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*lät in Gießen wieder vollständig hergestellt werden müsse. Wir zweifeln nicht, daß die- mehr al- Gerücht ist, und stimmen von ganzem Herzen in die Freude, welche die Kunde von einem solchen Beschlusse der Regierung überall, mit geringen Au-nahmen, hervorruft. Da die Grundrechte nun förmlich außer Kraft gesetzt sind, so ist auch der au- ihnen für die bischöf liche Befugniß zu der Herstellung der malnzer Fakultät gezogen« Rechts- grund beseitigt, und auf ein ksit »ooowpli kann sich die klerikale Partei «m bt-willen nicht berufen, weil da- von dem Bischöfe auf eigene Autori tät hin gegründete Institut niemals die administrative Genehmigung erhielt. Wiesbaden, 29. Sept. Da- neueste Verordnungsblatt bringt eine vom 27. Sept, batikte Verordnung, welche den Bunde-beschluß vom 23. Aug. in Betreff der Grundrechte im Herzogthum Nassau in Wirksamkeit setzt. ES ist diese Verordnung von dem Herzog Adolf unterzeichnet und von sämmt- lichenMitgliedern deS Ministeriums contrasignirt. — Der hiesige Arbeiter- bildung-verein ist von der Polizei aufgelöst worden. Vorgestern und gestern wurde eine Anzahl Arbeiter, welche jenem Vereine angehörte», aus- gewiesen und durch Gendarmerie über die Grenze gebracht. — Wie in Wies baden und andern Orten deS Lande-, so wurde auch in Idstein bei Frau Groll, Frau Lorenz, Frau Preß, Frau Zeiger und den HH. E. Roth und G. Justi eine resultatlose HauSuntersuchung vorgenommen. (Freie Z.) — Durch da- Frankfurter Journal erfährt man einen recht bezeichnen den Umstand. Die landgräflich.hessischen Bekanntmachungen vom 49. Sept. d. I., wodurch der Bundesbeschluß über Aufhebung der Grund rechte des deutschen Volks bekannt gemacht und das Fortbestehen der Zu sicherungen vom März 4848 in Zweifel gestellt wird, sind ohne NamenS- unterschrift veröffentlicht. Jetzt hört man, daß diese Bekanntmachungen während einer mehrwöchentlichen Urlaubsreise des dirigirenden Geheimralhö vr. Bansa, sowie ohne dessen Zuthun, sogar ohne dessen Vorwiffen, er lassen sind. ES scheint daher, als ob hierüber noch weitere Aufklärungen erfolgen dürften. — Aus Gotha vom 29. Sept, schreibt man dem NürnbergerCorrespon- denten, daß der Herzog geäußert, „er werde der Bundesgewalt eine Ein- .Wirkung auf die rein innere Verwaltung der deutschen Staaten nicht zu- gestrhen". Hannover, 29. Sept. Ein Schreiben des Hamburger Corresponden- len läßt erkennen, daß zwischen König und Ministerium doch ein Zwiespalt darüber gewesen, ob alle die Orga nisationöge setze in der gegenwärtigen Gestalt eingeführt werden können, oder ob nicht an einigen von ihnen Mo difikationen eintreten müßten, ferner über die Zeit der Ausführung. Um den Grund ober Ungrund dieser Differenzen zu untersuchen und ein Gut achten abzugeben, sei der BunfleStagSgesandte v. Schele von Frankfurt her- befohlrn worden. — Wie der Hamburger Correspondent berichtet, hat der Major Wynecken, vormals in schleswig-holsteinischen Diensten, eine Ci- vilanstellung mit 4000 Thlr. Gehalt bekommen. — In einem Schreiben des Kieler Correspondenzblattes aus Kopenhagen wird versichert, daß die künftige Erbfolge in dem Gesammtstaate Däne mark so gut als abgemacht sei, wie auch ferner als vollkommen zuverlässig versichert wird, baß die HH. Heffter und Pernice zu Berlin bereits zu dem Resultate gekommen, daß die angeblichen Erbrechte der schleswig-Holstein sonderburg-augustenburgischen Linie auf gewisse Theile von Holstein schon feit lange erloschen seien, und daß demnach schon eine sehr bedeutende Per sönlichkeit von dem Könige von Preußen den Auftrag erhalten habe, dem jetzigen Chef jener Linie die gehörigen Eröffnungen über diese Lage der Dinge zukommen zu lassen. — Aus Holstein bemerkt die Preußische Zeitung zu ihrer frühem Mittheilung über einen nahe bevorstehenden Abschluß der auf die faktische Regulirung der diesseitigen Pacificationsverhältnisse bezüglichen Unterhand lungen: es sei diese vielfach so gedeutet worden, als wenn damit sobald eine definitive Erledigung der verschiedenen die deutsch-dänischen Verwickelungen im Kerne erfassenden streitigen Punkte in Aussicht gestellt wäre. Dem sei nicht so. Es war und ist eben nur einstweilen von einer faktischen Ord- nung der in Betracht kommenden, jetzt in Regelung begriffenen Verhältnisse die Rede, so zwar, baß sie die rechtlichen Voraussetzungen einer künftigen, endlichen Feststellung in sich enthalte und in erkennbaren Linien zur Erschei nung bringe. Es sei dies aber nicht so leicht. *Wien, 30. Sept. Der Kaiser wird gestern, neuester Bestimmung zufolge, die Rückreise nach Wien und zwar über Venedig, wo er einen Tag zu verweilen gedenkt, angetreten haben, nachdem er das Uebungslager bei Verona wegen des fortdauernden Regens aufgehoben hat. In Monza hat der Kaiser den Herzog v. PaSqua, den der König von Sardinien zur Begrüßung desselben nach Monza gesandt, empfangen. Wie es heißt, wird zu dem großen Manoeuvre der sardinischen Armee ein österreichischer Gene ral abgehen. — Die Wiener Zeitung bringt wieder mehre kriegsrechtliche Vcr- urtheilungen, worunter elf Individuen wegen Theilnahme an einer un erlaubten Verbindung und fünf Gesellen wegen Aufwiegelung der Mitarbei ter gegen ihren Meister sich befinden. — In dem Conceptspersonalstande der k. k. Staatsanwaltschaft von Oberösterreich und Salzburg sind Reduktionen verfügt worden, wonach die Zahl der systemisirten 27 Substituten allmälig auf 19 vermindert werden soll. — Der reiche krakauer Grundbesitzer Graf Adam Potocki ist kürzlich politischer Gründe wegen verhaftet und nach dem Kastell von Krakau ge bracht worden. Auch anderwärts in Galizien mußtek mehre Btrhaftünzen vLkßftwmmen werden. — Ueber einen unnatürlichen zu Otten-Heim in Oberösterreich vorgekom- menen Versuch eine« Schauspielers, sein 3'/.jährige« Kind zu ertränken, enthält die Laibachar Zeitung folgende interessante Mittheilung: Der Schau- spitler Z. und seine Haushälterin B. wären als Mitglieder einer wan dernden Schauspielertruppe seit beinahe 14 Tagen ist Otttn-Heim, innerhalb welcher Zeit zwei Vorstellungey gegeben wurden, deren Erträgniß nur einige Kreuzer für ein Mitglied sein konnten. I., ohne Geld nach Ottensheim ge kommen, mußte mit B., deren zwei ehelichen und seinem unehelichen Töch terchen, mit dieser spärlichen Einnahme das Leben fristen. Die dritte Vor stellung sollte zum Vortheile des I. stattfinden. Mittlerweile aber wurde D. mit ihren Kindern wegen AuSweisungSlosigkeit verhäftet, di« Schritte zu ihrer Verschiebung nach Wien eingeleitet und, da die Truppe nur aus vier Mit gliedern bestand, nicht bloS die anberaumte Vorstellung, die einzige Hoffnung auf eine, wenn auch noch so geringe, aber desto heißer ersehnte Einnahme, sondern sogar der künftige Erwerb und das gewohnt« Zusammenleben in Frage gestellt. I. ging zum Bürgermeister, um die Freilassung der B. we nigstens zu dieser Vorstellung zu bewirken; dieser, In seinem ärztlichen Be rufe beschäftigt, ließ I. etwas warten, womit sich jedoch I. nicht zufrieden stellte, sondern zur B. inS Gemeindeamt ging und sein Töchterchen zum Spaziergange mitnahm. An der Donau aufwärts gehend, mochte ihn in seiner Hülf- losigkeit der Gedanke erfaßt haben, daß dem Kinde der Tod eine Wohlthat sei und daß auch er dadurch auf längere Zeit versorgt werde. Er packte nun daS>Kind, schwang es und schleuderte es, sonst seinen Liebling, mit aller Gewalt etwa zwei Klafter in die Donau hinaus. Das Angstgeschrei von Leuten, die den Vorfall sahen, weckte die Aufmerksamkeit der im na hen Gastgarten befindlichen Personen, darunter des k. k. Auskultanten Joh. Huemer, welcher-augMlicklich, kein andere- Mittel zur Rettung sehend, in vollen Kleidern trotz der Gefahr kühn in die Donau sprang; er erhascht das schon überflutete Kind und bringt es mit eigener Lebensgefahr wohlbehalten anS Land. Während der" unnatürliche Vater, der sich vom Thatorte nicht entfernt hatte, verhaftet würfle, kleidete man daS Kind um und gab es der erschrockenen Mutter zurück. " Wien, 1. Üct. (Tel. Dtp.) Der Zolltarif wird nächstens veröffent licht. Die ReichSzeitung meldet, die VerfassungSdurchsicht sei been digt, das Princip der Reichseinheit werde festgehalten, beirathende Provin zialstände werden eingefiihrt. Prag, 30. Sept. vr. Rieger ist mit seinem Habilitationsgesuche vom k. k. Unterrichtsministerium abschlägig beschieden worden. Oesterreichische Monarchie. Wir entnehmen einem Schreiben der Opinione aus Mailand Fol gendes: „Der Gemeinderath hat sich nach Monza zum Kaiser begeben und folgende Gesuche an denselben gestellt: 1) Die Verringerung der Steuern; 2) eine weniger scharfe Handhabung des Belagerungszustandes, besonders insofern er die Jagdwaffen und die zur persönlichen Vertheidigung erfoder- lichen Waffen betrifft; 3) vollständige politische Amnestie; 4) die Wieder herstellung des gerichtlichen Senats von Verona; 5) die Wiederherstellung des Centralvereins. Die Gesuche des Gemeinderaths sind mit den bei sol chen Gelegenheiten üblichen Worten: «Wir werden sehen», ausgenommen worden." ' — Am 16. Sept, ist der größte Theil der Stadt Schäßburg in Sie benbürgen nach einem in derselben Nacht gefallenen Regen abermals über schwemmt worden, wobei eine Frau in den Wellen das Leben verlor und das zu Aufbanung der Brücke in Bereitschaft gehaltene Bauholz wegge- schwemmt ward. T H tv e i H» Basel, 28. Sept. Allgemeinen Unwillen hat die Art und Weise der am 25. Sept, zu Altdorf, im Canton Uri, vollzogenen Hinrichtung eines jungen Verbrechers, des Mörders Ambrosius Lyrer, in der ganzen Schweiz erregt. Die Hinrichtung wurde nämlich nicht allein an dem Tage dessehr stark besuchten Viehmarkts vollzogen, sondern der Scharfrichter war auch, wie behauptet' wird, nicht ganz nüchtern. Glaubwürdige Personen, welche sich der schrecklichen Scene zunächst befanden, versichern, daß, nachdem der Scharf richter den Verurtheilten zuerst tief in die Schulter gehauen, dieser mit der Hand nach dem Halse gedeutet (denn er war nicht ftstgebunden) und noch ein tiefes „o Jesis" geseufzt habe. Nach dem ersten verunglückten Streiche überstürzte der Henkersknecht den Stuhl, und der Scharfrichter, der alle Fas sung verloren hatte, versetzte dem auf dem Boden Liegenden noch mehr als fünf Streiche, einen ungeschickter als den andern, bis der Kopf vom Rumpfe getrennt war. Man erzählt sich, cs habe die Nacht vor der Hinrichtung dem Henker und dem Verurtheilten geträumt, die Exemtion werde bös aus fallen, „weil der Streich fehle". Alessandria, 26.Sept. Der König von Sardinien ist.ausTu rin eingetroffen, um den großen auf hiesiger Ebene auszuführenden Feld- manoeuvreS beizuwohnen. — Mittels königlichen DecretS ist die Reform deS philosophischen Studiensystems verordnet worden. Florenz, 25. Sept. Die Königin von Sardinien ist hier ange- kommen. Frankreich. Strasburg, 27. Sept. Vor einige» Tagen ist ein abscheuliches Ver brechen in dem unfern Kolmar sich öffnenden Münsterthal entdeckt worden.