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Mittwoch. E-iP-tO. Dt« sch«i«t tDl» ,»ei »al «n» »k» «Heg»»« ix L«tP»t, >l Uhr, ««tck 6 Uhr, i, »,«4»«« »Md« s Uh», Bormittag« » Uhr. »Ml« str da» VIertrltahr 2 rhlr. i jr»« et»jkUi' «»»- mir I Sigr. Zweite Ausgabe: Abends 6 llhr. 26. Februar 1861. —— Air. W6. —— DtiWt Mgmtint Zeitmg. «Wahrheit und Recht, Freiheit und TeschI» Zo bezieht» durch alle Poft- ämter da« Zn- «nd Autlande« sowie »nrch die ErpedNtone« in (vnerftraSe Mr. «) »nd »«esd«, (bei «. HSckner, Neustadt, An der Brücke, Nr. >). -nserti,»«gebühr für den Raum einer Zeile I Ägr. A«r Zvllfrage. ^A«s Sachfeu, 25. Febr. Wir haben neulich auseinandergesetzt wie Da«, waSdie Schutzzöllner „vaterlSndischcS Interesse" nennen, eben nur da« ihrige, wa« sie „Wohl der arbeitenden Classen" heißen, nichts al« die günstige Bilanz im Hauptbuche de« Spinnereibefitzers A. oder de« Grubenbesitzers B., «nd wie die Arbeiterzahl, welche von den nur durch Schutzzoll bestehenden Fabriken beschäftigt wird, unbedeutend gegen diejenige sei, der durch den Schutzzoll die Arbeit entzogen wird. Dessen- unaeachtet liegt uns ein an die Redaction der Deutschen Allgemeinen Zeitung gerichtetes Schreiben vor, in welchem abermals „im Namen drS vaterländischen Interesse« und des Wohles der arbeitenden Clas sen" von ihr die Befürwortung der Schutzzölle verlangt wird. Nun würden wir die menschliche Natur verkennen, wenn wir überrascht wären, von Seiten der Schutzzöllner Alles aufgeboten zu sehen, ihr Privilegium aufrechtzuerhalten. Wir irren aber wol nicht, wenn wir trotzdem glauben, daß die geehrte Redaction nicht gesonnen ist, ihr Blatt zu dem einzigen unabhängigen zu machen, welches seinen Raum dem Privatinterefft einiger Fabrikanten widmet.*) Denn fast alle unabhän gigen Blätter Deutschlands, von de» radikalsten bis zu den reactio- nairstrn, haben bereits begriffen, daß, wenn sie als Vertreter des vater ländischen Interesses gelten wollen, sie dem Kommunismus entgegentre- ten müssen; der sich in Form der Schutzzölle in unsere staatliche Ord nung vielleicht nur darum eingeschltchen hat, weil die letzten zwei Sil ben deS , Wortes Handelsfreiheit auf manchen Gesetzgeber wirken wie das „Gvg" auf den schwäbischeü Thorschreiber, der den Pädagogen an hielt, al« er auf Demagogen fahnden sollte, denn „Gog ist Gog", wie er sagte. DaS vaterländische Interesse, wie das der ganzen menschlichen Gesellschaft, besteht darin, daß seine Bewohner soviel als möglich und immer mehr von den Gütern dieser Erde sich zu eigen machen und sie ge nießen können. Es ist Dies nicht nur ein materielles, sondern ein hohes sittliches Interesse ; bessere Kleidung, bessere Wohnung und Nahrung, grö ßere Reinlichkeit, mehr Lecture veredeln auch den Geschmack und den Geist des Menschen und erheben ihn von der Vegetation zum Leben. ' Ist dies Alles — wir fragen die Schutzzöllner selbst — nun einer größern Menge zugänglich, wenn eS wohlfeiler oder wenn es theurer ist ? Der würde nicht rechnen können, der nicht der Wohlfeilheit den Vor zug zugestichen würde, und wer zu diesem Geständniß kommt, der verur- theilt durch dasselbe Alles, was Vertheuerung der Genüsse veranlaßt, also auch die Schutzzölle. Rücksichten auf die Einzelnen, welche durch die Schutzzölle gute Geschäfte machen, können dabei gar nicht in Bewacht kommen; die Schutzzöllner sagen ja selbst, daß das vater ländische Interesse vorgehe, und die Geschichte lehrt uns, daß der Last träger dem Wagentransport, der Fuhrmann der Eisenbahn, der Bücher- abschreiber der Druckmaschine geopfert wurden, Alles der Wohlfeilheit wegen und Alles zum unermeßlichen Vortheile der Gesellschaft. Freilich sagen die Gegner, daß sie nur für einige Zeit daö Privilegium brauchen, doppelten Preis für ihre Leistung fodern zu dürfen, dann werde die Industrie so erstarkt sein, daß sie z» dem einfachen den Konsumenten versorge, und sie zeigen als Beweis hierfür sogar auf einzelne Indu strien, die nur wenig Schutz mehr nöthig hätten, ohne zu erwähnen, daß sie einst schon ohne einen solchen in der Blüte standen. Man sagt, die preußischen Kattundrucker seien durch den Schutzzoll emporgekommen, und man verschweigt, daß seit dem Schutzzoll die bei der Handelsfrei heit so wohl gediehenen sächsischen Kattundrucker zurückgeblieben find. Einige Zeit ist doch gewiß im längsten Ausmaße ein Menschenalter, und deren zwei find eS schon, daß in Oesterreich der größte Schutz für die Fabriken besteht, und ein Menschenalter ist auch in Preußen bereits un ter gleichen Umständen abgelaufen. Die alten Fabrikanten sind wol er starkt, d. h. sie haben sich bereichert und sich dann aus dem Geschäfte gezogen. Die Fabriken ihrer Nachkommen find aber schwächer als am Anfänge, der Zoll, der in Preußen von 10 Procent auf 100 gestiegen, reicht ihnen nicht einmal mehr zu. „Einige Zett" scheint in der That bei den Fabrikanten nicht« Anderes zu heißen als „solange wir leben", *) Wir versichern unserm geehrten Korrespondenten, daß er sich nicht geirrt hat. Wenn der Einsender de« Schreibens, auf welches in dem Folgenden Bezug genommen wird, eS bedauert, daß die Deutsche Allgemeine Zeitung, die sich, wie er sagt, der vaterländischen Interessen stets mit so viel Wärme annehmc, in den Zollangelegenheitcn einen so einseitigen Standpunkt vertrete, so haben wir ihm nur zu erwidern, daß eö eben verschiedene Ansichten darüber gibt, wie man dem Vaterlande und den vaterländischen Interessen am besten dient, daß wir aber durch Vertheidigung der Handelsfreiheit, die daS Wohl de« ganzen Volk«, nicht da- Einzelner im Auge hat, diesen Zweck zu erreichen glauben. D Red. oder „bis wir unser Schäfchen im Trockenen haben." Die nächste Fabri kantengeneration, denken sie, mag dann zusehen, wie sie fertig wird; wenn sie, wie die Schutzzöllner heutzutage, ihre Zeit anstatt auf die Spin deln auf die Wahlen in die Kammern, auf Zeitungschreiben und Anti- chambriren in den Vorzimmern der Minister verwendet, wird sie wahr scheinlich die Vorrechte auch behaupten, die wir erbeutet haben. DaS ist de« Fabrikanten nicht unberechtigtes Vermächtniß von Trost auf die Nach welt. Wäre eS aber auch der Fall, daß menschliche Industrien ohne Zwang zur Anstrengung vorwärts kommen, so bleibt doch der Fort schritt zur Konkurrenzfähigkeit im Zweifel, solange wir nicht annehmen, daß die Concurrenten stillstehen und warten, bis unsere Fabrikanten nach gekommen sind. Wäre aber endlich selbst dieser Stillstand oder die wun derbare Erscheinung zu erwarten, daß der Krebsschritt unserer Fabrikan ten sich in den Flug deS Pegasus verwandelnd Diejenigen schließlich noch, überhole, die nur auf dem praktischen Boden des freien Erdballes dahinschrei ten, so bliebe doch noch die Frage, ob dieser Triumph auch der Opfer werth war. Zwar sagen die Franzosen: 1-s viotoirv ssvs oombst ost triowpbs^ ssos gloirs. Ein rühmloser Triumph genügt aber der VolkSwirthschast voll ständig, wenn er sich nur bezahlt. Gerade diesen Punkt bezweifeln wir aber mit Hinblick auf die Natur der Industrien, welche triumphiren sollen. Diese Industrien sind nämlich meistens solche, deren Erzeugnisse mit Sitte und Mode wechseln, und eben jetzt, wo unsere Fabrikanten allerdings noch weit vom Triumph im Baumwollenwaarenmachen entfernt zu sein schei nen , während unter ihrem gepriesenen Systeme des Schutzzolles sich die gouvernementale Gesetzgebung ihnen so maßlos zugewendet und dagegen die deutsche Industrie der Leinen z. B. nahebei zugrundegerichtetH hat, eben jetzt sprechen Berichte ans England die Ansicht aus, daß Leinen durch „Wohlfeilheit" einmal die Baumwollenwaare verdrängen könne. Wäre also auch wahr, daß die Schutzzölle die Baumwoüenindustrie kon kurrenzfähig machen, so wäre Dies möglicherweise gerade dann, wo sie durch einen andern Zweig ausländischer Thätigkeit wieder verdrängt wird. Solch eine Täuschung wird übrigens, wenn nicht durch solche totale Veränderungen, doch durch die häufigem der Mode und der Er findung in einem und demselben Industriezweige beinahe stets zu er warten sein; wenn Tülle on voguv sind, nützt eS auch nichts, wenn wir feine Mousseline machen können. Unsere Bemerkungen über die Spinnerei haben namentlich Anfech tung erfahren. Nur daran, daß der Schutz nicht hoch genug sei, liege eö, daß unsere Spinner noch nicht alles Garn selbst machen, sagt man unS. Wir müssen hiergegen freilich daran erinnem, daß die Schweiz ohne allen Schutzzoll eö dahin gebracht hat, daß sie Garne trotz deS Zolles in den Zollverein liefert und daran, daß in Sachsen die Zahl der Spin deln sich kaum in gleichem Maße wie die Bevölkerung vermehrt hat, seitdem eS Schutzzoll genießt, während eS früher ohne solchen und un geachtet daß der ganze preußische Markt durch Zölle verschlossen oder doch beschränkt war, schon allein eine höhere Spindelzahl erreicht hatte als das ganze übrige Deutschland zusammen. Gerade die Spinnerei ist aber ein gelegenes Beispiel, um nachzuweisen, wie selbst, wenn der Schutzzoll eine Industrie konkurrenzfähig machen könnte, Dies doch kein Vortheil wäre. Seit dem Bestehen des Zollvereins wurden im Zoll verein etwa 12 Mill. Ctr. Garn verbraucht, etwa 8 Mill. Etr. davon genossen den Zollschutz von 2 Thlrn., also 16 Mill. Thlr., etwa 4 Mill. Ctr. den Zollschutz von 3 Thlrn., also 12 Mill. Thlr., was zusammen einen Zuschuß aus den Taschen der Konsumenten von 28 Mill. Thlrn. auf diese einzelne Industrie ergibt.. Dieses Capital und mit ihm eine jährliche Rente von 1,400,000 Thlrn. ist also geopfert. Wofür? Da für, daß jetzt 300,000 Ctr. anstatt früher 150,000 Ctr. im Zollvereine gesponnen werden. Die Zinsen deö verlorenen Capitalö machen also nahe an 10 Thlr. jährlich für jeden Centner, der jetzt mehr gesponnen wird als damals. Nun beträgt das durchschnittliche Spinnerlohn auf den Centner Garn 2, höchstens 2'/, Thlr., und daö Ausland würde unS daher für die Zinsen jenes verlorenen Capitalö nicht nur jene» Zuwachs inländi schen Gespinnstes, sondern eine drei- oder vierfache Quantität, alles Garn also, welches wir brauchen, umsonst spinnen, und würden heute die inländischen Spinnereien die Konkurrenz halten und so wohlfeil wie daS Ausland liefern können, so würden wir ihnen doch immer noch be zahle» müssen, waö unö für jenes Capital daö Ausland, wie gesagt, gern umsonst liefern würde. Anstatt umsonst bedient zu werden, müssen wir aber noch gegenwärtig einen Schutzzoll oder eine Vertheuerung von 3 Thlrn. auf jeden Centner unserS Garnverkanfö bezahlen. Außer der jährlichen Rente von 1,400,000 Thlrn. haben wir daher ebenfalls jähr-