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Donnerstag. Zweite Ausgabe. Abends ö Uhr. 5. Juni L8SI. EeiPgig. Dil Leitung er. scheint täglich jwei mal und wird autgegeden in »«tpßtD Vormittag« l l Uhr, Ab«nd« « Uhr; in Dr«»d«« Abend» t Uhr, Vormittag» 8 Uhr. Htrei» fiir da» Vierteljahr > Thlr.j jede einzelne Num mer I Ngr -—> Nr. 287. -— Deutsche Mgeuieiiie Zeitmg. -Wahrheit und Recht, Freiheit »ud Gesetz I» Zu beziehen durch alle Post Lmter de» In- und Auslande«, sowie durch die Srpeditioneu in ik«ip»ig (Querstraße Nr. 8) und »r««d«u (bei L. Höckner, Neustadt, A» der Brücke, Nr. g). gnsertion-gebübr für den Raum einer Zeile 2 Ngr. DDutschlon». ^Berlin, 4. Juni. Aus den Provinzen langen bereits einige Be richte an über Vie Aufnahme, welche die Wiederherstellung der KreiS- fiände in den zunächst betheilLgtenKreisen gefunden hat. In dem schle sischen Kreise.Strehlen hat der Kreistag mit 16 gegen 7 Stimmen die Beibehaltung der bisherigen interimistischen Kreisvertretung beantragt. Im namSlauer Kreistage haben die drei Rusticalmitglieder die Theil- i nähme an demselben verweigert. Das letzte Ministerialrescript. wegen Ginberufung der Provinzialstünde ist noch zu wenig in die Provinzen eingedrungen, als daß man bereit- Nachrichten darüber haben könnte. Die Neue Preußische Zeitung fodcrt das Ministerium auf, die Beamten .sofort abzusetzen, welche sich dem neuen Acte der Restauration nicht hold zeigen möchten. Auf die Oberpräsidenten AuerSwald und Flottwell scheint es dabet besonders abgesehen zu sein. ES wird sich zeigen, ob selbst Diejenige^, welche von altev-her in persönlichen Beziehungen zu den höchsten Kreisen stehen, dem fatalen Einflüsse der „Specifischen" als Opfer fallen werden. — Der König ist diesen Morgen nach Hanno ver gereist. DaS Gerücht läßt auch den König von Württemberg dort hin gehen. ES wäre also wahrscheinlich, daß die Versöhnung der bei den Höfe auf neutralem Boden erfolgte. Dann fehlt zum 6ouosrt ol- kowsuck nichts, al- die definitive Einigung mit Oesterresch und die Sym pathien pon Jemand, der seit dem Jahre 1848 kaum noch als eristirend angesehen wird. .-7- Die hiesige Rational-Zeitung sagt heute: Die seitens des Ministers des Innern erwartete Willfährigkeit in der Ausführung seiner neuesten Rescriptx, die Wiedereinführung der Kreis- und Provtnzial- landtage betreffend, scheint nicht eintreten zu wollen. Die Berufung der ehemaligen Kreisstände findet bereits einen faktischen Widerspruch, an dem sich selbst Behörden betheiligen, in.welchen man sonst die äu- Hersten konservativen Principien vertreten glaubt. Die Regierung zu Potsdam hat sich deshalb bereits den Zorn der Neuen Preußischen Zei tung zugezogen, und Hr. v. Flottwell soll Verhandlungen über diese Frage mit dem Minister gepflogen haben, die sein Verbleiben in der bis herigen Stellung fraglich machen. Auch aus andern Theilen des Lan des hören wir von einer Opposition, welche bereits die Berufung der Kreisstände findet, während sich dieselbe wegen der Berufung der Pro vinziallandtage erst später äußern kann. Die Breslauer Zeitung theilt eine Erklärung des Hm. v. Vincke auf Oldendorf mit, nach welcher der Antrag desselben, die bisherige interimistische Kreisvertretung beizubehal ten, von den auf Grund des MinisterialrescriptS vom 15. Mai zusam- menbemfenen alten Kreisständen deS strehlener Kreises mit 16 gegen 7 Stimmen angenommen wurde. ÄuS dem Kreise Namslan wird berich tet, daß «dort am 30. Mai der selig entschlafene Kreistag sein Auferste hung-fest gefeiert habe und der Kreis mit cirra 40,000 Seelen eS sich nunmehr abermals gefallen lassen müsse, die Interessen seiner städ tischen und ländlichen Bevölkerung von je drei Deputirten vertreten zu sehen, denen 23 Gutsbesitzer als Vertreter des großen Grundbesitzes ge genüberstehen. Die drei Rusticalmitglieder erklärten, sie fühlten sich durch ihr Gewissen gedrungen, auf ihre Mitgliedschaft bei dem vormärzlichen -Kreistage verzichten zu müssen. — Gestern traf hier ein Transport politischer Gefangener ein, die bisher ihre Strafzeit auf der Festung Magdeburg verbüßt haben. Auf dem Potsdamer Bahnhofe hatten sich Damen und Herren, den Gefangenen verwandt oder, befreundet, in ziemlicher Anzahl eingefünden, um dieselben zu begrüßen. ES wurde jedoch ein langer Aufenthalt nicht verstattet, die Reisenden vielmehr eiligst nach, dem Frankfurter Bahnhose befördert, um auf der Niederschlesischen Bahn noch mit dem Nachtzuge nach Silberberg tranSportirt zu werden. Wie man erfuhr, waren die Gefangenen ein Hr. v. Simon, der Candidat der Theologie Heldt und der Referendariuö Rasch. Der Grund der unvermutheten Versetzung derselben nach einer andern Festung ist nicht bekannt geworden. Die Maßregel ist um so auffallender, als in kurzem die Strafzeit der Bethei ligten abgelaufen ist, die des ReferendariuS Rasch schon in zwei Mona ten. (Corr.-D.) «München, 3. Juni. Das Duell zwischen Fürst Wrede undFrhrn. v. Lerchenfeld (Nr. 285) hat heute Morgen in der Nähe von Gwßhes- selohe stattgefuuden. Beim ersten Gange fehlten Beider Kugeln, beim zweiten wurde Frhr. v. Lerchenfcld in die rechte Geile getroffen. Die Kugel drang in die Muskeln des Rückens, ohne, wie es heißt, edlere . Theile zu verletzen. Jedoch soll der Verwundete infolge deS Herauö- schneideuS der Kugel nicht außer Gefahr sein. Man ist nun sehr be gierig, ob die Staatsanwaltschaft von beiden Kammern die Ermächti gung zur Einleitung einer Untersuchung gegen die Duellanten verlangen wird. Wahrscheinlich ist eS, daß man zur Vermeidung eines solchen Skandals die Sitzungsperiode noch um ein oder zwei Tage abkürzen werde. BemerkcnSwerth ist noch, daß Frhr. v. Lerchenfeld, bevor er das Duell annahm, den Beweis der Wahrheit für seine gegen den Für sten Wrede gemachten Beschuldigungen beibrachte. Daß er trotzdem um einer in der Kammer gemachten Aeußerung willen die Foderung von diesem Streithahne deS Absolutismus annahm, der mit der Pistole in der Faust schon neulich in der Kammer der ReichSräthe Hrn. Heinz zum Schweigen nöthigen wollte, von diesem aber nach Gebühr zurückgewie sen wurdet hat vielfach Verwunderung erregt. — In der Kammer der Abgeordneten wurde heute der Arnold'sche Antrag auf Erlassung eines Gesetzes über die protestantischen Ehescheidungen für die diesseitigen Kreise angenommen. Morgen werden die Reichs- räthe, wahrscheinlich zum letzten male, über daS Notariatsgesetz in Be- rathung treten. Der Ausschuß begutachtet Nachgiebigkeit in vielen Punk ten, nur nicht im g. 120, der die Wirksamkeit deS Gesetzes abhängig macht von der Einführung anderer noch unvorbereiteter Gesetze. DaS stattgefundene Duell wird nun auch nicht dazu beitragen, beide Kam mern gegeneinander nachgiebiger zu machen und so ist zur Stunde noch die Durchführung der Gerichtsverfassung mehr als je in Frage gestellt. — Wie in Nürnberg und Regensburg wurde auch hier vor einigen Tagen Haussuchung bei einigen Arbeitern vorgenommen. — Haupt mann Meyer des 1. Artillerieregiments, welcher in Kurheffen die achte Batterie commandirte, ist vorläufig penstonirt worden. (A. Bl.) — AuS Erlangen ist eine Ansprache an die auch in kirchlicher Be ziehung schwer mishandelten Schleswiger im Namen einer Anzahl protestantischer Geistlicher der Stadt und Umgegend abgegangen. Un terzeichner sind Professor vr. Hofmann, Pfarrer vr. Jrmischer und Pfar rer Göbel. Dieselben haben auch Schritte gethan, um die obrigkeitliche Erlaubniß zur Sammlung von Beiträgen für die vertriebenen schleSwig- schen Geistlichen zu erwirken. Koburg, 2. Juni. Den hier erscheinenden demokratischen Blät tern Neue deutsche Dorfzeitung Und Tageblatt droht ein ähnliches Schick sal wie daS, welches kürzlich die Bremer TageSchronik von Dulon be troffen hat. Der Redacteur, Hr. Feodor Streit, zeigt an, daß der Hof buchdrucker Dietz sich weigere, den Druck der genannten Blätter ferner weit zu besorgen. Streit's Gesuch um Concesston zum Betriebe einer eigenen Druckerei ist aber gleichzeitig von der Landesregierung zu Koburg abschläglich beschieden worden. , (N. C.) Hannover, 3. Juni. Nach der Niedersächsischen Zeitung wäre Prof. Zachäriä in Göttingen vom Ministerium aufgefodert, eine Gegenschrift gegen die Rechtsgutachten abzufassen, welche die Ritterpartei für sich zu gewinnen gewußt hat. — Durch eine Erklärung deS StaatSministerS Meyer in der II. Kammer hat sich die Vermuthung, daß eine Vorlage über das Ehegesetz in der gegenwärtigen Diät nicht mehr erfolgen werde, bestätigt. Es heißt, daß ein neues Preßgesetz bearbeitet werde. Bremen, 4. Juni. In der heutigen Sitzung der Bürgerschaft be richtete die wegen Revision deS Wahlgesetzes niedergesetzte Commis sion und schlug eine Antwort an den Senat vor, in welcher die Bür gerschaft erklärt, daß sie eS nicht an. der Zeit halte, die Revision jetzt vorzunehmen. (Wes.-A.) Wien, 3. Juni. Das neuredigirte Strafgesetz ist vom Justiz minister durchgesehen und geprüft worden und wird nunmehr dem ReichS- rathe und sodann der kaiserlichen Sanktion vorgelegt werden. Dasselbe dürfte im Monat August zur Publikation gelangen. F Prag, 4. Juni. Mitten durch die lustig flackernden Gasflammen, die vorgestern die Freude über die Anwesenheit deö Kaisers ausdrücken sollten, zuckten bange verworrene Gerüchte über die Resultate der eben geschlossenen Olmützer Konferenz, Resultate, die die nächste Zukunft unserer ohnedies nur zu einem Scheinleben verdammten Verfassung als äußerst gefährdet erscheinen lassen. Ich stimme diesmal ausnahmsweise mit dem Korrespondenten der Freimüthigen Sachsen-Zeitung überein, wenn er ruft: „Es steht in nächster Zeit ein ooup ä'swt bevor." Man macht auch hieraus in unsern hocharistokratischen Kreisen gar kein Hehl mehr, und der Eifer, mit dem man sich daselbst wieder um gewisse Per sönlichkeiten drängt, die »och vor einem Jahre als für immer abge braucht gegolten, daS Streben und die wieder lebhaft erwachte Lüstern heit nach der bereits verloren geglaubten feudalen Stellung sind