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Brechung und sagt: Die deutsche Kaiserkrone für Oesterreich, DieS ist heute das sehr ansprechende Thema, welches die österreichische» Breß- mustkanten durch alle Variationen spielen, von den historische politischen Bewunderern der ehernen Bavaria bis herunter zu dem „Preuß schen Patrioten", der das gröbere Papier der wohlbezahlten österreich schen Plänkler mit gleichlautenden patriotischen Phantasten überschwemmt. Die deutsche Kaiserkrone, ein schöner und dabet recht mittelalterlicher Mansch; die deutsche Kaiserkrone, natürlich nur zur Hebung Preußens sowte der kleinern Königreiche und sonstigen Fürstenthümer, für deren „historisch wohlbegründete unantastbare Rechte" Oesterreich als Vorkämpfer der Le gitimität in die Schranken trat; die deutsche Kaiserkrone, vermutlich wie die KönigSkrone Ungarns als Lehn von Rußland, wenngleich auf Hoff nung und um die eigene, etwas angegriffene HauSmacht an dem schö nen deutschen Reiche zu erholen; die deutsche Kaiserkrone als Schluß stein einer uneigennützigen, ehrenhaften Politik, doch nur um Deutsch land ein- für allemal gegen wiederkehrende preußische Kaisergelüste zu versichern. Man kann nicht leugnen, „nur Lumpe sind bescheiden", und Oesterreichs Minister sind gewiegte Leute. Dennoch aber gereicht eS unS zu ganz besonderer Freude, daß „der Fuchs herausgekommen" und daß den deutschen Fürsten endlich handgreiflich der Beweis geliefert wird, wie die österreichische Politik ihre Plane und Motive niemals außerhalb der eigenen Grenzen sucht. Richt Württembergs, nicht BaiernS Königs krone, nicht SachsenS, Mecklenburgs und Hessens Sonverainetät, nicht das verbriefte garantirte Recht der deutschen Buudeöfürsten — dies Alles war es nicht, was der Fürst Schwarzenberg gegen die „revolutionaire prenßische Union" vertrat. Lappalien! Er selbst will steigen und hofft, eS werde ihm nicht fehlen, mit dem schön geschmückten Köder der Legi timität die deutschen Fürsten in das Kaiserreich zu locken; doch ist eS auch nicht leicht, bei der Umkehr von einem falschen Wege sofort mit klarem Blicke zu sondern, wo Recht und Unrecht dort sich schieden, und hat man preußischersettS, besonders in der letzten Zeit, nicht selten das Unrecht allzu ängstlich bei sich selbst gesucht: wir sind heute um eine große Täuschung ärmer und haben dabei den besten Schatz, ein gut Gewissen. — Die Kölnische Zeitung bringt auS Berlin vom 20. Febr. folgende unter den jetzigen Umständen wenigstens nicht ganz rmwahrscheinliche Nach richt': Es ist wirklich wahr, was gestern nur äks Gerücht vernommen wurde: den noch nicht entlassenen Reserven wurde gestern Abends beim Appell mit- getheilt, die gesammte Reserve werde wieder einberufen. So etwas ist geradezu unerhört in den Annalen der Kriegsgeschichte, aber freilich das ganz naturgemäße Resultat einer Politik, die von Hause aus nicht wußte, was sie will. An blindem Vertrauen auf den guten Klang seines Namens und die Feinfühligkeit seiner diplomatischen Agen ten hatte Hr. v. Manteuffel keine Ahnung davon, daß das wiener Ca- binet hinterrücks mit den Königreichen ein Abkommen finden würde, bei dem nicht allein die Duodezstaaten, sondern auch deren Patron, Preu ßen, aber freilich ein sehr unzuverlässiger Patton, nicht einmal befragt, geschweige denn berücksichtigt würden. Daher die an Staunen gren zende Verwunderung des preußischen Ministerpräsidenten, als ihm gleich nach seiner Ankunft in Dresden der Fürst Schwarzenberg kategorisch er klärte: die preußischen Vorschläge haben alle diejenigen Staaten gegen' sich, deren Stimme allein als Gewicht in die Wagschale falle, und eS bleibe daher dem Hrn. v. Manteuffel nichts übrig, als die Propvsitio- nen anzunehmen, für die Oesterreich und die Königreiche sich bereits entschieden hätten» »München, 20. Febr. Der Entwurf einer Geschäftsordnung, wie er auö der Berathung des Ausschusses hervorgegangen ist, schließt sich in allen jenen Punkten, welche nicht zwischenliegende Gesetze abzu ändern nöthigten, durchaus an die bisherigen an, wiewol dieselbe bei allen Landtagen zu unendlichen Klagen, die meistens in dem durch sie bedingten schleppenden Gange begründet waren, Veranlassung gab. Doch die Majorität knüpft eben überall an das Bestehende an nnd reformirt nur, wo Lücken eingetreten sind, die ansgefüllt werden müssen. Daö Verfassungsgesetz über den Geschäftsgang des Landtags, welches den Rah men für die Geschäftsordnung zu bilden hat, gibt viel weitere Grenzen, als der Ausschuß in diesem neuen Entwürfe der Kammer zur Annahme anempfiehlt. Der Geschäftsgang gibt der Kammer das Recht, Aus schüsse zu wählen oder erfodcrlichenfalls in Abtheilungen zu gehen: der der Berathung unterliegende Entwurf erhält nur die erste Bestimmung aufrecht und gestattet nur die bisherigen fünf ständigen Ausschüsse, welche all« Arbeiten vorzubereiten haben; doch soll die Kammer allerdings auch das Recht erhalten, für besonders wichtige Gegenstände besondere Ausschüsse zu wählen. Die Einbringung von Anträgen und Modifikationen wurde gegen früher um Vieles erschwert, sodaß jetzt jeder Antrag eine Unter stützung von 25, jeder dringliche Anttag eine von 50 Mitgliedern be darf, während bisher alle Anträge nur eine Unterstützung von 5 Mit gliedern erfoderten. Deshalb gab Abg. Gelbert, daS einzige Mitglied der Linken, rnelcheS der GeschäftSordnungScommissivn angehörte, folgende Erklärung zu Protokoll: „daß er in Erwägung, daß bei Aufstellung der Geschäftsordnung von den der Kammer durch das Gesetz von 1850 ge gebenen Befugnissen genügender Gebrauch nicht gemacht wurde, nament lich Abtheilungen nicht gebildet, den AnSschußsitznngen durch Zulassung der Antragsteller bei denselben die mögliche Oeffentlichkeit nicht gewährt, Sondergutachten nicht zulässig erklärt nnd das Einbringen von Interpel lationen nnd Modifikationen erschwert wordM sei, gegen den ganzen Antrag, wie er vom Ausschuss« proponirt, stimmte." In der heutigen Kammerfitz'tng kam der Gegenstand zur Berathung und in den ersten Paragraphen zur Beschlußfassung; die weitere DiScusston wurde bis morgen vertagt, wo zuerst über die principiellen Fragen abgestimmt wer den wird. Stuttgart, 22. Febr. Nach einer Notiz in der Deutschen Kronik dürfte an Stelle des Schwarz »röth-gvld demnächst eine andere Bun- desfarbe als gemeinsames Abzeichen der verschiedenen BundeStruppen angenommen werden. Kassel, 22. Febr. Gestern Abend rückte das bisher im Kreise Ha nau gelegene l. kurfürstlich hessische Infanterie- (Leib-) Regiment mit klingendem Spiele hier ein. Dasselbe wurde vom kurfürstlich hessischen Generalstabe an der Eisenbahn empfangen und in unsere Stadt geleitet, wo eS einkasernirt wurde. Eine zahllose Menschenmenge folgte dem Re- gimente vom Bahnhofe bis zur Kaserne unter beständigem Hurrahrufen, das allmälig so überhandnahm, daß, als die Fahne deS Regiments auf dem FriedrichSplatze in das kurfürstliche Palais gebracht wurde, eine vom Authore herbeigezogene Patrouille vom Garderegiment tinzuschrel- ten und dem tobenden Lärmen ein Ende zu machen genöthigt wat. In der Kölnischen Straße waren verschiedene Fenster mit Lichtern besetzt. (K. Z.) Hildburghausen, 19 Febr. Wie ich Ihnen vor kurzem mittheilte, batte der hiesige Gemeindevorstand den Beschluß gefaßt, zu Gunsten des Vorstehers des Bibliographischen Instituts, I. Meyer, welcher eine ihm zuerkannte vierwochentliche Gefängnißstrafe antreten sollte, durch einige seiner Mitglieder beim StaatSmtnisterium ein Gesuch um Modi fikation dieser Strafe einretchen zu lassen. Dieser Beschluß ist auch auS- geführt, jedoch die Deputation in Meiningen um deswillen nicht eben freundlich ausgenommen worden, weil ihre Verwendung einem politisch gravirten Manne galt. Doch hat das Ministerium Befehl gegeben, die den Meyer'schen Proceß betreffenden Acten einzusenden, und unsere Be völkerung hofft von dieser Maßregel, daß ste ein milderndes Erkenntniß für Meyer zur Folge haben werde. (N. C.) Hannover, 21. Febr. Bei der heutigen zweiten Berathung des Staatsdienergesetzeö stellteAbg. Missen zu §. 10: „ES soll keiner lei Vorzug der Geburt bei der Zulassung zum Staatsdienst und im Staatsdienst stattfindrn", einen Verbesserungsantrag, der im Wesentli chen dahin lautet: eS soll dabei keinerlei Vorzug der Geburt oder der Religion stattfinden. Der Antrag wurde bei der Abstimmung von über wiegender Mehrheit angenommen. — Die Hannoversche Presse berichtet, daß daS Ministerium einem etwanigen deutschen Ausschüsse der Kam mer die Aktenstücke seiner deutschen Politik vorlegen wolle. Wien, 2l. Febr. Die Wieder Zeitung veröffentlicht den Ausweis über „daS Verfahren der Insurgenten in Siebenbürgen": Siebenbürgen hat eine Bevölkerung von 2,500,000 Menschen, und die Zahl der Opfer des magyarischen TerroriömuS beträgt, die im offenen Kampfe Gefallenen nicht mit eingerechnet, nach den aus sechs Militairdistrirten (Klausen burg, Hermannstadt, Karlsburg, Retteg, Udvarhely und FogaraS) ein gegangenen Ausweisen 4834 Personen! Von diesen treffen 685 den Hermannstädter, 2104 den karlsburger, 794 den klausenburtzer, 912 den retteger, 288 den udvarhelyer und 50 den fogaraser District. Dem Ge schlechte nach waren unter den 4834 Gemordeten 4425 männlich, 340 weiblich und 69 Kinder beiderlei Geschlechts. Durch Urtel revöluttonai- rer Behörden und aufgestellter Blutgerichte sowie durch Standrecht wur den 478, auf Befehl einzelner Jnsurgentenführer ohne formölleS Urtel find 743 hingerichtet worden, dann wurden bei feindlichen Ueberfätt-n einzelner Ortschaften durch die ungarischen Insurgenten in den Häusern oder auf den Gaffen und im freien Felde 28 aufgehängt, 706 erschossen und 2879 auf sonstige Weise gemordet. — Als Nachfolger deö Grafen Buol-Schauenstein als Gesandter am russischen Hofe wird Graf Edmund Hartig, bisheriger Gesandter am kurhessischen Hofe, bezeichnet. — Der Geschäftsleiter der Jasper'schen Leihbibliothek, Albert Last, wurde wegen Verbreitung aufreizender Druckschriften zu einer Geldbuße von 300 Fl. verurtheilt, die Strafe jedoch auf die Hälfte des Betrags ermäßigt. — Einem Gerüchte zufolge soll der im Kloster zu Mölk im Exil be findliche ungarische Bischof LonovicS vomKaiser begnadigt worden sein. — Die Wiederherstellung des Freihafens von Venedig ist vom Ministerium beschlossen. — Das NeuigkeitS-Bureau meldet: Bei dem letzten Hofballe bemerkte der Kaiser, daß eine Dame von sehr altem Adel einem jungen, glän zend decorirten, aber unadeligen Offizier auf dessen Auffoderung zum Tanze etwas stolz ablehnend antwortete. Der junge Offizier zog sich verletzt zurück. Da trat der Kaiser, welcher einstweilen einige Worte mit der Erzherzogin Sophie gewechselt hatte, an ihn Hera» und sagte: „Meine Mutter wünschte gern eine Tour mit Ihnen zu tanzen." Schweiß. ^Aus der Schweiz, 20. Febr. Gestern hat nun die lebhafte De batte über die Vorfallenheiten in St.-Jmmer und Interlaken im berner Großrathe begonnen. Nachdem die Berichterstattung seitens der Regierung zu Ende war, welche sich dahin richtete, d.ie Truppenerpedi- tion, wie überhaupt sämmtliche Maßregeln der Regierung zu rechtferti gen, trat Hr. Trorler als Augen- und Ohrenzeuge einerseits, anderer-