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USV schlimme, sehr schlimme Sturmvögel, auS deren Krächzen man mit ziem« licher Gewißheit den nahenden Sturm Vorhersagen kann. Ich bin zwar nicht in der Lage, authentische Vorlage» der Oeffentlichkeit zu übergeben; aber so viel kann ich mit Gewißheit behaupten, daß sich unter den böh mischen Adeligen eine Bewegung vorbereitet, dit in nicht gar ferner Zeit mit einer lauten Auffoderung an den Thron enden wird, die Charte vom 4. März als nicht mehr bestehend zu erklären. *) Fürst Schwarzenberg begünstigt wenigstens indirekt dieses Treiben deS hohen Adels, dessen Creme mit dem Ministerpräsidenten fast durchaus verschwägert ist. ES ist ein schlimmer Streich der adeligen Herren, daß sie zur selben Zeit, als sie mit dem Projekte umgehen, die Verfassung Oesterreichs mit den vormärzlichen Feudallandständen zu vertauschen, das Gerücht auSspren- gen, die adeligen Damen beabsichtigen eine Petition an den Kaiser, um eine Amnestie für die politischen Gefangenen zu erwirken. In der That besteht ein solches Projekt; ich kann ihm jedoch keinen andern Zweck zu erkennen als den, der Masse Sand in die Augen zu streuen, um die Projekte gegen die Verfassung ungestörter zu verfolgen. Bemerkenswert ist eS, daß die czechische Partei den Gerüchten über den Staatsstreich gegenüber mit Zähigkeit an die Ehrlichkeit deS Ministers Grafen Thun glaubt und seinen Austritt dann sofort erwartet. — Ich muß Sie schließ lich noch von der wirklich bemitleidenSwerthen Verlegenheit in Kenntniß setzen, in der sich unser officielleS Organ (Prager Zeitung) mit dem Austritte deS Ministers v. Bruck befindet. Die Redaction desselben zählt näm lich unter ihren Mitarbeitern einen Mann voll großartiger national-öko nomischer Kenntnisse, und nur die undankbare Mitwelt trägt Schuld daran, daß sein Name bisjetzt nicht über die Mauern seines RedactionS- bureau gedrungen ist. Diese national-ökonomische Capacität ist nun immer weidlich gegen die Industriellen zu Felde gezogen und ging in ihrem regierungsfreundlichen Eifer so weit, Jeden für einen LandeSver- räther zu erklären, der nicht für die sofortige Einführung deS neuen Zoll tarifs stimmte. Bruck tritt ab und halbofficiell wird erklärt, daß eher an eine Zurücknahme als an eine Einführung des neuen Tarifs zu den ken sei. WaS nun thun? ES wird nichts Anderes übrig bleiben, als daß sich die Regierung inS Mittel legt und eine Veränderung in der Redaktion deS offiriellen Blattes vornimmt. — Der Maigefangene vr. Hadkowöki, einer der Befähigtsten der czechischenPartei, ist denn doch in der Untersuchungshaft gestorben; erst 14 Tage nach seinem Tode er hielt man hierüber im Publicum einige Gewißheit. Lemberg, 24. Mai. Im Dorfe DerSzow hat am 7. Mai ein Privatlehrer den Gutsherrn Jablonsky erschossen und die Flucht er griffen. Rache soll Beweggrund dieser That gewesen sein. — Zu MezököveSd im erlauer Comitate Ungarns ereignete sich am 25. Mai ein grauenvoller Mord. Das Eheweib deS Bauern Joseph Berenyi wurde,-als sie aus der Kirche Nach Hause kam, mit Stricken an eine Säule gebunden und von ihrem Manne mit einem Stricke so lange geschlagen, bis sie den Geist aufgab. Während dieser Gräuelscene hielten die Schwestern deS Mörders Wache, damit Niemand nahen könne. Das Geschrei deö unglücklichen Opfers verursachte aber dennoch einen Zusammenlauf von Menschen; auch Gendarmerie eilte herbei und verhaftete Mörder und Theilnehmer. Die Ursache dieser That ist noch unbekannt. Italien. Turin, 31. Mai. Weitere fünf Kategorien deS Zolltarifent wurfs sind von der Abgeordnetenkammer angenommen worden. — Ein Circular deö UnterrichtSministerS ermahnt die Bischöfe, angehenden Theologen in den königlichen Collegien und nicht in Seminarien den betreffenden Unterricht zu spenden. Auch soll daö gesammte geistliche Schulwesen der allgemeinen Schulinspection unterstellt werden. Dem Vernehmen nach sollen mehre Bischöfe gegen diese Anordnungen sich ausgesprochen und förmlich verwahrt haben. Florenz, 31. Mai. Die Kirchentumulte sind den Gerichten angezeigt worden und sollen streng untersucht werden, bei den Verhafte ten sind Waffen vorgefunden worden. Heute ward die durch Blutver gießen profanirte Kirche zum heiligen Kreuz durch den Erzbischof neuerdings eingeweiht, wobei die österreichischen Besatzungstruppen zugegen waren. Ancona, 24. Mai. Auch hier hat die Agitation gegen das Ta- backrauchen ihren Anfang genommen. Spanien. Madrid, 1. Juni. In Cadir ist ein französisches Geschwa der angekommen, welches, wie man vermuthtt, wegen der Vorfälle in Portugal dorthin gesandt wurde. (Tel. Dep.) Arankeeich. Paris, 2. Juni. Die Zeitungen veröffentlichen jetzt auch den Toast deS Maire von Dijon auf den Präsidenten. Derselbe lautet: Herr Präsident! Mehr begünstigt al« viele andere Städte, welche auch ge wünscht haben, Ihnen ihre achtungsvolle Gastfreundschaft darzubringen, ist Di jon tief von der Ehre Ihres zweiten Besuches gerührt. Voriges Jahr kamen Sic, um selbst über die Bedürfnisse unserer Bevölkerung zu urtheilen, und kaum ist ein Johr seit jener Zeit verstrichen, und Dank der geschickten Direction und *) Eine ähnliche Mittheilung macht ein prager Correspondent der Allgemei nen Zeitung, wonach vom böhmischen Adel eine Petition an das Gesammtministe- rium abgehen würde, die in ihren einzelnen Punkten DaS enthielte, was in Zu kunft als Programm dieser Partei zu betrachten sei. D. Red. den wohlunterstühten Bemühungen einet ausgezeichneten Ingenieurs, sind Sie heute im Stande, einem jener wichtigen Feste zu präsidiren, die im Leben der Städte die friedfertige Eroberung de« wahren Wohlstände« bezeichnen. Ihre S«. genwart / Prinz, bei der Einweihung unserer Eisenbahn, beweist, welche« In teresse Tie für den Ackerbau, den Handel und die Manufaetnren Burgund« ha ben, und wenn e« in Zukunft alle Vortheile hat, welche feiner Lhätlgkeit durch den neuen Weg eröffnet worden sind, so wird e« sich erinnern, daß Tie gewünscht haben, mit den bürgerlichen und religiösen Feierlichkeiten diese« Lage« da« dop- pelte Ansehen Ihrer Person "zu vereinigen. Sie sind nicht allein, Prinz, der Erbe deS Ramen«,' welcher den Ruhm Frankreich« auf den höchsten Gipfel ge bracht; Sie haben auch mit einer Festigkeit und einer Selbstverleugnung, welche nur großen Gemüthern und hohem Muthe eigen sind, den da« Land zerrüttenden Leidenschaften Schranken gesetzt. Ehre Ihnen, Prinz, für eine so große Wohl- that, und lassen Sie uns hoffen, daß die Nation in der Au«übung ihrer Sou- verainetät den besten Ausdruck für ihre Dankbarkeit finden wird. — Von Cormenin'S, deS Präsidenten der VerfaffungScommission, Broschüre über die Revision liegen die Correcturbogen der Presse vor, welche Auszüge auS denselben mittheilt. Der Verfasser beruft sich am Eingänge darauf, daß die Mitglieder jener Commission mit ungeheurer Majorität gewählt wurden. (Am 17. Mai 1848 erhielten im ersten Scrü- tinium von 784 Stimmen Cormenin 657, Marrast 646, LamennaiS 552, Vivien 517, Tocqueville 490.) Die Commission arbeitete unver drossen Tag und Nacht, alle Vorschläge wurden erwogen und wer eS besser wußte, hatte ja damals die vollkommene Freiheit, eS zu sagest. Der Entwurf wurde von den 48 Commiffaren vorbereitet, in den Ab- theilungen debattirt, von den Delegirten amendirt, von der Commission revidirt, von der Kammer berathen, von der Presse beurtheilt. Ihm faßt sich die ganze Verfassung in fünf Punkte zusammen: 1) Unveräu ßerliche Souverainetät deS gesammten Volks, 2) Republik, 3) direktes und allgemeines Stimmrecht, 4) Eine Kammer und 5) die Erecutivgewalt. Hr. Cormenin selbst hat die Möglichkeit einer Revision vorgeschlagen, weil ihm eine ewig dauernde Verfassung als Unsinn erschien. Er geht dann die Bedingungen der Revision durch und findet, daß sie dermalen praktisch unmöglich ist. Sie findet nicht die nöthigen drei Viertel der Stimmen. Die Constituante muß unmittelbar nach ver dritten Bera- thung, also von nun in drei Monaten, zusammentreten, die Legislative Älso ihr Mandat neun Monate früher niederlegen, womit ein großer Theil der Repräsentanten nicht einverstanden wäre. Endlich hält er eine Constituante ohne die frühere Wiederherstellung des allgemeinen Stimm rechts für unmöglich. Paris, 3. Juni. In der heutigen Sitzung der Nationalversamm lung beantragte Gourgaud ein Belöhnungsgesey für die im Februar verwundeten MilitairS. Larochejacquelein verlangte dasselbe für die ver wundeten Julisoldaten. — Changarnier beruhigte, die Aufregung über einen möglichen Staatsstreich durch die Armee und wurde von der Linken applaudirt. Der Minister Faucher antwortete darauf, daß Niemand con- spirire.—'Eine Interpellation über die Rede des Präsidenten, welche die Nationalversammlung beleidigende Sätze enthalten solle, die im Mo niteur nicht ausgenommen wären, beantwortete der Minister Faucher da hin, daß Nur eine solche Rede eristire, wie sie im Moniteur abgedruckt sei. ES wird darauf zur Tagesordnung übergegangen.— DieBureaur- wah len sind konservativ ausgefallen. (Tel. Dep.) London, 2. Juni. Vorgestern war die Brsuchermaffe im AuS sie l- lungögebäude dünner als jemals; nicht nur weil es 5-SchillingStag war, sondern weil eine Revue in Woolwich und andere GeburtStagö- festlichkeiten einen großen Theil der öffentlichen Aufmerksamkeit absorbir- ten. Man schätzt die Zahl der Besucher auf 15—16,000; die Einnah men betrugen 1771 Pf. St. Die Königin gibt heute zum ersten male den Ausstellern im Gebäude eine (nngenirte) Audienz. — Eine spani sche Familie in ihrem malerischen Nationalkostume, die in Begleitung Lord Ranelagh'S vorgestern daS Gebäude besuchte, hatte von der zu dringlichen Neugierde deö feinen 5-SchillingSpublicumS erstaunlich viel zu leiden. Der 1-SchlllingSpöbel, bemerken die Blätter heute, benimmt sich in der Regel bescheidener. — Eine Mulespinnmaschine des Mechani kers Wiede in Chemnitz (Firma Götze u. Comp.) hat wegen ihres einfachen und kraftsparenden Mechanismus sich bei englischen Fachmän nern großen Beifall errungen. In England wird nämlich der Spindel betrieb jener Maschinen noch mit Schnuren bewirkt, obgleich diese Art der Bewegungsfortpflanzung große Mängel hat, indem die fortwährende An spannung der Schnuren eine vermehrte Reibung in den Zapfenlager» verursacht; ferner indem-die Schnuren dem Einfluß der Witterung aus gesetzt sind und sich leicht abnuhen oder häufig reißen uüd die Arbeit unterbrechen. Auch in Frankreich, wo man die Trommelschnur durch Räderbetrieb zu ersetzen suchte, sind die Spindelschnuren mit ihre» Uebel ständen geblieben, während der Wiede'sche Mechanismus die letztem ganz beseitigt. — Der vielerwähnte, auch in der Ausstellung prangende Koh-i-noor oder „Lichtberg" soll nach dem eiförmigen Diamanten von 367 Karat, der dem Rajah von Mattan gehört, der größte sein, den eS jetzt gibt. Er wiegt beinahe 280 Karat und ist nach Jeffries ungefähr 622,000 Pf. St. werth. Die Hälfte seines ursprünglichen Gerichts soll er beim Schneiden verloren haben. — Der große AuSstellungS-Schach- kampf hat begonnen. Die Kämpen haben geloost, wer gegeneinander ziehen soll, und eS steht oder vielmehr sitzt: Hr. Kieseritzky (Paris) ge gen Hrn. Andersson (England); Hr. Szen (Ungarn) gegen Newham (England); Löwenthal (Ungarn) gegen Williams (England); Horwitz