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«bätschen zu habön. Der Kronamvalt trägt aufGaleerenstrase von ver« schiedenet Dauer an. Die Angeklagten scheinen ihr Schicksal vorauSge- sehen zu haben und haben die- den Richtern zu verstehen gegeben —Ich ,«nß Ihnen eine Anekdote erzählen, a«S welcher erhellt, wie argwöhnisch die Polizeibehörden gegenwärtig sind. ES kam kürzlich ein Herr vom Lande nach Neapel, um ärztliche Hülfe in Anspruch zu nehmen. Er hatte den Arm gebrochen und mußte sich einer chirurgischen Vorrichtung bedienen. Er schrieb an seine Frau: „Die Maschine ist beinahe fertig. Mit GotteS Hülfe werden unsere Leiden nicht mehr lange dauern; Al les geht gut." Dieser Brief ward auf dem Postamte geöffnet und der Verfasser inS Gefängniß geworfen. Mein Freund, der Arzt, erhielt von der Polizei die Auffoderung, Auskunft über diese furchtbare Maschine zu geben. (Köln. Z.) Araakrstch. Paris, 3. Sept. (Tel. Dep.) DaS hiesige FlüchtlingScomitc, welches mit dem londoner Centralcomite in Verbindung stand, ist poli zeilich aufgehoben worden; 47 Verhaftungen verschiedener Deutschen sind bereits erfolgt. Weitere Verhaftungen stehen noch bevor. , L2 Paris, 2. Sept. Das Ely fee hat, von den Führern der reactio- nairen Partei berathen, sein Heil bisher in der absoluten Unterdrückungs- Politik gesucht, und nun, da wir an die Pforte der Entscheidung unserS Schicksals gelangt, sieht es zu seinem nicht geringen Verdrusse, daß eS gar nichts gewonnen, nicht einmal die unbedingte Unterstützung aller Fractionen der Ordnungöpartet. Die Orleanisten bestehen mehr denn je auf die Can- djdatur des Prinzen Joinville; seit dem letzten Besuche in Claremont, müssen die größten Zweifler zugeben, daß die Familie Ludwig Philipp'S fest entschlossen sei, an die etwaigen Sympathien des Landes zu appelliren. Die Repräsentanten der Monarchie der Volkssouverainetät sehen keinen Widerspruch darin, auch eine zeitweilige Mission zu übernehmen, wenn nur diese nicht dem unmittelbaren Träger deS Rechts auf die Julikrone zugemuthet wird. Joinville glaubt um so weniger vor den Zumuthun- gen der Anhänger seiner Familie zurückschrecken zu müssen, als ihm selbst für den Fall einer eventuellen Untreue gegen die Republik noch immer «ine edlere Rolle zufiele als dem Prinzen Ludwig Bonaparte, da er für daS Recht seines Neffen in die Schranken träte, während die monarchi schen Bestrebungen deS gegenwärtigen Präsidenten nur dem eigenen In teresse gelten. Die Legitimisten sind eben durch die Candidatur des Prin zen Joinville, deren Chancen sie ebenso gut fürchten als die Bonapar- Men, in mehren ihrer Schattirungen zu der Ueberzeugung gelangt, daß dse Liebe zur Gesetzlichkeit, welche Berryer und Fallour nur als anstän digen Deckmantel für ihre Unterstützung der elyseetschen Bestrebungen vorschützten, nun ihre wirkliche Fahne werden müsse. ES scheint auch den heftigern und thätigern Männern dieser Meinung gelungen zu sein, den Grafen von Chambord wenigstens für einen Augenblick zu erschüt tern, und dieser ist von seiner unbedingten Billigung der Taktik Berryer- Fallour, wie bemerkt, wenigstens auf einen Moment abgekommen. Diese -Erscheinungen konnten vom Elyse'e nicht unberücksichtigt bleiben, wenn cs sich auch, wie wir glauben, mit Recht der Hoffnung hingeben darf, den größten Theil der Legitimisten am Ende doch für sich zu gewinnen. Der Kelch bitterer Erfahrungen ist aber durch diese Enttäuschungen für das Elysie noch beiweitem nicht geleert. Sowie früher bei den Peti tionen, bei den BezirkSräthen, so zeigt sich jetzt bei den Departemental- räthen, daß die Revision, wie man sie im Elysee wünscht, keineswegs die Majorität, selbst der unter dem Einflüsse der reaciionairsten Strö mung erwählten und durch eine Art legislativen Staatsstreichs der unter denselben Verhältnissen ernannten Majorität aufrecht erhaltenen Muni- cipalitäten für sich zu gewinnen im Stande sei. Der Feuereifer der Ultra- bonapartisten und der in ihrer Eristenz bedrohten Präfecten hat diesen Umstand noch greller ins Licht gesetzt. Statt sich nämlich mit der va gen Formel der gänzlichen und gesetzlichen Durchsicht zu begnügen, wel cher, kauts 6s mioux, selbst die Parteigänger des Elysee in der gesetz gebenden Versammlung beigetreten waren, glaubte man weiter gehen zu müssen. Die abenteuerliche Lösung Delamarre'S und das Bestreben in «inigen Departements, die ausdrückliche Abschaffung des § 45 der Ver fassung verlangt zu sehen, hat nämlich dem von der Mehrzahl — wir fetzen diese als vorhanden voraus — ausgesprochenen allgemeinen Revi- fionSwunsche eine um so bestimmtere Färbung gegeben. Jetzt kann man in der That unter der totalen und gesetzlichen Revision nicht mehr die clyseeische verstehen, da die specifisch-bonapartistischen Departements durch ihre deutlichere Sprache, durch ihre ausdrücklichen Clauseln diesen diplo matischen Kniff deS Pyramidenvereins um alle Bedeutung gebracht ha ben. DaS Resultat der Departementalverhandlungen wird also im besten Falle nur eine Bekräftigung deS Votums der Legislativen sein. DaS Land tritt durch seine Municipalorgane dem Ergebnisse der ersten Revi- fionöverhandlung bet, und die zweite ist logischerwetse fast überflüssig geworden. Im Elysee sieht man diese Sachlage mit Betrübniß und denkt, wie oben erwähnt wurde, ernstlich daran, die eigene Erhaltung bei der Republik und beim allgemeinen Stimmrechte wieder anzusuchen, sowie man seinen Ursprung auch in republikanischen Betheuerungen und in der Kundgebung der Hoffnungen universal gefunden hatte. Wenn vr. Ve ron im Constitutionnel heute die Nothwendigkeit des absoluten allgemei nen Stimmrechts auSeinandersetzt, so können wir aus der zuverlässigsten Quelle behaupten, daß er diesmal einem besonder» Auftrage deö Elysee Folge leistet. So mußte eS kommen, und einmal auf diesem Wege, wird man. sich nicht mit der bloßen Abschaffung deS Gesetzes vom 31. Mai begnügen. Die Minister sehen ihrem unvermeidlichen Untergange ent gegen und die revolutionaire Partei deS Elysee steht sich schon am Ru der der Regierung. Die öffentliche Meinung ist auf eine solche Wendung längst gefaßt und in diesem Sinne ist der gestern geschilderte üble Eindruck deS lyoner ProceffeS zu nehmen. ES ist keine Sympathie für Verschwörungen, die revolutionairsten Publicisten und Parteiführer haben über die Conspira- tionen den Stab gebrochen. Man will keine Verschwörungen in einem Lande, wo das allgemeine Stimmrecht feste Wurzel gefaßt hat, und die Partei, die eS ehrlich meint, mag sie waS immer durchsetzen wollen, wird sie von sich weisen. WaS also daS öffentliche Bewußtsein übel berührt, das ist, die geheimen ConspirateurS sozusagen von den officiellen bestraft zu sehen, und daS macht mehr böses Blut, als man bei der an scheinenden Ruhe auf den ersten Blick glauben möchte. Die Absetzung deS Maire von Poitiers wegen seiner republikanischen, aber durchaus nicht revolutionairen Ansprache an den Präsidenten ist auch ein Stück Verschwörung gegen daS Gesetz und bei der täglichen Wiederholung sol cher Erscheinungen muß das Gefühl verletzter Billigkeit nur um so stär ker werden. Die Männer, welche unter der Firma der Ordnungöpartet, die öffentliche Ordnung zu vertheidigen, nur Agitation und Unruhe ins Land schleudern, werden ihr Heil nur dem Umstande verdanken, daß ihre Bestrebungen am gesunden Sinne und an der allgemeinen Sehnsucht nach einem ruhigen Uebergange und einer allmäligen Befestigung der gegebenen Verhältnisse scheitern. Wenn 1852 einen neuen gewaltsamen Umsturz in seinem Schoose birgt, so wird er nur infolge der Bemühun gen der reactionairen Partei zum Auöbruche kommen. Wir dürfen nur die Anschauungen dieser OrdnnngSfanatiker zu Rache ziehen, um uns hiervon zu überzeugen. Sie unterschreiben Alles, waS in Rom, was in Neapel geschieht, und die Aufhebung der Verfassung, daS heißt des letz ten Scheines von ConstitutionaliSmuS in Oesterreich erregt ihre Bewun derung. Metternich'S Rückkehr wird gewünscht und als nothwendiger Schlußstein dieses Systems angesehen. Die Assemblee nationale, deren oberster Souffleur, Guizot, gut unterrichtet in dieser Beziehung sein kann, kündet eS mit Freuden an. Metternich wird es wie Guizot verschmä hen ein Portefeuille anzunehmen, er wird sich wie dieser begnügen, bloö von fern der Leitung der Angelegenheiten und der Reconstituirung der unterwühlten Verhältnisse vorzustehen. So berichtet unS die Assemblee nationale. Großbritannien. London, 3. Sept. Von Seiten Lord I. Russell's wurde der Stadt Liverpool die officielle Anzeige gemacht, daß die Königin daselbst am 6. Oct. einzu treffen gedenke. — Seitdem sich aus de» verschiedenartigsten Berichten der französi- Journale über die Trauerfeierlichkeit in Claremont und der damit in Verbindung stehenden OrleanistenconseilS das Eine mit Gewißheit er geben hat, daß das Haupt der vertriebenen KönigSfamilie, der Herzog von Nemours, sich nicht entschieden gegen die mögliche Candidatur des Prinzen von Joinville ausgesprochen hat, ist die Familie Orleans bei einem großen Theile der ihr früher am meisten ergebenen englischen Presse in Miöcredit gefallen. Letztere findet eS unwürdig, daß das Haus Orleans sich den Consequenzen einer Revolution fügen solle, durch welche sie von Frankreichs Boden verjagt worden war, ganz vergessend, daß Ludwig Philipp'S Königthum auch nur eine Geburt der Julirevolution war. So äußert sich die Times heute unter Anderm folgendermaßen: „Wir wundern uns nicht zu hören, daß eine solche Erklärung, wie sie vom Herzog von Nemours abgegeben wurde, den Personen, für welche sie bestimmt war, sehr ungenügend, ja verletzend erscheinen mußte, denn sie trägt den Stempel vollkommener politischer Principienlosigkeit und einen absoluten Mangel von Selbstachtung an der Stirne. Der Prinz von Joinville mußte wissen, wenn er erlaubte, daß in seinem Namen eine solche Sprache geführt wurde, daß die Chancen eines Erfolgs für ihn absolut Null seien, so lange er nicht die Unterstützung der republika nischen Partei zur Verfügung habe, welche ihm möglicherweise zu theil werden könnte, um der für alle Zeiten zu verlängernden Macht Ludwig Napoleon'S neue Hindernisse in den Weg zu legen. Und dennoch weiß er dieser schandbaren Eventualität gegenüber selbst noch nicht, ob er als Candidat auftreten wird oder nicht, und weigert sich, seine Agenten zu dcSavouiren. Ein Mann, der auf die Frage, ob er eine Handlung be gehen wolle, welche gegen die Grundsätze seiner Geburt und die Oblie genheiten seiner Stellung streitet, antwortet, er wisse nicht, ob er eS thun werde oder nicht, ist entweder auf dem Punkte sich selbst zu schänden, oder er hat sich berereitS geschändet. Die Prinzen des Hauseö Orleans haben bloS Ein Interesse und Eine Pflicht in der Erfüllung ihres Schick sals, ihren Ruf persönlichen Werths für liberale Grnndsätze und für ihre Anhänglichkeit an die konstitutionelle Monarchie aufrecht zu erhal ten. Die Chancen einer Restauration, welche sie durch ein sirengeö Fest halten an solche Grundsätze besitzen mögen, können allerdings in weiter Ferne liegen, aber sie werden bet den Wechselfällen der französischen Po litik und der precairen Stellung der gegenwärtigen Regierungsgewalten nie ganz verloren sein. Aber Stimmen zu werben, und den perfiden Rathschlägen Jener zu folgen, welche die beständigen Gegner von ihres Vaters Regierung waren — in den Wettkampf einer allgemeinen Volks wahl einzutreten, wenn nur die Allianz mit den geschworenen Fein den ihrer Race ihnen die Aussicht eröffnen kann, nicht ganz geschlagen