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IW5 Ende ungenau'und böswillig sei. Sein Schwager Anthoine wurde in feiner Gegenwart gar nicht verhört. Er, der Schwager, und nicht Carre, nannte deS Letztern Wohnung als die seinige. Daß Carre ihm kein Dementi gab, wird man um so begreiflicher finden, als Anthoine'S junge Frau krank im Wochenbette lag. Als Anthoine in Carre'- Woh nung etntraf, war dieser nicht zugegen. Während Carre'S kurzem Auf enthalte im Bureau der Boir du Proscrit brachte MarchaiS allerdings ein Schreiben von Ledru-Rollin, welches vom Polizeicommiffar mit Be schlag belegt und gelesen wurde. In Carre'S Gegenwart war aber we der von verlorenen Briefen noch Papieren die Rede, wurde Niemand durchsucht. Wäre dies der Fall gewesen, so hätte Carre selbst den Po- lizeirommissar anfgefodert, an seiner Person seine Pflicht zu thun. WaS den angeblichen Bericht an den Justizminister und die Verweisung vor den CassationShof betrifft, so wird er jetzt, wie stets in den zwanzig Jahren seiner Magistratur, bereit sein, Rede zu stehen. — Bis auf einen Generalrath, des GarddepartementS, sind nun alle Resultate der Abstimmungen bekannt: 49 für Reviston nach Art. 111, 6 Revision in kürzester Frist, 17 einfache Reviston, 2 gegen dieselbe, 3 haben keinen politischen Wunsch geäußert, 6 Abschaffung deS Art. 45 verlangt, 1 die Revision im Sinne republikanischer Verbesserungen ver langt. Die Wahlfrage wurde in 18 Generalräthen erörtert: 6 wollen Beschleunigung, 1 Hinausschiebung, 3 größere Zwischenräume, 3 eine bestimmte, 3 eine unbestimmte Zeit; 10 verlangen Aufrechthaltung des neuen Wahlgesetzes, 13 haben Anträge zur Abschaffung desselben ver worfen, 8 dieselben angenommen, 1 Generalrath (Loiret) verwarf den Antrag auf allgemeine Amnestie, 1 (Cotes du Nord) stimmte für den Antrag Creton'S, (Maine und Loire) wies die Herabsetzung der Repräsentanten entschädigung zurück. Großbritannien. Dublin, 5. Sept. Die „gottlosen" Queen'S Colleges erfreuen sich, nach dem zweiten officiellen Bericht dieses JahreS, deS besten Fort ganges. DaS Collegium in Cork zählte in diesem Semester 156 Stu denten, nämlich 13 Agronomen, 19 Ingenieurs, 6 Juristen, 50 Medi- ciner und 68 Studenten der freien Künste. Das belfaster zählte 184 Studenten. WaS übrigens den ultramontanen Gegnern dieser Anstalten vorzugsweise wichtig sein muß, find die Zeugnisse der geistlichen katho lischen Residenten bei allen drei Collegien von Cork, Belfast und Gal way, dahin lautend, daß die katholischen Studenten, trotz deS mit pro testantischen Hörern gemeinsam genossenen weltlichen Unterrichts- im Re ligionsunterrichte weder behindert worden noch irgend zurückgeblieben stnd.f— Der Mörder Hrn. White's soll erwischt worden sein. Ob der ausgeschriebene Preis seine Verhaftung bewirkte, verlautet nicht. Jeden falls wird sein Proceß Sensation machen, da er nicht verfehlen kann, die öffentliche Meinung deS gemeinen Volks in Irland, welches agrari sche Mordthaten kaum als gemeine Verbrechen ansehen soll, auf die Probe zu stellen. Auch ist seit langer Zeit kein agrarischer Mörder vor Gericht gewesen. «Königreich Sachsen. 0 Dresden, 9. Sept. In Nr. 455 Ihrer Zeitung ist in einer leip ziger Correspondenz daö Verbot deS hiesigen Kindergartens der Frau vr. Herz besprochen. Die Notizen sind nicht genau. Durch Verord nung der KreiSdirection ist freilich die Schließung des Kindergartens an geordnet aus dem einzigen Grunde, „weil neuerdings in zuverlässige Erfahrung (?) gebracht worden, daß die vr. Herz der demokratischen Par tei angehöre"! Die Ausführung der Maßregel selbst aber ist infolge eingewendeten RecurseS sistirt. Ein allgemeines Verbot der Ausübung deS Lehrberufs, einschließlich deS Musikunterrichts, ist nicht ausgesprochen. Die Fassung der Verordnung läßt es übrigens ungewiß, ob Vie Verfü gung nur von der KreiSdirection oder vom Kultusministerium selbst auSgeht. **Chemnitz, 9. Sept. In der vor einigen Tagen abgehaltenen Mo- natSversammlung des hiesigen Handwerkervereins hat ein hiesiger Bür ger Namens Weber einen höchst interessanten Vortrag über seine Reise nach Californien und über dortige Zustände gehalten. In dieser haupt sächlich wol dieses Vortrags halber so zahlreich besuchten Versammlung ist der Beschluß gefaßt worden, im nächsten Jahre in hiesiger Stadt eine Gewerbeausstellung abzuhalten. Man hat bereits den Ausschuß autorisirt, die nöthigen Vorarbeiten zu beginnen. — Die Strafe deS we gen seiner Betheiligung an den Mai er eignissen in erster Instanz zu sechs Jahren Zuchthaus ersten Grades verurtheilten Kaufmanns Jahn auS Schönau ist auf dem Gnadenwege in zwei Jahre Arbeitshaus verwan delt worden. Ferner sind wegen gleichen Vergehens Strumpfwirker Pei- nert und Fabrikarbeiter Görner — von denen der Erstere zu vier und der Andere zu drei Jahren Zuchthaus ersten Grades verurtheilt worden war — zu einem Jahre Arbeitshaus begnadigt worden. — Nachdem in folge der Bekanntmachung des Vorsitzenden Standes des erzgebirgischen Kreises, deS AmtShauptmannö Frhrn. v. Biedermann zu Niederforchheim, die zum Erscheinen bei den Kreistagen berechtigten HerrschaftS- und Rit tergutsbesitzer sowie die Städte des erzgebirgischen Kreises sowol zu einem allgemeinen als auch zu einem ritterschaftlichen Kreistage eingeladen worden waren, ist gestern im hiesigen Theatersaale dieser Kreistag ab gehalten worden. Zuerst wurde der allgemeine KreiSconvent gehalten, dem sich sodann nach erfolgter Wahl der Abgeordneten der rilterschaft- liche anschloß. Bei der Neuwahl der drei ritterschaftlichen Abgeordneten deS erzgebirgischen Kreises für die II. Kammer der nächsten Ständever sammlung wurden gewählt: Hr. v. Schönfels zu RuppertSgrün (Stell vertreter: der Forstmeister Jokisch-Scheureck zn Blankenhain), Geh. Finanz« rath v. Pohlenz in Dresden (Stellvertreter: der Bürgermeister Glumann zu Neuendorf) und Kammerherr v. Arnim zu Planitz (Stellvertreter: Hr. v. Carlowitz zu Oberschöna). Wissenschaft ««d «Knast. im-Leipziger Lktadttheater, v. Sept. Die Anstrengungen, welche die Direktion unser- Theater- mit gutem Erfolg dem Drama gewidmet hatte, wen den sich jetzt der Oper zu. Schon seit mehren Wochen hat man sich bemüht, eine Coloratursängerin zu gewinnen, welche ebenso wie Fräul. Mayer den An sprüchen deS leipziger Publicum- genüge und Opern möglich mache, die bi-jetzt nicht oder wenigstens nicht genügend besetzt werden konnten. Allein die Mühen blieben ohne Erfolg, und so hat der Director, Hr. Wirsing, jetzt sogar eine grö ßere Reise nach Süddeutschland unternommen, um jenen Zweck zu erreichen. Sein feste- Bestreben, unsere Bühne zu einer echten Kunstanstalt zu erheben, ist ge wiß sehr anertennenSwerth, doch müssen wir unS dabei die Bemerkung erlauben, daß auch da- Lustspiel der Kunst angehöre, und daß gerade eine zur Kunstanstalt erhobene Bühne berufen ist, dem Rationallustspiel eine Bahn zu öffnen. Wir wissen, daß ein Nationallustspiel, bei der seitherigen Nachahmungswuth und der gänzlichen Jgnorirung der Grundbedingungen der Bühnendichtkunst, nicht entste hen konnte, aber eS wird entstehen, sobald es einen offenen Weg findet und seine Natur verstanden wird. BiSjetzt befand sich das Lustspiel bei uns, ungeachtet der weit überwiegenden Zahl seiner Verehrer, sehr von den Schau- und Trauerspiele zurückgedrängt. Doch wo so bedeutende Hoffnungen erfüllt worden, dürfen ge ringere mit Zuversicht gehegt werden. Die gestrige Darstellung des „Clavigo" glich der ersten nicht. Das entmuthigend leere Haus trug wol einen Theil der Schuld; den beiweitem größern aber Hr. Kläger, den wir kaum wiedererkannten. * Hamburg, 8. Sept. Der hannoversche Artillerie-Oberstlieutenant a. D. und Generalmajor und Brigadier der schleswig-holsteinischen Artillerie Ludwig v. Wis sel hat unter dem Litel: „Erlebnisse und Betrachtungen in den Jahren 1848— 51, besonders in Beziehung auf Schleswig-Holstein", sein Tagebuch bekannt ge macht, welches nicht bloS für den Militair, sondern auch für Jeden von Interesse sein wird, der an dem Schicksale dieser unglücklichen, von Deutschland einem fa natischen Feinde preisgegebenen Herzozthümer Antheil nimmt. Der Verfasser ge hört zu den edeln Männern, welche, wie Heinrich v. Gagern und Andere, Gut und Blut für Deutschland« Ehre und Recht einsetzten, um zuletzt schmerzensreich und hoffnungsarm das Land verlassen zu müssen, für dessen Nationalität und gute- Recht sie zum Theil ehrenvolle und sorgenfreie Stellungen aufgegeben hatten. In schlichter, schmuckloser Sprache, die in jeder Zeile das Gepräge der Wahrheit an sich trägt, werden die Ereignisse geschildert; wir sehen die handelnden Personen, lernen sie achten, selbst den so vielfach verunglimpften Oberanführer; die Schwächen und Mängel werden nicht verschwiegen, die das Gelingen mancher Plane vereitel ten. Gern möchten wir unS mit dem Verfasser der Hoffnung hingeben, eS könne das Vertrauen der wackern Deutschen in den Herzogthümern nicht getäuscht werden, und ihm beistimmen, wenn er sagt, daß Jeder, der die Bedrückung der Herzozthümer in der Nähe sah, der ihre großen Anstrengungen und Opfer gegen fremde Tyrannei wahrnahm, wenn er nur einen Tropfen deutschen Blutes in sich habe, vom tiefsten Ingrimm ergriffen werden müsse, daß seine edeln Brüder und Schwestern noch immer und immer auf Rettung durch Deutschland hoffen und harren. *Äa!jburg, 6. Sept. Gestern Nachmittag besuchte die Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe die vor den Thoren der Stadt ange ordnete Viehausstellung. Dieselbe war sehr zahlreich beschickt, namentlich von Pfer den schweren Schlags und Rindern der salzburger Race. Die meisten der letztern waren an Hörnern, Köpfen und Schwänzen geschmückt mit Blumensträußern und in diese hineingeflochtenen farbigen Bändern und Flittergold. Weniger zahlreich waren die Bergziegen, die Schweine und die grobwolligen großen und starken Schafe ver treten. Nach der Musterung der ausgestellten Lhiere fand von der schönen Tri bune herab durch den Erzherzog Johann die Preisvertheilung statt, bestehend in Geld und Preisfahnen in den Landesfarben. In der heutigen allgemeinen Schluß sitzung erstatteten zuerst die Vorstände der einzelnen Sektionen Bericht über die in denselben gepflogenen Verhandlungen. Hierauf hielt im Auftrage mehrer Mit glieder der Geh. Oberforstrath v. Wedekind einen Vortrag, der dahin ging, die Versammlung möge beschließen, daß zu einer bessern Verbindung und Vorbereitung der jedesmaligen Versammlung der deutschen Land- und Forstwirthe ein beständi ger Geschäftsführer angestellt und die Besoldung desselben von dem Deutschen Bun destage erbeten werden möge. Bei der Kürze der Zeit beschloß die Versammlung, diese wichtige Angelegenheit der nächstjährigen Versammlung zu überweisen. Nach träglich fand nun eine vorläufige Wahl des Versammlungsorts für 1853 statt. Ministerialrath vr. Pabst erklärte sich dahin, daß Dresden der Ort gewesen, wo das Kind geboren worden sei; sowol die sächsische Regierung als die ökonomische Gesellschaft zu Dresden habe die Versammlung so freundlich ausgenommen und ihre Zwecke derartig unterstützt, daß die Versammlung, welche nun mündig ge worden sei, gewiß abermals den freundlichsten Empfang finden werde. Sein Wunsch gehe daher dahin, daß die Versammlung wieder einmal nach Dresden zurückkehren möge, und das auch mit aus dem Grunde, weil kein anderes Land in der jüngsten Zeit so bedeutende Fortschritte in der Landwirthschaft gemacht habe als Sachsen. Baron v. Closen entgegnete Dem, daß die Mündigkeit erst mit dem 21. Jahre eintrete; gleichwol sei er damit einverstanden, daß die Versammlung 1854 nach Dresden zurückkehre; für 1853 möge dieselbe aber in einer bairischen Stadt zu sammenkommen, denn nach Oesterreich und Preußen sei Baiern da« größte deutsche Land und die Versammlung habe erst einmal in Baiern getagt. Er schlage Regensburg oder Nürnberg vor. Hr. Teichmann empfahl Koburg, indeß wurde für 1853 Nürn berg gewählt. Der Erzherzog Johann schloß nun die 14. Versammlung der deut schen Land- und Forstwirthe mit einer herzlichen Rede, die den greisen Redner selbst sowie die ganze Versammlung tief ergriff. Er brachte im Namen der Ver sammlung den Dank dar dem Kaiser für die Aufnahme und großartige Unterstützung, und den Salzburgern für die gastliche Aufnahme, und sprach sein innige« Bedauern über die Ungunst der Witterung aus, welche verhindert habe, die Naturschönhei- tcn deS Landes in Augenschein zu nehmen. „Die Lage, welche wir hier in freund- lichem Verkehr zugebracht, sind schnell, aber nicht ungenützt verflossen; wir haben unser Wissen vermehrt, frühere Bekanntschaften erneuert, neue geschlossen.