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1760 Baustil nur nnnöthigerweise aufgehalten werde! Man wollte durchaus gothische Formen wähle», die bei der geringen Ausdehnung deS Gebäu des gar nicht passend seien. Sie sollten auf die Anfänge des Christen- thumS zurückgehen und den byzantinischen Stil anwenden, der ganz an gemessen sei; das größte Denkmal gothischer Baukunst, welches sie in ihrer Mitte hätten, würden sie doch nicht erreichen. Er, der König, habe sich hierüber schon früher bestimmt genug ausgesprochen; wolle man sich hiernach nicht richten, so möge man von seiner Seite nicht auf eine Bei- hülfe Rechnung machen. — Die Schlesische Zeitung berichtet auS Oels vom 19. Aug.: Ein verabscheuungSwürdigeö Verbrechen hat sich in unserm Kreise ereignet. Seit Ostern dieses Jahreö wird die Frau des Schenkwirths Müller in Kurzwitz vermißt. Auf Anfragen an ihren Mann, wo sich dieselbe auf halte, erfolgten von seiner Seite ausweichende Antworten. Verflossenen Sonntag kehrten Gäste bei ihm ein und verlangten Bier, die Magd aber, welche daS Bier auS dem Keller holen sollte, verweigerte dies unter dem Vorgeben, sie fürchte sich, allein in den Keller zu gehen we gen deS TodtengerucheS in selbigem. Die Gäste begleiteten sie, fanden ihre Angabe wahr, die Erde im Keller ausgelockert und bei der Nach grabung die Frau Müller'S vergraben. Der Verdacht der Tödtung der Fran fiel auf. ihren Mann; derselbe wurde festgenommen, in das hiesige Criminalgefängniß in Haft gebracht und dort richtete sich der selbe in verflossener Nacht selbst, indem er durch Selbstmord seinem Leben ein Ende machte. Ulm, 17. Aug. Infolge der neulich von Seiten der Bundeömili- taircommission angeordneten Jnspicirung deS Festnngöbaues soll ein weiteres Außenwerk erbaut werden. (Schw. M.) Heidelberg, 12. Aug. 0r. Mittermaier ist nach siebenwöchent licher Haft wegen Mangels eines strafrechtlichen ReatS wieder aus dem Gefängnisse entlassen worden. — In Rastatt haben vor kurzem zwei Duelle stattgefunden, das eine zwischen einem badischen und einem österreichischen Offizier, daö andere zwischen einem Oberlieutenant der Feldgendarmerie, der von dem erstem pflichtgemäß Anzeige gemacht, und einem andern badischen Of fizier. Der Oberlieutenant soll an einer schweren Hiebwunde lebensge fährlich daniederliegen. («) Hannover, 19. Aug. ES haben sich biSjetzt erst zwei Land schaften dafür erklärt, einen Protest bei der Bundesversammlung ein zureichen; eS ist demnach noch sehr fraglich, ob die andern vier Land schaften sich gleichfalls zu diesem Schritte entschließen werden. Geschieht dies nicht, so dürften die vielbesprochenen Proteste nur eine sehr unbe deutende Wirkung haben, da dieselben von der Minorität der Ritterschaft ausgehen. Man bringt die Anwesenheit deS preußischen Ministerpräsi denten, Hm. v. Manteuffel, der in Begleitung des Königs von Preu ßen sich hier nach dessen Abreise noch einen Tag über aufhielt und mit unserm Ministerpräsidenten, Frhrn. v. Münchhausen, und den andern Ministern conferirte, mit den Angelegenheiten unserer inner» Organisa tion der Justiz- und Verwaltungsgesetze sowie mit den ritterschaftlichen Protesten in Verbindung. Ich kann mit aller Bestimmtheit versichern, daß dies nicht der Fall ist. ES haben allerdings Unterredungen politischer Natur stattgefunden und soll namentlich von Seiten deö Hm. v. Manteuffel dar aus hingewirkt worden sein, unser Ministerium für die preußisch - öster reichischen Plane beim Bundestag günstig zu stimmen. (Bekanntlich han deln Oesterreich und Preußen in den meisten Fällen in vollständiger Uebereinstimmuug und werden demnächst gemeinschaftlich, so weit eS thunlich, gegen die Opposition der Kleinstaaten Front machen, d. h. man wird suchen, so weit es eine geschickte Interpretation der Bundes verfassung- erlaubt, Majoritätsbeschlüsse an Stelle der Unanimitäts- beschlüsse zu setzen und auf diese Weise durchzudringen. Glücklicher weise ist jedoch nach der Schlußacte zu allen Beschlüssen, die in die Gesetzgebung der Einzelstaaten eingreifen, ausdrücklich „Einstimmigkeit aller Staaten" erfoderlich, und somit würde auch die geschickteste In terpretation in diesem Punkte nichts vermögen.) ES ist von dieser Seite geltend gemacht, daß die Reformen, welche unser Ministerium inS Leben gerufen, durchaus von Seiten deS Bundes nicht angetastet würden und daß ein Bundesbeschluß auf Modifikation der Einzelver fassungen nach der Grundlage der Bundesverfassung diese nicht tref fen werde, da alle Abänderungen nur auf verfassungsmäßigem Wege stattfinden sollen. Wir glauben nicht, daß unser Ministerium sich je nen Auffassungen zugängig erklärt habe und in die Falle dieser an scheinend lockenden Argumente hineingehen werde; dagegen ist von Sei ten unserer Minister die Anknüpfung von Unterhandlungen mit dem Zollverein über Zoll- und Handelsangelegenheiten in Anregung ge bracht. Ich glaube, ebenso wenig wie man von unserer Seite den po litischen Projekten deS preußischen Premier sich geneigt zeigte, zeigte sich dieser den ökonomischen Planen unserer Minister zugängig und beide Theile dürsten voneinander wenig oder gar nichts,'profitirt haben. — In Pyrmont war am 17. Aug. eine Bekanntmachung angeschla gen, wonach Ernte- und sonstige Arbeiten am Sonntag bei Strafe verboten werden. L Hamburg, 21. Aug. Verschiedene Gespensterseher haben in der österreichischen Parade, die hier zu Ehren des Geburtstages deS österreichischen Kaisers abgehalten worden, außer dem militairischen Schauspiel noch ganz besondere hervorragende politische Ereignisse wahr genommen; sie nennen daS sehr allgemein gehalten: „der österreichische Einfluß hat sich damit im Norden befestigt", und ziehen gleich Vergleiche über die Feier der preußischen Truppen beim Geburtstage ihres Königs während ihrer hiesigen Anwesenheit. So viel wir wissen, fanden auch bei dieser Gelegenheit Paraden, Zapfenstreich, Kanonendonner und Di ners statt, nur daß bei den Oefterreichern derartige Festlichkeiten mit allem nur aufzutreibenden Prunke in den Stand gesetzt werden. Da nun Oesterreich ein ganzes ArmeecoipS mit sieben Generalen in der Umgegend stationirt hat und auch der Erzherzog Albrecht sich in Nor derney befand, so konnte eS nicht Wunder nehme», daß die Feierlich keiten umfangreicher und glänzender ausfielen als bei den Preußen, die nur einen Generalmajor hier hatten. Mit Ausnahme der Anwe senheit deS Generals v. Schlick und der hannoverschen Gäste wüßten wir nicht, waö so Besonderes an dem Ereigniß sei, und allerdings hat Oesterreich, so lange eS mit einem ArmeecorpS Holstein und Hamburg besetzt hat, daselbst einen Einfluß durch seine Militairmacht; sobald diese jedoch fortzieht, ist jener Einfluß auch fortgezogen und die ungarischen und polnischen Nationalitäten der Soldaten sind am wenigsten geeignet, hier österreichische Proselyten zu machen. WaS würden jene politischen Phantasten erst gesagt haben, wenn sie am 18. Aug. in Rendsburg an wesend gewesen wären, wo drei Bataillone und eine Batterie preußi scher Truppen mit den österreichischen zwei Bataillonen vom Regiment Schwatzenberg und einer Batterie gemeinschaftlich zur Parade auszogen, den katholischen Gottesdienst und das Meffelesen anhörten, daS Hin knien ansahen und die österreichisch^ Nationalhymne mitspielten! Nur schade, daß bei dieser Gelegenheit nicht wie bei den preußischen Truppen ein Hoch auf den Kaiser vom Commandirenden ausgebracht ward, die Preußen hätten dann das Hoch auf den österreichischen Kaiser mit ausbringen müssen. Daö sind Alles nur die Früchte deS guten Einver nehmens und deS einigen Deutschlands! Die Räumung der Vorstadt St.-Pauli von den Oester reichern hat gestern stattgefunden. Sie war vollständig und ist selbst der große EircuS, wo die Oesterreicher, wie eS früher hieß, eine Wache behalten wollten, von ihnen verlassen worden. — Die Berliner Nachrichten brachten vor kurzem eine Notiz, wonach der Einführung der Hamburger Neunerverfassung kein Hinderniß im Wege stände. Wir erhalten dagegen von Frankfurt die Andeutung, daß die beiden deutschen Großmächte zuvor eine nähere Prüfung des betreffenden Verfassungsentwurfs angeordnet haben, um sich die Ueber- zeugung zu verschaffen, daß derselbe nichts enthält, was mit den vom Bunde festzuhaltenden Principien im Einklänge stände. (Hamb. Nachr.) — Im Widerspruch mit der ganz kürzlich in einem Schreiben auS Kiel in den Hamburger Nachrichten geltend gemachten Ansicht enthalten dieselben wiederholt die auch anderweitig gemachte Mittheilung, daß zwi schen Oesterreich und Dänemark die Bedingungen für den Rückzug der österreichischen Truppen auS Holstein — bis auf die Räumung von Rendsburg, die einen noch schwebenden, aber keineswegs entscheidenden Punkt bilde — im Wesentlichen schon seit Wochen festgestellt seien. — Die OberpostamtS-Zeitung fährt fort mit Berichten über den Druck, den die Dänen gegen die Schleswiger ausüben. Sollte man wirklich etwas zu hoffen haben? — Aus Wien schreibt man der Schlesischen Zeitung: Die Preßver ordnung vom 10. Juli galt unserer Provinztalpreffe, und ganz vor züglich der slawischen., Hr. Hawlitschek und sein Slowan waren die ersten Verfemten; die Neue Zeit, daö Journal von Trient, daö Ur christenthum rc. haben die „ersten Verwarnungen" erhalten. Sie sehen, unsere Provinzstatthalter sind sehr dienstfertig, so zwar, daß sie selbst von Badeorten auö sich beeilen, ihre wohlmeinenden Zuschriften an Ort und Stelle zu bringen. Ein bekanntes südslawisches und ein innöbrucker Blatt haben ohne Zweifel in kurzem dasselbe zu erwarten. Dann wird die Sendung der Preßverordnung erfüllt sein und die ganze Provinz presse wird die Segel einziehen. Niemand weiß sich heute zu sagen, was zu schreiben erlaubt oder was verboten ist. — Nach neuen Verordnungen hinsichtlich der Beamten ist es den selben untersagt, Dienstbeschwerden bei Verlust ihres Amtes im Wege der Presse zu veröffentlichen. Ebenso verliert jener Beamte den Dienst, über den der VermögenSconcurö verhängt wird. Bis Vie definitive Ab setzung in andern Wegen erfolgt, durchlaufen die diSkiplinarischen Ver warnungen vier Grade. ES erfolgt nämlich erst ein mündlicher, dann ein schriftlicher Verweis; hierauf wird eine zeitweilige Gageeinstellung verfügt und endlich zu einer Degradation zu einem nieder» Dienstposten geschritten. Bleiben diese Strafen fruchtlos, so findet dann eine einfache Entlassung statt, die jedoch nur infolge eines Spruches von fünf höhern Beamten derselben Stelle verfügt werden kann. Die Hutmacher Wiens haben die polizeiliche Weisung erhalten, in ihren Schaukasten keine sogenannten Koffuth-, Klapka- oder Holstein hüte auözustellen oder zu verkaufen. (Lith. Nachr.) — DieVoß'scheZeitung schreibt auS Karlsbad vom 17. Aug.: Von den evangelischen Curgästen ist hierorts ein Verein gebildet'worden, der sich die schöne Aufgabe gestellt, hier eine evangelische Kirche zu bauen. Die österreichischen Verwaltungsbehörden stellen der Realisirung deS Projekts kein Htnderniß entgegen. Die Genehmigung deS Baues der Kirche und die Abhaltung deS Gottesdienstes ist jedoch an die Be dingung geknüpft worden: daß sich in den Kanzelvorträgen die Geist-