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wußt auf Modernismen verzichtend, an ein breites, musik interessiertes Publikum zu wenden, ging es doch um Wirkun gen, die nicht erst von künftigen Generationen, sondern in unseren Lebenstagen verstanden sein wollen. Die drei Teile der Komposition orientieren sich in ihrem Ab lauf an den Gedanken Heimat in Glück und Gefahren, Frie densklage — Friedenstaten, Friedensmacht und Zuversicht. Als Rezeptionshilfen gedacht, gestatten sie auf umfängliche Werkbeschreibungen zu verzichten. Mit dieser Komposition, die auf ihre Weise den Frieden als die einzige der Menschheit würdige Lebensform besingt, soll ein bescheidener Dank den Angehörigen unserer Nationalen Volksarmee übermittelt sein, die in nunmehr 30 Jahren einen entscheidenden Beitrag zur Erhaltung des Friedens geleistet hat und seine Zukunft zusammen mit den sozialistischen Bruderarmeen sichert." M Carl Maria von Weber war einer der brillantesten Pianisten seiner Zeit. Besonders gerühmt war seine Gabe der Improvi sation. Er besaß eine ungewöhnlich weite Handspanne; der virtuose Grundzug seines Klavierstils, die Vorliebe für Terzen- und Oktavengänge, für Dezimengriffe, für kühne Sprünge, für glanzvolles Passagenwerk usw. stehen damit in engem Zusammenhang. Webers Klavierwerke, die heute zu Unrecht vernachlässigt werden, verschmelzen zweifellos verschieden ste klavieristische Anregungen, so von seinen Lehrern M. Haydn, G. J. Vogler und F. Danzi, von C. Ph. E. Bach, J. N. Hummel, J. L. Dusik, auch von J. Haydn, Mozart und Beet hoven, doch besitzen sie vor allem einen Eigenklang, der einerseits aus einer Mischung von chevaleresker, heiterer Ele ganz und volkstümlicher Schlichtheit des Empfindens besteht, andererseits durch opernhafte Ausdruckswirkungen gekenn zeichnet ist. Weber wußte als echter Virtuose seinen Klavierkomposi tionen, die vielfach für den eigenen Gebrauch auf Konzert reisen geschrieben wurden, stets einen absolut klaviej» stischen Charakter zu geben, die Möglichkeiten des Intsiw ments ausschöpfend und ins rechte Licht rückend. So wurde seine Klaviermusik beispielhaft für die pianistische Virtuosen musik des 19. Jahrhunderts. F. Liszt, der verschiedene Weber- sche Klavierstücke bearbeitete, konnte sich mit Fug und Recht als sein Fortsetzer fühlen. Aber auch zu Mendelssohn, Schu mann und Chopin spinnen sich Fäden. Doch ist Webers Vir tuosität und Brillanz nicht äußerlicher Selbstzweck, sondern Ausdruck inneren Wollens. Mit Orchesterbegleitung schuf Weber zwei Konzerte und das Konzertstück f-Moll. Das 2. Klavierkonzert E s - D u r o p . 3 2 — wie das 1. ein seltener Gast in unseren Konzert sälen — wurde 1811/12 in München und Gotha komponiert. In einem Gothaer Hofkonzert brachte es der Komponist dm 17. Dezember 1812 selbst zur Uraufführung und spielte es in der Folgezeit wiederholt mit größtem Erfolg, kein Wunder, daß er darum eine hohe Meinung davon hatte, äußerte er doch: „Daß es übrigens das schwerste, aber auch dankbarste Klavierkonzert ist, das je die Sonne, oder vielmehr die Lich ter beschienen, ist gewiß." Der Musikschriftsteller Friedrich Rochlitz faßte wohl die Meinung vieler Zeitgenossen zusam men, als er feststellte, daß „kaum in einigen Werken dieser Art von anderen Meistern also verbunden angetroffen wer den: soviel Originalität der Ideen ohne alle Bizarrerie und phantastische Ausschweifung, soviel gründliche Kunst ohne alle wirkungslose Künstelei oder Schwerfälligkeit, soviel Feuer und Glanz bei so sprechenden Melodien und zartem Ausdruck, auch bei solchem Reichtum ganz eigentümlicher h^trumentierung so schöner Effekt des Hauptinstruments." Der erste Satz (Allegro maestoso), in dem sogleich alle Weberschen Stileigentümlichkeiten hervortreten, strahlt fest lichen Glanz aus. Sein kräftiges, männliches Pathos läßt daran denken, daß Beethovens 5. Klavierkonzert (in der gleichen Tonart) nur einige Jahre älter ist als Webers Werk, obgleich dieses im Anliegen und Anspruch dem Klassiker fernsteht. Das poetische, stimmungsvolle Adagio nimmt mit seinen schönen Farbwirkungen, den zarten Streicherklängen und ge heimnisvollen Rufen der Bläser schon „Freischütz“- und „Oberon“-Klänge voraus. Ureigener Weber-Stil spricht nicht nur aus der schwärmerischen Lyrik des Stücks, sondern eben so aus den glitzernden Läufen, lockeren Arpeggien, gehäm merten Akkorden und dem schließlich verlöschenden, geheim nisvollen Tremolo des Klaviers. Das Schlußrondo greift die Stimmung des ersten Satzes und seine Virtuosität auf und fügt effektvolle tänzerische Impulse hinzu, so daß sich Webers Meinung, das Konzert sei auch dankbar, bestätigt. i^reits neun Jahre nach der erst im Alter von 43 Jahren voll- Wraeten 1. Sinfonie schuf Johannes Brahms seine 4. und letzteSinfonie. Unmittelbar nach der „Dritten" entstanden, erlebte die 4. Sinfonie e-Moll o p . 98 ihre Uraufführung unter der Leitung des Komponisten am 25. Oktober 1885 in Meiningen. Das machtvolle Werk bedeu tet zuchtvollste Zusammenfassung seiner sinfonischen Aus drucksmittel, die noch einheitlicher, verdichteter, vielsagender erscheinen als in den vorausgegangenen Sinfonien. In der Rückbesinnung auf altklassische und klassische Traditionen der Tonkunst, auf das deutsche Volkslied, auf alte Tanzfor men, fand Brahms das stilistische Fundament für sein be- kenntnishaftes Werk, dessen erster Satz (Allegro non troppo) sogleich mit einem getragenen Thema der Violinen einsetzt, von den Bläsern begleitet. Das zweite Thema, in den Bläsern