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De«tfchka«d. *Bon der Oder, 28. April. ES ist eine auffallende, bei der der- maligen momentanen Präponderanz Oesterreichs jedoch keineswegs be fremdende Erscheinung, daß dasselbe dem reactivirten Bundestage den "Entwurf zu einer neuen Bundeswehrverfassung vorlegen will. Von vornherein könnte man Oesterreich den Beruf dazu absprechen. Ein Hlter Spruch sagt schon: Lolls gorsnt ulii, tu kolix Austria uubo! und die alte wie die neue Geschichte beweist die Wahrheit desselben. In der That hat Oesterreich allein wenig glückliche Kriege geführt und selbst in der neuesten Zeit sonnte eS Sardinien und die lombardischen Insur genten nur langsam, Ungarn aber nur durch den Beistand einer großen russischen Armee besiegen. Diese Thatsachen sprechen an sich nicht eben dafür- daß von Oesterreich zweckmäßig eine neue Organisation deS deut schen Bundesheerwesens auSgehen könne. Auch dürfte sich das preu ßische, sächsische und manches andere deutsche Heer nicht nach den In stitutionen deS österreichischen, z. B. den Stockprügeln, den Assentirungen der mouvais Sujets, den Bevorzugungen des hohen Adels bei den hö her« Offizierschargen rc. sehnen. Noch weniger empfiehlt eS das öster reichische Projekt, wenn dem Vernehmen nach die kleinern Bundesstaa ten von der Stellung eines BundescontmgentS ganz diSpensirt werden und mit ihrer Bundespflicht sich bloS durch Zahlung von Geldbeiträgen abfinden sollend Diese Idee.ist dem reindeutschen Geiste ganz entgegen. Der Deutsche ist kriegerisch, dafür zeugt die alte wie die neue Ge schichte. ES macht dabei keine Ausnahme, ob derselbe in Liechtenstein oder Bückeburg oder in Wien geboren ist. Wenn die Cvntingente klei ner deutscher Staaten ost nicht viel leisteten, wenn die auS denselben zusammengesetzte Reichsarmee im Siebenjährigen Kriege ost zum Gespött wurde: so lag dies nicht an dem unkriegerischen Geiste der einzelnen Sol daten, sondern an ihrer Ausbildung, Organisation und an ihrem Wi derwillen, gegen den großen Friedrich fechten zu müssen; denn dieselben Leute gehörten, als Gefangene oder Uebcrläufer dem preußischen Heere einverleibt, zu den tapfersten Kriegern desselben. Auch wußte sie Napo leon, der das kleinste Contingent nicht verschmähte, sehr wohl zu ge brauchen. Manche Uebelstände sind auch in neuester Zeit dadurch be seitigt worden, daß viele kleine Staaten sich mit ihren Contingenten ganz der preußischen Militairorganisation angeschlossen haben, die doch aner kannt eine musterhafte ist, wenn sie auch Hr. v. Manteuffel nicht zu ge brauchen und Hr. v. Stockhausen nicht zu würdigen wußte. Waö be absichtigt denn nun Oesterreich mit seiner projectirten Entwaffnung der Kleinstaaten? Will es dieselben durch kroatische und italienische Gar nisonen besetzen? Will eS /sie dadurch für die Unionsbestrebungen bestra fen? Will es in diesen zusammengenommen nicht unbeträchtlichen deut schen Landestheilen allen militairischen Sinn in irgend einer Absicht er- tödten? Werden wir aber, , wenn der Sturm im Westen Deutschland bedroht und Oesterreich in Italien und Ungarn wieder in die Lage von 1848—49 kommt, solglich Niemandem helfen kann, das Gesammt- vaterland schirmen können, wenn man nicht alle Militairkräfte dessel ben anspannt? Wir wollen hoffen, daß jenes österreichische Militairproject scheitern wird. — In einem Schreiben der Neuen Münchener Zeitung auS Frank furt a. M. vom 26. April heißt eS unter Anderm: Die von verschie denen Blättern gegebene Pachricht, daß eS sich vor der allgemeinen Be schickung der Bundesversammlung noch um die Erledigung einer so genannten Präliminarfrage: der Anerkennung der Protokolle der Bun desversammlung, handle, braucht keine Widerlegung, da die hinter uns liegenden Thatsachen sie für den Sehenden schon längst widerlegt haben. Thatsache ist, daß die Beschickung der Bundesversammlung von allen Seiten zugesagt ist, und daß man der Ankunft der Bevollmächtigten hier täglich entgegensieht. Wann sie eintreffen werden, weiß hier we nigstens Niemand mit Bestimmtheit. Sie können so gut heute als mor gen eintreffen. — Ein frankfurter Correspondent der Leipziger Zeitung meint, mit der Aufstellung eines „BundeSstcherheitSarmeecorps" in der frank furter Gegend habe es denn doch fein« Richtigkeit und seien dazu mehr Vorbereitungen getroffen, als man glaube. Da diese Vorsichtsmaßregel aber namentlich den Zweck habe, die „wahrschcinlicherweise im nächsten Jahre in Frankreich etniretenden ernsten Ereignisse wohlvorbereitet erwar ten und die Hoffnungen und Bestrebungen der Umsturzpartei mit Nach druck niederhalten zu können", so sei von einer unverzüglichen Ausführung dieser Vorsichtsmaßregel noch keine Rede. — Frühem Angaben der augSbürger Allgemeinen Zeitung entgegen, denen zufolge der Bau der Bundesfestungen Rastatt und Ulm we gen GelvmangelS habe sistirt werden müssen, wird versichert, daß der Bau kräftig fortschreite und daß die Bewilligungen von 1,200,000 Fl. für Ulm und 350,000 Fl. für Rastatt für daS Jahr 1851 in entspre chenden Raten schon bis zum April auSgezahlt und für Mai angewiesen seien. Oesterreich und Preußen haben bereits die nothwendigen Matri- «rlarbeiträge geleistet und die andern größern und kleinern Bundesstaa ten würden nach dem Wiederznsammentritte VeS Bundestags nicht an stehen, Dasselbe zu thUn. — In einem Artikel vom Main vertheidigt ein Correspondent der Frankfurter OberpostamtS-Zeltung die Schwurgerichte gegen die An griffe, welche auf dieselben im wiener Lloyd in einer gießener Corre- spondenz gemacht waren. Er schließt mit den Worten: „Wie jetzt die Verhältnisse sich gestaltet haben, könnte eine deutsche Regierung nicht tiefer in das Herz ihrer Institutionen einschneiden, als indem sie die Schwurgerichte aufhöbe, welche in der schwierigsten Zeit entstanden, so viel schon leisteten, eS durch ihren Anfang beurkunden, daß sie nach allen Seiten hin die Sicherheit des RechiS fest zu begründen im Stande sind. Allerdings gab eS vor 1848 Gegner der Schwurgerichte; eS waren dieselben, die auch heute noch die Feder gegen die Institution führen." — Man schreibt der Schlesischen Zeitung auS Berlin: Ein Artikel des Journal des DebatS über den General v. Radowitz hat hier insofern viel Aufsehen erregt, als derselbe wiederum zeigt, mit welcher Stirne die französischen Blätter auch die fabelhaftesten Behauptungen aufzustellen und dieselben zu bekräftigen vermögen, wenn eine solche Taktik irgend einem Zwecke, welchen man erreichen will, dienlich erscheint. Nach der Versicherung deS Journals deS DebatS ist eS lediglich Hr. v. Ra dowitz, welcher jeden Erfolg der Dresdener Conferenzen scheitern gemacht hat. Derselbe ist nach dem Ausspruch dieses in die Angelegenheiten un- serS CabinetS so tief eingeweihten Journals, trotz aller Gegenverstche- rungen der preußischen osfieiellen Blätter, nach wie vor der einflußreichste Rathgeber unstrS Königs, welchem es geUmgen in, den Einfluß deS Ministerpräsidenten Hrn. v. Manteuffel gänzlich zu beseitigen. DaS ein zige Streben des Hrn. v. Radowitz ist, wie daS Journal deS DebatS sicher weiß, dahin gerichtet, den jungen (mol) König von Preußen in die verderbliche Kriegspolitik wieder hineinzureißen. Die Schriften, welche gegen daS jetzige Ministerium erschienen sind, gehen, wie daS Journal haarscharf beweist, alle von Hrn. v. Radywitz auS. ES würde zu weit führen, dem Journal in die einzelnen EnthülMngen der hiesigen Cabi- netSgeheimnisse^ die seine Gewährsmänner sicherlich hinter den Vorhän gen im charlottenburger Schlosse erlauscht haben, folgen zu wollen; wir beschränken uns hier einfach darauf, durch die Äittheilung eiyer ver bürgten Thatsache alle jene kühnen Behauptungen deS genannten Jour nals zunichte zu machen. General v. Radowitz hatte, als er sich vom politischen Schauplatz in seine gegenwärtige Zurückgezogenheit begeben, in einem an den König gerichteten Schreiben es als einen Act der kö niglichen Gnade und Gewogenheit sich erbeten, von aller Politik einst weilen fern bleiben zu dürfen. Den näher unterrichteten Personen ist eS bekannt, welchen günstigen Eindruck das in Rede stehende Schreiben deS Generals auf den König gemacht hat. Ohne weitere Andeutun gen führen wir diese Thatsache an, um den unablässigen Verdächtigun gen gegen den General v. Radowitz durch dieselbe mit Nachdruck ent gegenzutreten. — Ein pariser Correspondent der Kölnischen Zeitung versichert, daß der Verfasser der bekannten Dresdener Correspondenzen im Journal deS DebatS ein Hr. v. Villers, geborener Sachse und Serretair im Ca- binet deS königlich sächsischen StaatSministerS v. Beust sei. — Viel von sich sprechen macht die Ausweisung des bekannten Literaten OelSner-Monmerquc auS Berlin. Man glaubt, daß die Vermuthung, er sei der Verfasser der jüngst im Journal des DebatS erschienenen Artikel, einen wesentlichen Antheil an dieser gegen ihn er griffenen Maßregel hat. . (H C.) — Der bewährteste Finanzmann Preußens, Abg. Kühne, hat in der l. Kammer erklärt, daß er sich infolge der von der ll. Kammer gesche henen Verwerfung des Antrags: der von Seiten beider Kammern be stellten Staatsschnldencommission eine nähere Einsicht in die GeschäftS- führNüg der StaatSschuldenttlgungScommifston zu gestatten, veranlaßt sehe, auS seiner Stelle als Mitglied der erstgedachten Commission aiiS- zuscheiden^ Ein Gleiches hat der geh. Finanzrath Pochhammer gethan. — Die Constitutionelle Zeitung vom 27. April schreibt: Nach fünf Monaten, also nach einer sehr gründlichen Erwägung, ist die confiSeir Mittwoch. Erste Ausgabe. LormittagS U Uhr. 30. April 18SL. Eetyztg. Di« Leit«,,, er- fcheint tSglich z»ei tntl und «tr» ««gegeben in iveiMt, Normittag» I l Uhr, Abend» » Uh»j in »re»»«« Abend» L Uhr, Vormittag« 8 Uhr. Gni« stlr da« Vierteljahr I Thtr.; jede einzelne Num mer I Ngr. Rr. 220. — Dt»W MgtSlkillt Zeitung. -Wahrheit «»d Recht, Freiheit aud Gesetz!» Lu beziehen durch alle Post' tmterde«3n- und Au-laude», sowie durch die Srpeditiouen in Leipgig lQmrfiraße Rr. 8) und Wre«de« (bet L. 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