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8. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonntag, den 18. Mai 1986, 20.00 Uhr Montag, den 19. Mai 1986, 20.00 Uhr resdner Hlheirnooniie» Dirigent: Volker Rohde, Dresden Solistin: Etsuko Terada, Japan, Klavier Carl Maria von Weber 1786—1826 Ouvertüre zu „Oberon" Fryderyk Chopin 1810-1849 Konzert für Klavier und Orchester f-Moll op. 21 Maestoso Larghetto Allegro vivace PAUSE Johannes Brahms 1833-1897 Sinfonie Nr. 1 c-Moll op. 68 Un poco sostenuto - Allegro Andante sostenuto Un poco Allegretto e grazioso Adagio - Allegro non troppo ma con brio Die japanische Pianistin ETSUKO TERADA, die sich durch ihre erfolgreiche Konzerttätigkeit nicht nur in ih rer Heimat, sondern auch in den USA und vielen europäischen Städten einen Namen machte, stammt aus Tokio. Vierjährig erhielt sie den ersten Klavierunterricht. Im Alter von 15 Jahren wurde sie in die Wiener Musik akademie als Schülerin von Dieter Weber aufgenom men, wo sie nach fünfjährigem Studium das Diplom mit Auszeichnung erlangte. 1971 siedelte sie nach New York City über, um dort ihre bisherige Ausbildung bei Sascha Gorodnitzki an der Juilliard School of Music als Sti pendiatin noch weitere drei Jahre zu vertiefen. Während dieser Zeit gewann sie den Förderungspreis für Junge Musiker in Kalifornien und den Wettbewerb Junger l^j^tler des Denver Symphony Orchestra. 1974 wurden ^^■aitere Studien bei Menahem Pressler an derUniver- 5®Fvon Indiana ermöglicht, wo sie auch als dessen As sistentin arbeitete. In der Folgezeit gehörte sie zu den ausgezeichneten Teilnehmern des Klavier-Wettbewerbs der Walter-Naumburg-Stiftung in der Carnegie Hall, wurde 1977 Preisträgerin des 2. Artur-Rubinstein-Wett bewerbs sowie der Chopin-Gesellschaft in Japan und nahm 1978 am Internationalen Leeds-Wettbewerb teil. Für die Schallplatte spielte die Künstlerin Werke von Mozart und Chopin ein. Seit VOLKER ROHDE 1969 zweiter Preisträger beim 1. Weber-Wettbewerb der Dresdner Philharmonie wur de, stand er mehrmals am Pult unseres Orchesters, zu letzt vor wenigen Wochen, als er die Konzerte der Phil harmoniker bei ihrem Gastspiel in Bulgarien dirigierte. „Der Philharmonie verdanke ich Starthilfe und Förde rung als Konzertdirigent, der Staatskapelle meine Er fahrungen als Opernkapellmeister", meint der in Greifs wald geborene Wahl-Dresdner, der seit 1985 als frei schaffender Dirigent arbeitet. Volker Rohde hat als So lorepetitor, Chordirektor und Kapellmeister in Alten burg, Zwickau, Halle, Berlin und Dresden gewirkt. An der Dresdner Musikhochschule ist er als Honorardozent für Dirigieren und als Leiter des Sinfonieorchesters tä tig, am Rundfunk regelmäßiger Gast der Sinfonieor chester in Berlin und Leipzig. Gastspiele in Oper und Konzert führten den Dirigenten nach Italien, Schweden, Ungarn, Rumänien, Polen, Kuba, Jugoslawien, in die UdSSR und CSSR, als Liedbegleiter in die UdSSR, nach Polen, Schweden und Norwegen. ZUR EINFÜHRUNG Die Ouvertüre zu „Oberon", Carl Maria von Webers letzter Oper (1826) vereinigt romantische Märchenstimmung und orientalisches Klangkolorit. Mit dem ersten, sehnsüchtig langgezogenen Hornruf ist man schon eingesponnen in eine fremdartige zau berische Welt; ein farbenprächtiger Klangrei gen hebt an, in dem Kühnes neben Zartem steht, Heldisches mit elfenhaftem Spuk verwo ben ist zu einem Tonbild, dessen strahlender Klang wie dessen Transparenz das selten er reichte Vorbild für viele spätere Werke ab gegeben hat. Oberons Hornruf lockt die Gei ster aus Wald und Flur, sie huschen herbei in n'ederrieselnden Läufen der Flöten und Kla rinetten; ein Marschrhythmus wird in Hörnern und Trompeten leise angestimmt, von den Vio linen graziös umspielt, bis dann ein Orchester schlag dem Elfenspuk ein Ende setzt und im unmittelbar sich anschließenden Allegro con fuoco die Gestalt des Ritters Hüon heraufbe schworen wird. Sein Liebesthema, Vision der schönen Rezia, zuerst von der Soloklarinette zart gesungen, dann von den Violinen aufge nommen und weitergetrieben, vereinigt sich mit dem Gesang der Geliebten. Es geht über in das glanzvoll ritterliche Thema, bis im Schluß aufschwung Liebe und Treue alles überwinden. So wird die Fabel des „Oberon" allein durch die Ausdruckskraft der Musik deutlich gemacht: Der Elfenkönig Oberon streitet sich mit seiner Gemahlin Titania, wer bei den Menschen treu er sei, die Frau oder der Mann. Sie stellen das Liebespaar Hüon und Rezia auf die Probe, aber beide wissen — wie Tamino und Pamina in der „Zauberflöte" - alle Prüfungen zu be stehen. Sein Klavierkonzert f-Moll op. 21 vollendete Fryderyk Chopin ebenso wie das e-Moll-Konzert op. 11 im jugendlichen Al ter von kaum 20 Jahren. Die Uraufführung des Werkes, bei der der Komponist den Solopart selbst übernommen hatte, fand am 17. März 1830 in Warschau statt. Obwohl das f-Moll- Konzert bei seiner späteren Veröffentlichung im Jahre 1836 der polnischen Gräfin Delfina Po- tocka gewidmet wurde, war es ursprünglich unter dem Eindruck seiner Jugendliebe zu Kon- stancja Gladkowska, einer Opernsängerin am Warschauer Nationaltheater, entstanden. Das Konzert, mit dem Chopin übrigens auch in Paris debütierte, knüpft zwar in seiner formalen An lage und in technischer Hinsicht an die vir tuosen Klavierkonzerte der Zeit an, zeigt sich aber in seiner Tiefe des Gefühls, seiner Poesie, seiner reich figurierten, typischen Melodik und in seiner bezaubernden jugendlichen Frische und Leichtigkeit bereits als echtes Werk seines Schöpfers. Der erste Satz (Maestoso) entwickelt sich^j seinem Verlauf zu einem ausgeprägt virtuoB Musikstück. Auf zwei kontrastierenden Themen, einem betont rhythmischen und einem eher ly risch-ausdrucksvollen, aufbauend, bringt der Satz in seiner Durchführung statt einer Verar beitung dieser Themen im Sinne dramatischer Spannung und Entspannung eine reiche Aus deutung des thematischen Materials durch die Erzeugung wechselnder Stimmungen, wobei das Soloinstrument mit glitzernden Passagen, bril lanten Läufen und feinen, arabeskenhaften Or namenten die Grundgedanken virtuos umspielt. Das folgende Larghetto gehört zu Chopins poetischsten Einfällen überhaupt. Dieser schwärmerisch-innige Satz, der von einem be zaubernden Nocturne eingeleitet wird, scheint in seiner wundervollen, liedhaften Melodik, sei ner damals ganz neuartigen harmonischen Sprache den von verhaltener Erregung durch glühten Ausdruck reinster, zärtlichster Gefühle widerzuspiegeln. Nach einem leidenschaftlich bewegten Mittelteil (Appassionato) erklingt noch einmal, jetzt ganz zart und verträumt, der Einleitungsteil des Larghettos. Das Finale des Werkes (Allegro vivace) ist ebenso wie der Schlußsatz des e-Moll-Konze in freier Rondoform angelegt und von tär^ rischem Schwung erfüllt. Drei polnische Voll tänze bestimmen die rhythmische Gestaltung des wirkungsvollen, elegant-bravourösen, aber auch lyrischer Episoden nicht entbehrenden Satzes. Neben dem ständig wiederkehrenden Hauptthema, einer Melodie im Rhythmus des Kujawiaks, eines nicht übermäßig schnellen Tanzes im 3 / 4 -Takt mit unregelmäßigen Akzen ten auf dem zweiten oder dritten Taktteil, be ¬ gegnen Teile in Mazurkaform und endlich in der feurigen, glanzvollen Schlußcoda auch der Rhythmus des wirbelnd dahinjagenden Obe- reks.