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— Der Brand in der Pleyrl'schen Fortettkuoftbri-Ist gestemAbticks noch gedämpft worden. Der Conrertsaak ist unvtrleßti — Di» deutsche« Angelegenheiten, heißt eS in einem vom 25. März batikten Briefe der Kölnischen Zeitung, werden am Ende ihrem Schicksale, da- ihnen in Gestalt eine- europäischen MinistercongreffeS dreht, doch nicht entgehen. Wenigsten- «erden von gewisser Seite her Anspielungen lauf, die auf dergleichen hindenttn. Die Berathung, welche heute bei Hrn. Brenier stattfindet und welcher Lord Normanby, Graf Hatzfeld, Hr. v. Kisselew und Hr. Hübner beiwohnen, bringt man auch mit dies«« diplomatischen On äit in Verbindung. Die ftanzösi- sche Regierung wolle nämlich die Ansichten der Großmächte über eine solche Losung wissen und habe darum jene diplomatische Conftontatio» veranlaßt. S v » tz b r i t a « «i e n. London, 26. März. Zn der gestrigen Sitzung deS Unterhauses, in welcher, wie bereits mitgetheilt, die DiScusflon über die zweite Lesung der Titel-Bill zu Ende gebracht wurde, kam vorher unter Anderm auch Ceylon zur Sprache und auf eine Anfrage Hrn. Christopher'- erklärte der Unterstaatösecretair im Colonialamte, Hr. Hawes, daß Hrn. Emerson Tennent'ö (Gouver neurs von St.-Helena) Anwesenheit in England lediglich in häuslichen Angelegenheiten ihren Grund habe und mit der Untersuchung über die reyloner Vorfälle in keiner Verbindung stehe. Die Debatte über die Titel-Bill eröffnete Hr. Hobhouse, welcher glaubt, daß der Staats kirche viel weniger Gefahr vom Papstthum drohe.als vom Unglauben. Die drei nächsten Redner, Hr. Portal, Hr. I. O'Connell und Hr. Larleß sprachen gegen die Bill, ebenso unter Andern Hr.Hume, und zwar vom Standpunkte unbedingter und unbeschränkter Glaubensfreiheit. Die Bill sei ein Rückschritt, der die Früchie und den Ruhm einer 30jährigen libe ralen Politik mit einem Schlage vernichte, und davon abgesehen, werde sie nothwendig zu Inkonsequenzen und Verwirrung aller Art führen. Sir Fred. Thesiger gab sein MiStrauen in die protestantische Ge sinnung mehrer Regierungsmitglieder ziemlich offen und derb zu erkennen. Earl Grey'ö Begünstigung der katholischen Bischöfe in den Colonien sei durch nichts zu rechtfertigen, und das Gesetz gegen die Einbringung Päpstlicher Bullen sei nicht so veraltet, daß Lord I. Russell die Geltend machung desselben zu scheuen gebraucht hätte. Wenn der päpstliche Schritt so unbedeutend und harmlos sei, wie ihn einige Mitglieder darzustellen beliebten, was meinten dann die glühenden und triumphirenden Glück- wünschungSschreiben, die Cardinal Wiseman mit seinen Bischöfen wech sele? Die Bill selbst werde soviel wie eine Null wirken. Jeder Ka tholik werde den Hierarchen ihre Titel geben, während dieselben sich einfach hüten würden, sich als Bischöfe zu unterzeichnen. Indessen nehme er mit der Bill als einem Minimum vorlieb und stimme für die zweite Lesung« um eine Gelegenheit zu haben, bei der Comiteberathung ver bessernde Amendements zu stellen. Hr. Gladstone bedauert, daß er als Vertreter einer englischen Universität mit keinem seiner College» übereinstimmen könne. Nach einer, langen Auseinandersetzung, daß eö lächerlich sei, von einer völker rechtlichen Verletzung oder einer Beleidigung der Krone durch den Papst zu reden — in welchem Falle Lord I. Russell eine stärkere Waffe hätte brauchen müssen, als seinen Durham-Brief—kritisirte er die Bill, über deren Kraft, die Synodalthätigkeit des katholischen Klerus zu hindern, Attoryey und Sollicitor General nicht einig wären. Wichtiger als Alles sei die Frage, mit welchem Recht man sich in die geistlichen Angele genheiten der Katholiken, mische. Es sei nicht genug, zu behaupten, daß iyan die Nothwendigkeit oder den Nutzen der katholischen Hierarchie nicht einsehe, und die Katholiken seien nicht verpflichtet, uns darüber aufzu-' klären, sondern die Gegner der katholischen Bischöfe hätten den Beweis zu führen, daß dieselben zu weltlichen Zwecken angestellt seien. Von jeher'gab eö zwei Parteien unter den englischen Katholiken: eine ge mäßigte und eine ertreme; jene gerade habe stets die Einsetzung von Bischöfen, die ertreme Partei mit den Jesuiten an der Spitze die Bei behaltung der apostolischen Vkcare verlangt. Man solle die Katholiken durch Aufklärung und Duldung zu gewinnen suchen, statt durch MiStrauen und Zwang zu fanatisiren. England solle Rom zeigen, daß eö bei seinen toleranten Grundsätzen ebenso unwandelbar und ewig beharre, wie Rom bei seinen intoleranten Principien. Die Minorität, zu der, er stehe, sei eine kleine, aber die Ueberzeugung ihre- guten Rechts stärke sie in dem ungleichen Kampf gegen die Volksmeinung. Hr. D'JSraeli: Weit entfernt, ein machtloser Fürst zu sei», besitze der Papst eine Armee von einer Million Priestern, mit Bischöfen und Erzbischöfen zu Offizieren und Generalen. Sei dies die Macht, die man mit den Wesleyanern oder schottischen DiffeNterS in eine Linie.zu stellen sich erdreiste? Aber freilich, Hr. Gladstone und Genossen meinten mehr als sie ausspräche». Sie wünschten dem Papstthume Freiheit der Or ganisation, um nachher auf diesen Grund hin ähnliche synodale Selbst herrschaft für die englische Kirche in Anspruch nehmen zu können. Mit andern Worten, sie arbeiteten auf die Trennung der Kirche vom Staate hin. An der Bill fand er auszusetzen, daß sie davon auSgehe, Cardinal Wiseman'S Auftreten sei nicht illegal. Das vom Cardinal verletzte Ge setz sei nichts weniger als veraltet; er nenne eS Verrath gegen die Frei heiten Englands, ein Gesetz veraltet zu schimpfen, bloS weil eS alt sei. Ferner gebe sich die Bill mit Phrasen statt mit Thatsachen ab und stelle kein Princip. Stände er zu Lord I. Russell so, um ihn „seinen edel» Arennd" Nennen zu können, so würde er trotzdem weder seine Politik noch feineMmpfkldimzen schonen. Zn« Schluß warf sich der Redner mit Bitter keit auf Str I. Graham, diesen „ConsulatSrandidaten in weißer Toga", und warf ihm vor, daß er jeden ihm unschmackhasten Gedanken oder Vorschlag eine- Gegners durch Androhung gewaltsamer Heilmittel be kämpfe; klagenden Pächtern drohe er mit der Armee, widerspänstigen Wählerschaften mit einer neuen Reformbill, den Gegnern des PapstthumS mit einer Rebellion in Irland. Er (D'JSraeli) stimme für die Bill in demselben Sinne wie Sir F. Thesiger. Nachdem dann noch Sir George Grey, Minister des Innern, für die Regierungsmaßregel gebrochen, kam eS zur Abstimmung, bei der sich für die zweite Lesung der Bill 438, gegen dieselbe 95 Stimmen ergaben. Die Ankündigung, einer Majorität von 343 Stimmen für die Bill wurde mit tauten CheerS! ausgenommen. Lord I. Russell verkündigte darauf die Voranschläge für die Armee auf den 28. März; die Comiteberathung der Titelbill werde er wol erst auf den Montag nach den Osterferien festsetzen können. DaS Unter haus vertagte sich auf den 27. März, um den Mitgliedern nach der langen Debatte einen Tag der Erholung zu gönnen, denn die Sitzung, die siebente, schloß um ein Viertel auf 4 Uhr Morgens. Königreich Tnchfen. ILDresden, 28. März. Erste Kammer. Hr. v.. Röwer berichtete über Pos. 23 s deS Budgets für daS Departement deS Innern und be antragte die Verwilligung von 3800 Thlrn. jährlich für die Commu- nalgarde, was die Kammer ohne Debatte auch that. Mit dieser Po sition war die Berathung deS Budgets erschöpft, und die Kammer stimmte nun mit Namensaufruf über daS ganze ordentliche wie über das außerordentliche Budget ab und genehmigte dasselbe mit den be schlossenen Abänderungen. Secretair v. Polenz berichtete hierauf über die Differenz in den Kammerbeschlüssen über die mehrmals erwähnte Petition um Verlegung einer Garnison ms Voigrland. Die Kam mer ließ auf Anrathen der Deputation ihren früher» Beschluß fallen und trat dem der II. Kammer bei: die Petition der StaatSregierung dringend zur Berücksichtigung zu empfehlen. Die übrigen Petitionen, über welche noch berathen wurde, sind ohne Interesse. Dresden, 28. Marz. Dem Vernehmen nach wird von Seiten der Stadt in Bezug aus die am 6. und 7. April d. I. stattfindende feier liche Eröffnung der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn auf ihrer ganzen Strecke bis Prag an der kleinen Reitbahngasse eine Ehrenpforte erbaut werden. — Die Verhandlungen wegen Abtretung der städtischen Jurisdiction an den Staat dürften nach dem dermaligen Stande der Sachen in so kurzer Zeit, als man anfangs zu erwarten berechtigt war> zu dem Endresultate schwerlich führen. — Der Bestand der hiesige» Sparkasse belief sich am Schluffe deS vergangenen JahreS an Capi tal und Zinsen auf die Summe von 604,995 Thlrn. — Der hiesige Stadtbezirksarzt hat bei dem Stadtrathe den Antrag gestellt, die Särge bei Beerdigungen in Wegfall zu bringen und hierselbst eine Irrens anstatt zu errichten. (Dr. I.) — DaS Chemnitzer Tageblatt meldet, daß der der Mordthat in Göp persdorf (Nr. 16l) verdächtige Verbrecher am 26. März von der Polizei in Chemnitz festgenommen wurde. Er hatte sich die Nacht über im Freien Herumgetrieben und war den Tag darauf nach Chemnitz gekom men, wo er in einem Hause, in welchem die Marklleute aus der Wech selburger Gegend Kaffee zu trinken pflegen, sich ebenfalls Kaffee geben ließ. Sein verstörtes Aussehen fiel der Wirthin auf und bald nach sei nem Weggehen erzählte eine Marktfrau aüö der Wechselburger Gegend, daß in Göppersdorf ein Mord vorgefallen und der Glaserbursche ver dächtig sei.. Der Bursche trieb sich noch auf dem Markte herum und ward von der aufmerksam gemachten Polizei verhaftet. Im ersten Ver höre gestand er sofort seine Nnthat ein. Handel nnd Jndnfkrie. Oerlin, 28. März. Freiw. Ant. 105'/, Br.; St.-Sch.-S. 85'/,; Sechdl.-Pr.-Sch. 130'/, Br.; Bankanth. 96'/,; FrdrichLdr. 113'/,,' LSdor. 108'/,; Berl. Anh. I.it. ä. u. v. 1067z, Pr.-Act. 97 ; Berl.-Hamb. 94'/«, Pr.-Act. 102; Köln-Mmr. 103'/«, Pr.-Act. 101'/,; Fr.-W.-Nordb. 38'/,, Pr.-Act. 97V« Br.; Halle- Thürmg. 08'/,, Pr.-Act. 100; Magd.-Wittenb. 54'/,, Pr.-Act. 99^; Krak.- Oberschi. 74'/, Br., Pr.-Act. 85'/,; Obcrschl. lät. ä. 116'/,, L. 109 Br.ß Poln. Schatz-Ohl. 80'/, ; Poln. Pfdbr. alte 93'/«; Poln. Pfbbr. neue 93'/.; Part. 570 Fl. 82, 300 Fl. 143; Poln. Bankcert. l-it. .4. 300 Fl. 94'/,, L. 200 Fl. 18'/.; Amsterb. k 142'/,, 2M. 1417° > Hambz. k. 150'/,, 2 M. 1497,; Land. 3 M. 6. 20'/, Br.; Pari« 2 M. 8O'/„ ; Wien 2 M. 767«; AugSb. 2 M. 101'/,; BreSl.2M. 997«; Leipzig 8 Tz. 99'/,; Franks, a. M. 2 M. 56. 16; PeterSb. 3 W. 104'/,. Nachdem die Curse anfangs etwa« niedriger als gestern waren, stellte sich im Laufe deö Geschäft» mehrseitiger Begehr nach allen Ac- tien ein, und die Börse schloß fest und meist höher. Wien, 27. März. 5pc. Met.967«; 4'/,pc. Met. 847s; Bankactien 1264; Nordb. 132'/,; 1839erLoose 120'/,; lomb. Anl. 95'/«; Lond. 13,00; Amsterd. 183'/,; AugSb. 132'/,; Hamb. 1947,; Pari» 156'/,; Gold 38'/,; Silber 32; Coupons 5'/,; Valuten und Contanten fest. London, 26. März. ConsolS 96'/, bis '/z. Rcdigirt unter Verantwortlichkeit dcrÄerlagShandlung. Druck und Verlag von F- A7 Brockhaus in Leipzig.