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mich zuzlrich auch die Pflicht gegeben, an der Stelle, wozu mich da» Vertrau«» und die Gnad« meine» Herrn und Kaiser» berufen hat, diesne-tUber-tugung gtmäß zu wirken. Wa» Sw. Maj. zur Empfehlung einet obersten deutschen Rational- Parlament» zu sagen geruhen, läßt et umsomehr bedauern, daß dieser schLnen pa triotischen Idee für jetzt wenigsten» unüberwindliche Schwierigkeiten bei der Ver wirklichung entgegenstehen. Diese Schwierigkeiten find von doppelter Art: sie be- ziehen sich eine«theil« auf die Organisation eine» deutschen Rationalparlament» an sich und anderntheilt auf da» Berhältniß de« Rationalparlament» zu den einzel nen deutschen Staaten. Wenn et zur wirklichen Errichtung einet Nationalparla- mentt käme, so böte sich eine Menge von Combinationen dar, welche sich jedoch im Allgemeinen vorzugsweise auf zwei Hauptsormen zurückführ«» ließen, alt deren Repräsentanten der Kürze wegen da» englische System und da» französische System hier genannt werden sollen. Denken wir un» ein deutsche» Parlament im Geiste det letztern System», wie auch die einzelnen Modalitäten sein mögen, immerhin aber nach einer abstrakten Theorie angelegt und mit dem Uebergewichte det de mokratischen Element», so zeigt die Geschichte jene» System« in seinem Heimat lande, welchen Wechselfällen, welchen verhängnißvollen Erschütterungen e» auSge- setzt ist, wie wenig Garantie et für eine stetige, friedliche Entwickelung der Volks- zustände gewährt. , Wenn diese» System in einem Einheitsstaat« solche unheilvolle Folgen mit sich führt, so müßten sich dieselben in einem Staatenbunde in noch viel größerm Maße zeigen. Wollte man da» englische System zur Richtschnur nehmen oder, mit andern Worten, wollte man die Organisation de» Parlaments mehr auf con- servative Elemente stützen, welche' sich entweder aut früher» historischen Zuständen noch erhalten oder in unsern gegenwärtigen Zuständen sich neu gebildet haben, so entsteht die doppelte Frage: ob man auf diesem Wege unter den gegenwärtigen Umständen und Stimmungen überhaupt nur voranschreiten könnte, und wenn man die» auch unternähme, ob e» genügend geschehen könnte, abgesehen von der großen Verschiedenheit der in dM verschiedenen Theilen Deutschlands gegebenen Vorbe dingungen zur Einführung einer Nationalrepräsentativn und den daraus entsprin genden Hindernissen einer gemeinsamen Grundlage der Organisation derselben. Die zweite Art der oben angedeuteten Schwierigkeiten, welche auf dem Verhältnisse de» Nationalparlamente zu den einzelnen Staaten beruhen, stellt sich al» noch größer und noch schwerer zu besiegen dar.' ES mag genügen dabei nur daran zu erinnern, daß in dieser Beziehung die Aufgabe darin bestehen würde, eine gemeinschaftliche parlamentarische Vertretung zu errichten, nicht für einen Bundesstaat, bestehend au» Theilen von ganz ver schiedenen Dimensionen und Interessen, waS schon eine höchst schwierige Aufgabe wäre, sondern für einen Staatenbund und noch außerdem für einen Staatenbund bestehend au» Staaten von gleichfalls ganz verschieden»» Dimensionen und In teressen. Die Lösung einer solchen Aufgabe wird man in der Geschichte vergeblich suchen, noch ist Hoffnung vorhanden sie jetzt für Deutschland zu finden mitten in den sich kreuzenden Meinungen, Leidenschaften und Interessen. Würde ungeachtet dieser entgegenstehenden unermeßlichen Schwierigkeiten dennoch ein Versuch zur Lösung dieser Aufgabe gemacht, so könnte die Folge davon nur eine dieser beiden Eventualitäten sein: entweder bei einem unkräftigen Nationalparlament ein unnö- thigeS und bedenkliches Spiel mit politischen Formen und eine weitere Complica- tion eines, schon mehr als ersprießlich ist, complicirten politischen Systems; oder bei einem kräftigen Nationalparlament der Anfang einer ganz neuen Gestaltung Deutschlands, welche aber nicht in friedlicher Entwickelung vor sich ginge, sondern bei welcher das Hereinbrechen revolutionairer Stürme unausbleiblich gewiß, das Ende und das Resultat derselben aber für das Wohl, ja für den Bestand Deutsch lands ganz ungewiß wäre. Auch bin ich von der Wahrheit überzeugt, welche Ew. Maj. auSsprcchen, daß in unsern Tagen die bloße physische Gewalt kein Gemein wesen aufrecht zu erhalten vermag; aber andererseits vertraue ich auch dem bes sern Geist der Zeit, der mehr und mehr heranreifenden und sich verbreitenden bes sern Einsicht, wodurch alle Gutgesinnten geleitet sich davon überzeugen werden, daß cS heilsamer ist, die einmal gegebenen und nur durch einen völligen Umsturz zu beseitigenden Grundlagen des Bestehenden bei dem aufzuführenden neue» Ge bäude eher möglichst gut zu benutzen, als ganz unausführbare oder nur mit der höchsten Gefahr zu verfolgende Ideale verwirklichen zu wollen. Auch wenn für jetzt kein oberstes deutsches Nationalparlament errichtet wird, so kann und soll darum doch Wesentliches geschehen zur Verbesserung und Befe stigung des moralischen und politischen Bandes, welche den gesammten deutschen Bund umschlingt. Dahin gehört die Reform der Bundesverfassung hinsichtlich der zu weit ausgedehnten Federung der Stimmeneinhelligkeit bei zu fassenden Be schlüssen; ferner die stärkere Coneentrirung der Stimmen des Engern Raths und der Executivgcwalt der Bundes; nicht minder, um Anderes nicht zu erwähnen, blieben auch, wenn man auf ein Nationalparlament verzichten müßte, dadurch für einzelne wichtige Gegenstände und Kreise der öffentlichen Thätigkeit Zusammen berufunzen von Notabel» und Vertrauensmännern auS der Gesammtheit der Na tion nicht ausgeschlossen. Von besonderer Wichtigkeit wird aber in dieser Beziehung immer die Rege lung der deutschen Zoll- und HandelSvcrhältnisse sein. Die Pflege der materiellen Interessen für sich allein ist allerdings nicht im Stande die Revolution zu besiegen und Umwälzungen zu verhüten. Die Natur des Menschen bringt cS nothwendig mit sich, daß eS in letzter Instanz vielmehr immer höhere geistige Interessen sind, in welcher Verunstaltung und Verkehrtheit sie auch oft in die Erscheinung treten mögen, welche die Welt in Bewegung und auch wieder zur Ruhe bringen. Aber darum hat dennoch die Pflege der materiellen Interessen von Seiten der Regie rungen sowol überhaupt, als namentlich in der gegenwärtigen Zeit die größte Wichtigkeit anzusprechen. Dahin zu wirken, daß materielle Noth, daß die Ver kümmerung der physischen Bedingungen deö menschlichen Daseins möglichst gemil dert und beseitigt werde, wird immer nicht minder eine Pflicht der Menschlichkeit als eine Aufgabe der StaatsweiSheit sein; in der gegenwärtigen Zeit, wo die re- volutionairen Bestrebungen überall den Pauperismus und das Proletariat als Bundesgenossen und Werkzeuge zu benutzen suchen, ist dies noch umsomehr der Fall. Für Deutschland schließt aber die Pflege der materiellen Interessen durch Anbahnung und endliche Erreichung eines gemeinsamen, alle einzelnen Theile um fassenden Zoll- und Handelssystems zugleich die Grundlage und unerläßliche Vor bedingung der bessern nationalen Einigung und Machtentfaltung in sich. Diese Angelegenheit gehört gewiß zu den obersten Angelegenheiten de» staatlichen Ge- sammticbenS, und wenn bei weiten» Voranschreiten auf der Bahn nach diesem Ziele einmal eine Vertretung der Intelligenzen und Interessen der Gesammtheit in diesem bestimmt umschriebenen aber großen Kreise zu Stande gebracht werden könnte, so wäre damit zugleich der Nation etwas Wesentliches von dem ihr ge bührenden und von Sw. Maj. gewünschten Selbstantheil an den »bersten Ange- regenhotten ihre« staatlich«» Gesammtleben^ g«geben. Dieser Antheil ist »der aych im Allgemeinen, selbst wenn kein Rationalparlament besteht und wenn nur d» übrigen Reformen der Bundetverfaffung zur Ausführung kommen, nicht au»gs- schloffen; er findet vielmehr, wenn auch nicht direct, doch indirekt durch die Einwir kung der landständischen Berttetungen in den einzelnen Staaten auf die betreffen den Regierungen und deren BuNde«politik statt. Wenn wir auf dem bisher an gedeuteten Wege bei der Behandlung der deutsche« Angelegenheiten voranschreiten, so wird darin nicht die Einführung oder Rückkehr dessen liegen, wa« zu spät kommt oder sich überlebt hat. Wir werden vielmehr die bisherige Verfassung d»S Bunde», ohne seine Existenz der Gefahr de» Umstürze», jedenfalls aber einer ganz ungewissen Zukunft preiSzugeben, durch neue Institutionen, wo sie fehlerhaft war, verbessern, wo sie ungenügend war, vervollständigen, und dadurch zugleich Keime künftiger Entwickelungen gewinnen. Wenn die deutschen Fürsten und Regierungen alle» Datjenige zur Verbesse rung de» politischen Zustande« Deutschland» thun, waS sich mit Sicherheit, wa« sich, ohne neue Gefahren und Stürme heraufzubeschwören, thun läßt, so wird der einsichtsvoll« und wohlz«sinnte Theil der Nation im Gewinn und Genuß des sichern, wenn auch bescheidenem Maße» wirklicher Verbesserungen für jetzt gerne auf weiter gehende Entwürfe verzichten, welche theil» jetzt schon durch die ge machten Erfahrungen in anderm Lichte als früher erscheinen, theilS al« unaus führbar sich zeigen. In der Hoffnung auf diesen einsichtsvollen und wohlgesinnten Theil der Na tion , im Vertrauen auf die Fürsten Deutschlands sehe ich, ungeachtet der große» Schwierigkeiten, welche noch zu überwinden sind, mit Zuversicht einer bessern Zu kunft des deutschen Vaterlandes entgegen. Mit diesen Wünschen für Deutschlan- verbinde ich den ebenso innigen Wunsch, daß die göttliche Vorsehung Ew. Maj. zum Heile und zur Zierde Württembergs und Deutschlands bis zu dem entfernt«, sten Ziele erhalten, sowie nicht minder eine glückliche Zukunft Deutschland« erleben und eine lange Reihe von Jahren genießen lassen möge. Geruhen Ew. Maj. die Huldigungen der Ehrerbietung gnädigit zu genehmigen, mit welchen rc. Deutsch la»-. . Berlin, 17. März. Gestern und vorgestern fand im Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten in der Zeit von 7 bis 10 Uhr AbendS eine Ministerialconferenz statt, welcher die Minister v. Manteuffel, v. Rabe, v. d. Heydt, jeder in Begleitung mehrer Ministerialräthe, bei, wohnten. Gegenstand der Berathung ist die nach dem Ablehnen des öster reichischen Zollprojects diesseits nothwendig gewordene Aufstellung be, stimmter Handelöprincipien. Wie wir hören, ist gestern Abend eine Einigung der betreffenden Ministerien in dieser Frage herbeigeführt worden. Auch der gestrige Ministerrath scheint sich mit dieser Frage be schäftigt zu haben. Verschiedene Blätter sprechen von einem russichen Memoran dum, welches den mit dem Cabinet zu Petersburg befreundeten Mäch, ten die Mittel und Wege angäbe, wie der Revolution gründlich vor zubeugen wäre. Wir können mit Bestimmtheit dem Vorhandensein eine- solchen Memorandums widersprechen. (N. Pr. Z.) * Naumburg, 17. März. Zwischen dem Adjutanten v. Beniveigni hierselbst und dem Lieutenant v. Rohrscheidt aus Erfurt hat gestern Mit, tag in der Nähe des hiesigen Bürgergartens ein Pistolenduell statt, gefunden, bei welchem der letztere Offizier todt auf dem Platze blieb. Köln, 11. März. AuS dem Mutterkloster der kille« 6s I» oroix zu Lüttich kamen gestern 17 Nonnen und deren Oberin hier an und fuhren mit dem Dampfboot nach Nees, in dessen Nähe ein Kloster errichtet wird, wo diese Nonnen untergebracht werden. Der Orden der kille« 6s la oroix unterzieht sich dem Unterricht, der Erziehung, wie der Krankenpflege. (B. Z.) Kassel, 15. März. Den Oberstlieutenants Hildebrand und d'Orville, welche, nachdem sie ihre Entlassung eingereicht, zur DiS^- position gestellt wurden, ist die Stadt Fulda zum Aufenthaltsorte ange wiesen und haben dieselben diese Stadt ohne Erlanbniß deS Kurfürsten nicht zu verlassen. Die deSfallsige Ordre ist vom heutigen Tage. Hamburg, 14. März. Die Ausrüstung für die von hier nach Brasilien abgehende Erpedition wird immer lebhafter betrieben. Auch für die Equipirung von Artilleristen wird jetzt Sorge getragen. Wo die Kanonen — Zwölfpfünder — gegossen oder angekauft werden sollen, brach- ten wir noch nicht in Erfahrung; die Lasteten zu diesen Geschützen ge hen aus der hiesigen großen Wagenfabrik von Lauenstein und Croffart hervor. Ueber Lieferung von Pickelhauben, Tornistern, Lederzeug rc., wurde mit einem unserer ersten Sattlermeister, Mönckeberg, ein Contract abgeschlossen. Die deutsche Legion wird so vollständig formirt, daß man sogar die nöthigen Musiker für dieselbe hier anwirbt. Alle Gelder, die für die Ausrüstung erfoderlich sind, zahlt das BanquierhauS Salomon Heine den kaiserlichen Agenten aus, wofür Hr. Rego de Barros auf London trasstrt. Alle diese Notizen schöpfen wir aus den sichersten Quel len, haben aber auch die früher anderweitig erfolgte Angabe zu berich tigen, als hätte bereits in dieser Woche das erste Schiff mit sogenann ten „Auswanderern" nach Amerika unsern Hafen verlassen sollen. Aller dings sollte ei» für die Erpedition auSgebesserteS Fahrzeug vorgestern vom Stapel laufen, waS indessen noch nicht geschah. Jedenfalls wer den in nächster Woche die für dieses Schiff (Hamburg) bestimmten Leute an Bord gehen, baldiger Abfahrt entgegengehend, da sich nach ihrer Unterbringung in der Stadt doch manche Jnconvenienzen ergeben haben. (Köln. ZX — Man schreibt der Gratzer Zeitung: Bedeutendes Aufsehen ' in Wien das Verschwinden von fünf Bürgern, welch-§«g'etcy