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CRISTINA ANGHELESCU, die junge rumänische Geige rin, stammt aus Bukarest, wo sie am Ciprian-Porumbes- cu-Konservatorium von Stefan Gheorghiu ausgebildet wurde. 1975, 14jährig, erhielt sie den 1. Preis des Ci- prian-Porumbescu-Wettbewerbs und auch 1979 und 1983 gehörte sie zu den Preisträgern nationaler Wettbe werbe. Internationale Erfolge erzielte sie beim Mar- guerite-Long-Jacques-Thibaud-Wettbewerb Pons 1981 (5. Preis), beim Louis-Spohr-Wettbewerb Freiburg/Br. 1982 (Sonderpreis), beim Tibor-Varga-Wettbewerb Sion/Schweiz 1983 (4. Preis) und beim Curci-Wettbewerb Neapel 1983 (1. Preis). In Soloabenden und Konzerten mit Orchestern trat sie vielerorts in ihrem Heimatland, aber auch bereits in Italien und Frankreich in Erschei nung- Sprache des Stückes folgt tonalen Bindun gen. Der erste Satz (Allegro moderato) hat den Charakter eines Vorspieles. Nach vier kraft vollen Akkorden bereitet das Orchester den Einsatz des Soloinstrumentes vor, der mit dem munteren Hauptthema erfolgt. Nach ei ner orchestralen Übergangspassage erklingt das zweite Thema, das sich im trochäischen Rhythmus entfaltet, der ihm einen etwas weh mütigen Charakter verleiht. Dieses Thema wird in Sexten und Quinten auch von der Solovioline wiedergegeben, die es in der wei teren Entwicklung des Satzes mit dem ersten Thema verknüpft. Am Satzende beschleunigt sich das Tempo, um den Kontrast, den der zweite Satz (Andante) schafft, deutlicher her vortreten zu lassen. Hier werden drei Themen eingeführt, die in der Reprise in anderer Rei henfolge erscheinen: ein intimer, gesangli cher erster Gedanke, zuerst durch Klarinette und Fagott vorgestellt und dann von der So lovioline aufgenommen, ein lebhafter zweiter Gedanke mit dramatischen Akzenten (Mol to espressivo ed agitato) und ein dritter Ge danke von nostalgischem Charakter. Der dritte Satz (Allegro molto) hat die Form eines Rondos. Er bildet den Höhepunkt des Werkes, auch in seinem virtuosen An spruch. Das Hauptthema erscheint in fugier- ter Gestalt, ein zweites — lyrisches —, von der Oboe eingeführt, wird sehr expressiv vom Soloinstrument übernommen. Festlich glänzend wirkt der Schluß. „Ich war bemüht, nicht nur den allgemeinen Sinn der Tragödie wiederzugeben, sondern auch den dichterischen Reichtum, die mächti ge und zarte Pathetik Shakespeares, auf der Ballettbühne lebende, wirkliche Menschen in ihrer vielfältigen und komplizierten Skala der Gefühle, Erlebnisse und Wechselbeziehungen erstehen zu lassen", schrieb Leonid Lawrowski, Librettist von Sergej Prokofjews 1935/ 36 komponiertem Ballett „Romeo und Julia" und Choreograph der ersten sowje tischen Inszenierung des Werkes am Leningra der Kirow-Theater im Jahre 1940, über seine Arbeit. „Romeo und Julia" ist wohl das erfolg reichste, heute bereits klassisch zu nennende große Handlungsballett unserer Zeit gewor den. Es war zudem das erste größere Werk, das der Komponist nach seiner endgültigen Rückkehr in seine sowjetische Heimat in den dreißiger Jahren schrieb. Mit der seiner melo disch so eindringlichen Tonsprache eigenen psychologischen Durchdringung und überzeu Programmblätter der Dresdner Philharmonie Spielzeit 1985/86 Redaktion: Prof. Dr. habil. Dieter Hartwig gungskraft schuf Prokofjew ergreifende Bilder von der glücklich-unglücklichen Liebe Romeos und Julias, charakterisierte er die von Shake speare geschaffenen Figuren. In dem ersten der unser Konzert beschließen den Ausschnitte aus dem großartigen Werk, deren Reihenfolge in unserer Aufführung nicht dem Ablauf des Balletts, sondern rein musi kalischen Gesichtspunkten entspricht, werden uns die beiden miteinander verfeindeten Adelsgeschlechter, die „Montagues und die Capulets", vorgestellt, denen die Liebenden angehören. Die Musik zeichnet die Aufgebla senheit, den Hochmut, die Härte der feudali stischen Gesellschaft. Dann wird uns „Julia als Kind" mit sehr charakteristischen Strichen porträtiert: ein lebensfrohes, zu allerlei chen aufgelegtes Geschöpf, dessen Ji^MH noch nicht überschattet ist vom tragischen Ver- lauf seines Lebens. Der schicksalhafte „Pater Lorenzo", der das Liebespaar heimlich getraut hat, gibt Julia, um eine Doppelehe zu verhindern, einen Trank, der sie in den Zustand des Scheinto des versetzt. Doch da Romeo nichts von die ser List erfährt und Julia tot glaubt, tötet er sich selbst, worauf sich Julia erdolcht, als sie aus ihrem Schlaf erwacht und Romeo neben sich tot sieht. Der höfische „Tanz" und der „Tanz der Mädchen" sind mehr schildernde als charakterisierende Stücke. In der Szene „Romeo am Grabe Julias" stehen lyrische Zartheit und schicksalhafte Wucht nebenein ander. Aber das Thema der Liebe Romeos triumphiert über das erschütternde Thema der Klage — echte Liebe währt über den Tod hin aus. Die Feindschaft der Montagues und Ca pulets kommt auch im letzten Stück unserer Auswahl, „Tybalts Tod", zum Ausdruck. Der heftige Tybalt ist Julias Vetter, der Romeos Freund, den heiteren, sorglosen Merkutio, im Duell tötete. Romeo rächt seinen Freund, sein Degen durchbohrt Tybalt. Die Schilderung xles Duells wird abgelöst von einem Trauerrm^Ä'. VORANKÜNDIGUNG: Sonntag, den 18. Mai 1986, 20.00 Uhr (Freiverkauf) Montag, den 19. Mai 1986, 20.00 Uhr (AK/J) Festsaal des Kulturpalastes Dresden 8. AUSSERORDENTLICHES KONZERT Dirigent: Volker Rohde, Dresden Solistin: Etsuko Terada, Japan, Klavier Werke von Weber, Chopin und Brahms Als Ergebnis der Besucherumfrage von 1985 legt die Dresdner Philharmonie ab Spielzeit 1986/87 eine neue Anfangszeit für ihre Konzerte fest: Alle Konzerte im Festsaal des Kulturpalastes und die Kammerkonzerte im Blockhaus beginnen werktags und sonntags 19.30 Uhr. Druck: GGV, BT Heidenau 111-25-16 JtG 009-25-86 9. ZYKLUS-KONZERT 1985/86 EVP -.25 M