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ltchen Eröffnung überein, welche der Angeklagte dem Direktor de» «rresthgufe« gemacht, indem er ihm bei der Rückkehr von der ersten Sonfrontation gesagt hatte, daß di« Gräfin ei gewesen, welche da« Gift in den Mund Gustav« gegossen; daß sie dasselbe zu zwei verschiedenen malen hineingegoffen und davon sogar auf die Kleider ihre« Bruder« verschüttet habe. Die« würde erklären, warum sie ei. mge Augenblicke nachher kam, um sich die Hände mit schwarzer Seife in der Küche zu waschen, warum sie sofort die Kleider Gustav« und jene ihre« Manne« in «ine mit Wasser gefüllte Bütt« stecken ließ, warum sie dieselben in ihrer Ge. genwart und bi« mitten in die Nacht durch die Köchin Louise Mae« autwinden Und au« der Lauge herauSwaschen ließ. Die« würde auch erklären, we«halb sie die Krücken ihre« Bruder« mit heißem Wasser reinigen, wcShalb sie dieselben nachher verbrennen ließ, indem sie sagte, daß sie den Anblick Dessen, wat ihm ge-. härt hat«, nicht «rtraqen könne, weshalb si« ebenso seine Weste und seine Cra- vate in dem Augenblicke verbrennen ließ, al« die Justiz zu Bitremont anlangte. Die« würde endlich erklären, weshalb sie noch an dem nämlichen Abend und in ihrem Beisein den getäfelten Boden de« Speisesaal« reinigen ließ, weshalb sie am andern Lage selbst Oel auf die Flecken goß, die man noch hätte erkenn«» können, und weshalb ste in dem Augenblicke, wo man zur Leichenschau schritt, mit Zufriedenheit zu Emerentia sagte, daß Alle« gut gehe, daß man nicht« ge- fünden hätte und daß man am andern Lage Gustav beerdigen werde. Diese Lhatsachen find zu zahlreich'und zu direkt, al« daß man ihre Mitschuld in Zweifel ziehen könnte, zumal dann, wenn man si« in Verbindung bringt mit den außer gerichtlichen Erklärungen de« Gatten, mit der ganz eigenthümlichen Natur de« Ver brechen« und mit den Maßregeln, welche die Gräfin getroffen hatte, um dessen Bollführung zu sichern. Diese Mitschuld stieg sogar bi« in einen ziemlich ent fernten Zeitraum hinauf, weil ebenfal« sie e« war, welche alle di« an LoppenS und den Kupferschmied Vandenbergh« gerichteten Briefe geschrieben und mit dem fal schen Ramen Berank unterzeichnet hatte. Die Gräfin, «S ist wahr, behauptet, daß, wenn sie die ganze Nacht zubrachte, um die Spuren de« Verbrechen« verschwinden zu machen, dies einzig geschah, um ihren Gatten, den Vater ihrer Kinder, zu retten. Aber e« ist ziemlich schwierig, diese Entschuldigung zuzulaffen in Gegenwart eines so gehässigen, an dem eigenen Bruder Derjenigen, welche sie vorbringt, verübten Verbrechen«. E» ist insbeson dere schwierig, sie zuzulaffen in Gegenwart der fast täglichen Gewaltthaten, wor über die Gräfin sich zu beklagen hatte und denen sich noch die tiefste^Jmmoralität zugesellte, weil man ihren Mann sie zwingen gesehen Hatte, die Furcht des Ehe bruch« in da« Schloß Bitremont aufzunchmen. Sie behauptet auch, daß, wenn si« mitgewirkt habe, die Vergiftung vorzubereiten oder zu erleichtern, sie e« nur gethan habe auf die Drohungen ihre« Manne« und unter der Herrschaft eine- moralischen Zwange«. Aber weshalb denn nicht wenigsten« ihren Bruder warnen, den «in einzig^« Wort retten mußte? Weshalb seinen Leichnam profaniren, indem sie ihn durch den Kutscher Vandenberghe mit Essig übergießen ließ? Weshalb den Damen de Dudzecle einen beschimpfenden Ramen geben, als sie einen Be dienten beauftragte, ihnen den Tod Gustav'« kundzumachen? Alle« die« deutet nur zu sehr auf einen gemeinsamen Gedanken, um das nämliche Ziel zu erreichen, welche« den beiden Angeklagten Vortheil bringen mußte und welches der eigene vheim der Gräfin bei der Instruction laut verkündigte, indem er den Peweg- grund darlegte, der ihn «verhinderte, sich am andern Lage auf die deshalb an ihn ergangene Einladung in« Schloß zu begeben. „Ich war — sagte er — zu sehr entrüstet gegen sie wegen ihrer infamen Aufführung, und diese Entrüstung hat ihre Quellen in meiner tiefen Ueberzeugung, daß sie Gustav umgebracht haben." Demgemäß rc. Zur neuesten Literatur. V Erriin, 26. Mai. Soeben erschien: „Zwei Monate in Pari«" von Adolf Stahr (Oldenburg 1881). Pari« ist ein reicher, unerschöpflicher Boden, auf dem schon so viel« Touristen mit Glück gepflügt haben. Zeder findet etwa« Reue«, Beson der««, MittheilenSwertheS, und Derjenige natürlich am meisten, der Alle« mis dem Borsah beschaut, e« später zu benutzen, und sich deshalb keine Mühe verdrießen läßt. <So ist e« denn auch Adolf Stahr leicht geworden, über zwei Monate in Pari« zwei Bände zu schreiben, und wenn auch die« hin und wieder allzu sehr als der Hauptzweck hervortritt, so besitzt Stahr doch so viel Talent und Geschmack, so viel edleS Streben und sichere Auffassung, daß wir manchem hübschen treffenden Wort, mancher geistvollen Schilderung, mancher interessanten Mittheilung begeg. nen. Gleich den ersten Eindruck, den die wunderbare Weltstadt auf ihn machte, beschreibt er sehr anschaulich; die vielen Gebäude, an denen die Erinnerungen der Geschichte haften, geben ihm Veranlassung zu mannichfachen Reflexionen und Be merkungen. ES ist nicht unergitbig, dem Verfasser in die Malerateliers, in den Louvre, in die verwitterten Gärten von Reuilly, zu einem socialistischen Kreund- schaftSmahle der Arbeiter zu folgen. Unser besondere« Interesse erregen natürlich sein« Erzählungen von Hein«, dem „sterbenden AristophaneS", wie er ihn nennt, den er öfter besucht«. WaS Alfred Meißner über Heine geschrieben, ist, es läßt sich nicht leugnen, einfacher, brillanter und treffender zugleich, mit dichterischerm Auge, und darum wahrer, aufgefaßt; sowie Meißner über Heine schrieb, kann eben nur ein Dichter über einen Dichter schreiben. Aber auch wa« Stahr von ihm berichtet, ist interessant, wie am Ende Alles , jede» Wort diese« noch auf dem schmerzenvollsten Krankenlager unverändert geisteöfrischen, genialen Poeten. Wie schon früher Meißner, widerlegt nun auch Stahr die hin und wieder auftau chenden Gerüchte von seiner Bekehrung. „Niedergeworfen von unheilbarer Krank- h«it, sagt Stahr, bei lebendigem Leibe schon auSgestrichen aus dem Buche de« Lebens, gemartert von den entsetzlichsten SchmerzenSqualen, hat dieser Mann die ganze Energie seine« aristophanischen Geiste«, die volle Kraft seine« unverwüstli chen Humor« und all die schneidende Schärfe feine« vernichtenden Witzes bewahrt. Man hat von ihm berichtet,' er habe sich bekehrt, der deutsche AristophaneS deS 19. Jahrhunderts sei «fromm», sei ein Betbruder geworden. ES ist kein wahres Wort daran. Die Leute, die dergleichen von ihm verbreitet, haben sich entweder selbst getäuscht oder sich von ihm täuschen lassen. ES ist wahr, daß er die Bi hel liest, weil er ihre poetischen Schönheiten wie Wenige empfindet, wahr, daß «r gern von Gott und Unsterblichkeit redet. Aber sein freies Berhältniß zu diesen Dingen bleibt unverändert, und selbst wo er eine gewisse Gläubigkeit zeigte, war «r doch stet« seiner Freiheit bewußt und überhaupt geistig in allen Dingen voll- ikommen der Alte." — Gibt «« etwa« AnmuthigereS al« di« „lebenden Blumen" von Grand- vill«, diese graziös«» G«stalt«n, di«, indem si« alt reizend« Frauen vor up« stehen, doch ihre Blum«ns«kl,n be-glten haben? Nur etwa« «u kokett wol- len sie un« hin und wieder erscheinen, und da der sinnig« Künstler nicht« ohne Absicht gethan, so sollt«» wir fast glauben, er g«hört« zu,Denjenigen, welch« in jeder Blume und in jeder Frau etwa« Koketterie vorau-setz«». Wie d«m auch sei, gut gewesen ist er ihnen doch, sonst hätte seine geniale Hand sie nicht so lieb lich und phantastisch verherrlicht! ES find wahrhaft p««tischr Bilder, welch» er geschaffen. Wie munt«r tanzen ha Kornblum« und Klatschrose durch dat Korn feld, wie süß und bescheiden sitzen di« kleinen Veilchen unter ihren schützenden Blättern, wie zärtlich hält di« hunkl« Skabiose ihre Kinder ag d«r Hand, wie stolz geht die strahlende Tulpe al« Sultanin einher ! Diese reizenden Trandvifl«'- schen Schöpfungen sind jetzt auch mit deutschem Text erschienen: „Die Pilger fahrt der Blumengeister" von Adolf Böttger. Mit 36 eolorirten Bildern nach Grandville. (Leipzig 1851) Böttger läßt die Blumenschar inSgesammt bei der Blumenelfe darum anhalten, al« Menschen mit menschlichen Em pfindungen auf der Erde zu wandeln; di« Blumenelf« gestattet «« ihnen auf zehn Jahre. Run folgen di« Menschenschicksale jeder einzelnen Blume, wovon manche recht artig erfunden und erzählt find; nur daß die Lilie al« Königin Mari« An- tojnett« auftritt, ist etwa« geziert und gewaltsam herbeigezogen. Zuletzt kehren die Blumengeister zu ihrer Elfe zurück; sie haben da- Leid und die Schmerzen der Sterblichen kennen gelernt und »«klangen sehnlichst nach ihrem ruhig träume rischen Pflanzenleben zurück. Die Elf« empfängt sie wieder mit Lieb« und forscht nach der fehlend«» Ammortell«. As« sie, «ndlcch herbeigeholt, fragt si« di« Elfe, ob sie sich so schwer von der W«lt habe trennen können? ^h nein, di« Immor telle allein hatte so wenig Sehnsucht danach, daß sie all die Seit still blühend in der Blumenhülle geblieben ist. Sie will nicht wie die Schwestern glänzen und glühen, und erbittet sich nur fern an einem Hügel (an Erandville'S Grab) g«. deihen zu dürfen, an den sie dk« Danke« Band« ziehen. Mit dieser fiynigen Wendung schließt das Buch, natürlich, nachdem die Elf« ihrem Li«bling1kind« sei nen Wunsch gewährt hat. Dak schöne Prachtwerk sei hiermit besten« »jnpfohlen. Die neuesten literarischen Erscheinungen. Aus Kurhessen. Zwei Vcrthcidigungtrcden aus dem Preßprocesse gegen Frdr. Hornfeck und Adam Trabert, Redacteure deS „Wacht auf!" vor dem Geschwo renengerichte zu Fulda. Gr. 8. Altona. 3 Rgr. Brandt, I. C., Kurzer Entwurf einer Wissenschaft der Verwandtschaften in Na tur- und Menschenleben nach geistig-dynamischen chemischen LebenSprincipien. 8. Jüterbogk, Colditz. 15 Ngr. Brost, I. B-, Die Kelten und Althelvetier. Ein Beitrag zur ältesten Geschichte der Schweiz. Gr. 8. Solothurn, Scherer. 26 Rgr. Deinhardt, H. M., Die Organisation der Auswanderung. 8. Gera, Jggen'S Erben. 15 Ngr. Diefenbach, L., Ein Pilger und seine Genossen. Roman. Gr. 8. Frankfurt a. M., Auffarth. 1 Lhlr. Europa, seine Länder und ihre Bewohner. Drittes Bändchen. — A. u. d. L.: Städte und Inseln von England und Wale« mit ihren Bewohnern. Von W. Se.yf- farth. 8. Stuttgart, I: B. Wüller. 24 Ngr. Kröhlich, R. A., An Fanni. Gedichte. Gr, 8. Wien. 6 Rgr. Gall, L., Zur Orientirung in der Frcihandel«frage mit besonderer Beziehung auf die Rübenzucker-Industrie. Gr. 8. Trier, Lroschel. 6 Rgr. kivhol, 6 6., Loriebt üdor dio I-oistuvgon im 6ol>iets der ksliiontologio mit besonderer LsruelcsicbtiguNA «1er Osognosie witkrend der äsbro 1848 und 1819- Or. 8. Lorlin, dlieolsi. 1 Tblr. 20 digr. lltroddoll, , Loitrügo rur kosvkivkto dog douisoksn Luokksndols. krstos Ltindokoa: blotiron über einige Luokköndivr dos XV. nbd XVl. äabrbundorts. 6r. 12. beipniz, Ilinricks. 20 Panacee für den österreichischen Reichstag. Bon H. S. Gr. 8. Berlin, Veit u. Co. 3 Ngr. Preußen im Jahre 1856 und seine Stellung zum Auslände. Gr. 8. Berlin, Nicolai. 7'/, Ngr. Nuperti, F>, Dunkle« Haub, Zugendgedichte. 16. Bremen, GciSler. 20 Ngr. Spelssr, Sechs Aufsätze über die Münzfrage. Basel 1850, Schweighauser. 6'/«,Ngr. Ooutsvbo Ltsdtrsokto dos Ailtvislters, mit rvektsgesobiokltivken sirlüutorungen berausgegeben von L. 1k. 6 supp. Lrstvr Land. Orvslau, ölax u. Co. 1 IKIr. 10 Ngr- - Thiele, I. M., Lhorwaldsen'S Jugend. 1770-1804. Nach de« verstorbenen Künstlers Briefwechsel, eigenhändigen Aufzeichnungen und hinterlassenen Papie ren. AuS dem Dänisch«» von A. Wachenhuse». Gr. 8. Berlin, Besser'» Verlag. 1 Lhlr. 10 Rgr. Tegne'r, EsaiaS, Neuere Schriften. Au« dem Schwedischen übertragen von B. A. Alten. Erstes Heft. 8. Leipzig, H. Schultze. 15 Rgr. Townsend, W. C., Der britisch« Pitaval. Englische Staat-proceffe der letzten Jahrzehnde. Herausgegeben und mit erläuternden Anmerkungen und Einlei tungen versehen. AuS dem Englischen übertragen von W. E. Drugulin. 8. Grimma, VerlagS-Comptoir. 1 Lhlr. 15 Ngr. Venedey, I-, Schleswig-Holstein im Jahre 1850. Ein Tagebuch. Zwei Theile. Gr. 12. Leipzig, Avenarius u.. Mendelssohn. 2 Lhlr. Unsere Verfassung. 8. Berlin, Schneider u. Co. 20 Rgr. Wohlbrück, L. A., Das «eben Jesu. Nach dem Bibel-Text metrisch bearbeitet. Lex.-8. Bremen, Schünemann'S Verlag. 5 Rgr- Wolzogen, L., Frhr. v-, Memoiren. AuS dessen Nachlaß unter Beifügung offi- cieller militärischer Denkschriften mitgetheilt von A. Frhrn. v. Wolzogen. Lex.-8. Leipzig, O. Wigand. 3 Lhlr. 10 Ngr. Würth, Die Zigeuner-Königin von Ungarn im Jahre 1849. Historisches Schau spiel in vier Abtheilungen mit Chören, Lanzen und Melodramas. Gr- 8- Düs seldorf. 12 Rgr. Ziegler, I. M./ Betrachtungen über den projektirten Sisenbahnbau und den Ein fluß der Schienenwege auf die Bevölkerung der Schweiz. Mit sechs Kärtchen. Ler.-8. St.-Gallen, Huber u. Comp. 8 Ngr. Zur Erinnerung an Friedrich den Großen. Mit einer Abbildung und Beschrei bung deS am 31- Mai 1851 zu Berlin enthüllten Drnkmalt Friedrich'« des Groß«». Gr. 8. Berlin, Nicolai. 6 Ngr. Verantwortlicher Herausgeber: Heinrich Br-Bhau», — Druck und Verlag pon K. St» Broek-au« in EetHßkg.