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Rabenauer Anzeiger : 15.01.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-01-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- Deutsches Stuhlbaumuseum Rabenau
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id178001192X-191001150
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id178001192X-19100115
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-178001192X-19100115
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Bestände des Deutschen Stuhlbaumuseums Rabenau
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Rabenauer Anzeiger
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-01
- Tag 1910-01-15
-
Monat
1910-01
-
Jahr
1910
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peltttsM Ra>rs»!,». Deutschland. Drei Parlamente tagten am Dienstag in der Reichs- und preußischen Hauptstadt: der Reichstag, das Abgeordneten- und das Herren haus. — Im Reichstage ergriff v. Bethmann Hollweg selber das Wort zu den Interpella tionen über die mecklenburgische Verfassung und die Kattowitzer Beamtem Maßregelungen Diese werben von den beiden konservativen Parteien und den Nationalliberalen gebilligt, während Zentrum und Linke in der Wahl von Polen durch die betr- Beamten keinen Grund zum behördlichen Einschreiten gegen diese Beamten erblicken Dieser letzte Punkt wurde am Mittwoch durchgesprochen, während zu der mecklenburgischen Verfassungsfrage am Dienstag von Seiten der Regierung der Be scheid wurde, daß die verbündeten Regierun gen keine Schritte für das Eingreifen des Reiches tun wollen, da dies mit den födera tiven Grundsätzen des Reichs unvereinbar sei. Hiermit ist klipp und klar ausgesprochen, daß die Bundesstaaten im eigenen Hause machen können, was sie wollen und Mecklenburg da her seine Verfaffungsfrage selbst zu regeln hat — Das Herrenhaus vollzog nur die Wahl seines Präsidiums und wurde das alte wiedergewählt. — Das preußische Abgeord netenhaus begrüßte Ministerpräsident von Bethmann Hollweg mit einer kurzen, allgemein gehaltenen Ansprache, worauf der Ftnanz- minister Freiherr von Nheinbaben den Etat »inbrachte. Das Jahr 1908 hat danach mit einem Defizit von 202 Millionen abgeschlossen. Die Hauptschuld trägt der Rückgang der Eisen bahneinnahmen, wo sich ein Minderüberschuß von 134,5 Millionen Mark ergeben hat. Im Jahre 1909 zeigt sich hier wenigstens eine kleine Besserung. Die Einnahmen der Staats eisenbahnen werden sich voraussichtlich um 33,8 Millionen vermehren. Mit heißem Dank gedenkt Herr von Rheinbaben auch der Reichs finanzreform, womit der Reichstag den Einzel staaten die Last der „gestundeten Matrtkular- beiträge* abgenommen. Das Defizit pro 1909 wird sich voraussichtlich auf 105 Milli onen belaufen. Zum neuen Etat übergehend kostatierte Herr von Nheinbaben zunächst die Wendung zum Günstigen, die die wirtschaft liche Lage zeige, eine Wendung, die auch un serer Milchkuh, der Staatsbabn zugute komme. In diesem Zusammenhang erwähnt der Red ner auch die geplanten Schiffahrtsabgaben, die offenbar auch dazu beitragen sollen, die Eisenbahnreute zu verbessern, und spricht unter stürmischem Beifall der Rechten die Erwartung aus, daß der Gedanke, diese Schiffahrtsabgaben einzuführcn, trotz aller Widerstände sich durchsetzen werde. Ein be sonderes Verdienst seiner Verwaltung steht der Minister auch darin, daß es nur 70 Millionen neuer Steuern bedurft habe, um die insgesamt 200 Millionen erfordernde Erhöhung der Beamtengehälter durchzufüh ren. Im weiteren Verlauf seiner Rede, während der sich als aufmerksamer Zuhörer auch noch der Eisenbahnminister Breitenbach und Justizminister Beseler eingefunden hatten, spricht der Minister die Hoffnung aus, daß das jetzt beginnende zweite Jahrzehnt uns nicht sobald wieder vor große finanzielle Aufgaben stellen und so eine allmähliche Wiederannäherung von Einnahmen und Ausgaben ermöglichen werde- Der neue Etat bedeute bereits einen Schritt auf diesem Wege. Obwohl die Anforderungen der Re sorts noch Abstriche in Höhe von 125 Milli onen erfahren hätten, ergebe sich ein Defizit von 92 Millionen gegenüber den beiden Vor jahren ..die mit 202 beziehungsweise 165 Millionen Defizit abschlosscn), also immer hin ein Fortschritt. Mit einem hoffnungs vollen Ausblick in die Zukunft, für deren Gestaltung natürlich die Stärkung des in ländischen Marktes besonders wichtig sü, begann der Minister dann, auf die Einzel heiten des Etats einzugehen. Eine deutsche Reichs-Eisenbahn-Gemem- schaft auf föderativer Grundlage empfahl der Präsident des Hansabundes, Professor Nießner, in einer von mehr als 7000 Per sonen besuchten Versammlung in Nürnberg. Der Gedanke hat etwas Bestechendes, der partikularistischen Bedenken dagegen sind aber noch immer so viele, daß man auf seine baldige Verwirklichung nickt rechnen darf. Mit der Post ist es dasselbe. Die Not der bayerischen Städte ist in folge der Aufbesserung der Beamtenbesol dungen, sowie der Aufhebung der kommu nalen Mahl- und Schlachtsteuer sehr groß. Wie ernst die Lage ist, beweist der Umstand, daß Nürnberg die Kommunalsteuer von 140 auf 180 Prozent erhöhte. Die Ergebnisse der in der vorigen Woche in Berlin abgehalteuen Postkonferenz lassen sich schon einigermaßen übersehen. Mit der Wiedereinführung des Ankunftsstempels bet gewöhnlichen Briefen wird es vorläufig nichts. Für Postanweisungen wird ein Formular eingeführt, das, gleich den Zahl karten im Scheckverkehr, rechts mit einem zweiten Abschnitt versehen ist, auf dem der Absender die Postquittung für die Unterschrift des Beamten vorbereitet. Für gewöhnliche Pakete kann man gegen eine Gebühr von 10 Pfennig eine vom Absender vorzuberei tende Quittung erhalten. Postlagerkarten werden für 25 Pfennig auf einen Monat ohne den Namen des Inhabers ausgestellt. Die Geltung kann gegen eine neue Gebühr um dieselbe Zeit verlängert werden. Diese Reformen werden bald eingeführt werden. Italien. Ein von 5000 Turinern, darunter Se natoren, Aristokraten usw., unterzeichnetes Huldigungsalbum wurde dem Zaren über sandt und darin der Wunsch ausgedrückt, daß zwischen Italien und Rußland ewige Freundschaft bestehen möge. Frankreich. Der bekannte Major Dreyfus tritt seit einiger Zeit wieder mehr in der Oeffentlich- keit vor. Er hielt kürzlich einen interessanten politischen Vortrag über die Geschichte der Arbeiterbewegung, in dem er sich als Mann von mäßigen Anschauungen zeigte. Eine Ausschaltung des Unternehmertums, von der einzelne Heißsporne träumen, ist ihm nur Utopie. Gleichzeitig mit dem deutschen Reichstag und dem preußischen Landtag trat die fran ¬ zösische Deputiertenkammer am Dienstag zum letzten Sessionsabschnitt der gegenwär tigen Legislaturperiode zusammen, um zu nächst das Budget zu erledigen. Die Neu wahlen sollen schon im Mai stattfinden. Belgien. Die belgische Geistlichkeit fährt fort, den verstorbenen König Leopold vor Angriffen in Schutz zu nehmen. Selbst in Predigten wird er als guter Christ erwähnt. Großbritannien. Die förmliche Auflösung des Parlaments und die Ausschreibung der Neuwahlen in England ist, wie angekündigt, erfolgt: Der König unterzeichnete in dein Mimstcrrate, der im Buckinghampalaste stattfand, die Pro klamation, durch die das Parlament formell aufgelöst wird. Die Proklamation wurde gleich nach der Unterzeichnung durch den König und der Kronkanzlei übergeben, welche sofort niit der Ausgabe der Parlaments wahlbefehle begann. Chamberlein wird als einer der ersten, da kein Gegenkandidat auf gestellt ist, als Vertreter des Wahlkreises Westbirmtngham in das neue Parlament, das am 15. Februar Zusammentritt, zurück- kehren. Portugal. Die Geheimpolizei hat ein großes, über aus raffiniert angelegtes Komplott gegen das Leben König Mannels von arnarchisti- scher Scsie entdeckt. Bei den vorgeuomme- nen Haussuchungen wurden über 40 Per sonen verhaftet. Unter den Verhafteten befinden sich alte Anarchisten, die d reits an der Verschwörung gegen das Lebm des Kö nigs Karlos teilgcnommen hatten. In der letzten Nacht haben die Polizeiwachen auf verdächtige Individuen geschossen. Die Wachen sind verdoppelt worden; in der Hauptstadt herrscht große Erregung. AelAe Mädchen geben Sie besten krauen? Und wenn wir niit noch so zahlreichen und scheinbar unwidersprechbaren Thesen nachzuweisen bemüht sind, daß diese und ge rade nur diese Kategorie Mädchen berufen ist, die besten Ehefrauen stellen zu sollen, so greifen wir dennoch aus Furcht, wir könnten uns vielleicht täuschen, zur trockenen Statistik, die wir ja meist Haffen, die uns dafür aber dieWahrheitsagt. Ostsehen wir daun daß wir auf dem Holzwege waren. Gewiß hat sich dem Mädchen, das ihr Ziel nur iu der Ehe sieht, längst die Gewißheit einge prägt, daß der moderne Mann bei seiner Suche nach dem Ehegemahl auf die Eman zipation umsoweniger Wert legt, je weitere Kreise diese zieht. Nehmen wir nur die Sta tistik des Jahres 1908 zur Hand und lassen uns aus ihr belehren, daß unter den rund 310,000 Mädchen, die sich in diesem Jahre verheirateten, 60,000 Dienstmädchen waren. Rechnet man dazu die gleichfalls in dienen der Stellung befindlichen 25,000 Fabrikar beiterinnen und die 22,000 in ländlichen Betrieben dienenden weiblichen Arbeitskräfte, so erhält man insgesamt 105,000 Mädchen, die vom Manne in erster Linie auserwählt wurden, weil sie die ersten Vorbedingungen für eine „Hausfrau" mit in die Ehe brachten. Und welchen Berufen gehören die anderen 200,000 Frauen an? Man ist geneigt an« zunehmen, daß die große Masse der weib lichen kaufmännischen Angestellten den größten Prozentsatz beisteuert. Weit gefehlt, denn gerade diese Kategorie Mädchen scheint von den Männern am wenigsten gefragt zu sein. Nur 27,000 konnten im Berichtsjahre einen Mann hcimführen, dagegen war es 45,000 Mädchen, die sich durch Schneidern, Sticken, Piltzmacherei ete., also durch ihrer Hände Arbeit, selbständig ihr Brot verdienten, ver gönnt. iu den Hafen der Ehe einzulaufcn Dazu kommen 10,000 Witwen und die Zahl der Mädchen, die „von Muttern weg" zur Ehe gewählt wurden. Mau kann daher ohne weiteres behaup ten, daß die Wahl des Mannes meist ans ein Mädchen fällt, das entweder im Haus halt der Eltcru oder im Erwerbsleben be wiesen hat, daß cs die Arbeit der Hände nicht scheut. Im Verhältnis zur Gesamtzahl der Verheiratungen spielen die Mädchen, dic aus Kreisen stammen, in denen d e Emanzi pation großen Eingang gesnndcu hat, mit eine ganz untergeordnete Nolle. Machen wir die Probe auf das Exempcl und lassen wir die Statistik darüber berichttu, ob die Wahl des Mannes in vieler Fon« berechtigt war, d. h., ob die Ehescheidungen ihr nicht entsprachen. Hier wird das Resul tat für die Emanzipation sogar noch un günstiger, denn die Zahl der Ehescheidungen in Ehen, bei denen die Frau ans besseren Gesellschaftskreisen, aus dem kaufmännischen- oder Lehrberuf hervorgegangcn war, ist mi! 72 Proz. enorm hoch zu nennen. Es schein! sogar, daß die Mädchen umsomehr Chance» haben eine gesuchte Hausfrau zu sein, als sie sich vor der Ehe in den am meisten dienenden Klassen bewegt und ernährt haben, denn die Zahl der geschiedenen Ehen, bei denen die Frau z. B. ursprünglich Dienst mädchen war, steht mit 6 Proz. der Ge samtscheidungen bei weitem am allerniedrigsten. Aus aller Welt. Metalldiebstähie auf Ruhrzechen. In Ober hausen wurden bei einem Alteiscnhändler große Mengen wertvoller Metalle, wie Maschinenteile aus Messing re. beschlagnahmt, die scheinbar an? Diebstählen hcrrnhren. Der Händler, ein Lum pensammler, sowie zwei andere Personen wurden verhaftet. Die Polizei glaubt umfangreiche« Diebstählen auf Zechen und Fabriken in Ober hausen, Weiderich, Hamborn, Stcrkiadc und Umgegend auf der Spur zu sein. Bluttat im Wahnsinn. In einem Anfall plötzlichen Wahnsinns erschoß in Berlin der 58jährige Bildhauer Jaeger seinen 3 Jahre alten Enkel, verwundete seine 49jährige Fra« schwer und tötete sich dann selbst. L'ebestragödic in Madrid. Auf dem Msiricw friedhof in Madrid fand ein romantisches Lie besdrama seinen Abschluß. Der alte, auf Krücke« gehende, aber vornehm gekleidete Hauptman« Enrico Salgado vom Jnvalidenkorps erschoß ein junges blühendes Mädchen, namens Atari« Cruz, das ihn abgöttisch liebte, an der Mauer des Kirchhofes. Er verübte die Tat auf das ausdrückliche Verlangen des Mädchens, wc» deren Familie von dem ungleichen Bund nichts wissen wobei Gesicht druck, gcgang wünsch Z» eines untcr beiden Kinder Ei Berlin! bc'nnn rcuchci nieder, in So tcmieri eine II ran er crimun in den wohnt und st schäfls dicselb augezc er sc schwär Lachci war) »Auch sehen, die Z gcschri Knuds als ei das parat« verlid Wegei bei ei mietet stahl D. N chc hi ander weite: hatte, kannl denn tcl. 3 Walts tin, Justs 2 Grun Dipl, bis l Stun 6 rige Mars Grün besor crhiel hin « zmhi Vp« Ehr nich zien übe, st- ! Vater und Sohn. Originalroman von Freifrau Luse von Feilitzsch. 13) (Nachdruck verboten.. Die Gardinen etwas vom Fenster wegschiebend und de» Flügel öffnend, beugte Horst sich hinaus, ohne mehr, als zwei, sich entfernende Wagenlaternen zu sehen. Die Baronin wünschte Auskunft zu haben. Ein Druck auf den Miugclknvpf rief erst nach längerer Zeit einen Diener herbei, den die Baronin ungeduldig anherrschte: „Weshalb brauchen Sie so lange um hierher zu komme»? und was geht im Schlosse vor?" „Gnädige Frau entschuldigen," berichtete derselbe zwar demüthig, aber mit listigem Blick. „Wenn ich recht gehört habe, ist dem Herrn Baron ein Unfall zugestoßev. Der Kutscher mußte sofort zum Arzt." Einen Schein blässer wurde die Baronin bei dieser Nach richt, und Horst warf ihr einen vielsagenden Blick zu. „Es ist gut, Sie können gehen,-- gebot sie dem Diener. „Also auch dies noch zu allem Uebrigen," brauste Horst auf. Wie wird man unS verurtheilen, wenn dem Vater etwas Passirt." Ein häßliches Lächeln umspielte der Baronin Lippen. „Vielleicht wäre es die beste Lösung," sagte sie langsam. Horst zuckte zusammen. Dann starrte er finster vor sich hin. Nach rasender Fahrt gelangte der Kutscher nach P. Trotz der späten Nachtstunde zögerte der Arzt keinen Augenblick, mit nach Hochfeld zu fahren. Die an ihn gerichteten Fragen konnte der Kutscher nicht genügend beantworten- Es stehe schlecht um den gnädigen Herrn, er habe einen Blutsturz gehabt; weiter wußte er Nichts. Hell erleuchtet war noch immer die ganze Front d«S H"sies, als der Wagen sein Ziel erreichte. dem Portal stand Lotte, angstvoll dem Arzt ent- gcg rttmud. »Gott sei Dank, daß Sie kommen," tagte fi» mit nleich^ tertem Ansathmen. „Der arme gnädige Herr, wer hätte daS , gedacht.-- j Wenige Augenblicke später stand der Arzt am Krankenbette s des Barons, auf dessem weißen Bezug dunkle Blutflecken s bemerkbar waren, während der Kranke einem Todten gleich, ohne Lebenszeichen in den Kissen lag. Leise berührte der Arzt seine Stirn, die kalter Schweiß bedeckte. Die Bewegung ließ den Baron die Amen öffnen Er wollte sprechen, aber sanft legte sich des Arztes Hand auf seine Lippen. „Nicht doch, Herr Baron, sagen Sie Nichts; die größte Ruhe und Schonung ist erforderlich. Morgen komme ich wieder und hoffe Sie kräftiger zu finden." Ein wehmüthigcr Zug breitete sich auf des Schwerkranken Gesicht aus, aber gehorsam schwieg er. Nach gewissenhafter Untersuchung sagte Dr. Bär: „Es ist nöthig, alle zehn Minuten kalte Kompressen aus die Brust zu legen, sowie in gewissen Zwischenräumen den Kranken kleine Eisstuckchen schlucken zu lassen. Vor Allem keine Be wegung und keine Aufregung. Eine geeignete Person zur Pflege ist unbedingt erforderlich. Wer könnte vom Schloß personal diese Pflicht übernehmen?" Die Frage war an Lotte gerichtet. „Wenn ich nun selbst," begann sie, doch der Arzt fiel ihr in'S Wort. „Nein, daran ist nicht zu denken! Eine junge Kraft muß es sein, in Ihrem Alter sind Nachtwachen zu anstrengend." Christine! Wie eine Erleuchtung kam es über sie. Ja, Christine war die Richtige; ein wahres Glück, daß sie hier ge blieben. Gewiß würde sie auch gern die Pflege übernehmen, schon aus Dankbarkeit- Dr. Bär war sehr erfreut, über Lottes Vorschlag und bat sie, sofort das Mädchen herbeizurufen. Eilig suchte die Alte Christine auf, war aber sehr über rascht, als diese erregt erklärte, auf keinen Fall hierbleiben zu wollen, sie sei zu Hause unentbehrlich. Ehrlicher Zorn leuchtete jetzt aus Lottes Gesicht. War denn so etwas denkbar? Einen Menschen, noch dazu den Baron, dessen Güte ihre Familie so viel zu verdanken batte, obne Mitleid und Hilse, aus feinem. Krankenbett«, viel- , leicht Sterbebette, allein zü lasten! Dustes und noch vieles Andere sprudelte die treue Seele hervor, nicht ahnend, daß jedes Wort auf Herz und Gemüth des jungen Mädchens gleich glühen den Kohlen fiel. Christine konnte doch nicht sagen, daß sie um Horsts willen das Schloß fliehen wollte, baß sie fürchtete, diesem zu begegnen; sie wußte ja noch Nichts von dem furchtbaren neuen Zer- würsniß zwischen Vater und Sohn. L-chwer rang die Aermste mit sich, endlich richtete sie den gelenkten Kopf auf und sagte tonlos: „Ich werde es thun- Laß die Eltern benachrichtigen." In gewissenhafter Pflichterfüllung verbrachte Christine die Nacht am Krankenbett des Barons. Es war als übe die zarte- Berührung ihrer Hand einen wohlthätigen Einfluß auf den selben aus. Die Nacht verlief ruhig und gegen Morgen fiel der Kranke in tiefen Schlaf. Als der Arzt wieder kam, konnte er zufrieden sein und versprach sich den besten Erfolg vom Verlauf der Krankheit- Seine Bemühung, eine Krankenpflegerin anfzntreiben, war er folglos gewesen; deshalb wurde abermals das Ansinnen an Christine gestellt, zu bleiben. Wieder schwebte eine absagende Antwort auf ihren Lippen, aber ein bittender Blick des Barons änderte ihren Entschluß- Sie sah, daß er sich unter ihrer Pflege wohl befand und empfand, daß er sie schwer entbehren würde. Deshalb blieb sie, und da die Ellern nichts dagegen einzuwenden hatten, über nahm sie die ständige Pflege des Pauemen. Wochen vergingen so. Langsam besserte sich des BaronS Befinden, und ihm wurde nun auch erlaubt, sich etwas vor lesen zu lasse». Auch dazu eignete sich Niemand besser als Christine, die jetzt stundenlang an seinem Belt saß und nur ihrer liefen, wohltönendeu Stimme aus seinen Liebtingsschriftstellcrn vorlas. Sie verstand es, jeden seiner Wünsche zu errarhen, wat immer anfmersiam und freundlich nnd gewann von Tag z» Tag mehr die Zuneigung deS alten Herrn. Oft ruhte sein Äugt freundlich auf ihr. Was für ein reizendes Geschöpf sie doch war! Aber die nnausgesetzte Pflege schien sie anzugreifen-; es wollte ihm Vorkommen, als würden die Wangen immer schmäler, und auch das Auge verlor an Glanz. wol aus frist Wirs Viel köm beir aus sein siez' fein als er iu ehr des der fein alt s° Eh ein S, Bl Gi
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