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seht, heißt dies: Wir wollen bis 1852 warten, nm uns kostbar zu ma chen, und dann für PrästdentschaftSverlängerung stimmen. L'Ordre fühlt sich bei beiden Rednern der gestrigen Sitzung unbehaglich, bei dem beredtesten wegen seiner Montagnardanfichten, bei Coquerel, weil er den Umsturz deS Gesetzes anräth. L'Ordre protestirt daher gegen Beide. Voll Verwunderung erzählt er, wie der alte Tribun Michel (deBourgeö) in seiner Geschichte der letzten 60 Jahre ohne Bitterkeit und Brutalität mit Erhabenheit, Klarheit und Festigkeit ausgetreten sei. Der Erfolg der Rede sei groß gewesen und könne die Masse verführen. DaS Bezeichnendste fürHrn. Michel'S (deBourges) Erfolg ist, daß ihm der Constitution- nel eine lange Spalte voll Lobsprüche widmet. „Er hat fast beständig den Montagnard vergessen. Daher der großartige Effect seiner kräfti gen auf die Verherrlichung von aller Welt gebilligter Principien ange- wenveten Sprache." Der Constitutionnel verwahrt sich nur gegen die Ver- theidigung der Montagnardö von 1792 und 1793. — Der Staatsrath hat bei Berathung des Verantwortlichkeits gesetzes sich entschieden, daß die Candidatur des Prinzen Joinville nicht verfassungswidrig sei, weil er die in Art. 44 gefoderten Eigenschaften: Geborener Franzose, 30 Jahre Alter, Vollbesitz der Eigenschaft eines Franzosen, besitze. — Die Assemblee Nationale erwidert heute den deutschen und engli- ltschen Journalen, sie bestehe auf dem Vorhandensein und der geschehe nen Ueberreichung jener Note der drei nordischen Höfe an die italienischen Höfe, worin diesen direkter Beistand gegen die Revolu tion versprochen werde. (Die Preußische Zeitung hat, wie wir gestern mittheilten, daS Vorhandensein eines solchen Bündnisses geleugnet.) Na mentlich Times, Globe rc. mögen sich im Foreign Office erkundigen, ob nicht Lord Palmerston dieser Tage Mittheilung einer Note Nesselrode's an Brunnow erhalten habe, worin dieser ermächtigt wird, dem englischen Cabinet den gesammten Sinn und Geist der einmütbig zu Warschau und Olmütz zwischen den drei nordischen Großmächten gefaßten Beschlüsse bekannt zu geben, denen zufolge dieselben allen von der Revolution an gegriffenen oder bloS einfach bedrohten Regierungen beizustehen sich ver- pfiichten, wenn diese Hülfe in Anspruch genommen wird. Diese De pesche spielte sehr durchsichtig auf jene frühere Note an die italienischen Höfe an. ES geht auö beiden Aktenstücken hervor, daß die nordischen Mächte die Revolution überall und aufs äußerste bekämpfen werden. — Eine französische Goelette ist an der westafrikanischen Küste von einem englischen Kreuzer aufgebracht worden. Der Kriegsdampfer Eldorado ist in dieser Angelegenheit nach Sierra Leone abgegangen. Paris, 17. Juli. (Tel. Dep.) Fortgesetzte Revisionsdebatte. Pascal Duprat erklärt: die Einführung der Monarchie halte er für unmöglich; durch die Revision würde der Wiederwahl des Präsidenten Bahn gemacht; wenn die Rechte diese nicht wolle, so müsse sie auch jede Revision vermeiden. Larochejacquelein nennt das Maiwahlgesetz antinational und verwirft die Revision. Hierauf besteigt Victor Hugo die Tribune und greift die Monarchisten heftig an: es entsteht ein furcht barer Tumult, und der Präsident sieht sich genöthigt, mehre Sprecher zur Ordnung zu rufen. Großbritannien. London, 16. Juli. Infolge der orangistisch-katholischen Ruhestörungen in Liverpool find gegen 40 Personen verhaftet. Am Boyne-Fluß selbst dagegen hiel ten Katholiken nnd Protestanten am 14. Juli ein einträchtiges Meeting; die Mitglieder der Pächter-Liga in Irland versammelten sich am Jahres tage der Boyneschlacht auf einer den Fluß überragenden Anhöhe, nicht weit von dem Obelisken, der Wilhelm III. zu Ehren errichtet wurde, und steckten als ihr Banner eine orange-grün-blaue Fahne aus. Den Porsitz bei dieser Versammlung, welche sehr einmüthige Beschlüsse zum Resultat hatte, führte ein protestantischer Geistlicher, der Sehr Hochwürdige Erz dechant Fitzgerald. — Die Synodalbeschlüsse von ThurleS, sagt man, werden nächstens zugleich mit einem dieselben sanctionirenden päpstlichen Rescript im Druck erscheinen und unter der Geistlichkeit vertheilt werden. Die „gottlosen" OueenS-CollegeS sind also rettungslos in Bann gethan. — Die Pevenuen Irlands, wie sie officiell bekannt gegeben wer den, betrugen im Jahre 1850 4,094,653 Pf. St., nämlich Zölle 1,829,289 Pf. St., Accise 1,312,122 Pf. St., Stempeltare 462,691 Pf. St., ver schiedene Einnahmequellen 492,549 Pf. St. Nach Abzug der Verwal- tungSkosten rc. flossen davon 621,891 Pf. St. in den Staatsschatz. — Der Pascha von Aegypten hat von der britischen Regierung dafür, daß er Engländern gestattete, auf seinem Territorium Eisenbah nen zu baue», folgende» Gegendienst erlangt. Auf die Meldung hin, daß er Nubar-Bei nach England schicke, wurde von Lord Palmerston und der Admiralität der Befehl gegeben, daß — er für seine Effecten keinen Zoll zu zahlen brauche. -j-London, 16.Juli. In der Ausstellung wurden vorgestern 2963 Pf. St. eingenommen und waren 62,694 Menschen im Gebäude, dar unter zumeist Fremde auS allen Welttheilen und Engländer aus der Provinz. Gestern war die Ausstellung von 74,122 Personen besucht (der größten Zahl seit der Eröffnung). Die Einnahme betrug 3509 Pf. St. ES freut uns, bei dieser Gelegenheit den deutschen Vorkämpfern der Freihandelötheorien die Versicherung geben zu können, daß die engli schen Pächter, trotz der kläglichen Schilderungen, welche di« protektioni stischen Blätter von ihrem dermaligen Elende geben, so wohlbeleibt und wohlgenährt auSsehen, wie nur ein Mensch anSsehen kann, wenn daS LeibeSfett seine äußerliche Hautumhüllung nicht — wie Pulver ein Faß — zersprengen soll. AuS dem Schenkel eines solchen „durch die niedrigen Kornzölle an den gähnenden Rand deS Hungertodes gebrachten" engli schen Pächters hätte die schöpferische Naturkraft jenseit deS Kanals sehr bequem drei deutsche Rittergutsbesitzer machen können. Diese Ungethüme zwängen sich mit Macht durch die kleinen Portale der Ausstellung — ihre Frauen nicht minder — zwei solche Eremplare bringen einen OmnibuS zur Verzweiflung — ein Dutzend würde ein deutsches Fürstenthum bis zur Ueberfüllung bevölkern — beinahe scheint eS, als verschlängen sie die Bo- denproduction Englands absichtlich, um das Land auszuhungern und Lord I. Russell von Cobden loözureißen. Ihre Knäblein und Töchter lein gehen gutwillig in diese sich selbst ausopfernde Politik ihrer Aelter» ein.— ES hat sich ein Comite gebildet, das Pennyportosystem allen auswärtigen Regierungen zu empfehlen. Viele bedeutende Männer des In- und Auslandes, unter dem Vorsitz deS Lord Ashburton, haben sich angeschlossen. Der Augenschein hat wol unsere Gäste von dem Einfluß deS billigen Portosatzeö auf den englischen Verkehr überzeugt. — Der Präfect von Paris ladet im Namen der dortigen Handelöwelt sämmt- liche Mitglieder der hiesigen königlichen Commission, die auswärtigen Bevollmächtigten und die Jurors zu einem Feste ein, daö drei Tage dauern soll. ES dürften au 600 Personell geladen werden. — Vorge stern Abend langte der vormalige Handelsminister Hr. v. Bruck auS Wien hier an. Daö Morning-Chronicle bemerkt dazu: Männer wie Hr. v. Bruck können in einem Lande wie England kaum verweilen, ohne daß aus ihrem hiesigen Aufenthalte die ersprießlichsten Folgen für die Handelsbeziehungen der Länder, auf deren Zukunft sie so mächtig einzuwirken berufen sind, entspringen sollten. — Die Königin kaufte ge stern bei ihrer Wanderung durch die österreichische Abtheilung einen un garischen Czako für den Prinzen von Wales und mehre Spielwaaren für ihre jüngern Kinder. Donaufürstenthümer. Von der moldauischen Grenze, 12. Juli, wird dem Constitutionellen Blatt auS Böhmen als Thatsache gemeldet, daß am Dniester unweit der moldauischen Grenze ein Corps von 18,000 Mann russischer Infan terie und 8000 Mann Cavalerie concentrirt sei, ferner daß die Hospo- podare der Moldau und Walachei, Fürst Ghyka und Fürst Stirbey, sich in Czernowitz bereits seit einiger Zeit Wohnungen hätten einrichten las sen. Hieraus nun folgere man, daß die Hospodare der Donaufürsten thümer in der Hauptstadt der Bukowina dem Kaiser von Oesterreich ihre Aufwartung machen und dann denselben zur Revue der russischen Trup pen begleiten werden. Der Correspondent schildert auch die Sympathien der moldauischen Bevölkerung sür Oesterreich, die mit dem Wunsche Hand in Hand gingen, daß die Erstrebnng des österreichischen Einflus ses die Bande der russischen Bevormundung in etwas lockere. Eine Zu sammenkunft des Fürsten Ghyka mit dem Kaiser von Oesterreich werde als Bürgschaft dieser Zukunft und als der Anfang der für Oesterreich im Osten zu erfüllenden Mission angegeben. Mmerika. Durch den Arctic, welcher am 16. Juli in Liverpool einlief und 180,000 Doll, als Fracht mitbrachte, hat man Nachrichten aus Eali- fornien bis zum 1. Juni und Meldung über die Ankunft, von 3'/-Mill. Doll. Goldstaub von San-Francisco in Panama. Sän-FranciSco erhebt sich mit märchenhafter Raschheit aus den Ruinen der letzten Feuers brunst. Die Minenberichte lauten inSgesammt sehr ermuthigend. - Von einer Erschöpfung ist nirgend die Rede. — Die Affaire wegen deS englischen Deserteurs ist zur Zufrie denheit des britischen Gesandten geschlichtet worden. Der Deserteur wird an sein Regiment abgeliefert. — In Neuyork kamen wieder mehre Fallimente vor, das bedeutendste von der Firma Peter Cocorey jun., die in Baumwolle arbeitete. — Aus Domingo schreibt man vom 17. Juni, daß die haitische» Truppen am 30. Mai geschlagen wurden. — Aus Bogota und Cartagena berichtet man über den Ausbruch eines Aufstandes, welcher nach vielem Blutvergießen gebändigt wurde. Manuel I. CaneS, welcher an der Spitze der Emeute stand, entkam nach Ecuador. Ostindien und China. Die Nachrichten auS Indien und China lauten weder in po litischer noch in commercieller Beziehung sehr erfreulich. Die englischen Blätter gebrauchen seit Jahren die Taktik, die misliebigen Geschichten auS dem Oriente so freundlich als thunlich darzustellen, sie kurz zu be rühren und sich jede Bemerkung darüber zu ersparen. Indessen sprechen die mitgetheilten Fakten an und für sich deutlich genug; sie zeigen der Welt, daß trotz der glänzenden Aufstellung indischer Reichthümer im Jndustriepalaste zu Hydepark daS Territorium der Ostindischen Com pagnie nichts weniger als friedlich oder gar anglomanisch sei: Kuppra- deen, so meldet die neueste Post, ist von den englischen Truppen wol nach neuntägigem Bombardement erobert 'worden, aber der Zemindur hatte Zeit, das Fort mit seiner Mannschaft früher zu räumen und sich in eine andere Festung zu werfen, wo das Spiel um britische Soldaten köpfe wieder von neuem beginnen wird. In Hyderabad kommen fort-,