Immer wieder das alte Klagelied. Wie oft muß ich Dir sagen, daß Du feilten Namen nicht in meiner Gegenwart rennen sollst. — Warum mußte er von seiner Krankheit, genesen,? Alles wäre anders aeworden!" stieß fit heftig hervor^
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