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illtown und des schäften stehen jetzt etwa 100,000 wahlberechtigte Pächter, welche von ihren Gutsherren sehr abhängig sind. Der King'sche Antrag droht zu Liefen 100,000 abhängigen Wählern noch 350,000 HauSinhaber von 40 Pfd. St. Rente zu fügen und damit den Schwerpunkt der Vertre tung ganz und gar zu verändern. Denn während jetzt schon in den BoroughS das industrielle Interesse ausschließlich vertreten ist, würden Lurch die Ausdehnung der Wahlberechtigung auf die ZchnpfundhanS- inhaber in den Grafschaften, lauter kleine Kaufleute, Handwerker und Arbeiter, die nun ik der Minderheit befindlichen Grundbesitzer all- mällg ganz verdrängt und das Ackerbautnteresse von der Vertretung ganz ausgeschlossen werden. Trotz dieser Einwendungen Lord I. Ruffell'S, deren Richtigkeit von keinem der Gegenredner bestritten wurde, erhielt der Antrag 100 Stimmen von 152 für sich, während er noch in der vorigen Session 159 gegen sich hatte, die Zahl der Bejahenden sich aber gleich geblieben ist. Praktische Folgen hinsichtlich einer Ausdeh nung des Wahlrechts hat natürlich der Antrag noch nicht; aber eS läßt sich nicht leugnen, daß daS Ministerium an Terrain verliert. In der Papal-Aggresston-Frage droht ihm eine in England seit langer Zeit un- «rhörte Coalition der konservativen, denen die vorgelegte Bill nicht weit genug geht, mit den irischen Katholiken, die darin eine Verletzung der Selbständigkeit der katholischen Kirche sehen. Die Finanzplane des Schatz- kanzlerS erregen große Indignation, weil die Einkommensteuer fortdanern, die Fenstersteuer nur rationeller umgewandelt werden soll, und weil, da der Ueberschuß beiweitem nicht so groß ist, um nur das Drittel der An sprüche der Steuerdekasteten auf Erleichterung zu befriedigen, derFinanz- ininister viel «ehr Unzufriedene «lS Dankbare machen wird. Und jetzt zum SMuffe läßt sich noch daS Reformministerium den Vorwand der Bereitwilligkeit zum Fortschritte vorwegnehmen und weigert sich, die Initiative in einer Reform zu ergreifen, die eS selbst nicht unbillig nennen kann. Lord I. Russell hat gut auf die nächste Session vertrö sten. Die Times erinnert ihn sehr witzig an den Kaplan von New- gate, der seinen zum Tode verurtheilten Zuhörern die Fortsetzung seiner Predigt auf den nächsten Sonntag versprach; nur daß hier nicht daS Publicum, sondern der Prediger bei dem nächsten Auftreten vielleicht ein . anderer feig könne. Dublin, 21. Febr. Die Katholiken Irlands sehen die Ecclefia- stical-Titleöbill keineswegs als die kraft- und saftlose, nichtssagende Maßregel an, für welche sie in vielen englischen Kreisen gehalten wird. Man lese den neuen „Hirtenbrief" des Erzbischofs Murray „an den römisch-katholischen Kleruö der Diöcese von Dublin". Der Angriff auf Lie Titel der katholischen Bischöfe wird darin als eine furchtbare Reli- PtonSverfolgung behandelt, vr. Murray ordinirt „Gebete in allen Kir chen zum Herrn der Barmherzigkeit", um den entsetzlichen Schlag ab zuwenden. Die Bill, sagt er, „ist dem Namen nach gegen eure Bischöfe, aber in Wirklichkeit gegen eure Religion gerichtet.... Die geistlichen, von Ler Kirche verliehenen Titel können nicht geopfert werden. Sie sind im Himmel eingetragen. Keine weltliche Macht hat sie gegeben, keine welt- Nchr Macht kann sie nehmen.... Auch die Armen sollen ein Opfer der Bill werden. HungerSnoth und Pestilenz haben noch nicht genug zum Verderben Irlands beigetragen; dieses Gesetz fehlte noch, um seinen Lei- Lensbecher biö an den Rand zu Men. Wenn ein frommer Katholik seine Almosen dem geistlichen Hirten anvertraut Und ihn bei dem ihn gebührenden Namen nennt, wirb die heilige Gabe dem Gegenstand set- «er Wohlthätigkeit entrissen und kann zur Verderbung des seligmächen- Len Glaubens durch protestantische Hände misbraucht werden" rc. — "TDaS gestrige Meeting in der Rotunda gegen die antipäpstliche Bill war ungemein zahlreich besucht und besonders merkwürdig durch die «Königreich Sachse«. Dresden, 24. Febr. Der hier im Jahre 1848 unter ungünstigen Verhältnissen gegründete Sparverein hat am 4. Febr. d. I. seinen dritten Rechenschaftsbericht ausgegeben. Der Zweck des Vereins, Len ärmern Mitbürgern zu Anlegung von Ersparnissen deS SoMmerS An laß und Gelegenheit zu geben, um hierdurch über die Noth LeS Win ters hinwegzuhelfen, hat sich segensreiche Anerkennung verschafft. Wäh rend im Jahre 1848 sich nur 368 Einleger mit 1482 Thlru., 1849 schon 696 Einleger mit 2487 Thlrn. betheiligten, benutzten die Wohlthat deS Vereins im Jahr 1850 bereits 870 Einleger mit 3593 Thlru. Der Verein zahlt im Herbst den Sparern das Eingelegte zurück, auf deren Verlangen in möglichst billig gelieferten Naturalien, sonst in Geld. Im letzten Sparjahre hat sich nun allerdings herausgestellt, daß die Spa rer von der gedachten Rückfoderung in Naturalien leider nicht den zu wünschenden Gebrauch gemacht, sondern die Rückzahlungen lieber in Geld angenommen haben. Bei dem kurzen Bestehen deS Vereins kann jedoch den Betreffenden noch nicht durch selbstgemachte Erfahrung au genfällig genug geworden sein, welche Wohlthat ihnen die Rückzahlung in Naturalien gewähren muß. Der gerügte Umstand wird sich deshalb naturgemäßerweise mit dem längern Bestehen deö Vereins von selbst erledigen. Zu bedauern ist eS, daß zur Deckung der VerwaltuNgSkostey der Verein lediglich an zufällige WohltbätigkeitSspenden gewiesen ist. Würde eS ermöglicht werden, der materiellen Seite der Verwaltung durch Zuwendung stabilerer Wohlthaten einen sichern Grund zu geben, so dürfte DaS dem Vereine, dessen humaner Zweck jedem Menschenfreunde in die Augen springt, nur förderlich werden. Haben schon jetzt so- wol die Bank zu Leipzig als Hr. Bankier Schie in Dresden bereitwil lig die geringen Gelder deS Vereins zur Verzinsung übernommen, so würden sie sich künftig um so eher dazu verstehen, wenn ein konstanter, bedeutenderer Fonds dem Vereine zugebotestände. Ein solcher könnte leicht dadurch hergestellt werden, daß bemittelte Bürger einige Tausende dem Vereine zu niedriger Verzinsung überließen, sodaß letzterer bei hö herer Anlegung deS Eapitals im Stande wäre, einen sich herausstellen den procentlichen Ueberschuß zur Deckung der Verwaltungskosten und zu etwaniger Prämienvertheilung zu verwenden. Wenn man bedenkt, wie viele Tausende von Thalern in Dresden von Privatleuten auf den An kauf z. B. von Landrentenbriefen verwendet werden, die nur 3A Pror. geben, so würde hier, wenn diese Leute dem Sparvereine einen Theil ihrer Gelder zu 3'/- Proc. borgten und dieser bei der Leipziger Bank oder einem Bankier höhere Zinsen erhielte, ohne Verlust der Capitali- sten ein höchst wohlthätiger Zweck erreicht werden können. Dies ein unmaßgeblicher Vorschlag. UebrigenS kann man nurwünschen, Laß der artige Sparvereine in allen Städten Sachsens Eingang finden möchten. — Bon der Redaction der Sächsischen Constitutionellen Zeitung geht unö folgende Berichtigung zu: Die Notiz Ihres dresdener Correspondenten über unsere Mitthei- lnng, die MiShandlung des Serre'schen Dieners betreffend (Nr. 101), veranlaßt uns zn folgender Berichtigung: Wir berichteten erst in Nr. 45 den Vorfall, wie er im Publicum erzählt wurde. Die sogenannte „be schönigende" Darstellung in Nr. 46 war nicht aus „angeblich amt licher", sondern wirklich aus amtlicher Quelle geflossen und erklärt sich dadurch, daß man damals an dieser Stelle selbst noch nicht vollkommen unterrichtet gewesen war. Die anderweitige Berichtigung oder viel mehr Wiederherstellung der ersten Nachricht in Nr. 47 endlich ist nicht auf Veranlassung Hrn. Majors Serre, noch sonst auf Jemandes Ver langen erfolgt, sondern sie ist— ebenso wie die heutige Darstellung in Nr. 48 — lediglich daS Resultat der inmittels von unS eingezogenen sorg fältigen und zuverlässigen Erkundigungen. Dresden, 24. Febr. Die Redaction der Sächsischen Constitutionellen Zeitung. (Aus der oben erwähnten Darstellung entnehmen wir nur als neu, daß unter den vier Herren, welche den Bedienten miShandeltcn, sich ein sächsischer Retteroffizier Namens v. Milkitz befand. Das dresdener Justizamt führt die Untersuchung.) , „ - , . gefaßten Nescklmonrtl verdammen die Bill alS eine Maßregel der Verfolgung im Allgemeinen, älS eine Un gerechtigkeit gegen Jtland und eine Quelle künftigen Glauben-Haders im Besondern.Hr. Grattan klagte über englische Parteilichkeit gegen Irland überhaupt. „Wenn Lie irischen Mitglieder 1« Parlament zu sprechen suchen, hört man sie kaum an (was in dem individuellen Fall des red seligen Hrn. Grattan nur zu wahr ist) und wenn man sie anhört, so bringen die londoner ZeituUgen ihre Reden nicht". Privatbriefe aus Montevideo vom 23. Der., mit der am 21. Febr. in Liverpool eingelaufenen Lady Mona angelangt, widersprechen den jüngst mitgetheilten beruhigenden Nachrichten. Das brasilische Mi nisterium ist entlassen worden — heißt eS in jenen Briefen —, eine große Trnppenmacht ist an der Grenze aufgestellt, Kriegsschiffe sind gegen Montevideo gesendet worden. Ein Schutz- und Trutzbündntß ist mit Paraguay geschlossen. Rosaö rüstet sich zum bevorstehenden Kampfe. Im Geschäft ist Stillstand etngetreten. WoneuL TM dis, Aenderuna post Bestehendem geht^ hat mit der localen Theilnahmr mehrer PrvMEü, Bk Hs- Earl of M MVvtLelung nirgend- Schritt kaltru können, und in des Antragstellers Parlamentsmitglied- H. Grattan. Die gefaßten NeMtl, «iaruer Grafschaft Surrey wählen die Bewohner von Croydon, der fac- ' ' — - - - «sichen Hauptstadt, nur mit der Grafschaft, während Rei gute, eine der, «kleinsten BoroughS, ihre besondere Vertretung i« Parlamente hat. > Ein Reform wäre hier um so billiger, als ohnedies Vie Zahl der Wähler in den Grafschaften feit einigen Jahren sich vermindert hat (sie ibetrug 1843 : 484,073 und 1850:461,413), während sie in den Städ ten in derselben Zeit um 50,000 zugenommen hat. Lord I. Russell er- ikannte zwar in seiner Gegenrede die Nothwendigkeit einer Reform an und versprach für nächste Session eine Bill, welche auch der zahlreichen 'Elaste der intelligenten Handwerker und Arbeiter die Theilnahme an den Parlament-Wahlen gestattet, bestritt aber die Anwendbarkeit eine- gleich förmigen EensuS für Stadt und Land und damit daS Princip deSKing'- schen Antrag-. Es handelt sich nach ihm nicht darum, ob gewisse Elasten der Bevölkerung im Parlament vertreten seien, und wollte er «in dem Bürger angeborene- Recht der Vertretung überhaupt nicht an erkennen; die Aufgabe deS wahren Staatsmannes in England sei viel mehr, bei dem vorwiegenden Einfluß deS Unterhauses auf die StaatS- Heschäfte, dafür zu sorgen, daß eS vollständig und nngeschnrinkt die In telligenz und den Willen deS Volk- darstelle, und dieses Ziel halte er «m Ganzen seit der Umgestaltung des Parlaments durch die Reformbill für erreicht. Die Urheber der Reformbill beabsichtigten ursprünglich in Len Grafschaften bloS die von den größern Grundbesitzern unabhängigen AreehölderS und Erbpächter zur Wahl zuzulassen, aber die von der Hrundherrllchen Opposition durchgesetzte ChandoS-Clansel, welche den auf kündbarem Pacht von 50 Pfd. St. sitzenden Pächtern daS Wahlrecht gab, verfälschte diese- Princip. Neben den 375,000 FreeholderS in den Graf-