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Frankfurt a. M., 27. März. Wie man hier hört, ist wegen tyr Kosten der sogenannten BundeSerecution in Kmcheffen zwischen chr kurhesstschen »nd der bairischen Regierung ein Conflict auSgebrochen, über welchen der sogenannte Bundestag.'entscheiden soll; erstere Regie« rung soll ein neues Anlehrn beabsichtigen. (Ps. Z.) Hannover, 27. März. Die Niederlage, welche da« Ministerium gestern in der ll. Kammer durch die Anriahnte des Lang'fthrn, Antrag« (auf Beittitt zu der Verwahrung deS SchahcollegiumS gegen den soge nannten Bundeöbeschluß vom 21. Sept.) erlitten hat, wird, von demsel ben, nach der Niedersächsischen Zeitung, sehr ernst genommen, ES leuchte ein, sagt das Blatt, daß die Regierung auf daö entschiedenste das Einverständniß mit solchem Beschlusse verweigern müsse. Sie fei daher heute zu einer mehre Stunden dauernden Konferenz zusammenge treten, von der man einen bedeutsamen Beschluß erwarte. Die Han noversche Zeitung spricht von „äußersten Beschlüssen", zu denen die Re gierung möglicherweise durch die Haltung der Stände getrieben werden könne. DaS scheint auf den eventuellen Entschluß einer Auflösung der Kanimern zu deuten. Hamburg, 29. März. An der gestrigen Börse circulirte vielfältig daö Gerücht, daß die Anhänger der alten Verfassung einen Protest gegen die Einführung der Neuner-Verfassung ausgearbeitet hätten, welcher demnächst sämmtlichen deutschen Regierungen mitgetheilt werden würde. '(Hamb. Nachr.) ^Aus Holstein, 28. März. Endlich ist die längsterwartete Ver fügung, betreffend die Einwechselung der in den Jahren 1848 und 1850 emittirten schleswig-holsteinischen Kassenscheine, erschienen; die selbe lautet: Nachdem der Herr landesherrliche Commiffar, Geh. Conferenzrath Graf Re- ventlow-Criminil den gegen die Annahme der in den Jahren 1848 und 1850 emittirten schleswig-holsteinischen Kassenscheine in den öffentlichen Kassen anfangs erhobenen Widerspruch infolge eines zur Kunde der obersten Civilbehörde für Hol stein gebrachten allerhöchsten RcscriptS vom 4. Febr. d. I., jedoch unter der Vor aussetzung fallen lassen zu wollen erklärt hat, daß die gegenwärtige Form der Kassenscheine abgeändert werde, und nachdem darauf zufolge Schreibens deS ge nannten Herrn CommissarS das für die bei der demnächstigen Einwechselung der Kassenscheine neu auSzugebcnden Scheine in Vorschlag gebrachte Formular, welches also lautet: „10 Mark Courant. Diese Anweisung auf (zehn) Mark Courant ist mit Genehmigung Sr. Maj dek Königs von Dänemark, Herzogs zu Schleswig, Hol stein und Lauenburg re. von der obersten Civilbehörde für Holstein zur Einwechse lung eines gleichen Betrags von den in den Jahren 1848 und 1850 emittirten schleSwig-holsteinischen Kassenscheinen verwendet und wird bis zu ihrer demnächsti gen Einlösung in allen öffentlichen Kassen des HerzogthumS Holstein als vollgül tige Zahlung angenommen. Die oberste Civilbehörde für Holstein. Kiel, ... 1851." durch allerhöchstes Rescript vom 16. März d. I. genehmigt worden ist, bringt die oberste Civilbehörde solches mit dem Hinzufügen zur öffentlichen Kunde, daß mit dem vorstehend angegebenen Formular übereinstimmende Anweisungen werden an gefertigt und nach näherer demnächstiger Bekanntmachung zur Einwechselung der in den Jahren 1848 und 1850 emittirten schleSwig-holsteinischen Kassenscheine verwendet werden. Kiel, 24 März 1851. Die oberste Civilbehörde. Adolf Blome. Prehn. Lesser. Somit ist wenigstens dem besorgnißerregenden Zustande und dem Wucher mit diesen Kassenscheinen Einhalt gethan und gleichzeitig dem monarchischen Princip mit der directen Erwähnung der landesherrlichen Autorität auf den Scheinen Genüge geschehen. — Die Deutsche ReichS-Zeitung spricht in einem Leitartikel für das Recht der entlassenen schleSwig-holsteinischen Offiziere. Daö Recht der Offiziere auf Pension, sagt sie, ist ein aus einem anerkann ten öffentlichen Rechtsverhältnisse herrührender privatrechtlicher Anspruch. DaS öffentliche Rechtsverhältnis konnte alterirt werden; allein die unter der Geltung desselben entstandenen privatrechtlichen Ansprüche blieben gleichwol bestehen, und das Land und seine Regierung bleiben zu Auf rechthaltung derselben verbunden. Die Zeitung fodert zu gründlicher Erörterung dieser Frage von ihrer staatsrechtlichen Seite auf. Vom Main, 26. März. Die Reise des Kaisers von Oester reich nach Triest, die den ostensiblen Zweck der Begleitung seines Bru ders, des Erzherzogs Mar Ferdinand, dorthin und dessen Jnstallirung in den Marinedienst hat, soll einen weit wichtigem Beweggrund haben, nämlich den einer geheimen Unterredung und Verständigung mit dem Könige von Baiern wegen der nunmehr gegen Preußen zu nehmenden Maßregeln. Den unverdächtigen Grund zu einer Reise nach Triest gibt diesem die beabsichtigte Begleitung seines Bruders, des Königs Otto von Griechenland. (Auch in den bairischen Blättern war schon bei Gelegen heit der Reise deS Königs von einem Zusammentreffen mit dem Kaiser von Oesterreich die Reve.) (Hamb. Nachr.) Aus Oberösterreich, 23. März. Nach dreijähriger Abwesenheit haben sich die Väter auS der Gesellschaft Jesu wieder in Linz ein gefunden und ihre frühern Lokalitäten auf dem Freiberge bezogen. Ihre Namen sind Kautny, Attlmayr und Schwitzer; Letzterer ist zugleich Rec tor und wird demnächst auch die Leitung deö vor mehren Jahren er richteten geistlichen KnabenseminariumS übernehmen. Zur Sustentirung der Anstalt erging jüngst an den Gesammtkleruö Oberösterreichs eine bischöfliche Mahnung zu freiwilligen Beiträgen. und zugleich auch wo möglich zur Gewinnung von Knaben, die der Hoffnung Raum gewäh ren, daß sie sich dem geistlichen Stande widmen werden. Die Anzahl der Zöglinge deö Seminars war bisher eine äußerst geringe, und wir werden nicht irren, wenn wir sagen, daß sich die Anstalt ungeachtet der neuen Leitungöorgane keines erheblichen Aufschwunges erfreuen werde. ! — Die Zahl der Priester unser- KronlandeS hat sich innerhalb 20 Jahren um 25 Proc. vermehrt. (Wand ), — DaS in Prag erscheinende Blatt CeSkobratrSky Destnik würbe wegen,,«nbefugtzr Ausnahme vqn Artikeln».«welche zum Theil politische Gegenstände, zum Theil NeuiHeifeZ uzih sonstige Ereignisse behandeln", von Selten der Militairbehösde für die Dauer des Ausnahmezustakde« unterdrückt. Schweiz. Vom Bieler See, 25. März. Durch den unzeitigen Feuereifer des bigoten Schulmeisters N. Carrarv, der auSFrankreich (nach einer Version radikaler Journale hätte er seinen Plan im Canton Genf ge schmiedet) heimlich zurückkehrte, und am 22. März in bekannter Weise den Landfrieden brach, sahen sich die-Evnservativen deS EantonS um ihre vortheilhaftc Stellung gebracht, und die Radikalen werden den gün stigen Augenblick benutzen, um ihre Gegner unschädlich zu machen, Doch erwartet man, es werde kein TodeSurtel vollzogen werden. Der Sieg der Regierung war nicht schwer; von ihren Anhängern ist kein Einziger geblieben, während ihre Gegner elfTödte zu beklagen haben. Die plötz liche Erscheinung deS Oberster; Pierre-Landerset auf dem Kampfplatze, welchen die Aufständischen am Grabe feiner Frau glaubten, erschreckte dieselben fast ebenso sehr, als der Kugelregen auS dem von ihnen über sehenen Ursulinerkloster. Carrard ergab sich nicht ohne verzweifelte Ge genwehr; dann schritt er in dumpfer Resignation durch die ihn mit Vor würfen überhäufenden Reihen seiner Gegner. Seine Zukunft scheint hauptsächlich von einem Entschluß seines bischöflichen GönnerS abzuhän- gen, nämlich eidlich den Schweizerboden und die französische Angrenzung zu verlassen. Schon wird die Meinung, daS Ausland habe eine weit verzweigte Verschwörung durch die ganze Schweiz organistrt, eifrig vet- breitet. Von der beabsichtigten provisorischen Regierung sollen Gardian von Estavayer und Oberst Albiez verhaftet worden sein; andere Glieder derselben sind flüchtig. (O.-P.-A.-Z.) Italien Man hört aus Florenz, daß die Erzbischöfe und Bischöfe ToScanas eine Eingabe bei dem Großherzoge, infolge der stattge habten religiösen Konferenzen eingereicht haben. Diese Konferenzen ha ben auf ausdrücklichen Befehl des Papstes stattgefunden. Wie eS scheint, will Toskana keineswegs auf die Foderungen deS römischen HofeS ein gehen, der die Absicht hat, daS jetzt bestehende Konkordat durch ein der Kirche viel günstigeres zu ersetzen. Pie großherzogliche Regierung ver langt vielmehr ein Konkordat, welches noch weniger Vortheil für Rom haben wird als daö jetzt bestehende, dessen Abschaffung die hohe Geist lichkeit ToScanas, von Röm dazu aufgefodert, verlangt. Der römische Hof hat das betreffende toScanische Aktenstück zurückgesandt. Diese Lage der Dinge hat nun die Erzbischöfe und Bischöfe ToScanaS zu obiger Eingabe veranlaßt, in welcher sie den Großherzog auffodern, dem Wil len des Papstes Folge zu leisten. Zu gleicher Zeit erheben sie sich mit Heftigkeit gegen die in ToScana fast gar nicht mehr bestehende Preß freiheit, und verlangen, daß das Drucken von Schriften, welche über die Religion und ihre Diener handeln, gar nicht mehr geduldet werde. Spanien. Die Deputirtenkammer hat gestern den Gesetzentwurf wegen Aus hebung von 35,000 Mann angenommen. Frankreich. Paris, 27. März. In der heutigen Sitzung der Legislativen verlangte Hr. Madier de Monjeau den Unterrichtsminister wegen Michelet'S Suspension und Jacques' Absetzung zu interpelliren. Nach heftiger Debatte ging man zur Tagesordnung über. Der Minister deS Innern, Hr. Baisse, hat einen Credit für die Feier deS 4. Mai, Proklamation der Republik, gefodert. Der Oberst der 3. Legion der pariser Nationalgarde, General de Rar, hat gestern der Legislativen eine Petition um Verfassungsrevi sion und PrästdentschaftSverlängerung überreicht. — Folgendes ist der Tert deS mit 15 gegen 8 Stimmen gefaßten CommissionsbeschluffeS für die Gemeindewahlen: „Die Bürger, welche dem NecrutirungSgesetze in einer Gemeinde Folge geleistet haben, haben ihr Wahldomicil in dieser Gemeinde, solange sie daselbst residirtn. Sie werven von Amts wegen auf der Wählerliste dieser Gemeinde ver zeichnet, kraft einer Erklärung deö GemeinderatHS, daß sie ihren Wohn sitz daselbst behalten haben. Sie werden die folgenden Jahre darauf bei behalten, solange der Gemrinderath nicht eine gegentheilige Erklärung gibt." Durch diesen Beschluß würden ungefähr 2 Millionen Wähler ihr verlorenes Stimmrecht wieder erhalten. — Die Union will ganz bestimmt wissen, daß der Prinz Joinville unter keiner Bedingung eine Kandidatur für die Präsidentschaft anneh men werde und jede Gemeinsamkeit mit den verschiedenen demokratischen und revolutionairen Parteien entschieden zurückweist. — Die Nationalgarde von St.-Julien ist aufgelöst worden. — Die letzten Nachrichten auS Civitavecchia bestätigen, daß die Oesterreicher in den Legationen sich bedeutend verstärken und vor geschobene Posten immer näher an Rom rücken.