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Uscher Enthüllungen gönnen, obschon dieselben der Bestätigung im höch sten Grade zu bedürfen scheinen. Nur wenn sie un- als Quellt solcher Mittheilungen bezeichnet, die weder sie noch irgend ein Blatt in keiner Form erhielt, so müssen wir uns im Interesse der Wahrhaftigkeit da gegen verwahren. — Die Schlesische Zeitung schreibt auS Wien vom 26. Febr.: Der Rückkehr des Kürsten Schwarzenberg war ein freundliches Gerücht von der Schlichtung der Differenzen in Dresden vorangeeilt; allein schon heute widerruft man dasselbe. Die Nachricht von dem Rücktritte des Militalr- und CivilgouverneurS Frhrn. v. Melden scheint sich zu be stätigen, jedoch soll er nicht durch Feldmarschallieutenant Ottinger (Or tenburg war unrichtig), sondern durch den General Wohlgemuth er setzt werden, dessen Berufung nach Wien man hiermit in Verbindung Dringt und welcher morgen hier erwartet wird. — Von Seiten des österreichischen CabinetS ist eine Note nach Kon stantinopel abgegangen, welche unter Darlegung der Gründe die Frei lassung der in Kiutahta Jnternirten nunmehr definitiv als eine Un möglichkeit erklärt. (N.-B.) ßvesterr-ickische Monarchie. Thurotz, 18. Febr. Im Jahre 1848 wurden unter andern Din gen auch die sogenannten Richterstöcke über Bord geworfen. Adelige kannten diese Folterbank nicht, zur Herstellung der Gleichheit aller Staats bürger war daher nothwendig, daß auch die mmors ovntribuvn8 plsb8 von dieser mittelalterlichen, barbarischen Strafweise verschont bleibe. In manchen Orten war ein förmlicher Triumphzug, als die Bauern die Kollocks zu Grabe trugen. Dieser Tage erhielten nun die OrtSvorsteher, wie auch die Directoren der adeligen Dörfer den strengen Befehl, au genblicklich Richterstöcke machen und vor ihr HanS stellen zu lassen, damit auch der Fremde sogleich erkenne, wo der Richter wohnt. Wir wissen nicht, ob diese Verordnung höhern OrtS gebilligt wird oder nicht, daß sie aber unter dem Volke böses Blut macht, wissen wir; besonders der Adel, zu dem bekanntlich seit Bela'ö Flucht nach der Schlacht am Sajo ein großer Theil «inserer Bewohner sich zählt, wird sich damit nicht befreunden. (P.-Z.) — Die Oesterreichische Correspondenz schreibt aus BreScia vom 20. Febr.: Im Laufe dieser Woche wurden hier zehn standrechtliche Hin richtungen vollstreckt. So bedauerlich Dies klingt, so schien doch eine Reihe exemplarischer Abstrafungen vonnöthen, um den bösen Sinn eini ger Classen der Bevölkernng zu zähmen. Schweiz. Dem thurgauer Wächter wird geschrieben: „Die Ursache der Flucht des Rectors der dissentiser Schule, Jesuit Bäder (er ist der Päderastie beschuldigt), wird hoffentlich bewirken, daß die redlichen katholischen Geist lichen auf Abschaffung deS CölibatS dringen. Skandale, wie jeder Ka tholik weiß, daß sie bei dem Bestehenden verübt werdenkönnen die Religion nicht heben, sondern nur herabdrücken; daher wäre es am Platze, die Hierarchie würde dafür sorgen, daß keine Verbrechen aus geführt werden können. Fort mit dem Cölibat!" Daö ist eine Stimme in der Wüste; sobald das Cölibat aufgehoben ist, wird der römische Ka- IholiciSmnS menschlich, und eine menschliche, d. h. humane Religion wi derspricht den Absichten der Hierarchie. (S. Nr-Z.) — In Waadt suchte Jemand eine ganze Familie zu vergiften, was jedoch bei Zeiten entdeckt wurde. Der Thäter, ein Vater von zehn Kindern, wurde inhaftirt; im Gefängnisse erhängte er sich. Italien. **Turin, 23. Febr. Ein bennruhigendeS Gerücht drängt jetzt das andere, und trägt dazu bei, den Blick m die Sachlage der Dinge im mer mehr zu verwirren. Ich will mich darauf beschränken, Ihnen ans Ler Menge der verschiedenen Gerüchte nur das Glaubwürdige oder Fak tische mitzutheilen. Zunächst ist eS noch immer die von unserer klerikal- absolutistischen Faction zn den Dresdener Conferenzen abgesendete geheime Deputation, die zu lebhaften und entrüsteten Besprechungen Veranlassung gibt. Man will wissen, daß der Prinz von E, ein Ver wandter deS Königs, welcher noch vor kurzem ein hohes öffentliches Amt bekleidete, von welchem er wegen seiner fanatisch absolutistischen Rich tung entbunden wurde, das Projekt der Deputation eingefädelt und unter Mitwirkung einer erlauchten Matrone deS Königshauses und der ganzen Camarilla zustandegebracht habe. Die Aufgabe der Deputation war, den Dresdener Conferenzen, mit welchen sie in direkte Verhandlung ge treten sein soll, Vorstellung zu machen, daß in Piemont gar keine An hänglichkeit zum konstitutionellen Regime bestehe, daß die große Mehr heit der Bevölkerung sich nach der Rückkehr der absoluten Monarchie sehne, und daß eS nicht große Mühe kosten würde, den König von Sardinien zu bewegen, daß er abdanke und den Thronfolger unter eine Regentschaft stelle. Diese Angaben über den Zweck der Deputation wer den heute von einem großen ministeriellen Journal verbürgt. Neber das Verlangen Oesterreichs, in gewisse Festungen Pie monts österreichische Garnisonen zn legen, habe ich bereits berichtet. Heute wird von unterrichteten Personen hinzugefügt, daß Oesterreich noch andere Begehren an Piemont stelle, nämlich daß dieses die Preß-' freiheit stark beschränken, die italienische Trikolore unterdrücken, den sar dinisch-römischen Konflikt in möglichst rascher Zeit und in versöhnlichem Sinne zu Ende führen und der italienischen Emigration ohne Weiteres das Gastrechl kündigen soll. Die Regierung soll sich bereit- <ntf do- entschiedenste gegen diese Prätensionen erklärt haben, wie e- dem Gou vernement eine- unabhängigen StaatS geziemt. Der König, Die- ist eine Thatsache, hat sich gegen einen Minister in Betreff der KlüchtllngS- frage ganz unzweideutig au-gesprochen und «lfärt, daß kein italienischer Emigrirter, solange er sich de- GastrechtS nicht unwürdig zeigt, je ge zwungen werden solle, den Boden Piemont- zu verlassen, solange Sar dinien noch et» unabhängiger Staat u»d er (Victor Emanuel) dessen Regent sei. Auffallend ist eS, daß die officielle Presse, die sonst bet Berichtigungen unbegründeter Gerüchte nicht lange auf sich warten läßt, diesmal eine Menge augenscheinlich falscher Gerüchte, die aber nichts destoweniger die öffentliche Stimmung deprimiren, ganz unberücksichtigt läßt. Unmöglich kann man bet einiger Besonnenheit annehmen, daß die erwähnten Begehren Oesterreichs sämmtlich außer Zweifel stehen; denn Oesterreich würde damit nichts mehr und nichts weniger verlangen, als daß Piemont politisch sich selbst vernichte und der Oberherrschaft Rom» und Oesterreichs unterwerfe. Mitten unter den Drohungen von auswärts zeigt hie Regierung übrigens große Festigkeit und Sicherheit. Sie hat den Behörden der öffentlichen Sicherheit eingeschürft, etwanige Kundgebungen im antieon- stitutionellen Sinne genau zu überwachen und ohne Rücksicht gegen sie einzuschretten. Als ein Beispiel der Unverzagtheit deS Ministerium- kann auch noch dienen, daß der Minister deS Innern eben jetzt in der Kammer einen Gesetzentwurf zu einer jährlichen Constttutionsfeier in Pie mont eingebracht hat. Diese Feier soll jedeSmal am zweiten Sonntag doS Monats Mai statthaben und, außer zu Ehren der VerfaffungSver- leihung, zum Gedächtniß der wichtigsten konstitutionellen Institutionen, die Karl Albert 1847 bewilligte, festlich begangen werden. — Ein Offi zier der turiner Nationalgarde, welcher sich gestern mit einem absolutisti schen Abzeichen (einer himmelblauen Corarde) sehen ließ, wurde sogleich verhaftet. Nur mit Mühe entging er Gewaltthätigkeiten von Setten eines VolkshaufenS, der sich bei dieser Gelegenheit gebildet hatte. Die Auf regung ist hier überhaupt groß, und leider wird sie durch die Aufreizun gen der radikalen Presse täglich lebhafter angefacht. Im Begriff, meinen Brief zu schließen,- erfahre ich, daß der halb- officielle Risorgimento heute eine Note bringen wird, die geeignet sein soll, die Gemüther zu beruhigen. Genua, 22. Febr. Salari, Rektor des Collegiums von Savona, erhielt seine Entlassung, weil er den Studirenden die Abhaltung einer Akademie zu Gunsten der italienischen Emigration gestattete. Rom, 19. Febr. Cardinal Vizzardelli erließ heute an alle Bi schöfe folgendes Rundschreiben, welches die Lehrbücher einer Controle nach neapolitanischem Muster unterwirft: Die Keime gefährlicher Leh ren, welche viele dem Unterricht der Jugend in Religion, Moral und . Wissenschaft zum Grunde gelegten Bücher verhüllt enthalten, bestimmen die Studiencongregation, ihre Einführnng auf irgend einer Anstalt zu verhüten oder, wo DieS bereits geschehen, sie unverzüglich wieder zu ent fernen. Die Kongregation fodert zu dem Ende alle Bischöfe deS Kir chenstaats auf, jedes in den öffentlichen und privaten, Elementar- wie höhern Schulen ihrer Diöcesen eingeführte Buch streng zu prüfest und diejenigen zu beseitige», welche in irgend einer Hinsicht nach ihrem Da fürhalten der gesunden Lehre oder guten Sitten schädlich oder gefährlich werden könnten. Nach Approbation der durchaus makellos befundenen sollen die Bischöfe streüg einschärfen, daß künftig ohne einen Spreial- erlanb der Congregätion unter keiner Bedingung irgend andere an ihre Stelle gesetzt werden dürfen. Um aber das Ziel desto besser zu erreichen, sollen die Bischöfe der Kongregation alle in den Schulen gegenwärtig gebrauchten, auch die von ihnen daraus verbannten Lehrbücher unver züglich anzeigen. !(Allg. Z.) F»a«Veeich. -s-Parrs, 25. Febr. Das gestrige Jahreöfest der Republik war in mehr als einer Beziehung merkwürdig. Dit Feier hatte durchaus keinen allgemeinen Charakter, ja, an den Hauptpunkten von Paris, wie z. B. auf den Boulevards, war auch nicht die mindeste Spur davon zu sehen. Desto feierlicher aber ging eS in den minder glänzenden Stadt vierteln zu. In Notredame hatten sich die Koryphäen der Republik von 1848 eingefunden, um dem vom Erzbischöfe geleiteten Gottesdienste bei zuwohnen. Nach dem Tedeum bildete sich ein großartiger Zug, in wel chem Nationalgarde vorwalteto und der sich langsamen WegeS nach dem Bastilleplatze begab. Eine ungeheure Menschenmasse hatte sich um das Julidenkmal geschart, dessen Fuß buchstäblich mit Jmmortellenkrünzen be deckt war. Dieser Regen von gelben und schwarzen (nicht schwarzgelben) Blumen hatte etwas Düsteres und EigeüthümlicheS; die Krämer, welche die Kränze feilboten,> gaben sie zum Theil umsonst her und riefen: „Nur wer kann, zahlt!" Einen feierlichen Eindruck machten auch die Ver wundeten auS den Februartagen, meistens junge, nicht sehr kräftige Men schen, zum Theil verstümmelt, mit dürftigen, wehmüthigen Mienen. Wenn man sie so anschante, gaben sie zu der Reflexion Veranlassung: daß, wenn auch die Armee im Februar keine bedeutenden > Verlust« erlit ten, es an wahren Kämpfern auS dem Volke doch nicht gefehlt hat. Diese Krüppel sind Zeugen , daß es eine Verleumdung ist, wenn die Reaktion behauptet, eS sei im Februar weder gekämpft, noch Blut ver gossen worden, und wenn sie kein lebendes Zeugniß mehr werden ab legen können, wird die Geschichte, die kein Geschoß verkrüppeln kann,