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Freitag. Zweite Ausgabe. Abends k Uhr. 15. August 18SI. Eeipglg. Di- SUUip, n schein« täglich p»ei mal un» Nr. 417. s»k» auägtgebeii in ««ipHt« «vormittag« l l Uhr, Abend« » Uhr; in idreäden Abend« L Uhr, Bormittag« 8 Uhr. «Preis für da« Dierteljahr Deutsche Allgemeine Zeitung. I Thlr.; jede einzelne Num mer l Ngr. -Wahrheit und Recht, Freiheit uud Gesetz!» Zu beziehen durch alle Pop ämter de« In- und «»«landet, somit durch die Srpkdittonc» in «eipgig (Querstraße Nr. 8) und Dresden (bei E. Höckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. l>). gnstrttonsgebübr für den Naum einer Zeile r Ngr. »-«tschlan-. <«) Frankfurt a. M., 12. Aug. Trotz der Aufgabe, die sich hier viele Zeitungsschreiber gestellt haben, die Bundesversamm lung in ihrer Thätigkeit täglich zu bewundern, ihre andauernden Anstrengungen stets von neuem zu verkünden und die überwältigen den Arbeiten der Commissionen, Ausschüsse und Plenarsitzungen als wahr haft erdrückend darzustellen, will es noch immer nicht gelingen, wirkliche Facta, d. h. einstimmig angenommene BundeSbeschlüffe, die demnächst zur Ausführung gelangen können, zu entdecken. Fragen wir deshalb ein mal ernstlich, waS ist geschehen? so werden wir immer wieder von jenen HH. Berichterstattern die Antwort erhalten: eS wird in den Aus schüssen rastlos und unaufhörlich fortgearbeitet und demnächst werden denn auch wol „Beschlüsse folgen" müssen. DaS sind nun leere Hoff nungen, die allerdings mit einem gewissen Grade von Wahrscheinlichkeit gegeben werden können, denn irgendwelche Beschlüsse werden am Ende sicherlich folgen muffen. Ich habe Ihnen vor einiger Zeit die Mitthei- lung gemacht, daß drei Bundesbeschlüsse gefaßt wären: die Organisa tion der Militair-BundeScommission mit der Flottenabtheilung, die Be antwortung deS Protestes Englands und Frankreichs, und die Erledi gung der Flottenangelegenheit dahin, daß deren Existenz durch einen Malricularbeitrag bis Ende dieses JahreS als Bundesflotte gesichert sei. Ferner sind nun noch als Beschlüsse angenommen, die Stellung der zwei Fünftel der Contingente innerhalb acht Tagen auf Auffoderung des Bundes zur Durchführung von. Bundesbescklüffen und die Erledigung deS Hamburger Protestes in der Ihnen bereits mitgetheilten Form. Ein Mehreö ist znverlässtgerweise nicht geschehen und es isti deshalb namentlich unrichtig, wenn die Allgemeine Zeitung von der Annahme deS Beschlus ses spricht, wonach die vierzehntägige JnstructionSeinholung angenommen sei. Dieser an sich sehr wichtige Gegenstand befindet sich noch bet dem Ausschüsse für die Abänderung der Geschäftsordnung. Nachdem derselbe von diesem ein mal im Plenum zur Beschlußfassung vorgebracht wor den, hat er die nöthige Stimmeneinhelligkeit nicht erlangen können und ist an den Ausschuß zurückgewiesen worden, wo er nun mit noch andern Modifikationen in der Geschäftsordnung vorgebracht werden soll. Einst weilen hat derselbe jedoch auf die jetzigen Verhandlungen der Bundes versammlung gar keinen Bezug und die alte GeschäftSordung besteht in voller Kraft. In der am 9. Aug. abgehaltenen Plenarsitzung sollte die Schlie ßung deS Protokolls über die Flotte (d. h. die Genehmigung der Matri- cularbeiträge) angenommen werden, dies konnte jedoch noch nicht ge schehen, da von Seiten Preußens noch keine Instructionen eingelausen waren; dies dürfte die obige Widerlegung der vierzehntägtgen Jnstruc tionSeinholung am bündigsten bestätigen. Im Uebrigen kamen in jener Sitzung die Anträge wegen Modifikationen der Einzelverfassungen nach der Bundesverfassung vor, welche der Ausschuß auf Grund des einge- brachten Antrags Preußens und Oesterreich, den ich Ihnen seinerzeit ab schriftlich mittheilte (Nr. 390), entworfen hat. ES waren mehre sehr präciS gefaßte Anträge, die aber sogleich von einem nicht geringen Theil der Gesandten bekämpft wurden. Vielleicht bin ich demnächst in den Stand gesetzt, Ihnen dieselben mitzutheilen. Man wird nach dieser Darstellung und selbst nach der hoffnungs reichem mancher officiellen Berichterstatter einräumen müssen, daß die Thätigkeit der Bundesversammlung eine nur sehr mäßige und unproduk tive genannt werden kann. Daß die Einstimmigkeit und die Geschäfts ordnung dieselbe hindern, räumen wir gern ein, diese sind aber bei einer Conföderation wie der Bund, wo jeder einzelne Staat souverain ist und sich seine Rechte reservtrt halten muß, unvermeidlich, wenn nicht eben diese Souverainetät gefährdet sein will; hierzu aber gibt eö einen nicht -geringen Theil von Staaten, die sämmtlich durch gleichmäßige Interes sen die Solidarität haben, gleichmäßig dagegen aufzutreten, und dieser Moment wird stets erfolgen, sobald Beschlüsse gefaßt werden sollen, welche -die Souverainetät beeinträchtigen. Deshalb sind denn auch die Einschüch- wrunaen, die von einem Theil der guten Presse auögehen und berichten, daß Preußen und Oesterreich durch eine Reorganisation der Militair- -commisston die Militairangelegenheiten allein in die Hände nehmen wöl ken, völlig aus der Luft gegriffen, wie sich denn auch die Prophezeiun gen der beim Bundestage vorkommen sollenden Verhandlungen höchst komisch in den Zeitungen auSnehmen. Ist cS schon schwer, über DaS, waS geschehen, etwas Zuverlässiges zu erfahren, um wie viel weniger kann man über DaS, waS nicht geschehen, etwas in Erfahrung bringen oder gar Über Dasjenige, waS in ferner Zukunft liegt! Wir unsererseits werden uns lediglich an Dasjenige halten, „waö wirklich geschehen ist", die Hoffnungen, Befürchtungen und Prophezeiungen jedoch Denen übcrlas- sen, deren Phantasie auch auS dem „Nichts" Politik machen kann. — Die Unterstellung, daß die Vollmacht der BundeScommissar e in Holstein erloschen sei, weil sie abgelaufen, ist durchaus unrichtig. Die Vollmacht dauert auch jetzt stillschweigend fort. — In das Stadium des Stillstandes ist auch die Angelegenheit deS Herzogs von Augu ste nbnrg getreten. Es darf auch wiederholt bestimmt versichert wer den, daß von Seiten der dänischen Regierung btsjetzt keinerlei Schritte eingeleitet wurden, welche darauf hindeuten könnten, daß sie dem Her zoge sein gewaltsam genommenes Eigenthum wieder überliefern oder sich überhaupt mit ihm verständigen wolle. (Köln. Z.) * Aus der Provinz Preußen, 12. Aug. Wie die öffentlichen Blät ter bereits gemeldet haben, ist der KreiSrichter Martiny, welcher we gen seiner Theilnahme an den Verhandlungen deS nach Stuttgart über gesiedelten Parlaments und wegen Mitwirkung an dem badischen Auf stande als Hochverräther angeklagt war, nicht nur von den Geschwore nen für nicht schuldig erklärt, sondern auch in dem vor dem Appella- tionSgerichte zu Marienwerder anhängig gemachten Disciplinarverfahreir freigesprochen worden. Damit ist jedoch die Sache noch nicht beendet. Vielmehr hat der Justizminister ein sehr misbilligendeS Rescrtpt über die letztere Freisprechung an das Gericht zu Marienwerder erlassen und die Uebersendung der Acten an das berliner Obertribunal befohlen, damit diese Behörde definitiv in der Disciplinarsache gegen Hrn. Martiny be schließe. Wie daS Erkenntniß deS Obertribunals auöfallen wird, ist nach bekannten Vorgängen gar nicht zweifelhaft. Dieser Proceß droht noch für Andere unangenehme Nachwehen zu haben, und zwar infolge der Freudenbezeigungen, welche sehr viele Damen zu erkennen gegeben ha ben, als Hrn. Martiny's Freisprechung von dem Schwurgerichte zu Co nitz verkündigt wurde. Nach einem von dem dortigen Landrath an die Regierung zu Marienwerder erstatteten Bericht ist Hr. Martiny bet sei ner Entlassung von der Bank der Angeklagten mit Blumen überschüttet worden, und als etwas ganz besonders Anstößiges wurde vom Land- rathe hervorgehoben, daß sogar Frauen von Richtern Bouquets gewor fen haben. In Marienwerder schien man auf diese Denunciation kein besonderes Gewicht legen zu wollen; jedoch ist, wie versichert wird, jetzt auS Berlin verfügt worden, nähere Recherchen über jenen bedenklichen Vor fall einzuleiten; nicht unwahrscheinlich werden die unschuldigen Ehemän ner für die misliebigen Demonstrationen ihrer Frauen verantwortlich ge macht werden. Hannover, 13. Aug. Die Niedersächsische Zeitung polemisirt gegen die Regierung wegen der provinziallandschaftlichen Frage in einer Weise, der man die tiefe Erbitterung ihrer Partei anmerkt. Da die Hoffnun gen, welche die Niedersächsische Zeitung bisher noch auf den König und die eigentliche Hofpartet setzte, nun auch gescheitert sind, so ist diese Er bitterung erklärlich und nimmt nicht mehr bloS daS Ministerium zur Zielscheibe ihrer Angriffe. Oesterretchische Monarchie. Mailand, 9. Aug. Statt die revolutionairen Aufrufe öffent lich anzuschlagen, werden dieselben jetzt in die Häuser geschickt. Mehre Hausherren haben dieselben versiegelt und mit Angabe ihrer Adresse in das k. k. Stadtcommando gesendet. (Tr. Z.) — Eine vor einigen Tagen von der Laibacher Zeitung mitgetheilte und von mehren Blättern der wiener Residenz (auch von der Oester- reichischen Correspondenz) wiedergegebene Nachricht bezüglich eines hier stattgefundenen Einbruchs, welcher von der demokratischen Partei an gezettelt sein und die Wegnahme oder Durchsicht wichtiger Papiere zum Zwecke haben sollte, wird von diesem Blatte nunmehr dahin berich tigt, daß es sich auS der eingeleiteten Criminaluntersuchnng herauSge- stellt, wie dieser Einbruch höchst wahrscheinlich nur von gemeinen Die ben herrührte, die sich aber in ihrer Erwartung, eine reiche Beute im Consularamte vorzufinden, getäuscht sahen, indem der Consul (eigentlich jetzt nur Handelsagent im Auftrage der päpstlichen Regierung) vor sei ner Abreise nach dem Bade Mastno im Veltlin alles baare Geld und Kostbarkeiten auS dem Amte entfernt und in der eigenen Wohnung ver wahrt hatte. Nur ein kleiner Ring blieb daselbst liegen und ungefähr 1000 Zw. in Tresorscheinen, die jedoch von den Dieben nicht entdeckt oder nicht erkannt wurden. Es scheint nun, daß diese auS bloßem Muthwillen und Zorn über ihre unnütze Mühe verschiedene Beschädi gungen im Hause anrichteten, als ein Sopha, mehre Vorhänge und die Kleider der Beamten mit Federmessern durchschnitten, Rahmen und Bit-