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SV2 Nr. 400.der Constltutionellrn Zeitung vom 25. Rov. vorigen Jahres heute freigegeben. München, 27. April. Der für den Antrag deS Fürsten v. Wal lerstein: „ES sei das königl. Gesammtministerium aufzufodern, unge säumt alle die kurhessische Frage und die bairische Intervention in jenem Lande berührenden Papiere auf den Tisch deS HauseS niederzulegen" von der Abgeordnetenkammer gewühlte Ausschuß hat das Gutachten seines Berichterstatters, Frhrn. v. Lerchenfeld, znm Beschluß erhoben, daß dem Anträge deö Fürsten v. Wallerstein keine Folge zn geben sei. — Die Stadt Traunstein liegt leider bis auf 15 Häuser, einige Scheunen und Herbergen in der sogenannten Aue, in Asche. Auch die Saline, blieb unversehrt. Der Brand entstand NachtS 12/, Uhr in einer großen Scheune unmittelbar vor dem Münchener Thor, und wü- thete von da, sich in zwei Feuerströme theilend, die beiden Häuserreihen und Nachbargassen entlang, welche sich zur Seite des offenen weiten Platzes auSdehnen. Die Kirche, inmitten deS Platzes, wurde alsbald mitergriffen. Bei ihrem Einsturz sollen, nach CondncteurauSsagen acht, nach andern elf Menschenleben zu Grunde gegangen sein, doch ist diese Nachricht wol zu bezweifeln. Bei der Bauart der Häuser, welche, wenn gleich sehr hoch und stattlich, alle mit Schindeln gedeckt, hat man sich ' über die außerordentlich schnelle Verheerung nicht sehr zu wundern, da in der Brandnacht ein auch hier empfundener heftiger Sturm wehte. AuS Staatsmitteln sind 24,000 Fl. angewiesen worden. Die Brand- versichernngsanstalten deS StaatS und der Bank, wahrscheinlich auch die München-Aachener Assecuranz, sind mit beträchtlichen Summen betheiligt. Alls der Pfalz, 26. April. In Deidesheim, wo der badische Abgeordnete Buhl begütert ist, hatten sich zu Ostern mehre Mitglieder der gothai sehen Partei eingesunben, namentlich die HH. Heinrich v. Gagern und Mathy. (O.-P.-A.-Z.) Gießen, 27. April. AuS guter Quelle erfahren wir, daß Pro fessor Wippermann wegen seiner Schrift über die Steuerfrage, bezie hungsweise Beleidigung deS Finanzministeriums, nicht zu CvrrectionS- hanSstrafen, sondern auf Grund des Art. 11 deS Strafgesetzbuchs zu drei Monaten Festungsstrafe durch das hiesige Hofgericht verurtheilt wor den ist. Dieses Urtel ist indessen noch nicht rechtskräftig, indem der An walt Wippermann'ö dagegen an daS höchste Gericht appellirt nnd que- rulirt hat. (Frkf. I.) Arnstadt, 24. April. Am dritten Osterfeiertage wurde hier in der evangelischen GotteSackerkirche der erste feierliche Gottesdienst von der neuentstandenen hiesigen deutsch-katholischen Gemeinde abgehalten. Die Feier war von auswärts sehr besucht und gegen 700 Personen wohnten derselben bei. Der Prediger der deutsch-katholischen Gemeinde zn Erfurt, vr. Bergmann, hielt den Vortrag. Die ganze Stadt nahm an diesem Feste Theil und eS war für den Fremden ein angenehmes Gefühl, hier auch bei den Bekennen: anderer Eonfessionen ein freund liches Entgegenkoinmen zu finden. Eines gleich freundlichen Entgegen kommens hat sich hier unsere deutsch-katholische Gemeinde überhaupt zu erfreuen, da auf ihr Ansuchen um ein Local zur Abhaltung deS Gottes dienstes derselben mit der größten Bereitwilligkeit die Wahl unter den hiesigen Kirchen gelassen worden ist; gewiß in jetziger Zeit, wo der re ligiöse Fanatismus mit dem politischen Hand in Hand geht, ein Be weis liebevoller Toleranz! (Frf.J.) Hannover, 25. April. Der frühere Hauptmann der österreichi schen Armee, Graf Marimilian Beneder, wurde vor einigen Ta gen im Hotel de l'Europe in Hamburg verhaftet. Beneder ging nach Beendigung des ungarischen Freiheitskampfes nach London; sein Diener beging die Schändlichkeit, ihm Pretiosen, eine bedeutende Summe Geld und wichtige Papiere zu rauben, womit er nach Hamburg flüchtete. Be neder eilte ihm nach, um möglicherweise daS Seinige zn retten, hatte aber daö Unglück, in österreichische Hände zn gerathen. Zwei Tage ver weilte der Unglückliche im hiesigen Gefangenhause, weil ein Transport gemeiner Verbrecher noch nicht vollzählig war. Am 24. April, Mor gend früh, konnte man in Hannover vor der Thür deS Gefangenhauses gewahren, wie ein junger bleicher Mann mit schwarzem Barte und ge senkten Hauptes an den Speichen eines Ackerwagens hinaufllimmen mußte, um inmitten einer widerwärtigen Gesellschaft Platz zu nehmen. DaS war der Ungar Graf Marimilian Beneder, der noch am nämlichen Tage nach Hildesheim befördert wurde, um seinem Vaterlande, seinem Schicksale zngeführt zu werden. (Arb.-H.) Rendsburg, 24. April. Der im Jahre 1848 hier in Rendsburg ziisammengetretene Frauenverein zur Mitbegründnug einer dentschen Flotte hat in diesen Tagen an die beiden deutschen Commiffare in Kiel ein sich auf Reclamirung deS von ihm geschenkten Kanonenboots be zügliches Gesuch erlassen und eine sofortige Bescheidung auf dasselbe er halten, welche namentlich für alle Diejenigen, die im Jahre 1848 zu jenem Zwecke Beiträge geleistet haben, von Interesse sein möchte und deshalb hier mitgetheilt werden soll. DaS Gesuch lautet folgendermaßen: An die hohen deutschen Eommissare für Holstein in Kiel. Als im Jahre 1848 daS deutsche Volt so mächtig den Drang nach deutscher Freiheit, nach Wohl fahrt im Innern und Ansehen nach außen kundgab, fand eS, daß dazu auch eine Kriegsmarine erfoderlich fei. Freudig brachten Männer und Frauen, Vornehme und Geringe ihre Beiträge zu dem Nationalunternehmen. Hier in Rendsburg traten wir, unterzeichnete Frauen und Jungfrauen, zusammen, und erließen eine öffentliche Auffoderung zu Beiträgen, die nicht nur in Rendsburg, sondern in vie len andern städtischen und ländlichen Distrikten von Schleswig Holstein Anklang fand. Erglüht von dem Wunsche, da« Vaterland groß und geachtet sü sthen- gab.Jeder gern» Kinder leerten ihre Sparbüchsen, Dienstboten brachten ihr Scherf, lein, Keiner.wollte ausgeschlossen sein, sondern sich bei dem großen Werke bethei» ligen. Wir brachten mit Hülfe vieler anderer Ortschaften hier in Rendsburg eine Summe von I7,VVV Mk. zusammen, erbauten davon ein Kanonenboot „Kraue«» verein" und übergaben den Ueberschuß von ZOVO Mk. den Finanzen zu gleichem Lwecke Die schönen Hoffnung«» sind unerfüllt geblieben; Deutschland sollt« nicht zu maritimer Bedeutsamkeit gelangen, und wir fragen un« zweifelnd, ob nicht da für unsere mit Mühe gesammelten Pfennige erbaute Boot statt für, gar gegen Deutschland gebraucht werden dürfte. Ja wir halten seine Bestimmung auch dann geradezu verfehlt, wenn e« statt für daS eibige Deutschland nur im In teresse einzelner deutscher Staaten verwandt werden sollte. Denn nur der ganzen großen deutschen Nation ist unsere Mühe, unser Geschenk gebracht worden. Mag der überlegende Verstand der Männer solchen Ausgang mit Ruhe und Resignation als eine politische Nothwendigkeit betrachten — da« Frauenherz wird auf da« tiefste dadurch beleidigt. NamenS aller Geber stellen wir die Bitte, daß da« für unser Geld erbaute Kanonenboot „Frauenverein" un« möge zurückgegcben wer den, damit wir zu friedlichem Dienste e« verkaufen können. Da« dafür gelöst« Gelb ist zur Mithülfe für unsere armen Invaliden bestimmt oder zu sonst einem wohlthätigcn Zwecke, wozu vielfach Gelegenheit sich unS darbietet bei per Minge der Unglücklichen, der Noth PrciSgegebencn. Wenn der Stolz und RechUsin» der jetzigen Machthaber un« nicht schon für die Gewährung unserer Bitte bürgte, so würde doch im Hinblick der von unS beabsichtigten Verwendung die Humanität derselben e« nicht gestatten, unsere Bitte abzuschlagcn. Rendsburg, 18. Aprit 1851. Ganz gehorsamst für den Frauenverein zur Mitbegründung einer deut schen Flotte. (Folgen die Unterschriften.) Auf dieses Gesuch ist umgehend folgende Anklvort ertheilt: Dem Frauenverein« erwidern wir auf die Eingabe vom 18. d. M., daß di« zur Marine gehörigen, hier Vorgefundenen Schiffe nebst Zubehör unter Obhut deS Deutschen Bunde« bis zur erfolgten Auseinandersetzung gehalten werden. Eine Disposition darüber schon jetzt zu treffen, steht unS nicht zu. Doch werden wir zur Zeit den ausgesprochenen Wunsch weiter zur Sprache bringen. Kiel, 21. April 1851. Die Kommissare deS Deutschen Bunde« für daS Hcrzozthum Hol stein. v. Lhümen, Generalmajor. Graf MenSdorff, Generalmajor. An den Frauenverein zur Mitbegründung einer deutschen Flotte in Rendsburg. Wien, 27. April. Die Nachricht, daß die Regierung die Absicht hege, nächstens ein Drittel der Steuern in Silber einznfödern, da gegen ein Drittel der StaatSgehalte ebenfalls in Silber auSznzahlen, kann als jeder Begründung entbehrend bezeichnet werden. — Gestern ist der Kämmerer Graf Wilhelm Grünne nach DreSdenabgereist. (Oest.Cz.) Oesterreichische Monarchie. Die Croce die Savoja vom 22. April läßt sich auS Mantna von» 20. April melden: Wir sind neuerdings einem Aufruhre nahe. Die Erbitterung zeigt sich wie im Jahre 1847/48 in aller Stärke; ernste Ereignisse können als Folge davon nicht ausbleiben; man raucht nicht mehr; täglich kommen Verhaftungen, andauernd Bedrückungen vor; die Oesterreicher zeigen indessen große Furcht, so zwar, daß sie Vorsichts maßregeln treffen, zu denen man nur im äußersten Falle Zuflucht zu nehmen pflegt. Sie lassen z. B. sämmtliche Militairfrauen abreisen. Italien Florenz, 24. April. Der Großherzog ist mit seiner Gemahlin auS Neapel wieder hier eingetroffen. Das Statuts ist abermals auf vier Wochen suSpendirt worden. — Etwa 30 mit Stöckrn bewaffnete In dividuen haben ohne Provokation auf offener Landstraße 9 österreichi sche Soldaten angegriffen, geschmäht und gemiShandelt. Drei der selben wurden von einer Genvarmenpatrouille verhaftet, die übrigen entflohen. Neapel, 16. Asiril. Das neue Preßreglement ist veröffent licht worden. Ohne polizeiliche Erlanbniß und ohne Erlegung einer Kaution wird eine Druckerei zu eröffnen nicht gestattet. Zur Druck legung gehört die Erlaubniß der Revisoren, welche vom Könige er nannt werden. Frankreich. Paris 27. April. Man sprach gestern von einem möglichen Rücktritte deS Ministers Faucher. Ei' soll eine ministerielle Selbständigkeit im Ernst haben nehmen wollen und dadurch sich die Ungnade deS Präsidenten zugezo gen haben. — Die Commission für Snpplementarcredite hat gestern, wie eS heißt, die Creditfoderung von 245,000 Fr. für rückständigen Sold des Mar schalls HieronymnS Bonaparte verworfen. Die Parteiversamm lung der Rue deS PyramiveS hat eins ihrer Mitglieder beauftragt, daS Ministerium zur Zurücknahme dieser Federung zu vermögen. — Die Commission hat sich für Berücksichtigung des Antrags Char- pot'S, daß Unterschriften einer Petition legalisirt sein müssen, aus gesprochen. — Der Moniteur enthält folgende amtliche Mittheilnng: Ein TagS- befthl der afrikanischen Armee bezüglich der Erstürmung deS DorfkS Selloum vom 10. April ist zuerst in afrikanischen Journalen veröffent licht und dann von französischen nachgedruckt worden. Dieser dem mi- litairischen Anstande und dem Gefühle der DiSciplin dadurch, daß er der Beurtheilung der 'Armee die Meinungen der sie befehligenden Gene rale und die Anordnungen der Regierung preisgibt, zuwiderlaufende Tagesbefehl war Gegenstand der entschiedenen MiSbilligung und eines strengen Verweises. Da der amtliche Moniteur den Befehl deS Generals d'Hautpoul über das Treffen von Selloum nicht bringt, so glaubt man, der selbe habe auf dir Regierung einen höchst ungünstigen Eindruck gemacht.