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1. KAMMERKONZERT im Blockhaus Sonnabend, den 13. September 1986, 19.30 Uhr oNIhairnoonio Ausführende: Steffen Gaitzsch, Violine 1 Holger Naumann, Viola Ralph Eschrig, Tenor Broken Consort der Dresdner Philharmonie: Dorothea Senf, Blockflöte Uwe Fritzsching, Blockflöte Heide Schwarzbach, Viola da gamba Norbert Schuster, Viola da gamba Thomas Grosche, Viola da gamba Christoph Schulze, Viola da gamba Joachim Franke, Barockposaune Mario Hendel, Fagott Rainer Lischka geb. 1942 Bohuslav Martinü 1890-1959 William Brade um 1560—1630 Johannes Heugel um 1497-1585 Pierre Phalese um 1510-1573 Paul Wüst vor 1475—nach 1536 John Ward 1571-1638 Thomas Morley 1557-1602 Vier Inventionen für Violine und Viola (1984) Drei Madrigale für Violine und Viola (1947) Poco allegro Poco andante Allegro PAUSE Allmand „Entlawbet ist der Walde" Fünf Branles aus „Antwerpener Tanzbuch" „Wer wollt dir mit in ehrn sein holdt" Fantasia „Help i fall" Johann Theile 1646-1724 Sonata ä 4 Paul Hofhaymer 1459-1537 William Brade 1560-1630 „Meins traurens ist" Paduana, Galliard und Allmand Der aus Zittau stammende Rainer Lisch ka , Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreisträger der Stadt Dresden 1986, studierte 1960—1966 an der Dresdner Musikhochschule Komposition bei Manfred Weiss, Johannes Paul Thilman, Günter Hörig und Carlernst Ortwein. Nach ei ner dreijährigen Aspirantur begann er an die sem Institut eine Lehrtätigkeit in den Fächern Tonsatz, Gehörbildung und Komposition. Er schuf u. a. Orchester- und Kammermusikwerke, Chormusik (speziell für Kinder), Musicals, ins gesamt Werke, in denen Einflüsse der Popu lärmusik zu finden sind, über die von den In- temreten angeregten Vier Inventionen f^B Violine und Viola äußerte er: „We Invention hat ein ihr eigentümliches Grundtempo. Dabei entsteht die Folge lang- sam-schnell-langsam-sehr schnell. Durch die konstanten, nur zuweilen modifizierten Zeit maße ergibt sich ein ausgesprochen tänzeri scher Charakter der Stücke. Eine ausgeprägt tonale Haltung sowie die Vorliebe für eine pulsierende rhythmisch-metrische Gestaltung sind wesentliche Züge meiner kompositorischen Arbeit. Der Begriff .Invention' (Erfindung, Einfall) be zieht sich hier auf die Dichte der musikalischen Zusammenhänge innerhalb eines Stückes, auf das Er-Finden von interessanten Kombinations und Verwandlungsmöglichkeiten eines (sehr einfachen) musikalischen Materials." Bohuslav Martinü studierte Violine und Orgel am Prager Konservatorium, war 1913— 1923 Geiger in der Tschechischen Philharmo nie und lebte 1932—1940 in Paris. Hier trat er in Beziehung zu Albert Roussel, der ihm Leh rer und Freund wurde. In seinen Kompositio- njjkbekannte er sich zum Neoklassizismus, gHHnzeitig machte sich seit den 30er Jahren die immer stärkere Betonung eines national-tsche chisch gefärbten Ausdrucks bemerkbar. 1941 — 1953 lebte er in den USA. Die letzten Jahre verbrachte er in Frankreich, Italien und der Schweiz, ohne je die Bindung an die Heimat zu verlieren. Das vielseitige und umfangreiche Lebenswerk des Komponisten beeindruckt durch seinen starken emotionalen Gehalt, sei ne geistvolle, differenzierte Gestaltung. Die Drei Madrigale für Violine und Viola (Duo Nr. 1) entstanden im Februar und März 1947 in New York, gewidmet den Ge schwistern Lilian und Josef Fuchs, durch deren Vortrag eines Mozartschen Duos diese reizvol len Kammerstücke inspiriert wurden. Das drit te Madrigal stellt einen dreiteiligen Volkstanz dar. William Brade, der englische Violinist und Komponist, trat seit 1594 in Berlin, Kopen hagen, Bückeburg, Güstrow, Gottorf und in Hamburg auf, wo er 1630 verstarb. Er war ei ner der bedeutendsten englischen Musiker, die Anfang des 17. Jh. im Ausland wirkten. Seine mehrstimmigen Tanzsätze beeinflußten stark die deutsche Instrumentalmusik. Auf ihn geht wohl auch die Einführung der Bezeichnung „Allemande" (statt „Deutscher Tanz") durch seine 1609—1621 in Hamburg gedruckten Tanz sammlungen zurück. Johannes H e u g e I immatrikulierte sich 1515 an der Leipziger Universität und wurde 1535 als Komponist an den Hof in Kassel ver pflichtet, wo er spätestens 1547 zum Kapell meister avancierte und 1585 starb. Er kompo nierte u. a. in der Nachfolge von Josquin des Pres, strebte jedoch im Alter eine akkordische Satzweise an, die der frühen venezianischen Doppelchörigkeit nahesteht. Er schuf vor allem Motetten, ferner Instrumentalstücke und deut sche Lieder („Entlaubet ist der Wal de " ist in seiner stark polyphonen Haltung bezeichnend für ihn). Der belgische Musikverleger Pierre Pha lese, seit 1542 Mitglied der Universität Lö wen, war von Haus aus Buchhändler. Er spe zialisierte sich zunehmend auf die Musik. Sein erstes Druckprivileg stammt von 1547. 1551 er hielt er die Erlaubnis, eine eigene Druckerei zu eröffnen, Grundstock eines Unternehmens, das mehr als 130 Jahre lang der führende Mu sikverlag der Niederlande und einer der be deutendsten Europas war. In seinen zahlrei chen Individual- und Sammeldrucken, darun ter viele Lautentabulaturen, sind alle namhaf ten niederländischen Komponisten und auch wichtige italienische Autoren der Zeit vertre ten. Von Paul Wüst, der sich von 1510 an in Augsburg und später in Basel aufgehalten hat, offenbar gefördert von Glarean und den Brüdern Amerbach, sind 25 Liedsätze erhalten, die manchmal spielmännische Elemente auf weisen. Auch eine stilistische Nähe zu Paul Hofhaymer ist gegeben. Wohl um 1520 wurde er Schulmeister in Keyersberg im Elsaß.