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Mittwoch. Zweite Ausgabe. Abeids S Uhr. «. August I8S1. Esipzig. Dit Zeitung er. scheint täglich zwei mal und wird »»«gegeben in Leipzig Vormittag« l t Uhr, Abend« I Uhr; in Dr«»d«« Abend« 5 Uhr, Vormittag« 8 Uhr. «ret« für da« Vierteljahr » Lhlr.j jede einzelne Num mer I Ngr. —- Nr. 40«. -— Deutschs Allgemeine Zeitung. «Wahrheit und Recht, Freiheit und Gesetz!» Zu beziehen durch alle Post ämter de«3n- undAutlande«, sowie durch die Lrpeditione» in Leipzig lOuerstraße Nr. 8) und »r«»d«« lbei E. HSckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. U). JnsertionSgebühr für den Rasm einer Zeile 2 Ngr. Deutschland. * Berlin, 5. Aug. Die Bereicherung der politischen Presse um ein neueSOrgan steht unS bevor, und da sich die Herren von derKreuz- zeitungSpartei, vornehmlich die Grafen v. Arnim-Blumberg, v. Kras- sow und Ernst Schlippenbach dafür interesstren, so wird zweifelsohne der Versuch gemacht werden. Ob mit Glück, glauben wir jetzt schon verneinen zu können, denn der zum Redacteur erkorene Assessor Wagner, KreuzzeitungS-Redacteur, steht mit seinen Ansichten denjenigen Schichten der Bevölkerung, für welche daS neue Blatt bestimmt ist, zu fern. Die KreuzzeitungSritter beabsichtigen nämlich, den Einfluß der Urwählerzei- tung zu brechen, die bekanntlich unter dem Mittlern Bürgerstande weit ver breitet ist und außerdem „unberechenbaren Schaden" unter dem Soldaten stande anrichtet. Die Urwählerzeitung soll also gestürzt werden und zu diesem Zwecke will Hr. Wagner sein projectirteö Blatt während eines Vierteljahrs in etwa 12,000 Eremplaren gratis vertheilen, hiermit aber noch nicht zufrieden, sollen überhaupt ein für allemal 2000 Exemplare an un bemittelte Kellerwirthe Berlins unentgeltlich verabfolgt werden, um auf die öffentliche Meinung zu wirken. UeberdieS würde daS Abonnement billiger gestellt werden als daS deS Urwähler. Um Hand ans Werk zu legen, werden, die Caution von 5000 Thlr. inbegriffen, 10,000 Thlr. verlangt, welche sich Hr. Wagner dermalen bemüht durch Sub- scription aufzubringen. In einem darauf bezüglichen Rundschreiben wer den diese Gelder nur verlangt, um die Unkosten im ersten halben Jahre zu bestreiten, wobei eS voll trunkener Siegeszuversicht heißt: „später er hält sich die Zeitung selbst". *Aus der Provinz Preußen, 1. Aug. Unter großer Festlichkeit fand am 27. Juli in Anwesenheit deS Königs und des HandelSmini- sterö v. d. Heydt die Grundsteinlegung der Eisenbahnbrücke über die Weichsel bei Dirschau statt. Der König setzte hierauf seine Reise nach Danzig fort, um in dem benachbarten Orte Rutzau die Sonnenfinster niß zu beobachten. In Elbing traf unterdeß von dem Regierungspräsi denten v. Blumenthal folgendes Schreiben ein: „Nach einer in den El- binger Anzeigen enthaltenen Nachricht hat der dortige Gemeinderath be schlossen, zum Empfange Sr. Maj. des Königs bei Allerhöchstdeffen zu erwartender Durchreise durch Elbing eine auS dem Vorsitzenden des Ge meinderatHS, Hrn. Jakob v. Riesen, und neun andern Mitgliedern be stehende Commission zu ernennen. Den Magistrat setze ich davon in Kenntniß, daß Se. Majestät eine solche Deputation nicht zu empfangen entschlossen sind, und hat der Magistrat den dortigen Gemeinderath so fort In Kenntniß zu setzen." Der Gemeinderath faßte hierauf unter dem Präsidium des stellvertretenden Vorsitzenden mit 43 gegen 6 Stimmen folgenden Beschlnß: „Infolge der mitgetheilten Verfügung des Hrn. Re gierungspräsidenten v. Blumenthal vom 26. Juli, nach welcher die zum Empfange Sr. Maj. des Königs bei seiner Durchreise durch Elbing er nannte Deputation deS GemeinderatHS nicht empfangen werden soll, beschließt der Gemeinderath, dem Magistrat mitzutheilen, daß unter sol chen Umständen die ernannte Deputation sich bei dem Empfange Sr. Maj. nicht einfinden wird." Eine städtische Deputation ist demnach in Elbing, einer nicht sehr beliebten Stadt, vor dem Könige nicht erschie nen. — Da wir einmal bei den Hofnachrichten sind, möge folgender Vor fall noch erwähnt werden. In Dirschau wnrde unter den zur königlichen Tafel gezogenen Gästen ein Herr im langen Ueberrock mit grauen Bein kleidern bemerkt; von dem Regierungspräsidenten v. Eulenburg darauf aufmerksam gemacht, daß dies nicht daS bei solchen Gelegenheiten üb liche Costume sei, entschuldigte sich der betreffende Herr damit, daß ihm die Einladung zur Tafel deS Königs erst vor ganz kurzer Zeit zugegan gen, er aber nicht mehr Zeit gehabt habe, daö vorschriftsmäßige Co stume sich nach Dirschau kommen zn lassen; indeß stand er sofort vom Tische auf und verließ daö Zimmer. Es war der (wenn wir nicht ir ren, belgische) Consul M. auS Danzig. — Ueber den feierlichen Einzng des Königs von Preußen in Königsberg, den wir bereits in der Kürze angezeigt haben, tragen wir noch Einiges nach. Als ferne Böllerschüsse das Nahen des Königs angezeigt hatten und die preußische Fahne mit Kreuz und Adler auf dem KönigSthore aufgehißt ward, verkündete daö Läuten allen Glocken der Stadt, daß der König angelangt sei. Der Bürgermeister Sperling be grüßte in der Ehrenpforte im Namen der Stadt den König mit fol genden Worten: König!. Maj.! Unsere Stadt hat der Tage der Freude nur wenige, aber mit um so innigerm Gefühle begeht sie dieselben, und ein solcher Lag ist ihr an gebrochen, da Ew. Maj. ihr Weichbild erreichten. Ja konigl. Maj.! Die Bür gerschaft Königsbergs fühlt sich hoch beglückt, in Gemeinschaft mit Allerhöchst- ihnen daS Fest feiern zu können, welches deS Volkes Pietät dem Andenken unsere unvergeßlichen hochseligen Königs geweiht hat. Sie fühlt sich gedrungen, in al ter treuer Anhänglichkeit und Hingebung für Ew. königl. Maj. allerhöchste Per son und allerhöchstihr königl. HauS ihre Gefühle öffentlich zu bekunden. Ge ruhen Allerhöchstdiesclben die Huldigungen, welche die Einwohnerschaft Königs bergs darbringt, in Gnaden anzunehmcn. In ihrem Namen und Auftrage heiße Ew. königl. Maj. ich ehrfurchtsvoll willkommen. Der König bemerkte hierauf, daß man die Dankbarkeit gegen den Vater am besten dadurch ausdrücke, daß man dem Sohne keinen Kum mer bereite. Abends nach 10 Uhr nahte sich dem königlichen Schlosse der Preußenverein mit fliegenden Fahnen und 400 Fackeln und zog auf den inner» Schloßhof. Während er sich auf dem Schloßhofe gruppirte, trat der König auf den Balcon deS Schlosses hinaus, worauf der Ge neralmajor v. Plehwe an denselben folgende Worte richtete: Hinauf zur Majestät unser- heißgeliebten Königs und von seiner Huld be gleitet höher hinaus nach den Sternen zum König aller Könige, richten wir treuen Männer in dieser langersehnten festlichen Stunde den betenden Blick für daS Wohl unsers theuren LandcSvaterS. Willkommen, tausend, tausend mal willkommen, milder königlicher Herr, nach schweren Jahren der Trübsal und Heimsuchung in der fürstlichen Burg deiner Ahnen, in der Residenz der Marken, davon unser Va terland Preußen heißt, daran sich das heiligste der Bande, die Liebe zum Vater lande, knüpst. Großer Gott, wir preisen dich und danken dir inbrünstig dafür, daß du uns unsern guten König in den furchtbaren Stürmen der Zeit gnädig er halten hast; den König, deß reines Herz sein Volk liebt, wie kaum ein anderes Menschenherz es vermag. So weile denn, vielgeliebter erhabener König von Got tes Gnaden, weile um der überwiegenden Zahl der Treuen willen gern in diesen Mauern, und Gottes Friede schütze dich mit allmächtiger Hand! Wir aber, stolz im Bewußtsein, in guten und bösen Lagen Treue gehalten zu haben, wir jauch zen und frohlocken, daß cs die ganze Welt vernehme: Es lebe Se. Maj. unser edler König Friedrich Wilhelm IV ! Es lebe seine hohe Gemahlin, die Königin Elisabeth! Es lebe das ganze königliche Haus! Hoch! Hoch! Hierauf begab sich eine Deputation des Preußenvereins zu dem Könige, um denselben zu begrüßen, wobei der König den Generalmajor v. Plehwe umarmte. — Die Pfälzer Zeitung schreibt auS München: Der Art. 103 deS Religionsedicts: „Der Glocken auf den Kirchhöfen kann jede öffentlich aufgenommene Kirchengemeinde bei ihren Leichenfeierlichkeiten gegen Bezah lung der Gebühr sich bedienen", hatte unserS Wissens bisher zu keinen Diffe renzen zwischen Katholiken und Protestanten geführt. Auf beiden Seiten wurden darunter die Glocken verstanden, welche sich innerhalb der Um fassung des Kirchhofs befinden, ohne Unterschied, ob sie auf dem Thurme der von dem Kirchhofe umgebenen Pfarrkirche oder wo sonst immer auf dem Kirchhofe angebracht sind. DaS bischöfliche Ordinariat Eichstädt hat jedoch dem betreffenden Artikel die Deutung gegeben, als passe er nur auf Glocken, die sich anderswo als auf den Thürmen der einer Confes- sion ausschließlich gehörenden Kirche befinden, und demgemäß den Kle rus angewiesen, daö Geläute mit Glocken solcher katholischer Pfarr-und Filialkirchen, welche sich innerhalb der Umfassungen des Kirchhofs be finden, bei Begräbnissen von Protestanten zu untersagen, jedoch kein Hin derniß in den Weg zu legen, wenn die weltliche Behörde das Geläute anordne. Wirklich wurde auch bei Beerdigung eines Protestanten auf dem katholischen Kirchhofe zu Ruppertöbuch das Grabgeläute verwei gert. Wie man hört, hat sich nun das Cultusministerium in einem Rescripte gegen jene Auslegung des bischöflichen Ordinariats Eichstädt erklärt und beigefügt, daß, falls dasselbe auf seiner Anweisung an den untergeordneten PfarrkleruS beharre, die Staatsgewalt sich gemüßigt sehen würde, die Ortspolizeibehörde auf Anfoderung deS protestantischen ReligionStheilS mit dem Vollzüge des Geläutes zu beauftragen. — Der Nürnberger Kurier vom 3. Aug. schreibt: Eine große Zahl außerbairischer Blätter durchläuft eine der Deutschen Allgemeinen Zei tung entnommene Mittheilung über die Nürnberger Presse. Da in die sem Artikel auch deS Nürnberger Kurier Erwähnung geschieht, so sind wir veranlaßt, demselben einige Zeilen zn widmen. Nachdem in der fraglichen Mittheilung behauptet, daß eö auf den Untergang der Oppo- sitionSpreffe in Nürnberg abgesehen zu sein scheine, und nachdem die Art berührt worden, wie der Korrespondent von und für Deutschland zum Schweigen gebracht wurde, heißt es unter Anderm weiter: „Man citirte vor einigen Tagen den Eigenthümer des Fränkischen Kurier auf daS Stadtcommiffariatöbureau und eröffnete ihm, daß sein Bruder binnen 24 Stunden Nürnberg und binnen 48 Stunden daS Königreich zu ver lassen habe; zugleich stellte man ihm die Entziehung der Druckereicon- cesston in Aussicht. Als derselbe nun, hierdnrch eingeschüchtcrt, eine ge mäßigtere Haltung des Blattes für die Zukunst zu Protokoll versprach, nahm man die Auöweisungömaßregel zuruck. ES ist nun noch der Nürn-