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ZUR EINFÜHRUNG Einer der profiliertesten Repräsentanten des zeitgenössischen Musikschaffens unseres Lan des, auch international hoch geachtet, ist der unseren Konzertbesuchern durch zahlreiche Auf führungen wohlbekannte Siegfried M a t- thus, der 1934 in Mallenuppen (Ostpreu ßen) geboren wurde, nach dem Abitur in den Jahren 1952 bis 1958 an der Deutschen Hoch schule für Musik in Berlin Dirigieren und — bei Rudolf Wagner-Regeny — Komposition studier te und anschließend bis 1960 Meisterschüler von Hanns Eisler an der Akademie der Kün ste der DDR war. Seit 1964 ist er neben seinem kompositorischen Schaffen als Dramaturg an der Komischen Oper Berlin tätig. 1969 wurde er zum Ordentlichen Mitglied der Akademie der Künste der DDR in Berlin ernannt und 1972 dort zum Sekretär der Sektion Musik ge wählt. Außerdem ist er Mitglied des Zentral vorstandes des Verbandes der Komponisten und Musikwissenschaftler der DDR, Mitglied der Akademie der Künste in Berlin-West und Korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste in München. Matthus wurde 1963 mit dem Ernst-Zinna- Preis, 1970 mit dem Kunstpreis und 1972 mit dem Nationalpreis der DDR ausgezeichnet so wie 1985 zum Professor ernannt. Sein umfang reiches und vielseitiges Oeuvre gipfelt in den Beiträgen zum Musiktheater, besitzt jedoch auch in den anderen Genres Eigengewicht. Es reifte in der Auseinandersetzung mit dem Werk Arnold Schönbergs und Anton Weberns sowie neuen Haltungen; wie sie bei Eisler zu finden sind. Seine Tonsprache ist durch das ständige Bemühen charakterisiert, neue Kompositions techniken und -methoden in den Personalstil aufzunehmen. Er leistet mit seinen Werken im mer wieder wichtige Beiträge zur Entwicklung unserer sozialistischen Musikkultur. über das Divertimento mit dem Unter titel „Das Triangelkonzert“, das während der Salzburger Festspiele am 14. August 1985 vom Mozarteum-Orchester unter Christof Prick er folgreich uraufgeführt wurde, äußerte Dr. Frank Schneider: Siegfried Matthus gehört zu den Künstlern, die mit einer so reichen Erfindungs gabe gesegnet sind, daß jedes einzelne Werk immer nur eine Facette ihrer Möglichkeiten bieten kann. Da gibt es nicht bloß den Kom ponisten großer Opern und vokaler Miniatu ren, expressiver Sinfonik oder virtuoser Kon zerte; da begegnet keineswegs immer der pas sionierte Affekt, die dramatische Rhetorik, die lyrische Kontemplation oder die zarte Geste; und da bilden die ernsten Gegenstände des Lebens wie Frieden und Krieg, Zwang und Freiheit, Liebe und Tod, natürlich nicht das einzige, was ihn kompositorisch bewegt. Denn gelegentlich zeigt sich auch ein ganz anderer Matthus, der alles Belastend-Gewichtige von sich streift, den die Lust aufs musikalisch Lich te und musikantisch Leichte überkommt — wohl einfach deswegen, weil ihm Fröhlichkeit, Hu mor und Charme einfach eingeboren sind und die Einfälle, sie auszudrücken, ihm mühelos zu Gebote stehen. Wohl aus solchem Func^s schöpft das Divertimento für Orchester, als Auftrag der Salzburger Festspiele im Win ter 1984/85 entstand. Aber ganz unverkennbar ist nun andererseits auch, daß damit der Ge nius loci nach Berlin hinüberstrahlte und ein wenig das neue Werk beschien. Das ist der Geist jener Divertimento- und Serenadenkunst, die gerade im Salzburgischen, während des 18. Jahrhunderts zumal, eine so glückliche Blü te erlebte und insbesondere durch Mozarts Genie die Zeiten überdauerte. Und was einst in dieser Gattung Wirklichkeit war — die harmo nische Verbindung von Kunstvollem und Popu lärem, Kompliziertem und Einfachem, von ern stem und heiterem Ton, von strenger und freier Form — das erprobt Matthus hier als wünschbare Möglichkeit für heute. Er kompo niert die Sehnsucht nach einer Musik, die so wieder würde. Freilich kommt dabei auch Erinnerung ins Spiel: als anspielungsvoller Umgang mit For men und Farben, Satztechniken und Klangfi guren, die den geschichtlichen Hintergrund des Genres vergegenwärtigen. Aber die so vielfäl tigen wie versteckten Verweise auf barocke, klassische oder romantische Stilelemente um gehen das konkrete Zitat. Sie wollen verst^B den werden als Fermente einer offenen maB^ kalischen Sprache, deren moderne, individuelle Prägung bewußt das überlieferte Vokabular mit einbezieht und neu beredt macht, so die Tradition der alten Suite mit ihrer lockeren Reihung von Tanz- und Charakterstücken. Auch Matthus gestaltet die einzelnen Teile seines Divertimentos kurz und abwechslungs reich, in leicht überschaubaren, zwei- oder dreiteiligen Abläufen, ganz ohne Ehrgeiz zu sinfonischer Durchbildung, dafür mit umso mehr Aufmerksamkeit für kommermusikalische Feinarbeit und konzertierenden Dialog. Jeder Satz enthält ein bestimmtes instrumentales Ko lorit, entweder durch Verwendung spezieller PETER RÖSEL wurde 1945 in Dresden geboren. Sein Klavierstudium an der Hochschule für Musik „Carl Maria von Weber" in Dresden bei Ingeborg Finke- Siegmund beendete er 1963 und setzte es von 1964 bis 1969 am Moskauer Konservatorium fort. Dort waren seine Lehrer die Professoren Dmitri Baschkirow und Lew Oborin. Bei mehreren international hoch dotierten Wettbewerben war Peter Rösel unter den ersten Preisträgern, so 1963 beim III. Internationalen Schu mann-Wettbewerb in Zwickau, 1966 beim III. Interna tionalen Tschaikowski-Wettbewerb in Moskau und beim IV. Internationalen Musikwettbewerb in Montreal 1968. Der Künstler, der zahlreiche Rundfunk-, Fernseh- und Schallplattenaufnahmen produzierte, konzertiert seit Beendigung seines Studiums mit außergewöhnlichem Erfolg in vielen Ländern Europas, Asiens und in Nord amerika. Bei der Dresdner Philharmonie ist er seit 1963 ständiger Gast. Er zählt heute nicht nur zu den erfolgreichsten Künstlern der DDR, sondern auch zu den Besten seines Faches im europäischen Maßstab. 1972 erhielt Peter Rösel den Kunstpreis der DDR, und 1978 wurden seine hervorragenden künstlerischen Lei stungen mit dem Nationalpreis gewürdigt. Seit 1976 ist er Solist des Gewandhausorchesters Leipzig. 1985 wurde er zum Professor ernannt.