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8. PHILHARMONISCHES KONZERT Festsaal des Kulturpalastes Dresden Sonnabend, den 12. April 1986, 20.00 Uhr Sonntag, den 13. April 1986, 20.00 Uhr öresoner pbiilbisrnnionii^ Dirigent: Libor Pesek, CSSR Solist: Aci Bertoncelj, SFR Jugoslawien, Klavier Wolfgang Amadeus Mozart 1756-1791 George Gershwin 1898-1937 Josef Suk 1874-1935 Sinfonie D-Dur KV 534 (Prager) Adagio — Allegro Andante Presto Concerto in F für Klavier und Orchester Allegro Andante con moto Allegro agitato Erstaufführung PAUSE Pohädka (Märchen) - Suite für Orchester op. 16 I. Liebe und Leid der Königskinder (Adagio, ma non troppo) II. 1. Intermezzo: Volkstanz (A la Polka) III. 2. Intermezzo: Trauermusik (Andante sostenuto) IV. Königin Runas Fluch — Sieg der Liebe (Allegro appassionato — Andante maestoso — Adagio, ma non troppo) Erstaufführung Das Konzert wird von Radio DDR, Sender Dresden, aufgezeichnet und im Rahmen des „Dresdner Abends" am 22. April 1986 gesen det. LIBOR PESEK schloß 1956 seins Dirigentenausbildung an der Akademie der musischen Künste in Prag ab und wirkte zunächst als Korrepetitor am Theater Plzen und danach am Nationaltheater Prag. Mit zwei von ihm gegründeten Kammerensembles erlangte er in den 60er Jahren sowohl in- als auch ausländische Erfolge. 1963—1969 war er Dirigent des Nordböhmischen Sin fonieorchesters Teplice. 1969-1975 leitete er das hollän dische „Frysk Orkest" in Leouwarden, danach wurde er Chefdirigent des „Overijssels Philharmonisch Or- kest" in Enschede (Niederlande) und arbeitete auch ständig von 1970—1977 mit dem Staatlichem Kammer orchester Pardubice zusammen, mit dem er zahlreiche Länder bereiste und Schallplatteneinspielungen vor nahm. Inzwischen gehört Libor Pesek längst zu den führenden Dirigentenpersöniichkeiten der CSSR, ist ständiger Gast bei den großen Orchestern und Thea tern seines Landes und wirkt als Dirigent der Tsche- chj^j^n Philharmonie in Prag. Auslandsverp'lichtungen ihn, der mit dem Titel „Verdienter Künstler" gSI^R wurde, in die meisten Länder Europas und in die USA. Etliche seiner Schallplattenproduktionen er hielten internationale Preise. ACI BERTONCELJ wurde 1939 in Ljubljana geboren und begann seine pianistische Ausbildung in früher Kindheit. An der Musikakademie seiner Heimatstadt, an der er heute selbst neben seiner internationalen Konzerttätigkeit als Professor lehrt, legte er 1960 sein Staatsexamen als Schüler von Prof. Hilda Horak ab. Danach vertiefte er seine Ausbildung noch bei Pierre Sancan am Conservatoire in Paris und bei Guido Agosti in Rom. Konzerte in der UdSSR, in der CSSR, der VR Bulgarien, SR Rumänien, in Frankreich, Däne mark, Italien, Österreich, in Kanada und in der BRD bestätigten ihn als profilierten Künstler. Rundfunk- und Schallplattenauinahmen vermehrten darüber hin aus sein Ansehen. ZUR EINFÜHRUNG Unter den Orchesterwerken Wolfgang Amadeus Mozarts nimmt die Sinfo nieD-Dur KV504 einen hohen Rang ein. Sie führt den Namen „Prager Sinfonie", weil sie — zwischen „Figaros Hochzeit" und „Don Giovanni" komponiert — am 19. Januar 1787 in Prag uraufgeführt worden ist. Sie hat eine große, langsame Einleitung voller Spannung, zugleich voller Gesang und Weh mut. Im anschließenden Allegro des ersten Satzes schwingt die Spannung der Einleitung in den Synkopen noch noch, während das Hauptthema in Terzen und in den Mittelstim men gesungen wird. Obwohl das Gegenthema bei der Wiederholung in Moll erklingt, gewinnt der tragische Ton nicht die überhand. Die Stimmungssphäre des zweiten Satzes (Andan te) weist in ihrer erregten Gespanntheit die Legende von Mozarts „Rokokoliebreiz" weit von sich, ein wolkenloser Himmel wölbt sich nur über dem zweiten Seiten thema in D-Dur, der Dominante des G-Dur-An dantes. Warum die Sinfonie kein Menuett hat, also nur dreisätzig ist, wissen wir nicht. Der Finalsatz deutet nochmals durch seine Synko pen auf die Erregung der ganzen Sinfonie hin, dabei fällt er musikalisch liebenswürdiger aus als der erste Satz: Das Konzertieren zwischen Streichern und Bläsern führt zu reizenden und wirkungsvollen Effekten. Im Milieu der amerikanischen Vergnügungs industrie wuchs George Gershwin auf. Er wurde 1898 in Brooklyn in wenig musikin teressierter Umgebung geboren. Der Sechzehn jährige begann seine künstlerische Laufbahn in der „tin pan alley", dem Zentrum der New Yorker Unterhaltungsindustrie, als Liedbear beiter, schrieb dann selbst eine große Zahl solcher Lieder, die ihm erste Erfolge brachten. Er, der zwischen der Geldarbeit Bachs „Wohl temperiertes Klavier" studierte, zeigte in sei nen Songs und Tanzschlagern besondere Be gabung für volkstümliche Lyrik. Obgleich er selbst nie Jazz schrieb, entnahm er dem Jazz wichtige Elemente für seine eigene musikali sche Sprache. Das wurde in seinen zum Teil gesellschaftskri tischen Broadway-Musicals ebenso deutlich wie in seinem wichtigsten Werk, der Negeroper „Porgy and Bess" (1935). Gershwin, der seine Werke als glänzender Pianist oft selbst zum Erfolg führte, war bestrebt, aus der Verbindung von Elementen der typisch amerikanischen Unterhaltungs kunst, des Jazz und der „seriösen" Musik eine ganz eigene musikalische Sprache zu schaffen. Heute gelten seine besten Werke als bis da hin bedeutendstes Zeugnis nordamerikanischer Tonkunst. Begegnungen mit Ravel, Milhaud, Poulenc und Strawinsky brachten dem rastlos Schaffenden Anregungen. Er starb allzu früh in Hollywood an einem Gehirntumor. Walter Damrosch, Chefdirigent des Orchesteir der New Yorker Symphony Society, gab Gersll win den Auftrag für sein dreisätziges Kla vierkonzert in F . Der Komponist wollte in ihm die Atmosphäre der Großstadt New York einfangen und hatte ursprünglich die Ab sicht, es „New York Concerto" zu nennen. Es wurde am 3. Dezember 1925 mit den New Yorker Symphonikern unter Damrosch und mit Gershwin als Solisten mit triumphalem Erfolg in der Carnegie Hall uraufgeführt. Gershwin hat in dem Werk die traditionelle Konzert form in Grundrissen beibehalten. Aber hier wie bereits in der „Rhapsody in Blue" findet sich auch jener improvisatorisch anmutende Grundzug, der für den Stil des Komponisten so charakteristisch ist. Donnernde Pauken eröffnen den ersten Satz (Allegro). Wenige Takte später tritt im Fagott eine punktierte melodische Gestalt auf, deren Ragtimerhythmus unverkennbar ist. Sie stellt das Hauptthema des ganzen Satzes dar. Das lyrische zweite Thema, das mit seinen Glissandi und seinen rhythmischen Wendungen ein ty pisches Beispiel der Lyrik Gershwins ist, wird zuerst vom Klavier intoniert. Häufiger Wechsel der Stimmungen, der Tempi, ständiger Wechse 1 der Ausdruckshaltungen geben dem Satz d4 Profil. Im Solopart wechseln lockere melodisch! Arabesken und donnernde Akkordreihungen. Ein verhaltener Hornruf führt in den zweiten Satz (Andante con moto). In zarten Farben, meisterlich instrumentiert, ist dieser langsame Teil das Herzstück des Konzertes. Die Klarinet ¬ ten schaffen den Klanghintergrund, vor dem die gedämpfte Trompete eine aus dem Horn ruf entwickelte, träumerische Melodie intoniert. Das Klavier setzt mit witzigen Vorschlägen ein und beschleunigt das Grundtempo. Gleichsam improvisierend entwickelt sich das musikalische Geschehen. In einer Kadenz führt das Soloin ¬ strument einen neuen melodischen Gedanken