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Sonntag. LetpHtg. 4»« Leitung er scheint tttglich zwei mal und wird »»«gegeben In OtipttO Vormittag« l l Uhr, Abend« » Uhr; In »«««»«« Abend« t Uhr, Vormittag« 8 Uhr. Drei« für da« Vierteljabr > Thlr.; jede einzelne Rüm mer » Ngr Bomitttgk II Uhr. 24 August 48S4. —- Rr. 433 Dtulschc Mgmtilie Zcitung. «Wahrheit »»d Siecht, Freiheit and Gesetz!» Zu beziehen durch alle Post ämter de« In- und Au«lande«, sowie durch die SrpediUonen in tveiphig lOuerstraß« Nr. 8) und L>re«den (bei <L. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. I). 3nlertlon«ge»ühr für de« Raum einer Zeile I Ngr. Deutschland. DaS Jntelligenzblatt der Freien Stadt Frankfurt vom 20. Aug. sagt: „Au den bereits definitiv gefaßten Bundesbeschlüssen des Bundes- tagS gehört der, daß sämmtliche BundeSmitglieder verbunden sind, für jetzt und bi- auf Weiteres eine Militairmacht von zwei Fünfteln des im §. 28 der BundeSkriegSverfaffung vom 12. April 1828 bestimmten Kontingents binnen 8 Tagen nach der vorläufigen ersten Benachrich tigung seitens der Bundesversammlung in vollkommener Marschbereit schaft aufzustellen, damit die Vollziehung der Bundeöbeschlüsse stets auf das schleunigste bewirkt werden könne. Rückstchtlich eines beschleunigten Geschäftsganges wurde ferner der Beschluß gefaßt, daß alle nicht durch Form oder Inhalt gänzlich unstatthaften Eingaben binnen 14 Tagen nach ihrem Eingänge zur geschäftlichen Behandlung gebracht werden sollen, daß für diejenigen Vorlagen aber, welche noch eine besondere In struction erfodern, eine Frist von 14 Tagen bis höchstens vier Wochen zu bewilligen sei." — Die Papierzölle des Zollvereins, schreibt die Neue Preußi sche Zeitung, steigen von 1 Thlr. für ungeleimtes grobes Packpapier bis zu 20 Thlrn. für Tapeten, und unter dem Schutze dieses Zolles suchen die Papierfabrikanten durch Einverständnisse über die Preise, welche sie dem Publicum anrechnen, demselben die Vortheile vorzuenthalten, die eS von den günstigen Umständen wohlfeiler Hadern, zahlreicher Wasserkräfte, geringer Arbeitslöhne und ehrlicher Concurrenz für seinen Papierbedarf erwarten könnte. Es wird Jedermann überrascht sein von der Größe deS Einflusses der Wohlfeilheit des Papiers, von dem Unterschiede, wel chen sie im Verbrauche bewirkt, wenn er die englische Statistik prüft. Dort war 1821 die Accise auf Papier 3 P. (2/, Sgr.) daS Pfund, 1849 war sie 1'/» P. (1'/« Sgr.) daS Pfund; der Unterschied zwischen beiden Accisesätzen ist also nicht so groß als der Schutzzoll von 5 Thlrn., welchen gegenwärtig im Zollvereine die Fabrikanten deS Schreibpapiers genießen. Wie groß ist aber der Unterschied im Papierverbrauch zwischen beiden Epochen? 1821 wurden 48,204,927 Pfund, 1849 wurden 132,132,657 Pfund verbraucht; während die Abgabe auf die Hälfte herabgesetzt wurde, ist der Verbrauch auf daö Dreifache ge stiegen. Die Zunahme der Bevölkerung erklärt dieses Ereigniß nicht weiter als bis zu einem Drittel der Vermehrung. Neben der Erleich terung deS Verkehrs muß eS der Wohlfeilheit hauptsächlich zugeschrieben werden. Wer kann angesichts solcher Thatsachen noch die Behauptung wagen, daß die künstliche Vertheuerung durch Schutzzoll und Conspira- tion den Absatz sichere, die Arbeit vermehre und der Nation nütze? Aber auch für Diejenigen liegt eine Lehre in jener Statistik, welche, wie sie vorgeben, „äuS finanziellen Rücksichten" Schutzzölle erhöhen; 1821 bei 3 P. Accise trug die Steuer 579,867 Pf. Sh oder 4 Mill. Thlr., 1849 bei 1'/- P. Accise trug sie.859,575 Pf. St. oder 6'/» Mill. Thlr. Die Hälfte deS alten Steuersatzes ergab also um 55 Proc. mehr als dieser; Möchten doch endlich Schutzzöllner und StaatSökonomen die wohlfeile Gelegenheit, aus der Erfahrung anderer Länder etwas zu lernen, be nutzen und nicht länger bei ihren kostspieligen Erperimenten und Theo rien die Gesammtintereffen auS den Augen setzen! Berlin, 23. Aug. Das Correspondenz-Bureau schreibt: Die seit herige politische Stille hat selbst durch die Rückkehr deS Ministers des Innern, Hrn. v. Westphalen, keine Unterbrechung erlitten. Die Restitu tion der allgemein als aufgehoben erachteten Provinzialstände geht ruhig ihren Gang fort und daS Publicum ist wenig neugierig auf die Proposttionen, die der Minister des Innern, welcher für die ganze Maß regel mit voller Verantwortlichkeit einzutreten hat, den Ständen vorlegen wird. Wir möchten bezweifeln, daß durch diese Vorlagen die Hoffnun gen der Junkerpartei erfüllt werden, die sich schon der Illusion hinge ben, daß durch die renovirten Provlnzialstände Veränderungen in der beschworenen Verfassung Preußens hervorgerufen werden könnten. ES würde wenig politischen Takt verrathen, wollte man annehmen, daß die Männer, welche in so kritischen Zeiten ein derartiges Mandat acceptirten, gesonnen und geneigt seien, sich zum Werkzeug und Hebel einer Partei gebrauchen zu lassen, die für ihre Bestrebungen mit allen möglichen So phismen und mit einer nicht geringen Unverschämtheit in die Schranken tritt. Von diesem Standpunkte auS müssen wir die Enthaltung von den Wählen und die Proteste gegen die ministeriellen Maßregeln von Set ten der konstitutionellen Partei, die ja seinerzeit über diesen Punkt den Demokraten so treffliche Lehren zu geben wußte, entschieden miSbilligen. Werden die Kammern durch ihre Entscheidung in der nächsten Session die Schritte des Ministerium- al- illegal und constitution-widrig bezeich nen, so wird man nicht Diejenigen anklagen, welche ein Mandat an nahmen, durch daS sie im Stande waren, die Verfassung mehr zu schützen als durch eine pessimistische Passivität. — Das von den Ministern der geistlichen, Unterrichts rc.-Angelegen heiten und deS Innern unterm 7. Aug. ergangene Verbot der Kin dergärten nach Fröbel'schen Grundsätzen lautet: „Wie auS der Bro schüre: «Hochschulen für Mädchen und Kindergärten rc. von Karl Fröbel» erhellt, bilden die Kindergärten einen Theil deS Fröbel'schen socialistischen Systems, das auf Heranbildung der Jugend zum Atheismus berechnet ist. Schulen rc., welche nach Fröbel'schen oder ähnlichen Grundsätzen er richtet werden sollen, können daher nicht geduldet werden." — In Naugard kam eö am 20. Aug. Abends um 10 Uhr zu einer ernsthaften Schlägerei zwischen Soldaten und Bürgern, infolge deren einer der Eipilisten getödtet und zwei erheblich verwundet worden sind. — In Posen ist die Versammlung der Liga Poloka von dem sie überwachenden Polizeicommissar wegen aufreizender Redensarten deS Vor sitzenden aufgehoben worden. — Auf zwei Offiziere, welche von Urbanowo nach der Stadt ritten, wurde geschossen, ohne daß der Thäter ermittelt werden konnte. (Pos. Z.) Ludwigsburg, 20. Aug. Gestern ging auch die sechste Abtheilung deS (ersten Theiles deS) Processes Becher zu Ende. Sämmtliche vier der Auffoderung zum Hochverrath Angeklagte wurden freigesprochen. Heute begann die siebente Abtheilung deS ProceffeS. Die Anklage lau tet nur gegen Eine Person, den Gutsbesitzer Moritz Benkiser von Her- renalb auf „Theilnahme an einem hochverrätherischen Angriff". Der Angeklagte wurde freigesprochen. Heidelberg, 19. Aug. Die Jesuitenmission hat am letzten Sonntag ihr Geschäft beendet. Im Auftrage deS Erzbischofs von Frei burg kam der Bischof von Speier, um den Gottesdienst dieses letzten TageS zu verherrlichen und zugleich die Firmelung der Kinder vorzuneh men. Am Abende des Sonntags verließen der Bischof und die Missio nare Heidelberg ganz in der Stille. Die Wirkung ihrer Anwesenheit ist eine bedeutende, wenn auch nach einer ganz andern Seite, als dies bei ihrem Kommen beabsichtigt war. Mögen ihnen auch viele Katho liken eine Anregung ihres kirchlichen Lebens verdanken, sehr viele der selben wollten und wollen keine Jesuiten, und befinden sich deshalb in lebhafter Opposition mit jenen erstern. Aber der Protestantismus hat einen neuen Aufschwung unter uns genommen und daö Bewußtsein der geistigen Einheit und Macht unserer Kirche dem gemeinsamen Gegner gegenüber ist seit vielen Jahren nicht so lebendig und kräftig gewesen wie jetzt. So müssen selbst die Jesuiten unserer evangelischen Kirche zum Besten dienen und wir wünschen nur, daß sie überall so wohlge rüstete und muthige Gegner finden wie hier. (Frkf. I.) XHamburg, 2l. Aug. Bekanntlich wird bei unS immer noch von Sonnenuntergang an Sperre gezahlt. Da ereignete sich vor einigen Tagen ein komischer Vorfall, der vielleicht zu einem ganz interessanten Processe führen wird. Die Mitglieder deS Bildungsvereins — 700 an Zahl — machten einen Ausflug nach Stade; der Schifföcäpitain ist nicht pünktlich, und sie kommen zurück, als die Sperre schon begonnen hatte. Aber von 700 Personen auf einmal Sperrgeld abzunehmen, das hat seine Schwierigkeiten, und sehr Viele mögen nicht bezahlt haben. Nun verlangt die Polizeibehörde vom Bildungsverein 100 Mark, das ist Sperrgeld für 400 Personen. Der Bildungsverein aber sagt: es waren auch Nichtmitglieder dabei, wir wissen auch nicht, wer bezahlt hat und wer nicht, außerdem hat der Capitain schuld, der mag zahlen. Die Po lizei will aber Geld haben — wie soll das werden?—Von dem öster reichischen Geburtsfeste will ich nicht viel erzählen, denn die Ham burger Blätter sind voll davon. Ich will nur bemerken, daß Alles ganz friedlich abgelaufen ist, obgleich die Soldaten 5 Kr. Zulage erhalten hatten und sich zu Ehren des Kaisers gütlich thaten; und daß unser äl tester Bürgermeister beim Festmahl den Ehrenplatz erhielt, und daß die ganze Stadt an diesem Tage so bewegt gewesen, wie ich sie lange nicht gesehen. Die dänische Uniform deS Generals v. Bardenfleth scheint bei unsern Cockneys einen ungünstigen ^Eindruck gemacht zu haben; sein Sohn wurde auf dem Zeughausmarkte sogar mit Pfeifen empfangen — so erzählt man.— Von Altona auö sind wieder Pontons nach Brasi lien eingeschifft. In Rio de Janeiro sind bereits 1100 Mann deutsche Truppen, welche den Berichten nach sehr gut behandelt werden. Sie werden nach der Grenze geschickt, wo sie eine Art Militairgrenze bilden und Ländereien erhalten.