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Rabenauer Anzeiger Dienstag, Donnerstag Erscheint u. Sonnabend, Abonnementspcets einschließlich zwei Mustriener achtseitigen Beilagen sowie eines Illustrierten Witzblattes 1,50 Ml. Zeitllng flr ThUaü^Hklskl'sdoks. Inserate kosten die Spaltenzeile oder deren Raum 10 Pf., für auswärtige Inserenten 15 Pf. Reklamen 20 Pf. Annahme von Anzeig en für all« Zeitungen. Klein- nud Grotzölsa, Obernaundorf, Hainsberg, Somsdorf, Cotzmannsdorf, Lübau, Borlas, Spechtritz re. Mit verbindlicher PubMaUonskrast snr'amtliche BekanntmachrllMN. Nummer 6. s-rnspr-ch-r: «mt Deuben 2120 Donnerstag, den 13. Januar 1910. Fernsprecher: «mt Deuben 2120 23. Jahrgang. Nus Nah una fern. Rabenau, de» 12. Januar 1910. — Bei der städt. Sparkasse zu N a b c- nau wurden im Monat Dezember vor. Js. 468 Einzahlungen im Betrage von Mark 37 309,78 geleistet. Dagegen erfolgten 175 Rückzahlungen im Betrage von Maik 38 540,80. — Dienstag abend fand bei Sr. Majestät König Friedrich August größere Tafel statt, an welcher u. a. die Landtagsabgcord- neten Bürgermeister Wittig-Rabenau und Baumeister Göpfert-Frauenstein teilnahmen. — NeueTeil nehmeranschlüsse, die im Frühjahrs-Bauabschnitt zur Ausführung kommen sollen, sind spätestens bis zum 1. März bei dein zuständigen Vermittelungsamt anzu melden. Später angemeldete Anschlüsse können während dieses Bauabschnittes nur hergestellt werden, wenn zur Deckung des Mehraufwandes ein entsprechender Kostenzuschuß entrichtet wird. — Wie aus den Kreisen der Seifen- falmkanten gemeldet wird, hat im vergangenen Jahre diese Industrie sehr ungünstig abge schlossen. Infolge der sehr in die Höhe ge gangenen Preise der Rohmaterialien werden also die Preise der Seifen in Kürze in die Höhe gehen. — Ein Großfeuer brach Montag Abend gegen »/«11 Uhr auf dem Gehöfte des Gutsbesitzers Herrn Ernst Zimmermann in Seifersdorf aus. Das vom Wohnhaus ausgehende Feuer griff so schnell um sich, daß die im Schlafe liegenden Bewohner nur mit Mühe ihr Leben zu retten vermochten. Die Flammen ergriffen bei dem stürmischen Wetter schnell Stallnng sowie Seitengebäude und spran gen auf die Scheunengebäude der benachbarten Gutsbesitzer Herren Paul Neubert und Ernst Börner über, alles in Asche legend. Nur eine abseits stehende Scheune des Zimmer- manu'schen Gutes konnte gerettet werden. Das Vieh wurde in Sicherheit gebracht. Die Kala- mstosen haben zwar versichert, immerhin er leiden sie empfindlichen Schaden, da fast alle Futtervoriäte und sonstigen Gerätschaften ein Raub der Flammen wurden. Zur Hilfeleistung waren die Feuerwehren von Rabenau und Dippoldiswalde, sowie acht auswärtige Gcmeinde- spritzen erschienen. Als der Brandstiftung dringend verdächtig ist dec aus Schlesien stammende, seit mehreren Jahren in Seifers dorf wohnende, 32jährige Holzarbeiter Robert Stöhr von der Gendarmerie am Dienstag ver haftet und in Untersuchungshaft abgesührt worden. Auch einige vor längerer Zeit in Seife,svorf verübte Einbrüche werden ihm zur Last gelegt. — Der Haushaltplan der Stadt Dippoldiswalde auf das Jahr 1910 weist einen erstmalig die Hunderttausend über schreitenden Gesamtfehlbedarf auf bei einer Gesamtausgabe von rund 180 000 Maik; durch Grundsteuer und Anlage vom Einkommen sind reichlich 55 000 Mark zu decken. Wie allenthalben, so bewegt sich auch der Bedarf der Gemeinde Dippoldiswalde in aussteigender Linie. — Dieser Tage gelang es den Aussichis- behörden inTharandt zwei Früh st ü ck s- marder auf frischer Tat zu ertappen, die schon längere Zeit Frühstücksbeutel, Kohlenkeller und sonstige leicht zugängige Behälter brand schatzten. Es betrifft eine dort wohnhafte Witwe und deren unverheiratete Tochter. Not mag die Triebfeder der Handlungen gewesen sein. — Als Zähltage, an denen bei allen Zü gen mit Personenbeförderung auf den sächsischen Staalseisenbahnen die Reisenden gezählt wer den, sind bestimmt worden: Der 26-, 27. und 28. Januar, der 12., 13. und 14. Februar, der 15., 16. und 17. März und 9., 10. und 11. April. — Am Freitag abend verunglückte auf der Straße zwischen Kesselsdorf und Wilsdruff der Geschirrsührer Trobisch aus Wilsdruff, indem er beim Anschleifcn des Wagens mit seiner Ledcrschürze ins Rad kam und so unter das Gefährt gezogen wurde, das über ihn hin wegging. Dem Bedauernswerten, welcher von einem Passanten bewußtlos anfgefunden wurde, ist die linke Hand zerqmtscht und mehrfach ge brochen worden. — Der älteste Einwohner von Deuben, der Berginvalide Gottlieb Wilhelm Frauen stein, ist hier im Alter von 91 Jahren ge storben. Frauenstein ist über 40 Jahre im Bergwerke angefahren. — In Niederhäslich verfügte das kürzlich verstorbene Gemeindemitglied Hanusch, ohne kirchliche Zeremonie beerdigt sein zu wollen. Die Sängerabteilung des Arbeiter-Turnvereins Poisenthal wollte am Grabe ein oder 2 Lieder singen. Da durch Ortsstatut bestimmt ist, daß in diesem Falle alle Ehrungen des Verstorbenen zu unterbleiben haben, weil das Begräbnis ein »»kirchliches ist, holte man vom Besitzer einer Wiese die Erlaubnis ein, außerhalb des Friedhofes zu singen. Als der Sarg in der Abenddämmerung der Erde übergeben wurde, ertönte das Lied: „Still ruht dein Herz." Die Polizei forderte, als zwei Verse des Liedes ge sungen waren, mit dem Singen auszuhören; es wurde erklärt, das Singen habe zu unter bleiben, wenn man die Erlaubnis nicht schrift lich habe. Da eine schriftliche Erklärung nicht vorhanden war, fügte man sich. — Der in der Stuhlfabrik in Brand beschäsligtigte Polierer „Pester" stahl in der Nacht zum Sonntag seinem Schlafkollegen ein Portemonnaie mit Inhalt, einen Ning und verschiedene Wäschestücke. Einen Arbeitskollegen betrog er um 25 M-, indem er für sich Waren auf Rechnung des Kollegen holen lüß. Außer dem beschwindelte er noch einige Geschäftsleute- Pester ist seit Sonntag früh flüchtig. — In Voigtsdorf brannte am Sonn abend früh die Scheune des Gutsbesitzers Ernst May im Oberdorfe total nieder. — In Heidenau wurde der Kalander führer Barthel aus Pirna tödlich überfahren und der Fabrikarbeiter Buchal aus Copitz leicht versitzt. Beide wollten von der Warte halle aus den bereits am Bahnsteige haltenden Pirnaer Zug erreichen, hatte» jedoch brim Überschreiten des Gleises die von Pirna kom mende Lokomotive nicht bemerkt. — Bei der Beschwerde- und Petitionsdepu tation der Zweiten Kammer ist seitens des Gemeindevorstands Thiele in Schmiedeberg und Genoffen eine Ergänzung der Petition, die Erbauung einer Eisenbahn von Schmiede berg durch das Pöbeltal nach Haltestelle Hermsdorf-Neheseld betr-, abgegeben worden. — In Meißen hat in einem Tanzlokale eine Schlägerei stattgefunden, bei der ein Schlosser einem Widersacher einen Finger glatt durchgebiffin hat. Der Schloss r soll schuldlos sein; seine Angreifer werden sich wegen Körper verletzung zu verantworten haben. — Aus Wurzen wird berichtet, daß zwischen einem Offizier und einem Veterinär in Leipzig ein Pistolenduell stattgefunden habe. Der Veterinär wurde schwer verletzt. — Die Errichtung einer Straßenbahn von Steinigtwolmsdorf nach Oberneukirch wird geplant, auch eine Erweiterung des Betriebes auf Wehrsdorf und Niedcrneukirch ist ins Auge gefaßt. An der gesäurten Strecke würden etwa 15 000 Bewohner interessiert sein. — Der 28jährige Buchhalter Emil Schaf hirt aus Schirgiswalde wurde von der 1. Strafkammer zu Bautzen wegen Unterschla gung, sowie fortgesetzten einfachen und schweren Diebstahls zu zwei Jahren zwei Monaten Ge fängnis und fünf Jahren Ehrverlust verurteilt. Sch., der seit dem Jahre 1903 im Kontor der Firma Gebr. Friese-Kirschau tätig war, hat sich durch falsche Eintragungen, Radierungen usw. 16 038 Mark angeeignet. — Die Ehefrau eines Einwohners in Aue i. E. wurde kürzlich vom Landgericht Zwickau wegen Kurpfuscherei zu 3 Monaten Ge fängnis verurteilt, weil die von ihr vorgc- nommene Behandlung eines Knaben einen un glücklichen Verlauf genommen hatte. Dieser Tage sollte nun die Frau ihre Strafe an treten. Sie wurde dadurch in solche Auf regung verfitzt, daß sie einen Bluisturz bekam, der ihren Tod zur Folge hatte. — Zwei Personen in Briesnitz be gingen kurz hintereinander Selbstmord in der Elbe. Seit Sonnabend abend wurde der 20 jährige Seminarist Pönitz, Sohn eines Bcauereibeamten, vermißt. Im Lause des Sonn tags wurde der junge Mann auf Flur Stetzsch aus der Elbe gezogen, und am Sonntag mittag sprang der unmittelbar neben Pönitz wohnende, in den vierziger Jahren stehende Schneider Gustav Kii sten in der Nähe der Stelle, wo fast zu gleicher Z4t fiin Nachbar als Leiche herausgezoge» wurde, in die Elbe. Küsten hatte sich vorher seiner Sachen am Ufer ent ledigt, schwamm auch noch einmal zurück, um dann erneut ins Wasser zu gehen und den ge wünschten Tod zu finden. Die vom Fähr meister Paul in Gohlis unternommenen Rettungs versuche hatten keinen Erfolg. Der Leichnam konnte bisher noch nicht gefunden werden. — Kleine Notizen. Infolge unvor sichtiger Behandlung eines sog. Blütchens hat ein Kaufmann in Zittau, Vater von 4 Kindern, seinen Tod gefunden. Der Mann kratzte ein Blüt chen am Halse mit dem Fingernagel auf, wo bei Schmutz in die Wunde gekommen sein muß. Innerhalb von 4 Tagen war er infolge von Blutvergiftung eine Leiche. — Auf der abschüssigen Straße von Großhartmannsdorf nach Großwaltersdoif ist der Gutsbesitzer Ernst Auerbach aus Großwoltersdorf von seinem Geschirr gefalle». Ec wurde eine große Strecke weit geschleift nnd mehrere Male vom Wagen überfahren. Der Kopf wurde förmlich zermalmt, so daß der Tod auf der Stelle eintrat. — In Waldheim erschoß sich der am Real gymnasium amtierende Kandidat W. in seiner Wohnung. Eine Stunde zuvor halte er noch Unterricht erteilt. W. war seit Gründung des dortigen Gymnasiums als Lehrer augestellt und bei seinen Schülern sehr beliebt. Der Grund zu dem Selbstmord ist reicht bekannt. — In Chemnitz sprang von der Schloß- terraffe ans ein aus Hoh.nbach g bürtiger 55- jähriger Maurer in selbstmörderischer Absicht in den Schloßlcich und ertrank. — Wie dem „Vogtl. Anz." aus Schö nau berichtet wird, hat dort der 18jährige Bauernsohn Johann Sandner den Wirlschafts- besitzer Josef Schimmer erstochen. Ec wollte sich an einem Manne rächen, der ihm bei einem Streite eine Ohrfeige versitzt hatte, ge riet aber in der Dunkelheit an einen Unbetei ligten. Der Mörder wurde verhaftet. — Ein 7 Jahre altes Kind eines kauf männischen Beamten in Olbernhan, das Petroleum ins Feuer des Ofins goß und sich dabei schwer verbrannte, ist seinen Versitzungen erlegen. — Eine rohe Tat verübte inZschop pels- heim ein Knecht. Infolge eines Wortwechsels mit einer Magd, warf er dieser eine Heugabel an den Kopf. Eine Spitze der Gabel drang dem Mädchen ins Auge. Das Auge lief sofort aus. Die Sehkraft des anderen Auges ist auch gefährdet. — Der Leutnant Teichmann vom 181. Infanterie-Regiment in Chemnitz unternahm einen Selbstmordversuch. Er verletzte sich lebensgefährlich und mußte ins Garnison lazarett gebracht werden, wo er wenige Stun den später verstarb. Die Ursache zu der be dauernswerten Tat soll in nervöser Ueber- reizung zu suchen sein. Der begabte und be liebte Offizier, der zu den größten Hoffnungen berechtigte, stammt aus Dresden. — Der an einem Schädelbruch unheilbar erkrankte, schon einmal in einer Heilstätte unter gebracht gewesene Maurer Albin Günther in Bernsbach i. E. entfernte sich abends in einem Anfalle von Geistesstörung aus der Wohnung seiner Eltern. Er schloß die Tür hinter sich ab, damit ihm niemand folgen konnte nnd irrte, nur mit einem Schwitzer bekleidet, im Freien umher. Erst am anderen Tage wurde er auf dem Teufelsteinfelsen in 150 Meter Höhe, auf einem kleinen Felsvorsprung sitzend, entdeckt. Man konnte ihm nicht anders Hilfe bringen, als daß man die Feuerwehr herbeirief. Zwei Feuerwehrleute wurden ange seilt und etwa 20 Meter tief zu ihm Herabge laffen. Sie brachten den Unglücklichen, der jeden Augenblick abzustürzen drohte, in Sicherheit. — Im Aubachlaler Tunnel zwi schen Greiz-Aubachtal und Greiz ist der Bahn wärter Kahnes von einem, diesen Tunnel ge gen 9 Uhr durchfahrenden Personenzug über fahren worden. Dresden. Erschossen hat sich in einem Restaurant der Pirnaische» Vorstadt ein junger Mann aus noch unbekannten Gründen. — Arbeiter stießen beim Grundgraben einer Mauer am Platlsiitenwege in Losch- iv i tz auf ein m e n s ch l i ch es Sk e l e t t, das schon viele Jahre dort gelegen haben dürfte. Das in einer Tiefe von 80 Zentimetern auf- gcfnndene Gerippe wurde von der Behörde beschlagnahmt. — Das Landgericht in Leipzig verurteilte zwei Mä d ch e n h än d l e r, die in öffentlichen Häusern in Crimmitschau u. Dresden gegen Pro visionen von 25—75 M. Mädchen verkuppelt halten, zu längeren Gefängnisstrafen, und zwar den Kellner Anton Paul aus Ullersdorf zu 3 Jahren 6 Monaten Gefängnis nnd 5jährigem Ehrverlust, d.n Kaufmann August Stitterich aus Breitenhagen bei Magdeburg zu 1 Jahr 8 Monaten Gefängnis und 4 Jahren Ehrver lust. Beide Angeklagte wurden unter Polizei aufsicht gestellt. — Vor dem Nathause in Leipzig kam es am Montag vormittag zu größeren Demon strationen Arbeitsloser. Der Bürger meister stellte Schaffung von Arbeitsangelegen heiten in Aussicht. Ausschreitungen kamen nicht vor. — In Paris wurde e!n junger Deut scher, Gustav Zickel aus Meißen, der dort Unterschlagungen verübt hatte und dann ge flohen war, verhaftet. Man fand bei ihm noch 800 Francs und einen Bankvepotschcin über 5000 Francs. Die Verhaftung erfolgte aus Veranlassung der deutschen Behörden. — In nicht geringe Aufregung wurden am Sonntag die Insassen eines Waggons deS nachmittags von Berlin Über Röserau in Dresden eintreffenden Zuges versetzt. Auf der Strecke zwischen Priestewitz und Niederau be gann plötzlich ein Ehrpaar aus Stolpen zu klagen, daß sein 4jähriges Söhnchen aus dem Wage» verschwunden sei. Alles Suche» in den langen Durchgangswagen war umsonst, und es blieb nur die eine Möglichkeit übrig, daß das Kind während der Fahrt an einer der Türen gespielt, sie aufgezogen habe und dabei aus dem Waggon gestürzt sei. Den Schrrck der Eltern, die noch ein kleines Kind bei sich halten, kann man sich denken. Das Kind wurde von einer Bahnwärtecsfran ans der Strecke aufgefunden. Dr. med. Seidel- Niederau leistete die erste Hilfe und brachte das Kind in seinem Automobil nach Meißen ins Krankenhaus. Es hatte neben leichteren Versitzungen einen Armbruch erlitten. Bei der nächsten Reise mit Kinder» wird dieses Ehe paar wohl etwas bester auf seine Pflegebe fohlenen achten! — Durch operativen Eingriff wurde der 65jährigen Frau eines Ackerbürgers aus der Lenzenei straße in Wittenberge ein Fett- Gewächs von 15 Pfund aus dem Leibe ent fernt. Die Operation ist bestens gelungen. — Zur Beschlagnahme der russischen Staatsgelder meldet der „Nuß", es sei eine neue, schärfer gefaßte russische Note nach Berlin beschlossen worden, die auf die Even tualität einer Zurückziehung russischer Staats gelder aus Deutschland Hinweisen soll. — Blühende Himmelschlüffilchen wur den in Zwickau im Freien gepflückt.