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Kassel, 26. März. Die Kasseler Zeitung verkündet: Wie. man aus guter Quelle erführt, haben sich die Arbeiten bei do» petmauen- reu Kriegsgerichten hiersrlbst dergestalt vermehrt, daß noch eine Anzahl weiterer kurhesfischer Juristen außer den bereit- bei jenen Gerich ten beschäftigten zur AuShülfeleistnng Haven herangezogen werden müssen. — Man schreibt der Weftr-Zeitung au- Kassel vom 25. Mürz: Seit zwei Tagen erzählen und behaupten als zuverlässig die hiesigen öster reichischen Offiziere eine interessante Neuigkeit, welche ihnen ein von Wien hier durch nach Norden gegangener österreichischer Adjutant gebracht hat. Jener Nachricht zufolge stellt nämlich Oesterreich in aller Kürze ein kleine- ArmeecorpS in Baden auf und verstärkt namentlich die Be satzung Rastatts um mehre Bätaillone. Nach Italien sendet dasselbe auf- neue 40,000 Mann und macht die vierten Bataillone der Armee mobil (?). Es ist wichtig genug zu erfahren, was an der Sache ist, aber, wie gesagt, die österreichischen Offiziere behaupten diese Thatsache al- ganz feststehend; auch ist man hier bei Hofe davon unterrichtet. Altenburg, 26. März. Am 24. und 25. März stand vor den Assisen der Candidat der Theologie Weißgerber (der bekannte ab gefallene Freigemeindler) nebst Genossen (ehemaligen Bürgergardisten), welche am 2. Oct. 1848, beim Einzuge der Sachsen in unsere Stadt, mehrmals: ES lebe die Republik! gerufen hatten. Einzelne hatten sogar auf einen hiesigen achtbaren Beamten das Gewehr angelegt. AuS dem Zeugenverhör ergab sich, daß die Schreier im Zustande der Trun kenheit gewesen und von Weißgerber zu jenem Rufe aufgefodert worden waren. Daher ward nur Weißgerber, welcher überdies durch Ableug nen sich schadete, für schuldig befunden und zu zweimonatlicher Gesäng- nißstrafe verurtheilt.Geh. Justizrath vr. Schenk ist zum Präsiden ten d«S Lande--JustizcollegiumS (an de- verstorbenen vr. Thienemann Stelle), der Landrichter Meißner zum LandeS-Justizrath und der Privat- docent vr. Hase in Halle (Sohn de- Vireprästdenten im Finanzcolle- gium) zum Assessor im Justizcollegium ernannt worden. (Fr. S.-Z.) Gotha, 26. Drärz. Die Verhandlungen unserer Commiffarien über die Vereinigungsfrage sind gestern beendigt worden. Der letzte Be schluß derselben bezog sich auf die vom Staätsministerium gewünschte gemeinschaftliche Landesvertretung. Dieser ist dahin ausgefallen, daß ein vereinigter Landtag und zwar an- acht koburgischen und zwölf gothaischen Mitgliedern gebildet werde, welcher jedoch nur über die An gelegenheiten zn entscheiden hat, hinsichtlich deren eine Vereinigung zu Stande gekommen ist, nämlich über Justizpflege, Militairwesen und da- politische Verhältniß gegenüber dem Deutschen Bunde. Die Berathung der übrigen (nichtunirten) Gegenstände bleibt den Einzellandtagen über lassen, au- deren Schoose auch die Mitglieder des vereinigten Landtag- zu wählen sind. Was übrigens das oben angedeutete Zahlenverhältniß von 8 zn 12 betrifft, so ist dasselbe durchaus abweichend von der sonsti gen numerischen Proportion beider Ländertheile (3 zu 7) und wird deshalb, wie man vernimmt, vom Staatsministerium nicht genehmigt werden. , (Lpz.Z.) Hannover, 26. März. In der II. Kammer wurde heute über den Antrag des Abg. Lang II.: „Stände wollen die vom Schatzcolle gium gegen den sogenannten Bundesbeschluß vom 2l. Sept, eingelegte feierliche Verwahrung sich aneignen und solche ihrerseits wiederholen", nach einer sehr bewegten Debatte in namentlicher Abstimmung mit 39 gegen 32 Stimmen angenommen. Die Niedersächsische Zeitung schreibt: Wie eS den Anschein hat, werden die Kammern sürS erste gar nicht vertagt werden, indem die Regierung eS möglich gemacht hat, schon in der nächsten Zeit mehre umfassende Gesetzvorlagen einbringen zu können; man nennt außer dem Budget die revidirte Stävteordnnng und eine neue Vorlage, betreffend die Provinziallandschaften. Hamburg, 28. März. Ein in allen fünf Kirchspielen vorgebrach ter und in allen zugleich mit ganz bedeutender Majorität angenomme ner, an den Rath zu bringender Wunsch heißt wörtlich: „Das Kirch spiel, welches mit Dank die bisherigen Mittheilungen E. E. Raths über den Fortgang der Verfassungsangelegenheit entgegengenommen hat, spricht den dringenden Wunsch aus, daß die Einführung der neuen Verfassung durch ein abgekürztes Verfahren möglichst beschleunigt werde." Aus Holstein, 26. März. Leider erfahren wir aus guter Quelle, daß die von mehren Seiten bestrittene Angabe über die Landesver weisung mehrer der namhaftesten Leiter unserer Bewegung von 1848 sich dennoch mit nächstem bewahrheiten dürfte. (H C ) Kiel, 26. März. Dem Vernehmen nach wird am 1. April in Rendsburg ein preußischer General das FestungSgouvernement übernehmen, und dürfte wol in Zukunft ein zweimonatlicher Wechsel zwischen Preußen und Oesterreich eintrete». Nicht unwahrscheinlich ist eS, daß in Zukunft beständig ein deutscher Bundescommissar hier bleiben wird. (D. R.-Z.) — Die Hamburger Nachrichten schreiben aus Kiel, daß der Groß herzog von Oldenburg den Superintendenten und Kirchenvogt Nielsen, den „wackern Vorkämpfer der schleSwigschen Geistlichkeit in dem Kampfe gegen den von der unseligen Landesverwaltung ausgehenden Gewissens zwang", zum Superintendenten in Eutin ernannt habe. — Wie die neueste Nummer deS Börsenblattes für den deutschen Buch handel mittheilt, hat die 1847 in Karlsruhe anonym erschienene Schrift: ! „Wer erbt in Schleswig?" den Generallieutenant I. v. Radowitz zum Verfasser. Wien, 26. März. Da- Neuigkeit-Bureau bringt folgende abenteuerliche Nachricht« In sonst gutuntexrichtete» Kreisen cirrulirt ein Gerücht von einem Projert, nachMlche« Ungarn mH Mähren, hie Kronländer Galizien und Siebenbürgen aber mit Schlesien vprpintgt würden, um den Eintritt Ge-' sammtösterreichS in Deutschland nach mm Wortlaute der bestehenden Verträge möglich zu machen. Wir wollen durch Mittheilüng dieses Ge-. rüchtS keineswegs für die Richtigkeit desselben einstehrn, obgleich nicht zu leugnen ist, vaß interessante Reflexionen daran geknüpft werden könnten. — Wie der Leipziger Zeitung auS Triest vom 24, März geschrieben wird, ist der unmittelbare Beweggrund der unerwarteten Reise deS Kai sers dahin kein anderer, als (wie wir bereits meldeten) sich in Person und an Ort und Stell» von'dem deso-laten Zustande der Kriegs marine zu überzeugen. Der ganze heutige Tag ist einer langen Be rathung mit dem Admiral und dem Äarinecommanvy gewidmet gewe sen. Auch die ganze Verwaltung wird der ausführlichsten Durchsicht und Controle unterzogen werden. Morgen sind Besuche in der Cadettenanstalt und auf den Schiffswerften angesagt. Zur Untersuchung der als see untüchtig erklärten Dampffregatte Sta.-Lucia ist eine eigene Commission von Sachverständigen ernannt. Nach allen diesen Maßregeln zu schlie ßen, steht nicht nur eine durchgreifende Reform deS gejammten Marine- wesenS, sondern auch eine strenge Rechenschaft für die Schuldigen bevor. Man spricht bereits von verschiedenen Pensiomrungen, den Admiral Dah- lerup obenan, dessen dänische Landsleute, welche er massenhaft berufen und mit den einträglichste» Stellen bedacht hat, dem neuen Vaterlande wenig ersprießliche Dienste geleistet haben. Schweiz. Ein Nachläufer deS Cvnfedere gibt noch Einiges über den Anf- standsversuch in Freiburg, der keineswegs so unbedeutend war, al- eS anfangs schien. Vor dem Angriffe feuerte Carrard sein« Leute im Namen der Religion und der heiligen Jungfrau an, das Land von der Regierung, die es unterdrücke, zu befreien. Er soll große Thätigleit entwickelt haben und mit einem großen Sähe! bewaffiret überall zugegen, gewesen sein. Bei der Verhaftung wurden ihm zwei Pistolen abgenom men, deren jede mit einem Rosenkranz umwunden war. Der Confedere veröffentlicht auch zwei bei den Insurgenten gefundene Aktenstücke., Die Prvclamation läutet: Wir, das souvcraine Volk dtS Canton« Freiburg, erklären: die gegenwärtige. Regierung ist von diesem Augenblicke an vollkommen aufgelöst, die Gewalt, die sie usurpirt hatte, ist ihr entzogen. Ihre Autorität ist in aller und jeder Beziehung aufgehoben, alle ihre Beamte sind außer Dienst gesetzt und alle Lehrer in ihren Verrichtungen stillgestellt. UcberdieS protestiren wir gegen alle- Dasjenige, was diese Regierung gcthan, als nicht geschehen und nicht gültig. Die Behörden und Beamten dieser angeblichen Regierung haben von ihrer Verwaltung Rechenschaft zu. geben und sind solidarisch verantwortlich für allen Schaden und alle Verluste, die sie verursacht haben. Der ganze Canton ist in Belagerungszustand erklärt, das KriegSzesetz (Standrecht) ist prvclamirt gegen die Mitglieder, Beamten und Parteigänger (Partisans) der abgesctzten Regierung. Jeder Einwohner deS Can- tonS ist aufgefodert, die weiße Armbinde zu tragen, um zu zeigen, daß er zur Partei der Gerechtigkeit und wahren Freiheit gehört, widrigenfalls er der Bestra fung nach dem Gesetz verfällt. Jeder, der für. die gestürzte Regierung die Waffen ergreift oder der neueingesctztcn den Gehorsam verweigert, soll sogleich erschossen werdest. Auf Befehl deS souverainen Volks werden die Gendarmerie und die Bür- gcrgarden unvcrweilt die Waffen niederlegcn bei Strafe de- Erschießens. De Be- - wohner von Freiburg und dessen Umgegend, welche StaatS- oder eigene Waffen besitzen, sind aufgefodert, sie im Stadthause abzugebcn oder deren Besitz anzuzeizcn. Eine Stunde nach Veröffentlichung deS Gegenwärtigen wird eine Haussuchung stattfinden ' nach der Strenge deS Gesetzes. Jeder freiburgische Unterthan, der im Canton wohnt und vom Volke zu eincr StaatS- oder Militairstell« berufen wird, sich dessen aber wei gert, der wird als Feind deS Vaterlandes erklärt und unterliegt den Strafe» des Stand rechts. DaS ganze Contingent deS CantonS, welches noch nicht unter den Waf fen steht, soll bei Strafe deS Gesetze« binnen 24 Stunden sich mit Sack und Pack in Freiburg einfinden. Alle Milizpflichtigen der Reserve und deS Landsturms und alle übrigen zur Vertheidigung deS Vaterlandes Fähigen sind eingelade», sich mit' ihren Waffen oder andern Instrumenten auf dem Piquet zu halten und eS ist ih- ncn besohlen, im ganzen Cantone Lag und Nacht zu patrouillirtn. Jede verbäch»' tige Person, sei eS ein Spion oder so etwas, wird verhaftet und ins Gefängniß geführt. Die Wehrlosen/ das öffentliche und private Cigenthum wird ernstlich re-' spectirt und garantirt bei Strafe des LodcS für Den, der die Gerechtigkeit ver letzen würde. Neuere Nachrichten melden, daß die Ruhe seither nicht wieder ge stört und der Belagerungszustand bereits wieder aufgehoben worden. Turin, 23. März. Man spricht von dem Abschlusse einer neuen Anleihe. Neapel, 16. März. Die Gräfin Trapani ist gestern von einer Prinzessin entbunden worden.' Paris, 26. März. . Die Commission für da- Nationalgardegesetz hat heute Mit- agS den Bericht Riancey'S angenommen, der im Laufe der heutige» Sitzung niedergelegt werden soll. Die Commission will, der Ansicht des Staat-rath- entgegen, die Cavalerie beibehalten, und nur die Artillerie: abschaffen. . ! — Der NnterrichtSminister hat an alle Rectoren ein Circulare erlas en, die Vorträge über Philosophie und Geschichte strengstens zu überwachen. - -r usi